Das erste Konsulat Caesars und seine Bedeutung für den Ausbruch des Bürgerkriegs


Term Paper (Advanced seminar), 2005

19 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Caesars erstes Konsulat im Überblick

3. Die Machtkonstellation in Rom nach Caesars Konsulat

4. Der Weg zum Bürgerkrieg

5. Sind bereits im ersten Konsulat Caesars Gründe für den Bürgerkrieg zu finden?

6. Schlussbemerkungen

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

„Wozu viele Worte vor Dir über den Staat? Er ist dahin, ganz und gar dahin!“[1]. Dies schreibt Cicero an seinen Freund Atticus im Juli des Jahres 59 v. Chr. Es war das Jahr des ersten Konsulates des Gaius Iulius Caesar. Dem berühmten römischen Redner sollen keine hellseherischen Fähigkeiten unterstellt werden, doch bereits zu diesem Zeitpunkt schien er zu ahnen, dass mit dem ersten Konsulat Caesars und seiner Politik eine Wende in der römischen Republik eingeläutet worden ist.

Im Jahre 59 v. Chr. tritt Caesar sein erstes Konsulat an, im Jahr zuvor schloss er ein Zweckbündnis mit Marcus Licinius Crassus und Gnaeus Pompeius Magnus, das so genannte erste Triumvirat. Diese informelle Verbindung zwischen den drei Politikern sollte entscheidend für die weitere Entwicklung des römischen Staates sein. Nach seinem Konsulat tritt er sein Kommando in Gallien an. Es war zunächst auf fünf Jahre begrenzt, tatsächlich kehrte Caesar aber erst im Jahre 49 v. Chr. nach Rom zurück, diesmal als Feind des Staates. Denn im Januar 49 v. Chr. beginnt der Bürgerkrieg und das Ende der Republik ist damit besiegelt.

Auf dieser sehr vereinfachten Darstellung will ich es natürlich nicht beruhen lassen. In dieser Arbeit soll nach der Bedeutung von Caesars erstem Konsulat für den Ausbruch des Bürgerkriegs gefragt werden. Waren bereits damals Tendenzen für die spätere Entwicklung sichtbar? Sind bereits im ersten Konsulat Caesars Gründe für den Bürgerkrieg zu finden? Wurde schon 59 v. Chr. ein Weg eingeschlagen auf dem es kein zurück mehr geben konnte? Oder sind die wirklichen Gründe für den Bürgerkrieg erst später, während Caesars Abwesenheit von Rom zu finden? Im Rahmen dieser Arbeit soll versucht werden auf all diese Fragen Antworten zu geben.

Dazu erscheint es mir aber zunächst notwendig einen kurzen Abriss der Ereignisse von 60 v. Chr. bis 49 v. Chr. zu geben. Ein Überblick über das Zustandekommen des so genannten ersten Triumvirats und die wichtigsten Maßnahmen und Entwicklungen im ersten Konsulat Caesars soll den Anfang machen. Danach soll die Machtkonstellation in Rom nach dem Konsulat dargestellt werden. Hier wird der Konflikt zwischen den Triumvirn (Caesar, Pompeius und Crassus) und den Optimaten im Senat, allen voran der jüngere Cato, im Mittelpunkt stehen. Die Außenpolitik, vor allem Caesars Prokonsulat in Gallien, wird weitestgehend außen vor gelassen um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen. Danach gilt es den Weg zum Bürgerkrieg darzustellen. Hier wird dem Verhältnis Caesar – Pompeius – Senat besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.

Danach sollen die dargestellten Ereignisse mit den zuvor aufgeworfenen Fragen in Verbindung gebracht werden und natürlich eine Beantwortung angestrebt werden um die Bedeutung Caesars ersten Konsulats für den Ausbruch des Bürgerkriegs gewissermaßen aufzudecken.

In der neueren Forschung ist die Spätphase der römischen Republik sehr genau untersucht worden. Dies ist vor allem der sehr guten Quellenlage aus dieser Zeit zu verdanken. Ciceros Briefe an seinen Freund Atticus[2] bieten zwar eine subjektive Sichtweise sind aber sehr zeitnah. Des Weiteren wurden hier die römische Geschichte von Cassius Dio[3], die Lebensbeschreibungen Alexander / Caesar von Plutarch[4] und mit Einschränkungen die Leben der Caesaren von Sueton[5] verwendet.

Im Folgenden soll kurz auf die neuere Forschungsliteratur eingegangen werden. Einen guten Überblick über die Ereignisse der späten römischen Republik bietet Karl Christ (1993)[6]. Die Caesar-Biografie von Christian Meier[7] fand Verwendung ebenso wie die in einigen Punkten etwas eigenwillige Darstellung von Wolfgang Will[8]. Um eine andere Perspektive zu erlangen wurden die Darstellungen über Pompeius von Matthias Gelzer[9] und wiederum von Karl Christ (2004)[10] verwendet. Einen ersten Überblick konnte Martin Jehne[11] geben.

2. Caesars erstes Konsulat im Überblick

Um also die aufgeworfenen Fragen beantworten zu können soll zunächst ein Überblick über das Konsulat des Caesar gegeben werden. Dies ist jedoch nach meiner Ansicht nicht möglich ohne auch die Ereignisse im Vorfeld des Konsulats kurz zu beleuchten. Die Protagonisten sind natürlich Caesar, Pompeius und Crassus.

Caesar kehrte nach seiner Statthalterschaft in Südspanien nach Italien zurück, um seinen Triumph zu feiern und um sich um das Konsulat zu bewerben.

Pompeius wurde in Rom von den Zeitgenossen, als der wichtigste und stärkste Mann im Staat angesehen der schon seit längerem versuchte im Senat eine Landversorgung in Form eines Ackergesetzes für seine Veteranen durchzusetzen[12], aber er kämpfte auch für eine geschlossene Annahme des Neugeschaffenen Status in der Provinz Asia.

Crassus seinerseits kämpfte schon, wie Cicero in einem Brief an seinen Freund Atticus berichtet[13], seit geraumer Zeit für Steuerpächter in Asien, unter denen er sich zweifellos auch befand, um die Ungültigmachung der Pachtverträge, da man sich verspekuliert hatte.

Allen drein verweigerte der Senat, der nach der Niederschlagung der Catilinarischen Verschwörung mit einem neuen Selbstvertrauen ausgestattet war, in irgendeiner Form die Durchsetzung der jeweiligen Interessenlagen.

Im Falle Caesars, der nur als Privatmann an den Konsulatswahlen teilnehmen durfte und somit seinen Triumph nicht feiern konnte, verzögerte Cato, wie Plutarch in den Leben der Caesaren schreibt[14], eine Abstimmung über eine Ausnahmeregelung für Caesar. Entgegen den Erwartungen seiner Gegner entschied er sich jedoch dafür auf den Triumph zu verzichten und räumte somit seiner Bewerbung um das Konsulat eine höhere Priorität ein.

Es steht wohl fest, dass die Initiative für das Bündnis mit Pompeius und Crassus von Caesar ausging[15], unklar ist allerdings der genaue Zeitpunkt. Es spricht allerdings einiges dafür, dass die Verständigung mit Pompeius erst nach den Konsulatswahlen statt fand, da Caesar zuvor ein Wahlbündnis mit Lucius Lucceius, welcher sich ebenfalls um das Konsulat bewarb, geschlossen hatte und daher Pompeius’ Hilfe wohl nicht benötigte um gewählt zu werden. Bei dem geschlossenen Bündnis mit Pompeius und Crassus handelte es sich lediglich um eine informelle Absprache, die die Unterstützung zur Erreichung der jeweiligen Ziele zusichern sollte[16]. Der weit verbreitete Ausdruck Triumvirat ist hier falsch[17], darauf soll hier aber nicht näher eingegangen werden.

Vorab sei hier schon gesagt, dass sogleich nach Beginn seines Konsulats deutlich wurde, welche Art von Politik Caesar zu machen gedachte. Sein Amtskollege war Bibulus, dessen Wahl vom Senat erwünscht und durchgesetzt worden war und mit dem Caesar schon vorher aneinander geraten war[18]. Anfangs versuchte Caesar sich wohl mit diesem zu verständigen. Ob dies nur Pseudoversuche waren, lässt sich nicht genau sagen, jedenfalls scheiterten sie. Gleich zu beginn seiner Amtszeit machte er sich daran die Interessen des Dreibundes durchzusetzen. Er legte dem Senat ein neues Ackergesetz vor, das inhaltlich wohl äußerst sinnvoll war[19], und bat um Stellungnahmen. Schon dies rief einen Eklat im Senat hervor: der jüngere Cato sprach sich in einer seiner Dauerreden gegen das Gesetz aus, weil er erkannte, dass das Gesetz Pompeius in die Hände spielen (denn es würde dessen Forderungen von 60 v. Chr. erfüllen) und Caesars Prestige beim Volk erhöhen würde. Sodann nahm der erste Skandal in Caesars Konsulat seinen Lauf. Er ließ Cato abführen und ins Gefängnis werfen, als sich aber mehrere Senatoren anschickten Cato zu folgen, ließ er ihn wieder gehen. Der Senator Marcus Petreius soll sogar zu Caesar gesagt haben „Lieber will ich mit Cato im Gefängnis als mit dir hier zusammen sein.“[20] Cassius Dio berichtet weiter, dass Caesar daraufhin den Senat mit folgender Bemerkung entließ: „Ich habe euch zu Richtern und Herren über dieses Gesetz gemacht, damit es, sofern euch etwas daran missfallen sollte, nicht vor das Volk gebracht wurde. Nun, da ihr keinen Vorentscheid treffen wollt, wird das Volk selbst entscheiden.“[21] Daraufhin legte er das Gesetz der Volksversammlung vor, doch diesmal intervenierte sein Amtskollege Bibulus und rief: „Ihr werdet das Gesetz im laufenden Jahre nicht bekommen, selbst wenn ihr alle es wollt.“[22] Pompeius unterstütze das Gesetz und kündigte an, er werde zur Not zu den Waffen greifen, Bibulus versuchte eine Abstimmung durch Himmelsbeobachtungen und Manipulationen des Kalenders (er legte Feiertage auf die Abstimmungstermine) zu verhindern. Caesar berief die Volksversammlung dennoch ein, Bibulus wurde mit Mist beworfen, die Gegner des Gesetzes verprügelt und verjagt[23] und das Gesetz schließlich angenommen. Anschließend ließ Caesar alle Senatoren einen Eid auf das Gesetz ablegen.

Schon an dieser Episode wird deutlich wie verhärtet die Fronten zwischen dem Dreibund, mit Caesar an der Spitze, und den Optimaten, allen voran Cato und Bibulus, zu diesem Zeitpunkt schon waren. Bibulus zog sich in sein Haus zurück, beobachtete den Himmel und verfasste bitterböse Schriften über Caesar, welche er in Rom anschlagen ließ und die beim Volk so beliebt waren, dass es an den Stellen wo sie ausgehangen waren, auf Grund der großen Anzahl der Leser zu regelrechten Verstopfungen auf den Straßen Roms kam.[24] Die Optimaten wollten jeden Vorschlag Caesars verhindern, da sie einen Zuwachs seiner Macht fürchteten, Caesar dagegen überging alle verfassungsrechtlichen Bindungen und Obstruktionsmittel um seine Anträge durchzusetzen. Da sich Bibulus, wie erwähnt, in sein Haus zurückgezogen hatte, riss Caesar die politische Initiative an sich und überging damit altehrwürdige Traditionen der politischen Auseinandersetzung. Nicht mehr der Senat war nun die legislative Kraft, sondern die Volksversammlung. Nicht mehr die Volkstribune initiierten die populare Gesetzgebung, sondern vom Konsulat, also von Caesar allein, ging diese Initiative nun aus.

Dieses Vorgehen wandte Caesar von nun an bei allen Anträgen an. Auf diese Weise erreichte er auch die von Crassus herbeigesehnte Reduzierung der Pachtsummen für die Provinz Asia und brachte ein Gesetz zur Anerkennung von Pompeius’ Verwaltungsmaßnahmen im Osten durch.[25] Dem römischen Volk blieb die rigorose Vorgehensweise Caesars natürlich nicht verborgen und es reagierte wohl mit Unmut darauf, wie Cicero von einer Situation im Theater zu berichten weiß: „Das Händeklatschen erstarb sofort, als Caesar auf der Bildfläche erschien,…“[26]. Weitere wichtige Ereignisse, die nicht unerwähnt bleiben dürfen waren die Durchsetzung von Caesars zweitem Ackergesetz, dem „lex de agro Campano“ und der Adoption des P. Clodius durch einen Plebejer, damit dieser sich um das Volkstribunat bewerben konnte. Er sollte in den nächsten Jahren noch eine entscheidende Entwicklung für die Ereignisse in Rom spielen. Zudem suchte Caesar sein Verhältnis zu dem wohl doch hin und wieder wankelmütigen Pompeius zu festigen (zumal die Ziele des Dreibundes zumindest aus Pompeius’ Sicht erreicht waren) und gab ihm seine Tochter Iulia zur Frau. Diese Ehe entwickelte sich sogar zu einer innigen Liebe zwischen Pompeius und Iulia und Caesar hatte diesen damit zunächst wieder an sich gebunden.

[...]


[1] Cic. Att. 2, 21, 1

[2] Cicero: Epistulae ad Atticum.

[3] Cassius Dio: Römische Geschichte. Buch 38 - 41

[4] Plutarch: Alexander / Caesar: Lebensbeschreibungen

[5] Sueton: Leben der Caesaren

[6] Christ, Karl: Krise und Untergang der römischen Republik. 3., um einen Nachtrag erweiterte Auflage. Darmstadt 1993

[7] Meier, Christian: Caesar. Berlin 1982

[8] Will, Wolfgang: Julius Caesar: eine Bilanz. Stuttgart ; Berlin ; Köln 1992

[9] Gelzer, Matthias: Pompeius: Lebensbild eines Römers. Nachdruck der 2. überarbeiteten Auflage. Wiesbaden ; Stuttgart 1984

[10] Christ, Karl: Pompeius. Der Feldherr Roms. München 2004

[11] Jehne, Martin: Caesar. 3. Auflage. München 2004

[12] „Der Senat tritt dieser ganzen Ackergesetzgebung entgegen in dem Argwohn, man erstrebe damit nur eine neue Machtstellung für Pompeius; der aber hat sich darauf versteift, das Gesetz durchzubringen.“ (Cic. Att. 1, 19, 4)

[13] „Die Steuerpächter in Asien, die von den Zensoren gepachtet haben, beklagten sich, sie hätten sich verspekuliert und zu hohe Pacht bezahlt; nun forderten sie die Ungültigmachung der Pachtverträge.“ (Cic. Att. 1, 17, 8)

[14] Plut. Caes. 13

[15] „Ferner söhnte er (Caesar) Pompeius mit dessen altem Feind Marcus Crassus wieder aus; während ihrer Konsulatszeit hatten sich nämlich beide erbittert befehdet.“ (Suet. Caes. 19)

[16] „Er selbst ging mit beiden ein Bündnis ein, dass nichts im Staate geschehen solle, was einem der drei missfalle.“ (Suet. Caes. 19)

[17] Jehne, Seite 40

[18] Christ (1993), Seite 291

[19] Christ (1993), Seite 291 – 292 stellt den Inhalt des Ackergesetzes relativ ausführlich dar. Auch Cassius Dio berichtet in Buch 38, 1 ausführlich.

[20] Dio 38, 3, 2

[21] Dio 38, 3, 3

[22] Die 38, 4, 3

[23] Suet. Caes. 20

[24] Cic. Att. 2, 21, 4

[25] Christ (1993), Seite 293 – 294 geht näher auf diese zwei Maßnahmen ein.

[26] Cic. Att. 2, 19, 1

Excerpt out of 19 pages

Details

Title
Das erste Konsulat Caesars und seine Bedeutung für den Ausbruch des Bürgerkriegs
College
Dresden Technical University
Grade
1,7
Author
Year
2005
Pages
19
Catalog Number
V42969
ISBN (eBook)
9783638408769
ISBN (Book)
9783656202066
File size
470 KB
Language
German
Keywords
Konsulat, Caesars, Bedeutung, Ausbruch, Bürgerkriegs
Quote paper
Marko Rosploch (Author), 2005, Das erste Konsulat Caesars und seine Bedeutung für den Ausbruch des Bürgerkriegs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42969

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