Seit dem Antrag der Türkei auf assoziierte Mitgliedschaft mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) am 31.07.1959 sind nun beinahe 50 Jahre vergangen. Es werden auch bis zum endgültigen Beitritt zur Europäischen Union (EU) sicherlich noch einige weitere Jahre hinzukommen. Trotz der diversen Rückschläge, welche die Türkei im Laufe dieser Zeit hat einstecken müssen, verfolgt sie beständig ihr Ziel EU-Beitritt. Man kann sogar ein gewisses Muster im Ablauf der Verhandlungen erkennen. Der Handlungsstrang innerhalb der Politik der Türkei gegenüber der Europäischen Union lässt sich in vier Phasen unterteilen, die immer die gleiche Kette von Ereignissen aufweisen: Die Türkei beginnt zunächst euphorisch, wird dann durch die EU durch Auflagen vertröstet, darauf folgt Enttäuschung in der Türkei, gefolgt von den notwendigen, geforderten Reformen, die zu einem erneuten euphorischen Versuch führen. Warum lässt sich die Türkei trotz der sich ständig wiederholenden Ablehnung nicht entmutigen und versucht immer wieder Mitglied zunächst in der EWG und später in der EG bzw. EU zu werden? Eine mögliche Erklärung bietet die IB-Theorie des Neorealismus von Kenneth Waltz. Danach versuchen Staaten im internationalen System sich dem erfolgreichsten, hier also der Europäischen Union, anzuschließen. Ob der Neorealismus wirklich dazu geeignet ist das beständige türkische Bestreben in Richtung Europa zu erklären, soll im folgenden diskutiert werden. Dazu wird zunächst kurz die Theorie von Waltz näher betrachtet, dann ihre Anwendbarkeit auf die einzelnen Phasen des Beitritts der Türkei überprüft und schließlich erläutert ob der Neorealismus im Vergleich zu anderen Theorien der Internationalen Beziehungen wirklich die größte Erklärungskraft hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Neorealismus als Erklärungstheorie für die EU-Politik der Türkei
- Theoretische Grundlagen: Der Neorealismus nach K. Waltz
- Die EU-Politik der Türkei
- Phase I (1959 - 1980)
- Phase II (1980-1995)
- Phase III (1995-1999)
- Phase IV (1999-2004)
- Abgrenzung zu anderen Theorien der IB: Stärken und Schwächen des Neorealismus als Erklärungstheorie
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das beständige Bestreben der Türkei, Mitglied der Europäischen Union zu werden, im Kontext der neorealistischen Theorie von Kenneth Waltz. Die Analyse fokussiert sich darauf, ob der Neorealismus als geeignetes Instrument zur Erklärung der türkischen EU-Politik dienen kann.
- Die theoretischen Grundlagen des Neorealismus nach Kenneth Waltz
- Die Anwendung des Neorealismus auf die verschiedenen Phasen der EU-Politik der Türkei
- Eine vergleichende Analyse der Erklärungskraft des Neorealismus im Vergleich zu anderen Theorien der Internationalen Beziehungen
- Die Bedeutung des Sicherheitsstrebens der Türkei im internationalen System
- Die Rolle der Machtverhältnisse und des Gleichgewichts der Kräfte in der türkischen EU-Politik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung präsentiert den Kontext der türkischen EU-Politik und skizziert die vier Phasen der türkischen Beitrittsverhandlungen. Sie stellt die Frage, ob der Neorealismus ein geeignetes Instrument zur Erklärung des türkischen Strebens nach Europa ist.
- Neorealismus als Erklärungstheorie für die EU-Politik der Türkei: Dieses Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen des Neorealismus nach Kenneth Waltz und seine Anwendung auf die türkische EU-Politik. Es beschreibt die drei Analyseebenen des Neorealismus und die Rolle von Machtverhältnissen und Sicherheitsstreben im internationalen System.
- Phase I (1959 – 1980): Dieses Kapitel analysiert die erste Phase der türkischen EU-Politik, die mit dem Antrag auf assoziierte Mitgliedschaft in der EWG beginnt. Es werden die historischen und politischen Hintergründe dieser Phase sowie die Rolle des Sicherheitsinteresses der Türkei im neorealistischen Kontext betrachtet.
- Phase II (1980-1995): Dieses Kapitel analysiert die zweite Phase der türkischen EU-Politik, die geprägt ist von Rückschlägen und Auflagen seitens der Europäischen Union. Es untersucht die Reaktionen der Türkei auf diese Herausforderungen und die Rolle des Neorealismus als Erklärungsmuster.
- Phase III (1995-1999): Dieses Kapitel beleuchtet die dritte Phase der türkischen EU-Politik, die durch eine erneute Annäherung und die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen gekennzeichnet ist. Es analysiert die türkischen Reformbemühungen und die Rolle des Neorealismus in diesem Kontext.
- Phase IV (1999-2004): Dieses Kapitel konzentriert sich auf die vierte Phase der türkischen EU-Politik, die mit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen beginnt. Es untersucht die Herausforderungen und Chancen dieser Phase aus der Perspektive des Neorealismus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Neorealismus, Internationale Beziehungen, EU-Politik, Türkei, Sicherheitsinteresse, Machtverhältnisse, Gleichgewicht der Kräfte, Beitrittsverhandlungen, Assoziierte Mitgliedschaft, EWG, EG, EU, relative gains und "like units".
- Citation du texte
- M.A. Sebastian Schäffer (Auteur), 2005, Die EU-Politik der Türkei aus Sicht des Neorealismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43107