Wertesystem und Werteproblematik in 'La serrana de la Vera' von Luis Vélez de Guevara


Seminararbeit, 2000

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wertvorstellungen im Stück
2.1 Ehre
2.1.1 „Angeborene“ Ehre (= el honor)
2.1.2 „Erworbene“ Ehre (=la honra, la opinión)
2.1.3 Die Bauernehre
2.1.4 Ehre des Mannes und Ehre der Frau
2.1.5 Ehrverlust und Ehrrettung
2.2 Gerechtigkeit
2.3 Treue
2.2.1 Treue zum König
2.2.2 Treue in der Ehe
2.4 Schönheit

3. Schlußdarstellung

4. Bibliographie

1. Einleitung

In der Literatur, und somit auch im Theater des Siglo de Oro, spielen Werte eine sehr wichtige Rolle. Das Theater spiegelt das Wertesystem der jeweiligen Zeit und ihrer Gesellschaft wider. In der folgenden Arbeit soll aus dem Stück „La serrana de la Vera“ von Vélez de Guevara das Wertesystem herausgearbeitet werden, um dann auf Wertekonflikte verweisen zu können.

Erst muß jedoch definiert werden, welcher Wertebegriff vorausgesetzt werden soll. Hier wird die Definition von Andreas König als Grundlage genommen, die dann aber noch der Ergänzung bedarf.

Königs zweigeteilte Definition lautet:

„Die kognitive Orientierung strukturiert – meist unbewußt – das Denken des Individuums; sie gibt ihm die Möglichkeit, die Gegebenheiten seiner Welt zu dechiffrieren und zu handeln. „

„Werte sind jener Teil der kognitiven Orientierung, die über die reine Möglichkeit des Handelns hinaus dem Individuum bezeichnen, was es tun soll und ihm darüber ein positives oder negatives Selbstwertgefühl geben können.“[1]

Hinzufügen muß man der Definition noch, daß Werte etwas in der Gesellschaft gewachsenes sind und daß sie über die Erziehung vermittelt werden.

In “La serrana de la Vera“ ist der wichtigste Wert die Ehre. Mit ihr soll in der Arbeit begonnen werden. Es handelt sich eigentlich um einen ganzen Wertekomplex, da die Ehre andere Werte wie z.B. Mut, Tapferkeit, Limpieza de la sangre miteinbezieht. Der Reihe nach soll das Stück auf die „angeborene“ Ehre, die „erworbene“ Ehre, die Bauernehre, die Ehre des Mannes im Unterschied zur Ehre der Frau und Ehrverlust und Ehrrettung untersucht werden. Die Gerechtigkeit, die Treue und die Schönheit werden dann als weitere im Stück behandelten Werte zur Sprache kommen. Die übrigen Werte, die sich herauslesen lassen wie z.B. Liebe, Freiheit und Freundschaft werden in dieser Arbeit wegen ihrer geringen Bedeutung ausgeklammert.

Die Schlußdarstellung faßt nochmals kurz die Ergebnisse zusammen und bietet eigenen Gedanken zum Stück Platz.

2. Wertvorstellungen im Stück

2.1 Ehre

2.1.1 „Angeborene“ Ehre (= el honor)

Die sogenannte „angeborene“ Ehre, im Spanischen „el honor“, legt fest, daß ein Individuum Anspruch auf Achtung seiner Person hat und daß dieser Anspruch gesellschaftlich anerkannt ist. Dies gilt nur für den Adel (= la nobleza). Abstrakt betrachtet war der König der Mittelpunkt der Ehre, und um so näher man dem König in der Rangfolge stand um so mehr Ehre genoß man. Der Hochadel war dem König am nächsten, und von da an führte es über den niedrigeren Adel hinunter bis zu den armen und landlosen Arbeitern, denen der Adel keine Ehre zugestand.[2]

Ein wichtiger Begriff, der hier eine Rolle spielt ist der des „noble sangre[3], welchen Giraldo gegenüber don Lucas gebraucht. Die adlige Herkunft reicht also schon aus, um Ehre für sich beanspruchen zu können.

Das Recht auf den Anspruch auf Ehre ist für die Adligen jedoch auch mit der Pflicht verbunden sich offen, freundlich, loyal, ehrlich und mit Respekt vor der Ehre der anderen zu verhalten. Dies wird meist, wenn es sich bei dem Gegenüber um einen im Rang tiefer Stehenden handelt, als „merced“ (= Gnade, Gunst) bezeichnet.

Am deutlichsten erscheint dieser Gedanke der Gunstbezeigung in der Szene als Gila den Stier besiegt, und der König voller Bewunderung sagt: „Merzedes le quiero hacer a esa muger;...[4]. Aber auch als don Lucas Giraldo mitteilt, seine Tochter heiraten zu wollen, lehnt dieser dieses Vorhaben erst mit den Worten ab: „...no admitir la merzed, señor don Lucas,...[5].

Auch die Ehre der Frau ist eine „angeborene“ Ehre. Diese wird jedoch unter 2.1.4 nochmals extra und ausführlich erläutert, da sie für das Stück ganz besondere Relevanz hat.

2.1.2 „Erworbene“ Ehre (=la honra, la opinión)

Die sogenannte “erworbene” Ehre bezieht sich auf die Ehre, die einem durch erworbene Eigenschaften wie Erziehung, Status, Besitztum, und Taten zu Teil wird. Es handelt sich dabei vor allem um die Meinung der anderen Menschen und den Ruf, den man in gesellschaftlichen Kreisen besitzt. Deswegen wird im Spanischen diese Art der Ehre auch “la opinión” genannt. Die erworbene Ehre ist eine fast ausschließlich männliche Ehre (dazu mehr unter 2.1.4.) und ist wiederum zum größten Teil auf den Adel beschränkt, da nur der Adel sich entsprechende Erziehung leisten und Besitztum mehren konnte.

Ehre erwerben konnten die Männer am ehesten im Krieg durch ihren Mut ihre Tapferkeit und durch Siege über die Feinde. Während der Reconquista gab es in den Rückeroberungskriegen genug Möglichkeiten sich im Kampf Ehre zu erwerben.

Mut (= valor) und Tapferkeit (= valentía) sind eigentlich eigenständige Werte. Im Stück tauchen diese und ähnliche Begriffe wie z.B. la bizarría und el brío sehr häufig auf. Am häufigsten beziehen sie sich auf Gila, doch dazu später.

Don Lucas beschreibt seine Vorfahren als “valerosos[6], Gila sagt über das Königspaar “... que bien el valor del pecho...”[7] und über Rodrigo “Bien el valor de su espada”[8]. Don Garzia versichert dem Capitán: “...y verás el valor de don Garzia.[9]

Die ständige Erwähnung im Stück zeigt die Wichtigkeit dieser “Werte des Kampfes und Krieges” in der Zeit des Siglo de Oro.

Auch wer von den Adligen keinen Besitz hatte, konnte sich durch Mut und Tapferkeit im Kampf Ehre erwerben.

Don Lucas aus dem vorliegenden Stück von Vélez de Guevara gehört zu diesem verarmten Adel, was er beim Werben um Gila erwähnt. Er bringt als Argument für die Heirat trotz aller Standesunterschiede hervor “ ...; que la hazienda vuestra con la poca que tengo de mis padres ayudarán para pasar,...”.[10]

Respekt vor dem Alter ist eine weitere Art der „erworbenen“ Ehre. Die Weisheit und die Lebenserfahrung, die mit zunehmendem Alter größer wird, ist ein Gut, das zur Vermehrung der Ehre beiträgt. Giraldo verlangt von don Lucas die Anerkennung der Ehre seines Alter, indem er dem Capitán sagt, daß er mehr Respekt vor ihm hätte, wäre er älter:

Pero habláis como soldado y aun como soldado mozo; que a ser más viejo, en efeto, tratara con más respeto estas canas vuestro bozo.[11]

[...]


[1] König, Andreas: Zur spanischen Kultur und Identität: Ein Literaturbericht zum Thema”Kulturanthropologische Länderkunde: Spanien”, Frankfurt(Main) 1996, S.90

[2] vgl.: Correa, Gustavo: El doble aspecto de la honra en el teatro del siglo XVII, in: Hispanic Review XXVI (1958), S. 101f

[3] S. 131, V.1472, alle Seiten- und Versangaben ohne weitere Nennung der Quelle in der Arbeit beziehen sich auf die Primärliteratur.

[4] S. 109, V.934

[5] S. 133, V.1515

[6] S. 72, V. 61

[7] S. 107, V. 877

[8] S. 111, V. 957

[9] S. 89, V.499

[10] S. 133, V.1508

[11] S. 72, V. 40ff

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wertesystem und Werteproblematik in 'La serrana de la Vera' von Luis Vélez de Guevara
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
16
Katalognummer
V43138
ISBN (eBook)
9783638410090
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wertesystem, Werteproblematik, Vera, Luis, Vélez, Guevara
Arbeit zitieren
Désirée Kleiner (Autor:in), 2000, Wertesystem und Werteproblematik in 'La serrana de la Vera' von Luis Vélez de Guevara, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43138

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