Der französische Philosoph, Ethnologe und Soziologe Pierre Bourdieu (1930–2002) zählt zu den einflussreichsten Sozialwissenschaftlern und politisch engagierten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen seiner Untersuchungen arbeitet Bourdieu die Wechselwirkungen zwischen dem überindividuellen Gesellschaftsgefüge und den alltäglichen Handlungen der Subjekte heraus und betont die Relation zwischen sozialen Strukturen und symbolischen Systemen.
Hierbei schreibt er insbesondere der Sprache und ihrem Gebrauch eine hohe Relevanz für die Genese und Reproduktion sozialer Unterschiede zu. Diesen für Bourdieus Sprachanalyse wichtigen Gedanken möchte ich in der vorliegenden Hausarbeit näher untersuchen. Dabei soll die Frage leitend sein, wie Bourdieu die spezifische Macht der Sprache definiert und worin er ihre Wirksamkeit begründet sieht.
Hierzu wird sein Buch „Was heißt sprechen? Zur Ökonomie des sprachlichen Tausches“ herangezogen, das die wichtigsten Schriften seiner Sprachanalyse umfasst, sowie einschlägige Passagen aus seinem Werk „Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft“. Anhand dieser Primärliteratur lassen sich wesentliche Machtdimensionen des Sprachgebrauchs aufzeigen und hinsichtlich des Theorems der symbolischen Macht konkretisieren.
Ausgehend von Bourdieus Bezug auf John L. Austins Kategorie performativer Sprechakte soll deutlich werden, dass Bourdieu sowohl den sozialen Bedingungen der Textproduktion und -rezeption als auch der gesellschaftlichen Anerkennung der Sprechenden eine essentielle Bedeutung für die performative Kraft der Wörter beimisst. Sein Konzept der symbolischen Macht wird am Beispiel der Einsetzungsriten konkretisiert, jenen performativen Kommunikationsakten, bei denen einer Person qua kollektiv anerkannter Grenzziehung eine soziale Identität zugeschrieben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Dominanz der offiziellen Sprache
- Bourdieus Kritik am Formalismus de Saussures und Chomskys
- Die zensierende Macht legitimer Sprachpraxen
- Sprache als Instrument sozialer Praxis
- Bourdieus Rückgriff auf Austins Kategorie performativer Sprechakte
- Das symbolische Kapital anerkannter Sprecher
- Die symbolische Macht der Sprache
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit Pierre Bourdieus Konzept der symbolischen Macht der Sprache und untersucht, wie er die spezifische Macht der Sprache definiert und begründet. Die Arbeit analysiert Bourdieus Kritik an den Ansätzen von Ferdinand de Saussure und Noam Chomsky und beleuchtet die gesellschaftlichen Bedingungen der Sprachproduktion und -rezeption sowie die Bedeutung der gesellschaftlichen Anerkennung der Sprechenden für die performative Kraft von Sprache.
- Die Dominanz der offiziellen Sprache und ihre Rolle in der Herstellung und Reproduktion gesellschaftlicher Machtverhältnisse
- Bourdieus Kritik an formalen linguistischen Ansätzen und die Betonung der soziohistorischen Bedingungen von Sprache
- Sprache als Instrument sozialer Praxis und die Bedeutung performativer Sprechakte
- Das Konzept des symbolischen Kapitals und seine Beziehung zur sprachlichen Macht
- Die symbolische Macht der Sprache im Kontext von Einsetzungsriten und gesellschaftlichen Phänomenen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Definition und Begründung der symbolischen Macht der Sprache bei Bourdieu. Das erste Kapitel untersucht die Dominanz der offiziellen Sprache und die Kritik an de Saussure und Chomsky. Das zweite Kapitel analysiert Bourdieus Vorstellung von Sprache als Instrument sozialer Praxis und die Bedeutung performativer Sprechakte sowie des symbolischen Kapitals.
Schlüsselwörter
Pierre Bourdieu, Sprache, symbolische Macht, Performativer Sprechakt, Symbolisches Kapital, Soziale Praxis, Offizielle Sprache, Zensierende Macht, Sprachlicher Tausch, Sprachwissenschaft, Formalismus, Soziohistorisches Phänomen.
- Citation du texte
- Sarah David (Auteur), 2016, Was heißt sprechen? Sprache und symbolische Macht in der Theorie Pierre Bourdieus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/431608