Kooperatives Handeln in der Wissenschaft war noch nie so ausgeprägt wie heute. Waren es früher herausragende Einzelwissenschaftler, die das Schaffen einer Disziplin vorantrieben, so sind heute eher Forschergruppen dafür verantwortlich. Kooperationen stellt eine besondere Form sozialer Beziehungen dar. In diesem Beitrag soll daher zunächst der Frage nachgegangen werden, welches die grundlegenden Merkmale sozialer Netzwerke sind (Abschnitt 1). Insoweit diese Frage geklärt ist, ist weiter zu fragen, welches die Struktureffekte kooperativen Handelns in der Wissenschaft sind (Abschnitt 2). Als solche Effekte werden die Entstehung von „Schulen“ und in einer späteren Phase der Entwicklung einer Disziplin von „Invisible Colleges“ betrachtet. Der zweite große Teil der vorliegenden Arbeit setzt sich mit der historischen Entwicklung kooperativen Handelns in der Soziologie auseinander. Dabei werden auf die historischen Rahmenbedingungen und auf die langfristigen Entwicklungen kooperativen Handelns in der deutschen und amerikanischen Soziologie eingegangen (Abschnitt 3 und 4). Dieser Teil der Arbeit stützt sich dabei im wesentlichen auf die Untersuchungen von Jürgen Güdler, der im Rahmen einer Dissertationsarbeit die Kooperation in der Soziologie empirisch untersuchte. Abschließend stellen wir die Ergebnisse Güdlers bei der Untersuchung der „Projektgeneration“ vor. Diese kooperationsorientierte Forschergeneration begann in den späten 70er und frühen 80er Jahren ihre wissenschaftliche Laufbahn und prägte das Bild der deutschen Soziologie maßgeblich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlegende Erklärungsansätze Netzwerke
- Der Netzwerkbegriff
- Historischer Abriss der Netzwerkforschung
- Netzwerk-Struktur
- Kooperatives Handeln im Wissenschaftssystem
- Einflussgrößen
- Struktureffekte kooperativen Handelns
- „Invisible Colleges“ und ihre Wirksamkeit
- „Strong ties“ und „weak ties“
- Element der Steuerung: „Sinn“
- Die Rolle des „zentralen Vermittlers“
- „Networking“ und sein Einfluss auf die langfristige Plazierung
- Entwicklung kooperativen Handelns in der Soziologie
- Historische Rahmenbedingungen
- Bibliometrische Analyse
- Empirische Forschung und sein Stellenwert
- Entwicklungen der Indikatoren und Schlussfolgerungen
- Kooperationsstrukturen in der Soziologie
- Datenbasis und Untersuchungsmethode
- Kooperation der Projekt-Generation
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung von Netzwerken und kooperativem Handeln im wissenschaftlichen Kontext, insbesondere in der Soziologie. Dabei geht es um die Frage, welche Strukturen und Effekte sich durch die Kooperation von Wissenschaftlern ergeben und wie diese die Entwicklung einer Disziplin beeinflussen.
- Der Netzwerkbegriff und seine Bedeutung für die Analyse sozialer Beziehungen
- Die Rolle von "Invisible Colleges" und deren Einfluss auf die wissenschaftliche Entwicklung
- Die historische Entwicklung von kooperativem Handeln in der Soziologie
- Bibliometrische Analysen von Kooperationsstrukturen in der Soziologie
- Die Bedeutung der "Projektgeneration" für die Entwicklung der deutschen Soziologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz kooperativen Handelns in der Wissenschaft dar und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Kapitel 2 liefert grundlegende Erklärungen zum Netzwerkbegriff und beleuchtet die historische Entwicklung der Netzwerkforschung. In Kapitel 3 werden die strukturellen Effekte kooperativen Handelns im Wissenschaftssystem, insbesondere die Entstehung von "Schulen" und "Invisible Colleges", erörtert. Kapitel 4 beleuchtet die historische Entwicklung kooperativen Handelns in der Soziologie, mit Fokus auf die deutschen und amerikanischen Forschungslandschaften. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse einer bibliometrischen Analyse von Kooperationsstrukturen in der Soziologie, insbesondere der "Projektgeneration".
Schlüsselwörter
Netzwerk, Kooperation, Wissenschaft, Soziologie, Invisible Colleges, "Strong ties", "Weak ties", bibliometrische Analyse, Projektgeneration, empirische Forschung, Strukturfunktionalismus, Soziales Netzwerk, Güdler,
- Quote paper
- Marc Haufe (Author), Jens Petschulat (Author), 2003, Netzwerke und kooperatives Handeln in der Wissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43163