Die Wahl der Rechtsform ist eine der elementarsten Unternehmensentscheidungen und bedarf einer ständigen Beobachtung und Überprüfung. Daraus folgt, dass die Wahl der Rechtform nicht nur bei Gründung einen wichtigen Faktor darstellt, sondern während ihres Bestehens wegen persönlicher, wirtschaftlicher, rechtlicher oder steuerlicher Umstände einer Umwandlung unterzogen werden kann.
Insbesondere die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs der letzten Jahre im Bezug auf das europäische Gesellschaftsrecht lassen die Diskussion in der Rechtsnatur nicht abreißen und rücken die Wahl bzw. die Umwandlung der Rechtsform immer mehr in den Fokus der Gesellschaften. Die Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft sind also nicht nur den allgemein bekannten Änderungen, wie Einführung des Euros oder die Aufnahme neuer Mitgliedstaaten unterworfen, sondern auch fortlaufender Änderungen des europäischen Gesellschaftsrechts.
Nachdem die Grundlagen des deutschen und europäischen Gesellschaftsrechts erörtert wurden, beschäftigt sich der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung mit den Rechtssprechungen des EuGH der letzten 16 Jahre, welche das europäische Gesellschaftsrecht verändert haben. Im Mittelpunkt dieser Rechtssprechungen steht die Vereinbarkeit der zwei vorherrschenden Theorien, die Sitztheorie und die Gründungstheorie, mit der Niederlassungsfreiheit des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft.
Nachdem die Entscheidungen im europäischen Gesellschaftsrecht durch den EuGH erörtert wurden, wird im Anschluss daran diskutiert, ob es im deutschen Gesellschaftsrecht zum Import sog. „Billig Kapitalgesellschaften“ kommt und ob das englische Gesellschaftsrecht Vorteile gegenüber dem deutschen Gesellschaftsrecht bietet. Schwerpunkt in diesem Teil der Ausarbeitung bildet der Vergleich zwischen der Gesellschaft mit beschränkter Haftung und der Private company limited by shares.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Deutsches und europäisches Gesellschaftsrecht
- 2.1 Grundlagen des deutschen Gesellschaftsrechts
- 2.2 Grundlagen des europäischen Gesellschaftsrechts
- 3. Rechtssprechungen im europäischen Gesellschaftsrecht
- 3.1 Die Daily-Mail-Entscheidung des EuGH
- 3.1.1 Sachverhalt
- 3.1.2 Entscheidung des EuGH
- 3.2 Die Centros-Entscheidung
- 3.2.1 Sachverhalt
- 3.2.2 Entscheidung des EuGH
- 3.3 Die Überseering-Entscheidung
- 3.3.1 Sachverhalt
- 3.3.2 Entscheidung des EuGH
- 3.4 Die Inspire-Art-Entscheidung
- 3.4.1 Sachverhalt
- 3.4.2 Entscheidung des EuGH
- 3.5 Zusammenfassung der Entscheidungen
- 3.1 Die Daily-Mail-Entscheidung des EuGH
- 4. Wettbewerb zwischen GmbH und Ltd.
- 4.1 Mögliche Vorteile der Ltd.
- 4.2 Mögliche Nachteile der Ltd.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob deutsche Kapitalgesellschaften durch den Import von sogenannten "Billig-Kapitalgesellschaften" aus anderen EU-Mitgliedstaaten ersetzt werden. Im Fokus steht die europäische Niederlassungsfreiheit im Kontext des Gesellschaftsrechts und die Auswirkungen auf die Rechtsformenwahl von Unternehmen.
- Europäische Niederlassungsfreiheit und ihre Relevanz für das Gesellschaftsrecht
- Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Sitztheorie und Gründungstheorie
- Der Vergleich zwischen deutschen und europäischen Gesellschaftsformen, insbesondere zwischen GmbH und Ltd.
- Potenzielle Vorteile und Nachteile von "Billig-Kapitalgesellschaften" im Vergleich zu deutschen Gesellschaften
- Die Auswirkungen der europäischen Rechtsentwicklung auf das deutsche Gesellschaftsrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz der Rechtsformenwahl für Unternehmen und die Bedeutung des europäischen Gesellschaftsrechts hervorhebt. Kapitel 2 erläutert die Grundlagen des deutschen und europäischen Gesellschaftsrechts, wobei die Unterschiede zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften sowie die verschiedenen Rechtsformen im deutschen Recht beleuchtet werden. Kapitel 3 analysiert die wegweisenden Entscheidungen des EuGH zum europäischen Gesellschaftsrecht, darunter die Daily-Mail-, Centros-, Überseering- und Inspire-Art-Entscheidung. Die Entscheidungen werden hinsichtlich ihres Sachverhalts und ihrer Auswirkungen auf die Sitztheorie und Gründungstheorie im europäischen Gesellschaftsrecht diskutiert. Kapitel 4 geht auf den Wettbewerb zwischen GmbH und Ltd. ein, wobei die möglichen Vorteile und Nachteile der Ltd. als "Billig-Kapitalgesellschaft" im Vergleich zur GmbH analysiert werden.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Europäische Niederlassungsfreiheit, Gesellschaftsrecht, Sitztheorie, Gründungstheorie, Europäischer Gerichtshof (EuGH), GmbH, Ltd., "Billig-Kapitalgesellschaft", Rechtsformenwahl, Wettbewerb, deutsche Kapitalgesellschaften, europäisches Gesellschaftsrecht.
- Quote paper
- Nils Oetjen (Author), 2004, Die europäische Niederlassungsfreiheit - Werden deutsche Kapitalgesellschaften durch den Import sogenannter 'Billig-Kapitalgesellschaften' ersetzt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43204