Smart-Beta ETFs aus einer wirtschaftlichen Perspektive

Können Investoren mit dem Smart-Beta Konzept einen Mehrwert erzielen?


Bachelorarbeit, 2016

50 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... II
1
Einleitung ... 1
2
Begriffliche Abgrenzung von Investmentansätzen ... 3
2.1
Grundlegende Investmentphilosophien ... 3
2.1.1
Aktiver Investmentansatz ... 3
2.1.2
Passiver Investmentansatz ... 4
2.2
Smart Beta ... 5
3
Analyse der Smart Beta Konzeption ... 9
3.1
Traditionelle Indexing Strategie ... 9
3.1.1
Market Cap Weighted ... 9
3.1.2
Probleme der Market Cap Weights ... 11
3.2
Smart Beta Strategien ... 14
3.2.1
Maximum Diversification ... 15
3.2.2
Equal Weighted ... 16
3.2.3
Low-Volatility ... 18
3.2.4
Fundamental Weightes ... 18
3.3
Evaluation der Strategien ... 20
3.4
Smart Beta 2.0 ... 22
3.5
Risiken von Smart Beta ... 23
4
Vergleich ,,Traditionelles Indexing vs. Smart Beta vs. Aktives Management" ... 25
4.1
Performance ... 25
4.2
Kosten ... 28
5
Zusammenfassung und Ausblick ... 32
Anhang ... 34
Literaturverzeichnis ... 40

II
Abkürzungsverzeichnis
Aufl.
Auflage
AuM
Assets under Management (verwaltetes Vermögen)
bzw.
beziehungsweise
CAPM
Capital Asset Pricing Modell
CW
Market Cap Weighted
d.h.
das heißt
et al.
et alia (und andere)
etc.
et cetera
ETC
Exchange Traded Commodities
ETF
Exchange Traded Funds
ETN
Exchange Traded Notes
ETP
Exchange Traded Products
EW
Equal Weighted
FW
Fundalmental Weighted
LV
Low-Volatility Weighted
MD
Maximal Diversification
o. J.
ohne Jahresangabe
o. V.
ohne Verfasser
S.
Seite
URL
Uniform Resource Locators
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel

1
1
Einleitung
Das aktuelle Börsenjahr hat es bisher nicht gut gemeint mit seinen Investoren. Bereits am An-
fang dieses Jahres sind die Aktienkurse stark eingebrochen und erzielte Gewinne aus dem
Vorjahr wurden in wenigen Wochen nivelliert. Die zunächst prekäre Marktlage hat sich in-
zwischen stabilisiert. Jedoch bleibt unklar, wie sich die Märkte in den nächsten Wochen ver-
halten werden. Denn die Gründe für die fallenden Kurse wurden noch nicht beseitigt. Nervo-
sitäten auf dem Ölmarkt und in die Kritik geratene Geldpolitik sind nach wie vor allgegen-
wärtig und mischen die Märkte auf. Nach Meinung vieler Analysten sind diese die Gründe für
die Kurseinbrüche. Der Einstieg bzw. Nachkauf von Aktientiteln scheint demnach günstig.
Denn es existieren momentan keine Anzeichen einer Rezession und einige Aktien erfahren
eine niedrige Bewertung, insbesondere die Value Titel. Alternativen außerhalb des Aktien-
marktes scheinen nicht vielversprechend zu sein. Denn der von der europäischen Zentralbank
festgelegte Leitzins liegt derzeit bei 0%. Dementsprechend sind Zinserträge schlecht zu er-
wirtschaften, z.B. in Form von Anleihen oder durch sonst so lukrative Tagesgeldkonten. Die
frustrierende Zinslage nehmen vielen Investoren zum Anlass, verstärkt am Aktienmarkt zu
partizipieren und hohe Dividenden als Kuponersatz zu nutzen (vgl. Schmitz 2016). Doch die
Frage die sich Investoren zu stellen haben ist, mit welcher Investmentphilosophie bzw. Stra-
tegie sie am Aktienmarkt intervenieren sollten.
Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten, die dem Investor zur Verfügung stehen. Zum
einen der aktive Investmentansatz, wobei der Glaube an einen Investmentfondsmanager ge-
richtet wird, eine Überrendite gegenüber dem Markt zu erzielen. Zum anderen der passive
Investmentansatz, wobei ein Börsenindex fast vollständig repliziert wird und eine Rendite
etwas unterhalb des Marktes erzielt wird. Beide Investmentansätze wurden in der Vergangen-
heit in zahlenreichen wissenschaftlichen Arbeiten geprüft und gegenüber gestellt. Das Ergeb-
nis: Die allermeisten aktiv gemanagten Fonds schaffen es nicht passive Indexprodukte nach
Abzug von Kosten zu schlagen!
Ein scheinbar neues Investmentkonzept hat sich in den vergangenen Jahren versucht zwischen
den beiden genannten Investmentansätzen zu positionieren. Wer in den letzten Monaten auf-
merksam und regelmäßig die Finanznachrichten verfolgt hat, wird nicht vermutlich nicht
drum rum gekommen sein, von der Anlagestrategie zu hören, die sich ,,Smart Beta" nennt.
Diese Anlagestrategie vereint Merkmale passiver und aktiver Investmentkonzepte. Die Kos-

2
ten sind in Anlehnung am passiven Investmentansatz gering, da keine Managementgebühr
fällig wird und dennoch besteht die Möglichkeit eine Überrendite zu erzielen. Angesichts die-
ser Kombination sorgen Smart Beta Produkte momentan für ein erhebliches Interesse unter
den Investoren (vgl. Kahn und Lemmon 2015). Die Vorgehensweise von Smart Beta ETFs ist
simpel. Es werden alternative Gewichtungsmethoden innerhalb der Indexe benutzt, welche
von dem der Marktkapitalisierung abweichen. Fraglich scheint nur, weshalb gerade jetzt diese
Smart Beta Produkte in den Vordergrund rücken und einen medialen Hype erleben. Eine
mögliche Antwort könnte darin bestehen, dass passives Investieren in Form von ETFs (Ex-
change Traded Funds) in den letzten Jahren einer der größten Trends auf den Finanzmärkten
war. Das beweisen auch die Zahlen, wenn der Cash Flow herangezogen wird. Indexfonds
(ETFs) haben seit den 70er Jahren bis heute 5,3 Billion US Dollar (AuM) angesammelt (vgl.
Marchioni, Antropova und McNaught 2015). Die Investmentfondssparte hat von diesem
Trend eher weniger mit profitiert, da Indexprodukte für Fondsanbieter wenig lukrativ sind.
Dementsprechend scheint es so, dass Smart Beta ETFs eher ein Marketingprodukt sind, um
Gebühren von Investoren zu generieren, die dem Indextrend folgen. In diesem Zusammen-
hang werden in dieser Bachelorarbeit Zusammenhänge erläutert und Fragen beantwortet, die
sich anhand folgender Fragestellungen orientieren: Sind Smart Beta ETFs wissenschaftlich
fundamental und wertstiftend? ­ Gibt es wissenschaftliche Bezüge oder handelt es sich um
ein Marketingprodukt der Fondsindustrie?
Die vorliegende Arbeit versucht herauszufinden, was hinter dem Smart Beta Konzept steckt
und ob Investoren einen Mehrwert mit diesem erzielen können. Zunächst werden in Abschnitt
2 die beiden grundlegenden Investmentansätze (Aktiv und Passiv) von einander abgrenzt im
Hinblick auf Smart Beta. Im dritten Abschnitt wird zu nächst auf die traditionelle Indexstrate-
gie und deren vermeintliche Probleme eingegangen und im Anschluss werden die verschiede-
nen Smart Beta Strategien herausgestellt und evaluiert. Zudem wird in diesen Abschnitt noch
auf das Smart Beta Konzept 2.0 und die Risiken von Smart Beta eingegangen. Der vorletzte
Abschnitt strebt einen qualitativen Vergleich zwischen Smart Beta, traditionellen Indexing
und aktives Management an, wobei die erwähnten Anlagestrategien nach Performance und
Kosten untersucht werden. Abschließend wird die vorliegende Arbeit mit einem Fazit und
einem Ausblick beendet. Die Ergebnisse der Arbeit werden zeigen, dass Smart Beta ETFs das
Potenzial besitzen, durch zum Teil wissenschaftlich basierten Strategien eine Überrendite zu

3
erzielen. Performance Ergebnisse der Smart Beta Strategien sind zum Teil fragwürdig gut und
werden durch vermeintliche Berechnungsproblematiken in Frage gestellt.
2
Begriffliche Abgrenzung von Investmentansätzen
2.1 Grundlegende Investmentphilosophien
Im Anlegeruniversum werden grundsätzlich zwei verschiedene Investitionsstrategien unter-
schieden: Die aktive und passive Anlagestrategie. Im Folgenden sollen in diesem Abschnitt
diese beiden Strategien kurz erläutert und voneinander abgegrenzt werden. Danach wird die
Begrifflichkeit ,,Smart Beta" in der vorliegenden Arbeit eingeführt und ausführlich in seiner
grundlegenden Konzeption in 2.2 dargestellt.
2.1.1 Aktiver Investmentansatz
Wird in der Literatur auch als Aktives Management bezeichnet und bedeutet, dass Assets von
einem Portfoliomanager oder auch einem Fondsmanager aktiv verwaltet werden. In dieser
Arbeit bezieht sich die aktive Anlagestrategie auf Investmentfonds (insbesondere auf Aktien-
fonds), welche dementsprechend von einem Fondsmanager aktiv verwaltet werden. Investo-
ren die eine aktive Anlagestrategie verfolgen haben Vertrauen in dem Fondsmanager, dass
dieser eine Rendite erzielt, die größer als die der Marktrendite ist. In diesem Zusammenhang
wird auch von Manager Skill gesprochen, wenn ein Fondsmanager eine Überrendite erzielen
kann. Ob Manager Skill existiert und einzelne Manager besser als der Markt sind, ist jedoch
umstritten. Berk und Green (2004) vermuten das Manager Skill existiert, dieser aber verloren
geht durch Nachteile beim Folgen von Performance Chasing Cashflows. Performance
Chasing bedeutet, dass aktiv gemanagte Investmentfonds, die in der Vergangenheit die höchs-
ten Renditen erzielt haben, den größten Teil von Neuinvestitionen in der Zukunft in sich ver-
einen (vgl. Chevalier und Ellision 1997). Für aktiv gemanagte Investmentfonds kann dies
bedeuten, dass Performance Chasing das Ergebnis von Investoren nach der Suche eines Ma-
nagers mit überdurchschnittlichen Skill sind (vgl. Clifford, Fulkerson und Jordan 2014). Die
Möglichkeiten die einem Fondsmanager zur Verfügung stehen, um seinen Manager Skill un-
ter Beweis zu stellen, lassen sich in zwei Basis Strategien unterteilen. Die Stock Picking und
die Market Timing Strategie (vgl. Kommer 2011).
Nach Fama und French (2010) scheinen die Investoren die auf aktives Management setzten
irrational zu sein, da aktive Investmentfonds es nicht schaffen eine Überrendite zu erzielen,
wie etliche wissenschaftliche Studien in der Vergangenheit bereits gezeigt haben. Zu dem

4
lassen vergangene Renditen auch nicht auf zukünftige Renditen schließen (Friesen und Sapp
2007). Diese Aussagen deuten daraufhin, dass passives Investieren der bessere Investmentan-
satz zu sein scheint.
Die aktiven gemanagten Fonds gehörten in der größeren Vergangenheit zu den am schnellst
wachsenden Investmentinstrumenten (Chen et al. 2004). Dementsprechend waren Ende des
Jahres 2014 weltweit ca. 33,4 Billionen US Dollar in Investmentfonds investiert (vgl. Invest-
ment Company Fact Book 2015). Dabei ist zu erwähnen, dass Investmentfonds mehr als 90%
der Assets under Management (AuM) ausmachen und die führende Fondsklasse darstellen
(vgl. Bodie, Kane und Marcus 2011).
2.1.2 Passiver Investmentansatz
Unter dieser Anlagestrategie ist das Investieren in Indexprodukte gemeint. Die medienpräsen-
teste Bezeichnung, die viele Anleger mit Indexprodukten in Verbindung bringen sind ETFs
(Exchange Trading Funds). Diese ETFs bilden Aktienindizes fast vollständig ab und erwirt-
schaften eine Rendite knapp unterhalb des Marktes, da noch geringfügig Kosten anfallen. Ein
genaues Abbilden der jeweiligen Indexe ist häufig auch nicht möglich, weil Transaktionskos-
ten berücksichtigt werden müssen. Dementsprechend weicht die Performance leicht von die
des Indexes ab. Diese Abweichung wird auch als Tracking Error bezeichnet. Indexprodukte
oder auch Indexfonds folgen bzw. bilden nicht immer einen Börsenindex ab, sondern können
auch Anleihenindizes (ETNs) oder Rohstoffindizes (ETCs) folgen (vgl. Müller und Schöne
2011).
Die meisten ETFs werden passiv gemanagt. Bedeutet im Gegensatz zum aktiven Manage-
ment, wo ein Fondsmanager sich um das investierte Geld kümmert, werden bei der passiven
Anlagestrategie das investierte Geld angelegt und möglichst lange gehalten. Dieser Ansatz
bzw. Strategie wird auch als ,,Buy and Hold" bezeichnet (vgl. Poterba und Shoven 2002). Die
Geschichte der Indexfonds reicht lange zurück bis ins Jahr 1972, als erstmals Indexfonds auf
den amerikanischen Markt kamen. Im europäischen Raum vergingen einige Jahre bis sich
Indexfonds auch bei uns etabliert haben. Erst seit 2000 sind ETFs über die Xetra in Deutsch-
land handelbar und erlebten seit dem kurioses Wachstum (vgl. Müller und Schöne 2011).
Der Anteil an angelegtem Vermögen in ETFs ist jedoch vergleichsweise klein im Vergleich
zu den aktiv gemanagten Investmentfonds. Zwar erlebten Indexfonds in Form von ETFs in
den vergangenen zwei Jahrzehnten ein enormes Wachstum, jedoch ist das angelegte Vermö-

5
gen wesentlich kleiner. Im Jahr 2014 betrug der Cashflow in ETFs 241 Milliarden US Dollar.
Bei einer Betrachtung des Zeitraumes 2004-2014 sind mehr als 1,4 Billionen US Dollar in
ETF Anteile geflossen (vgl. Investment Company Institute 2015). Ende 2014 wurde das Ge-
samtvermögen, welches in dem amerikanischen ETF Markt investiert ist, auf ungefähr 2 Bil-
lionen US Dollar taxiert. Dieses Vermögen ist verteilt auf über 1.400 angebotenen Fonds und
macht mit 73% von 2,7 Billionen US Dollar den mit Abstand größten Markt für ETFs aus
(vgl. Amenc et al. 2015).
Ein entscheidendes Merkmal der ETFs, welches für den weiteren Verlauf der vorliegenden
Arbeit wichtig ist, beruht auf die Gewichtung der einzelnen Titel eines abzubildenden Börsen-
indizes. Traditionelle ETFs, wie sie hier beschrieben sind, folgen einer Aktiengewichtung die
nach der Marktkapitalisierung der einzelnen Unternehmen festgelegt werden. Bedeutet, der
Börsenwert eines Unternehmens entscheidet, wie stark die jeweilige Unternehmensaktie in
einem ETF gewichtet wird. Im nächsten Abschnitt wird auf das Smart Beta Konzept einge-
gangen, welches alternative Gewichtungsmethoden verwendet im Hinblick auf die Marktkapi-
talisierung.
2.2 Smart Beta
Das scheinbar neue Investment Konzept ,,Smart Beta", auch strategisches Indexing genannt,
soll für Anleger, wie der Name suggeriert, cleverer als der Markt sein (vgl. Hsu, Kalesnik und
Li 2012). Es existieren viele Möglichkeiten ,,Smart Beta" zu definieren. Zu nächst einmal
kann die Begrifflichkeit in zwei Teile gegliedert werden. Smart bedeutet hier so viel wie ,,cle-
ver". Beta (ß) ist der Grad, der angibt, wie stark ein Asset oder ein Wertpapier im Vergleich
zum Markt schwankt. Beim traditionellen Indexing haben wir ein Beta von nahe eins. Das
bedeutet, dass Wertpapiere oder Assets Schwankungen in Höhe des Marktes aufweisen. Die
verfolgte Strategie ist dementsprechend eine marktkapitalisierte gewichtete Strategie nachdem
sich der Index zusammensetzt. Passives Beta Investing wird traditionell verstanden als ein
Investmentengagement in einem bestimmten Markt über eine marktkapitalisierte Gewich-
tungsstrategie. Smart Beta hingegen ist ein passiv gewichtetes Konzept, welches von der tra-
ditionellen Norm der Marktkapitalisierung abweicht (vgl. Sherman et al. 2015).
Die neuen Smart Beta Produkte sollen besser sein im Hinblick auf Rendite und/ oder Risiko
als konservative ETFs auf Leitindizes wie z.B. dem S&P 500, dem Dax oder dem MSCI
World Index. Die Idee dahinter ist denkbar einfach. Normalerweise werden ETFs in ihrer Zu-

6
sammensetzung nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Smart Beta hingegen nutzt abwei-
chende Gewichtungsmethoden, um eine möglichst bessere Rendite als die des Marktes zu
erzielen (vgl. Schwarzer 2015). Oftmals wird die Begründung für alternative Gewichtungsme-
thoden auch aufgrund vermeintlicher Ineffizienz von marktkapitalisierten gewichteten Indizes
angeführt, nach dem diese oftmals nicht optimal sein sollen. Diese Thematik wird in 3.1.2
näher erläutert. Die Methodik und Grundidee von Smart Beta ist zwischen der aktiven und
passiven Strategie zu verorten, da es Eigenschaften beider Investmentansätze aufweist (siehe
Abbildung 1). Dementsprechend soll Smart Beta besser als die beiden genannten Anlagestra-
tegien sein, weil es die besten Eigenschaften der grundlegenden Investmentphilosophien ver-
eint. Smart Beta soll dementsprechend kostengünstig, transparent und regelbasiert sein und
dennoch die Möglichkeit einer Überrendite bieten (vgl. Vannelli 2016; Kula und Schuller o.
J.). Autoren vergleichen Eigenschaften der Smart Strategie auch mit denen von proprietären
aktiven Multifaktorstrategien. Diese könnten im Sinne der Smart Beta Strategien auch als
,,Smart Alpha" bezeichnet werden (vgl. Jacobs und Levy 2014).
Ob Smart Beta signifikant besser ist in Bezug auf Kosten und Performance im Vergleich zu
zum aktiven und passiven Investmentansatz, wird in Kapitel 4 untersucht. Mit Hilfe der alter-
nativen Gewichtungsmethoden sollen verschiedene Anlegerziele verfolgt werden können, je
nach den Bedürfnisse und Ziele der Investoren. Z. B. können Investoren den Fokus auf unter-
bewerte Aktien steigern, um ein höheres Wachstumspotenzial zu erzeugen oder sie können
die Volatilität reduzieren, in dem Aktientitel präferiert werden, die bereits in der Vergangen-
heit eine geringe Volatilität aufwiesen (vgl. Schwarzer 2015). Diese Features und das oftmals
angepriesene Versprechen eine verbesserte Portfolioperformance mit alternativen Gewich-
tungsmethoden erreichen zu können zusammen mit niedrigen Kosten, sind ein großer Treiber
für die zunehmende Beliebtheit von Smart Beta Produkten. So ist es auch nicht verwunder-
lich, dass bereits hunderte Milliarden US Dollar in dieses Konzept geflossen sind und die
Tendenz noch weiter steigend ist (vgl. Malkiel 2014). Doch Smart Beta ist wie vermutet kein
neues Konzept. Es besteht schon länger und wurde nur mit dem neuen innovativen Namen
verzeichnet, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Es liegt lediglich eine Revolution vor, dass die-
ses Konzept eine verbesserte Transparenz für Investoren schaffen soll (vgl. Sherman et al.
2014). Smart Beta soll insofern transparent sein, dass Investoren bei dieser Konzeption nach-
vollziehen können, welche Strategie verfolgt wird im Vergleich zu Fondsmanagern, bei de-
nen sich nicht unmittelbar erkennen lässt, welche Strategie diese verfolgen. Diese Undurch-

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sichtigkeit erlaubt es dem Aktiven Management, hohe Gebühren zu verlangen. Das heißt
Smart Beta hat die Fondsindustrie revolutioniert, indem sie die Investmentstile ihrer Produkte
transparent machen. Sie liefern Investoren eine klare Sicht darauf, auf welche Risikofaktoren
sie sich einlassen und bringen geringere Kosten für Investoren als beim aktiven Management.
Johnson (2014) zeigt, dass seit Anfang der Jahrtausendwende Smart Beta Konzepte bestehen,
das neue Produkte und Strategien entwickelt und auf dem Markt gebracht wurden und der
Mittelzufluss vor allem in den letzten paar Jahren rapide zugenommen hat (siehe Abbildung
2). Diese Erkenntnis zeigt auch Abbildung 3, nachdem der Netto Cashflow erst vor wenigen
Jahren für Smart Beta Fonds stark zugenommen hat
Die einzelnen Strategien sind zum größten Teil gleich zu setzen mit den alternativen Gewich-
tungsmethoden. Sie können stark variieren. Von einfachen Methoden, wie equal-weighted,
also dass alle Titel gleichgewichtet sind innerhalb eines Smart Beta ETFs bis hin zu Methodi-
ken, die komplexer und auf mathematische Grundlagen aufbauen, wie die minimum- oder low
Volatility Strategie (vgl. Sherman et al. 2014). Alle Strategien vereinen eine Eigenschaft.
Nämlich komplette Transparenz zu den Risikofaktoren. Die abweichenden Gewichtungsfak-
toren können viele Ausprägungen annehmen wie zum Beispiel auch viele fundamentale Un-
ternehmensmaße. Jedoch bleibt der Zielgedanke immer gleich: Den kapitalisierungsgewichte-
ten Markt outzuperformen (vgl. Jacobs und Levy 2014). Die Historie von Smart Beta ist inte-
ressant. Denn sie erlaubt zum Teil die Frage, ob Smart Beta ein neues Konzept ist, zu beant-
worten. In der Tat scheint Smart Beta, wie bereits erwähnt kein gänzlich neues Konzept dar-
zustellen. Denn nach Aussagen von einigen Autoren (bspw. Sherman et al. 2014), hat Smart
Beta seine Ursprünge in den 1950er und 1960er Jahren in Form von drei bekannten veröf-
fentlichen wissenschaftlichen Arbeiten. Nämlich Markowitz (Variance 1952), Sharpe
(CAPM 1964) und Jensen (Alpha und Beta 1968). Diese drei bekannten Arbeiten und die da-
rin enthaltenen Theorien, dienen nach Aussage der Autoren, als Basis der heutigen Smart Be-
ta Produkte. Anbei ist aber anzumerken, dass diese vermeintlichen Verbindungen zu diesen
Arbeiten kritisch hinterfragt werden sollten, weil diese genannten Autoren meistens auch Ma-
nager bei Smart Beta ETF Anbieter sind und womöglich Kaufargumente für Smart Beta Pro-
dukte liefern wollen. Jedoch sei gesagt, dass auch andere Autoren die Basis bzw. den Grund-
gedanken von Smart Beta in anerkannten, bereits vor vielen Jahren veröffentlichen Theorien
sehen. Jacobs und Levy führen an, dass Fama und French (1993) für den Ursprung vieler
faktorbasierten Smart Beta Strategien verantwortlich sind. Sie zeigten, dass ein einfacher An-

8
satz von Stockselection, basierend auf book-to-market-equity und Investitionen in kleinere
Value Titel, höhere Renditen erzielen können als durch das Capital Asset Pricing Modell vor-
hergesagt werden können. Es gibt wenig Unterstützung für die Vorstellung, dass Überrenditen
einfach und kontinuierlich durch einen simplen faktorbasierten Ansatz erzielt werden können.
Es stellt sich sogar die Frage, ob sich überhaupt eine Überrendite erzielen lässt ohne ein ge-
wisses ,,Extrarisiko" einzugehen. Einige glauben anscheinend, dass der Aktienmarkt ein ge-
ordnetes System sei, wo einfache Faktoren eine dauerhafte Performance bringen werden. Je-
doch ist der Markt ein komplexes System und die optimale Investmentstrategie ist nicht ein-
fach von vergangenen Werten abzulesen (vgl. Jacobs und Levy 1989). Auch BlackRock
(2015) gehen davon aus, dass der Einfluss von systematischen Faktoren in Renditen auf die
Arbeit von Fama und French zurückgehen. Dabei ist die Aussagekraft von zwei einfachen
Variablen wichtig: Marktkapitalisierung und Book-to-market Ratio.
Eine weitere Innovation bzw. Neuheit bei den Smart Beta ETFs soll darin bestehen, dass An-
leger in optimierte Indizes günstig investieren können (vgl. Hohenadl 2015). Doch wieso er-
lebt Smart Beta ausgerechnet zur jetzigen Zeit einen solchen medialen Hype? Einige Autoren
haben sich Gedanken zu dieser Frage gemacht. Das Argument, dass Investoren ein verstärktes
Risikobewusstsein in Zuge der vergangenen Krisen (Dotcom- und Finanzkrise) entwickelt
haben, wird oftmals von Forschern angeführt. Vor allem Produkte, die an einem Index ange-
lehnt waren, wie z.B. ETFs, haben den Investoren während der Krisen stark zu gesetzt (vgl.
Hohenadl 2015). Die beiden Krisen sind laut Hohenadl dafür verantwortlich, dass traditionel-
le Indexprodukte in Verruf geraten sind und so Smart Beta scheinbar eine Nische gefunden
hat sich am Markt zu positionieren. Denn in Zusammenhang mit Smart Beta werden so gut
wie nur Vorteile erwähnt. Einen Vorteil, den Fürsprecher immer erwähnen, ist die bessere
Performance von Smart Beta während Abwärtstrends in Krisen. Auch genau deswegen, soll
der Hype um Smart Beta so groß sein. Die Autoren Hsu, Kalesnik und Li (2012) finden ähnli-
che Gründe für den entfachten Hype um Smart Beta. Zum einen seien nach ihrer Auffassung
Smart Beta ETFs sehr transparent. Zum anderen begründen sie das steigende Interesse an
Smart Beta Produkten mit der Finanzkrise und das dadurch steigende Interesse nach Produk-
ten mit geringeren Risiko. Das liegt in diesem Zusammenhang auch daran, dass Smart Beta
Anbieter eine höhere risikoadjustierte Rendite versprechen (vgl. Hsu, Kalesnik und Li 2012).
Wie in der Abbildung von Johnson schon implizit mitgeteilt wurde, gewinnen Smart Beta
ETFs schnell Marktanteile. Einige Experten schätzen sie werden sechs Billionen US Dollar in
Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Smart-Beta ETFs aus einer wirtschaftlichen Perspektive
Untertitel
Können Investoren mit dem Smart-Beta Konzept einen Mehrwert erzielen?
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Geld und internationale Finanzwirtschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
50
Katalognummer
V432083
ISBN (eBook)
9783668742734
ISBN (Buch)
9783668742741
Dateigröße
1069 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
smart-beta, etfs, perspektive, können, investoren, konzept, mehrwert
Arbeit zitieren
Marcel Kiesé (Autor:in), 2016, Smart-Beta ETFs aus einer wirtschaftlichen Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432083

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