Sport während der Schwangerschaft? Ein Kurskonzept für werdende Mütter


Fachbuch, 2018

78 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung

2 Zielsetzung

3 Gegenwärtiger Kenntnisstand
3.1 Allgemeine Zahlen der Geburtenziffern der Bundesrepublik Deutschland zwischen den Jahren 1987 und 2015
3.2 Veränderungen der Frau während der Schwangerschaft
3.3 Training in der Schwangerschaft
3.4 Bereits etablierte Kurskonzepte in der Schwangerschaft
3.5 Erläuterung des 4-P-Modells

4 Methodik
4.1 Aufbau des Kurskonzeptes
4.2 Analyse der Rahmenbedingungen
4.3 Darstellung möglicher Kooperationen
4.4 Vermarktung des Kurskonzeptes mit Hilfe des 4-P-Modells
4.5 Dokumentation und Evaluation
4.6 Kostenanalyse

5 Ergebnisse
5.1 Darstellung eines Kurskonzeptes für schwangere Frauen
5.2 Darstellung der einzelnen Kursinhalte

6 Diskussion

7 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Austritte und Neuanmeldungen im Jahr 2016

Abbildung 2 Jährliche Geburten in der Bundesrepublik Deutschland

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Darstellung der räumlichen und apparativen Ressourcen

Tabelle 2 Übersicht der Konkurrenten im Marktgebiet

Tabelle 3 Kostenübersicht

Tabelle 4 Darstellung des Kurskonzeptes im Mesozyklus Woche 1.-2.

Tabelle 5 Darstellung des Kurskonzeptes im Mesozyklus Woche 3.-4.

Tabelle 6 Darstellung des Kurskonzeptes im Mesozyklus Woche 5.-6.

Tabelle 7 Darstellung des Kurskonzeptes im Mesozyklus Woche 7.-8.

Tabelle 8 1. Kurseinheit „Wo stehe ich“

Tabelle 9 2. Kurseinheit „Ausdauer, los geht´s“

Tabelle 10 3. Kurseinheit „Mein Rücken im Alltag“

Tabelle 11 4. Kurseinheit „Kraftaufbau im Zirkel“

Tabelle 12 5. Kurseinheit „Power, fertig, los“

Tabelle 13 6. Kurseinheit „Entspannung muss sein“

Tabelle 14 7. Kurseinheit „Koordination und Schwangerschaft“

Tabelle 15 8. Kurseinheit „Fit durch Tabata“

1 Einleitung und Problemstellung

Die Analyse der Mitgliederzahlen aus dem Jahr 2016 im Sportverein (anonymisiert) zeigt deutlich eine erhöhte Austrittsrate mit 4,5% und einen Tiefpunkt der Neuanmeldungen mit 2,5% der Frauen im Alter von 30 Jahren. Die Zahlen der Männer schwanken in der Altersspanne von 27 bis 33 Jahren nur gering. Die Abb.1 verdeutlicht den starken Unterschied zwischen Männern und Frauen im Alter von 30 Jahren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Austritte und Neuanmeldungen im Jahr 2016

(anonymisiert)

Das Durchschnittsalter der Mütter bei den Geburten 2015 ist von dreißig Jahren auf 31 Jahren gestiegen (Statistisches Bundesamt, 2017). Somit sind die meisten Frauen mit dreißig Jahren schwanger. Daraus lässt sich ableiten, dass die körperliche Aktivität in der Schwangerschaft abnimmt (Melzer, Schutz, Boulvain & Kayser, 2010, S.493). Wenige Frauen sehen die Schwangerschaft als Chance, ihr Leben gesünder zu gestalten. Ein gesünderes Leben verbinden sie mit Sport und gesunder Ernährung (Melzer et al., 2010, S.493; Korsten-Reck, Marquardt & Wurster, 2009, S.117). Viele Schwangere weisen Ängste auf, dass durch falsche Lebensweise, das ungeborene Kind geschädigt werden könnte (Lehermayr, 2014; Sulprizio et al., 2016, S.12, 32; Wojtyla, Kapka-Skrzypczak, Paprzycki, Skrzypczak & Biliński, 2012, S.320). Hierzu kommen Unsicherheit und das Unwissen über die Art und Menge der Bewegung, die während der Schwangerschaft geeignet ist (Souron, 2013, S.3). Weitere Gründe den Sport einzustellen, sind häufig u.a. Müdigkeit, Übelkeit und Mangel an Energie, was zu einer geringeren Motivation führt (Wojtyla et al., 2012, S.321). Die hohe Anzahl der Kündigungen führen zu einem erhöhten Arbeitsaufwand und somit zu erhöhten Personalkosten. Eine weitere Folge ist der Umsatzverlust, durch die verlorenen Mitglieder (anonymisiert). In dieser Arbeit wird ein Kurskonzept für Schwangere erstellt, um den Sportverein als Experte für die schwangeren Frauen darzustellen. Dadurch können Ängste von Frauen minimiert und optimale, fachgerechte Empfehlungen zum Sport gegeben werden. Das Konzept soll die Kündigungen der Frauen reduzieren und Neuanmeldungen fördern. Ziel ist es, durch die Maßnahme Personalkosten in der Verwaltung einzusparen und Umsatzverluste, durch Kündigungen zu reduzieren. Das Kurskonzept bietet nicht nur dem Verein aus finanzieller Sicht Vorteile, von vielen positiven Aspekten profitieren können auch die werdenden Mütter und die ungeborenen Kinder (The American College of Obstetricians and Gynecologists [ACOG], 2015, S.6).

2 Zielsetzung

Aufgrund der beschriebenen Problematik, der Mitgliederverluste und damit die Einbußen des Umsatzes, ist das Ziel in dieser Arbeit, ein marktfähiges Kurskonzept für schwangere Frauen über einen Zeitraum von acht Wochen zu erstellen. In der Arbeit wird zunächst der aktuelle Kenntnisstand dargestellt, der die allgemeinen Veränderungen, das Training in der Schwangerschaft, sowie die Komplikationen und Vorteile für Mutter und Kind beinhalten. Im weiteren Verlauf werden der Aufbau des Kurskonzeptes und die Analyse der Rahmenbindungen im Sportverein aufgezeigt. Für ein ausgereiftes Kurskonzept wird eine Marktanalyse durchgeführt, um einen Überblick über die Mitbewerber am Markt, mögliche Kooperationspartner und das Kundenpotenzial abzuschätzen. Anschließend wird das Konzept mit Hilfe des 4-P-Modells vermarktet.

3 Gegenwärtiger Kenntnisstand

In diesem Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand dargestellt. Zunächst wird die Entwicklung der Geburten zwischen den Jahren 1987 und 2015 dargelegt. Des Weiteren werden die Veränderungen der Frauen während der Schwangerschaft und die aktuellen Kenntnisse zur körperlichen Aktivität in der Schwangerschaft aufgezeigt. Es wird ebenfalls der Erfolg der bereits etablierten Kurskonzepte „Schwangerschaftsgymnastik“ und „Geburtsvorbereitungskurse“ vorgestellt.

3.1 Allgemeine Zahlen der Geburtenziffern der Bundesrepublik Deutschland zwischen den Jahren 1987 und 2015

Im Jahr 1964 gab es den sogenannten „Baby-Boom“. In diesem Jahr wurden fast 1,4 Millionen Geburten gezählt. Danach sank die Geburtenzahl jährlich. Gründe für das stetige sinken der Geburtenzahl war das Umdenken in der Familienplanung (Statistisches Bundesamt, 2012, S.6). Ein weiterer Faktor war die Verbreitung der Antibaby-Pille (Statistisches Bundesamt, 2012, S.6). Zudem hängen die Geburtenzahlen stark von den Frauen im gebärfähigen Alter ab. Durch die Geburt starken Jahrgängen der 1950er und 1960er, sind in den Jahren 1990 und 1997 viele Frauen im gebärfähigen Alter, wodurch die Anzahl der Geburten stieg. Seit 1998 sinkt die Anzahl der Frauen im gebärfähigem Alter und somit auch die Anzahl der Geburten (Fokus, 2017).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Jährliche Geburten in der Bundesrepublik Deutschland

(Statistisches Bundesamt, 2017)

Auf der Abb.2 ist ebenso zuerkennen, dass ab 2011 wieder ein Anstieg der Geburten zu verzeichnen ist. Gründe für den Zuwachs sind, dass die Anzahl der Frauen im Alter zwischen 25 und 39 Jahren um 344.000 gestiegen ist. Zudem sind die Kinder aus den geburtsstarken Jahrgängen der 1990 in einem gebärfähigen Alter. Der dritte Grund für eine positive Entwicklung ist die starke Zuwanderung von Migranten, die eine günstige Altersstruktur beeinflussen, indem viele Frauen im gebärfähigen Alter ins Land kommen (Fokus, 2017). Auch die Familienpolitik hat zur Stabilisierung der Geburten in Deutschland beigetragen (Kaiser & Kunz, 2014). Maßnahmen, die beide Elternteile unterstützen, nämlich Beruf und Familie zu vereinbaren, wie z.B. der Ausbau von Kinderbetreuungsstätten zeigten Wirkung (Kaiser & Kunz, 2014).

3.2 Veränderungen der Frau während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft finden anatomische und physiologische und psychische Veränderungen statt (Korsten-Reck et al., 2009, S.117; ACOG, 2015, S.1; Soma-Pillay, Catherine, Tolppanen & Mebazaa, 2016, S.89). Das ganze Organsystem der Mutter wird dadurch verändert (Soma-Pillay et al., 2016, S.89). Zudem haben die Veränderungen Auswirkungen auf die sportliche Leistung (Korsten-Reck et al., 2009, S.117). In den nächsten Punkten werden die Veränderungen in der Schwangerschaft detailliert aufgeführt.

3.2.1 Allgemeine physische Veränderungen

Durch das Baby entstehen erhöhte metabolische Anforderungen an die Mutter, diese werden durch physiologische Veränderungen optimiert (Melzer et al., 2010, S.493). Die größte Veränderung in der Schwangerschaft ist die Gewichtszunahme (ACOG, 2015, S.5; Wojtyla et al., 2012, S.322). Die durchschnittliche Gewichtszunahme, bei einem normalen Body-Mass-Index, liegt zwischen 11kg und 14kg (Blott, 2010, S.68), dies entspricht ca. 15% bis 25% des Körpergewichtes (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Das Gewicht setzt sich aus dem Wachstum des Embryos, Plazenta, erhöhte Menge an Blut, Fruchtwasser, wie vermehrtes Brustgewebe zusammen (Wojtyla et al., 2012, S.322; Lewis, 2014, S.541; Glaser, 2016, S.50). Durch den wachsenden Bauch verändert sich der Körperschwerpunkt. Der Körperschwerpunkt verlagert sich nach vorne, wodurch es zu einer verstärkten Lordose im lumbalen Bereich der Wirbelsäule kommt (Korsten-Reck et al., 2009, S.118; Blott, 2010, S.209; ACOG, 2015, S.5). Mit zunehmendem Gewicht wird die Wirbelsäule, wie die Hüft- und Kniegelenke durch stärkere Scherkräfte belastet (ACOG, 2015, S.5). Außerdem verändert sich die Stabilität der Band-und Halteapparate (Lewis, 2014, S.541). Diese Veränderungen werden im weiteren Verlauf genauer erläutert.

3.2.2 Sportspezifische physische Veränderungen

Durch die Bedürfnisse des Embryos finden Anpassungen im Stoffwechsel, Herz-Kreislauf- und Atmungssystem statt. Zusätzlich verändert sich der Hormonhaushalt (Korsten-Reck et al., 2009, S.117), der wiederum für Veränderungen im Magen-Darm-Trakt, wie auch ligimentale Veränderungen beeinflusst (ACOG, 2016). Im weiteren Verlauf der Arbeit wird genauer auf die einzelnen Systeme, Veränderungen und die Bedeutung für den Sport in der Schwangerschaft eingegangen.

3.2.2.1 Herz-Kreislauf-System

Um das ungeborene Kind und die Mutter ausreichend in Ruhe und während des Sports zu versorgen, sind Anpassungen wie die Erhöhung der Herzfrequenz und das Schlag- und Blutvolumen nötig (ACOG, 2015, S.3). In den ersten acht Wochen der Schwangerschaft finden 20% der Veränderungen statt (Soma-Pillay et al., 2016, S.89). Der Spannungsreiz auf die glatte Muskulatur nimmt durch Wirkung der Schwangerschaftshormone ab, das zur Weitung der Gefäße führt (Korsten-Reck et al., 2009, S.117). Durch den niedrigeren Gefäßwiderstand sinkt der Blutdruck bis zur 24. Schwangerschaftswoche (Glaser, 2016, S.50). Der systolische Druck bleibt relativ stabil und der diastolische Druck sinkt bis zu 15mmHg (Melzer et al., 2010, S.496). Die Herz- und Lungeneffizienz steigt. Die Ruheherzfrequenz erhöht sich anfangs um acht Schläge und bis zum Ende der Schwangerschaft auf 16 Schläge pro Minute (Melzer et al., 2010, S.496). Laut Stauss, Kagan, Grischke, Kiefer & Abele (2009, S.564) steigt die Herzfrequenz im zweiten und dritten Trimester um 20%. Die Herzfrequenz, das Herzschlagvolumen und Herzzeitvolumen verändern sich durch den Anstieg des Plasmavolumens (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Durch die erhöhte Menge des Plasmavolumens sinkt der Hämatokritwert, der zu einer besseren Fließeigenschaft des Blutes führt (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). 50% des Anstieges des Plasmavolums erfolgt bis zur 34. Schwangerschaftswoche und erfolgt proportional zum Gewicht des Embryos (Soma-Pillay et al., 2016, S.89). Das Blutvolumen steigt 30% bis 40% (Glaser, 2016, S.50), laut Blott (2010, S.273) sogar um 50% an. Die zusätzliche Menge setzt sich aus ungefähr 1000ml Plasma und 500ml Erythrozyten zusammen (Melzer et al., 2010, S.496). Die Thrombozytenzahl fällt meist in der Schwangerschaft ab, bleibt in der Regel aber noch im Normalbereich. Andere Gerinnungsfaktoren nehmen an Konzentration zu, wodurch das Blut schneller gerinnen kann (Soma-Pillay et al., 2016, S.89). Diese Veränderung wird als Schutzmechanismus bei zu hohen Blutverlusten während der Geburt benötigt (Bun-desärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2014). Für die Frau bedeutet das ein erhöhtes Risiko, während und nach der Schwangerschaft eine Thrombose zu entwickeln (Hooman Kamel et al., 2014, S.1308). Das Schlagvolumen steigt bis Ende des ersten Trimesters um 10% an (Stauss et al., 2009, S.564). Die zusätzliche Blutmenge wird benötigt, um die Plazenta und das Kind ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen (Glaser, 2016, S.50). Weitere Veränderungen finden im Immunsystem statt. Das Immunsystem wird geschwächt, um das Baby nicht abzustoßen (Blott, 2010, S.159). Sportliche, aktive Schwangere haben im Vergleich zu inaktiven Frauen einen niedrigeren Ruhepuls und ein verstärktes Herzschlagvolumen (Melzer et al., 2010, S.497). Während oder nach Ende der körperlichen Belastung entsteht ein leichter Anstieg der fetalen Herzfrequenz (Stauss & et al., S.565). Regelmäßige Bewegung regt das Herz-Kreislaufsystem an (Carta, 2016, S.45) und beugt das Risiko einer Thrombose vor (Glaser, 2016, S.51; Korsten-Reck et al. 2009, S.118).

3.2.2.2 Atmungssystem

In der Schwangerschaft kommt es aufgrund eines 20%igen erhöhten Sauerstoffverbrauchs und einer 15%igen Erhöhung der metabolischen Rate durch das Ungeborene zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf (Soma-Pillay et al., 2016, S.92). Im letzten Trimester ist der Sauerstoffbedarf um 20% erhöht, um die eigenen Organe, wie z.B. die Plazenta, aber auch den Fötus ausreichend zu versorgen (Glaser, 2016, S.50; Blott, 2010, S.145). Der erhöhte Sauerstoffbedarf wird durch einen verstärkten Gasaustausch in den Lungen gedeckt (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Das Atemzugvolumen steigt bis auf 50% an (Korsten-Reck et al., 2009, S.118; ACOG, 2015, S.4). Die Atemfrequenz dagegen verändert sich nur minimal (Glaser, 2016, S.50). Dadurch kommt es bei der Mutter zu einem Anstieg der arteriellen pO2 und zum Sinken des arteriellen pCO2. Hieraus entsteht eine leichte Atemalkalose, die in der Schwangerschaft normal ist (Weissgerber, Wolfe & Davies, 2004, S.34; Soma-Pillay et al., 2016). Die Lungenreserve nimmt in der Schwangerschaft ab (ACOG, 2015, S.4; Stauss et al., 2009, S.564). Somit sind intensive Trainingseinheiten im anaeroben Bereich nicht zu empfehlen. Es sollte immer eine ausreichende Luftversorgung gewährleistet sein (ACOG, 2015, S.4). Durch aerobes Training während der Schwangerschaft, kann die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit verbessert werden (ACOG, 2015; Melzer et al., 2010, S.497). Um die Plazenta, das Kind und die eigenen Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, sollte in der Schwangerschaft flaches Einatmen vermieden werden (Blott, 2010, S.106).

3.2.2.3 Magen-Darm-Trakt

Der Magen-Darm-Trakt wird durch die Hormone und die mechanischen Veränderungen beeinflusst. Durch den Einfluss der Schwangerschaftshormone wird das Verdauungssystem verlangsamt. Das Hormon Relaxin führt zur Schlaffung der Magenschließmuskulatur, was zu Sodbrennen führen kann (Blott, 2010, S.468). Durch das Wachsen des Babys im Bauch, wird der Magen nach oben verschoben (Soma-Pillay et al., 2016, S.93). Des Weiteren drückt das Baby im Laufe der Schwangerschaft verstärkt auf den Magen-Darm-Trakt. Das Fassungsvolumen des Magens verkleinert sich, wie auch die Menge die den Darm passieren kann (Blott, 2010, S.468). Das Verdauungssystem arbeitet langsamer, der Stuhl verweilt länger im Darm, wodurch mehr Wasser entzogen wird. Somit steigt die Gefahr einer Obstipation, spricht Verstopfung (Kittlas, 2015; Eipeltauer, o.J.). Sport und regelmäßige Bewegung regen die Verdauung an und reduzieren das Risiko einer Obstipation (Blott, 2010, S.468).

3.2.2.4 Stoffwechsel

Der Stoffwechsel steigt in der Schwangerschaft stetig. Im Durchschnitt ist der Kalorienverbrauch um 200-300kcal erhöht (Blott, 2010, S.80). Der erhöhte Grundumsatz führt zu einer Steigerung der Wärmeproduktion, wodurch die Körpertemperatur minimal steigt (Stauss et al., 2009, S.564). Eine optimale Entwicklung des Embryos kann durch eine vermehrte Zufuhr an Eiweiß ermöglicht werden (Soma-Pillay et al., 2016, S.93). In der Schwangerschaft kommt es im mütterlichen Blut zu einer erhöhten Konzentration der Triglyceride und des Low Density Lipoprotein (kurz: LDL) Cholesterin. Die Aktivität der Lipoprotein-Lipase nimmt ab, wodurch weniger mütterliches Fettgewebe aufgebaut wird (Soma-Pillay et al., 2016, S.94). Überschüssiges Fettgewebe der Mutter wird abgebaut (Blott, 2010, S.77) und die Leber stellt mehr Triglyercide her, um den Energiebedarf der Mutter abzudecken. Durch die veränderte Stoffwechsellage der Mutter, steht mehr Glukose für das Kind bereit. Das vermehrte LDL-Cholesterin wird in der Plazenta verwendet (Soma-Pillay et al., 2016, S.94). Eine weitere Stoffwechselveränderung der Mutter findet im Glukosestoffwechsel statt, der durch Schwangerschaftshormone beeinflusst wird. Die Mutter entwickelt eine erhöhte Insulinresistenz und es kommt zu einer Sekundär vermehrten Insulinausschüttung (Korsten-Reck et al., 2009, S.118; Hummel, 2014, S.12). Die Insulinresistenz führt zu einer schlechteren Glukoseaufnahme in den Muskelzellen, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Somit ist das Risiko einer Schwangerschaftsdiabetes erhöht (Wojtyla et al., 2012, S.315). In Deutschland entwickeln 5-10% der Schwangeren einen Diabetes Mellitus (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Der Insulinbedarf steigt bis zum Vierfachen an, um die Energiezufuhr zum Embryo zu optimieren (Hummel, 2014, S.12). Regelmäßige Bewegung verbessert die Insulinresistenz und die Wirkung des Insulins, wodurch das Risiko einer Gestationsdiabetes sinkt (American College of Obstetricians und Gynecologists, 2015; Hutter, 2013). Der Blutzuckerspiegel sinkt bei schwangeren Frauen im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen schneller ab. Bei moderatem Sport über 40 Minuten konnte keine Hypoglykämie verzeichnet werden (Melzer et al., 2010, S.500). Frauen die während der Schwangerschaft Sport treiben, sollten im dritten Trimester zusätzlich nochmals 150kcal mehr verzehren, um eine Hypoglykämie auszuschließen (Blott, 2010, S.282).

3.2.2.5 Hormonelle Veränderungen

Zu den Schwangerschaftshormonen gehören humanes Choriongonadotropin, Progesteron und Östrogen und werden während der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben (Datapharm, 2006). Die Progesteronproduktion muss anfangs vom humanes Choriongonadotropin angeregt werden (Voos, 2017). Sie sind verantwortlich für die Aufrechthaltung und den richtigen Ablauf der Schwangerschaft (Gumpert, 2017). Das Östradiol ist der Hauptvertreter der Östrogene und beeinflusst die Psyche, wie das weibliche Erscheinungsbild (Datapharm, 2006). Ein weiterer Vertreter ist das Östriol, dieses fördert das Wachstum der Brustdrüsen und die Einlagerung von Fettgewebe in den Brüsten (Gumpert, 2017; Blott, 2010, S.145). Zudem fördert Östriol den Aufbau der Muskeldicke in der Gebärmutter. Neben der Aufrechthaltung der Schwangerschaft ist Progesteron für die Einleitung der Geburt zuständig (Gumpert, 2017). Des Weiteren bewirkt es die Zunahme der Gebärmutterschleimhaut und erleichtert das Einnisten der befruchteten Eizelle (Datapharm, 2006). Darüber hinaus wird der Zervixschleim zäher und verschließt den Muttermund (Gumpert, 2016). Progesteron bereitet die Brust ebenfalls auf die anstehende Milchbildung vor (Datapharm, 2006). Durch das Hormon wird die Kaliumausscheidung über die Nieren reduziert, um den Kaliumbedarf des Kindes zudecken (Soma-Pillay et al., 2016). Das humanes Choriongonadotropin wird kurz Beta-HCG genannt (Voos, 2017). Das Hormon hat seine Aufgaben besonders in der frühen Schwangerschaft. Es fördert eine verbesserte der Durchblutung der Gebärmutter, unterstützt die Einnistung der Eizelle, verhindert die Abstoßung des Embryos und trägt zur Entwicklung der Nabelschnur und der Organentwicklung bei (Gumpert, 2017). Die hohe Konzentration im ersten Trimester des Hormons Beta-HCG, ist für die Übelkeit in der Schwangerschaft verantwortlich (Blott, 2010, S.111). Keine direkten Schwangerschaftshormone sind Prolaktin und Oxytocin, da sie nach der Geburt vermehrt produziert werden (Datapharm, 2016; Gumpert, 2017). Diese Hormone werden in der Hirnanhangdrüse gebildet und ausgeschüttet. Das Prolaktin regt die Milchbildung in der Brust weiter an und unterdrückt den Eisprung, um in der Stillphase vor einer erneuten Schwangerschaft zu schützen (Gumpert, 2017; Suda et al., 2008 zitiert nach Sulprizio et al., 2016, S.84). Oxytocin wird vermehrt zum Ende der Schwangerschaft ausgeschüttet, um die Wehentätigkeit zu fördern. Außerdem wird ein reflektorisches Zusammenziehen der Muskelzellen der Milchgänge beeinflusst, wodurch Milch aus der Brust abgegeben wird (Datapharm, 2016). Für die Rückbildung der Gebärmutter spielt das Hormon ebenfalls eine Rolle (Gumpert, 2017). Relaxin ist ein Peptidhormon (Soma-Pillay et al., 2016, S.93). Es lockert Sehnen, Bänder und das Bindegewebe (Korsten-Reck, 2009 et al., S.118; Blott, 2010, S.209). Nur so kann sich das Zwerchfell ausdehnen, um dem Kind den benötigten Platz zum Wachsen geben (Blott, 2010, S.209). Durch die Lockerung der Sehnen, Bänder und Bindegewebe wird das Becken flexibler und der Beckenring weitet sich. Dies ist für den Geburtsvorgang wichtig, damit das Kind leichter hindurch gleiten kann (Korsten-Reck et al., 2009, S.118; Sulprizio et al., 2016, S.84). Da das Relaxin auf alle Bänder und Sehnen im Körper wirkt, beeinflusst es auch die Stabilität der Wirbelsäule und die Gelenke im Körper. Der Bewegungsspielraum der Gelenke und der Bandscheiben ist vergrößert, wodurch es zu Fehlstellungen und falschen Haltungen kommen kann (Melzer et al., 2010, S.499; Blott, 2010, S.209). Die Auswirkungen auf die Gelenke, der Bandscheiben, der Bänder und der Sehnen müssen bei der Übungsauswahl des Kursprogrammes berücksichtig werden (Blott, 2010, S.159).

3.2.3 Psychische Veränderungen

Die hormonellen, wie auch die körperlichen Veränderungen nehmen Einfluss auf die Psyche (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Nach dem Schwangerschaftstest werden viele Emotionale Stadien durchgemacht, die von Glücksgefühlen bis hin zu Ängsten reichen (Pięta, Jurczyk, Wszołek & Opala, 2014, S.661). Die neue Situation als werdende Mutter kann Ängste und Stimmungsschwankungen auslösen und bis zur Depression führen (Korsten-Reck et al., 2009, S.118; Pięta et al., 2014, S.662). Weitere Faktoren, die die Psyche beeinflussen sind Antriebslosigkeit, Übelkeit und Müdigkeit (Korsten-Reck et al., 2009, S.118). Frauen die sich regelmäßig bewegen sind ausgeglichener und Stimmungsschwankungen treten seltener auf. Allgemein ist das Wohlbefinden höher und postpartale Depressionen treten seltener auf. Die Frauen kommen insgesamt mit den Veränderungen in der Schwangerschaft besser zurecht, wodurch die Beziehung zwischen Kind und Mutter gestärkt wird (Korsten-Reck et al., 2009, S.119).

3.2.4 Typische Beschwerdebilder während der Schwangerschaft

Im ersten Trimester, wie im dritten Trimester treten die meisten Schwangerschaftsbeschwerden auf. Das zweite Trimester ist für die Frauen am angenehmsten, da die Beschwerden nachlassen und der Bauch den Alltag nicht beeinflusst (The American College of Sports Medicine, 2006). Typische Beschwerden im ersten Trimester sind Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Stimmungsschwankungen und Ängste (The American College of Sports Medicine, 2006; Kessler, 2008, S.20, 24; Pięta et al., 2014, S.662; Kittlas, 2015). An Übelkeit und Erbrechen leiden ca. 50-90% aller schwangeren Frauen (Soma-Pillay et al., 2016, S.92). Schlafprobleme entstehen durch vermehrten Harndrang oder Heißhungerattacken in der Nacht (Kessler, 2008, S.21, 82, 84; Kittlas, 2015). Schwindelanfälle treten besonders nach Liegephasen auf (Blott, 2010, S.95) und entstehen durch die erhöhten Anforderungen an das Herz-Kreislaufsystem, den niedrigen Blutdruck oder durch einen niedrigen Blutzuckerspiegel (Kessler, 2008, S.85; Glaser, 2016, S.50). Häufig leiden die Frauen zudem im ersten Trimester unter Kopfschmerzen, verursacht unter anderem durch Flüssigkeitsmangel (Blott, 2010, S.466). Flüssigkeitsansammlungen führen zu angeschwollenen Gelenke, vor allem in Händen und Füßen (Kessler, 2008, S.83; Blott, 2010, S.467; Kittlas, 2015). Die verbesserte Durchblutung und die Vorbereitung der Milchproduktion, führt zu sehr sensiblen Brüsten, die häufig spannen und bei Berührungen schmerzen (Blott, 2010, S.467). Eine verstopfte Nase kann eine Folge des geschwächten Immunsystem sein (Blott, 2010, S.159). Krampfadern und Besenreiser treten durch geringen Gefäßwiederstand und starker Durchblutung auf, wodurch es zusätzlich zu Nasen- und Zahnfleischbluten kommen kann (Kessler, 2008, S.29, 49; Kittlas, 2015; Eipeltauer, o.J.). Zudem ist der Säuregehalt im Speichel erhöht, wodurch der Zahnschmelz stärker angegriffen wird (Kessler, 2008, S.29). Müdigkeit ist die Folge zahlreicher Beschwerden und zusätzlicher körperlicher Belastung, die durch die zahlreichen Veränderungen und Anpassungen im Körper stattfinden (Blott, 2010, S.466). Ab dem zweiten Trimester können, wie bereits unter dem Punkt 3.2.2.3 „Magen-Darm-Trakt“ erwähnt, Verdauungsprobleme wie Sodbrennen und Obstipation auftreten (Blott, 2010, S.468). Wie im zweiten, nehmen auch im dritten Trimester mit zunehmenden Körpergewicht, Veränderung des Körperschwerpunktes und die Lockerung der Bänder- und Halteapparate die Beschwerden zu (Blott, 2010, S.209, 249, 469). Schmerzen im Lumbalgien-, Symphysen- oder Steißbeinschmerzen treten auf (Kessler, 2008, S.102; Glaser, 2016, S.50; Kittlas, 2015). Laut The American College of Sports Medicine (2006) leiden 50-90% der Frauen an Rückenschmerzen. Besonders bei übergewichtigen Frauen, die während der Schwangerschaft durch das Baby noch weiter an Gewicht zunehmen, besteht die Gefahr, das Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen chronisch werden (The American College of Sports Medicine, 2006). Ungünstige Körperhaltung und Heben mit ungünstigen Hebelverhältnissen oder ruckartigen Bewegungen können zum Einklemmen des Ischiasnervs beitragen (Blott, 2010, S.470). Typisch in der Schwangerschaft sind vor allem im dritten Trimester die Schwangerschaftsstreifen, die durch zu schnelle Dehnung der Haut entstehen (Kessler, 2008, S.47; Kittlas, 2015). Weitere Beschwerden im letzten Trimester sind erneute Schlafproblemen durch den vergrößerten Bauchumfang, die Aktivität des Babys und erhöhten Harndrang (Blott, 2010, S.307). Kurzatmigkeit und Stressinkontinenz können ebenfalls auftreten (Kessler, 2008, S.85; Kittlas, 2015; Soma-Pillay et al., 2016, S.92).

3.2.5 Negative Auswirkungen durch psychische Belastung auf das ungeborene Kind

Die Schwangerschaft ist für die Frau eine sehr stressige Phase im Leben. Bei einigen Frauen treten ernste psychologische Veränderungen auf (Sadeghi, Sirati-Nir, Ebadi, Aliasgari & Hajiamini, 2015, S.655). Stimmungsschwankungen, Ängste und Zweifel sind in der Schwangerschaft normal. Jedoch ist das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken in der Schwangerschaft erhöht (The American College of Sports Medicine, 2006; The American College of Obstetricians and Gynecologists, 2002 zitiert nach Pięta et al., 2014). An Angststörungen oder Depressionen leiden 10-15% der Schwangeren (Sadeghi et al., 2015, S.655). Zahlreiche Faktoren, wie z.B. das veränderte Körperbild, Schlafprobleme, allgemeine Sorgen, Veränderungen im Alltag und neue Rollenbilder beeinflussen die Psyche (The American College of Sports Medicine, 2006). Aber auch die Schwangerschaftshormone wirken auf das Stressreaktionssystem (The American College of Sports Medicine, 2006). Zwischen der Mutter und dem Kind besteht eine Schranke, die den Durchgang von Cortisol verhindert. Bei Stress wird vermehrt Cortisol produziert und die Barriere geschwächt. Die Folge: Kommt es in stressigen Situationen zur vermehrten Cortisoltransportation zum Kind (Pięta et al., 2014). Der Fötus ist sehr empfindlich und reagiert auf physiologische und psychische Veränderungen der Mutter. Psychische Belastungen führen zu einem Anstieg der mütterlichen Herzfrequenz und die Zunahme des diastolischen Blutdrucks. Dadurch nimmt die basale fetale Herzfrequenz ebenso zu (Akbarzade, Rafiee, Asadi & Zare, 2015, S.52). Folgen von Ängsten, Depressionen oder anderen psychischen Problemen sind häufig Frühgeburten mit niedrigem Geburtsgewicht (Pięta et al., 2014; Akbarzade et al., 2015, S.52). Im schlimmsten Fall führen die psychischen Belastungen zu einem Verlust des Kindes (Akbarzade et al., 2015, S.52). Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Entwicklung wie z.B. das Nervensystem des Embryos beeinträchtigt wird (Pięta et al., 2014; Akbarzade et al., 2015, S.52). Dadurch können Entwicklungsstörungen auf physiologischer und psychischer Ebene des Kindes im späteren Leben entstehen (Pięta et al., 2014). Diese können sich bemerkbar machen durch Hyperaktivität, Autismus oder Störungen in Schrift und Wort (Akbarzade et al., 2015, S.52). Psychische Belastung während der Schwangerschaft führt zu mütterlichen Gewichtsverlusten, wodurch das Immunsystem von Mutter und Kind zusätzlich geschwächt wird. Somit ist das Infektionsrisiko des Neugeborenen ist erhöht (Sadeghi et al., 2015, S.660). Andere Probleme die durch unbehandelte Angststörungen oder Depressionen hinzukommen, sind Gedanken der Abtreibung (Sadeghi et al., 2015, S.660), Alkohol- oder Drogenkonsum und das Nichtwahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen (The American College of Sports Medicine, 2006). Psychische Belastungen, die durch eine mangelnde Beziehung zum Lebenspartner oder Familie vorliegen, können die Bindungsbeziehung zum Kind erschweren. Die Folge kann sein, dass die Mutter ihr Baby nach der Geburt nicht anerkennt und es zu einer postpartalen Depression kommt (The American College of Sports Medicine, 2006). Positive Ereignisse im Leben der Mütter, wie z.B. durch Bewegung, senken den Cortisolspiegel (Pięta et al., 2014). Unter anderem zeigt die Studie von Akbarzade et al. (2015, S.51), dass regelmäßige Bewegung Stress und Müdigkeit reduziert und die Stimmung verbessert. Somit wirkt sich regelmäßige Bewegung positiv auf Depressionen und Angstzustände aus. Das Selbstwertgefühl, die Wahrnehmung und das Verständnis für eine gesunde Lebensweise steigen (The American College of Sports Medicine, 2006).

3.3 Training in der Schwangerschaft

Wie bereits erwähnt, müssen die Veränderungen in der Schwangerschaft bei der Sportauswahl berücksichtig werden (ACOG, 2016). Körperliche Aktivität während der Schwangerschaft hat nur minimale Risiken. Die meisten Frauen und Babys profitieren von den zahlreichen Vorteilen (ACOG, 2015). In diesem Punkt wird der aktuelle Forschungsstand in Bezug auf Sport in der Schwangerschaft aufgeführt.

3.3.1 Aktueller Forschungsstandes über Sport in der Schwangerschaft

Das American College of Obstetricians and Gynecologists (kurz: ACOG) veröffentlichte im Jahr 2002 Bewegungsempfehlungen für Schwangere zum Thema Sport (Melzer et al., 2010, S.498). Unterstützt werden die Richtlinien von der Gesellschaft der Geburtshelfer und Gynäkologen von Kanada (kurz: SOGC) und der kanadischen Gesellschaft der Übungsphysiologie (kurz: CSEP) (Melzer et al., 2010, S.499). Aufbauende Richtlinien kommen vom amerikanischen College of Sports Medicine-Centres of Disease Control and Prevention (kurz: ACSM-CDC) (Melzer et al., 2010, S.499). Die Empfehlungen von ACOG werden heute noch offiziell anerkannt (Reiners & Schwennicke, 2015, S.236). Für schwangere Frauen wird ein moderates Training mehrmals die Woche empfohlen, welches sowohl für Mutter und Kind unbedenklich ist (Falkowski, 2011, S.1; Lewis, 2014, S.541). Nach den Vorgaben der ACOG von 2002 entspricht moderates Training eine Intensitäten von 60-90% der maximalen Herzfrequenz (Falkowski, 2011, S.1). Nach den Richtlinien des ACSM-CDC wird moderates Training in metabolische Äquivalente (METs) angegeben. Moderates Training entspricht einer Intensität zwischen drei und sechs METs, dies entspricht z.B. Gehen zwischen 4-5km/h (Melzer et al., 2010, S.499; Korsten-Reck & Wanke, 2011). Empfohlen werden ca. 150 Minuten Bewegung über die Woche verteilt (ACOG, 2016), in denen die Dauer und Intensität dem Trainingslevel der Frau angepasst sein sollten. Anfängern wird empfohlen, die Intensität und die Dauer der Trainingseinheiten langsam zu steigern. Hilfreich ist es, zunächst täglich mit 10 Minuten Bewegung zu starten und wöchentlich die Dauer um fünf Minuten pro Einheit zu steigern, bis ungefähr 30-45 Minuten drei bis fünf Mal die Woche, für Trainierte bis 60 Minuten erreicht wird (ACSM-CDC zitiert nach Melzer et al., 2010, S.499; ACOG, 2015). Sportliche Frauen können das Training in der Regel bedenkenlos fortführen (ACOG, 2016). Ebenso können auch Hochleistungssportlerinnen durch kleine Einschränkungen den Sport weiterführen (Falkowski, 2011, S.1). Frauen die an Wettkämpfen teilnehmen, sollten ausreichend Flüssigkeit und Kalorien zuführen, um einen Hydration und Hypoglykämie vorzubeugen (Korsten-Reck et al., 2009, S.120). Bei Sportlerinnen im Wettkampf ist eine intensive Betreuung sinnvoll, um Überlastungen vorzubeugen (ACOG, 2015, S.5). In der Studie von Szymanski und Satin, von der Johns Hopkins Universität Baltimore stellte sich heraus, dass bei einer mittleren Belastung, sprich 40-59% der maximalen Herzfrequenz, die Sauerstoffversorgung zum Kind nicht beeinflusst wird. Eine solch mittlere Belastung könnte z.B. ein Laufbandtraining von 30 Minuten sein (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, 2012, S.8). Bei intensiver Belastung, zwischen 60-84% der maximalen Herzfrequenz, also bei über 30 Minuten auf dem Laufband kam es zu einer Veränderung der Blutflusswerte in der Nabelschnur. Laut den Autoren war das Kind auch bei intensiven Belastungen nie einer Mangelversorgung ausgesetzt (Szymanski & Satin, 2012). Leet und seine Kollegen (2003 zitiert nach Sulprizio et al., 2016, S.107) beschreiben, dass bei extremem Sport in der Spätschwangerschaft das Geburtengewicht niedriger ist. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention empfiehlt daher eine langsame Reduktion aller sportlichen Betätigungen ab dem zweiten Trimester der Schwangerschaft (Stauss & et al., S.565). Auf empfehlenswerte sowie ungeeignete Sportarten wird im Punkt 3.3.4 „Geeignete und ungeeignete Sportarten in der Schwangerschaft“ genauer eingegangen. Die Intensität des Trainings variiert nach Alter, Leistungslevel und subjektiven Empfinden der Mutter während der Schwangerschaft (Souron, 2013, S.4). Bei einer passenden Intensität steigt die Herzfrequenz an und die Frauen fangen an zu schwitzen. Zur Messung der richtigen Intensität könne der Rede-Test, die Borg-Skala oder die Messung der Herzfrequenz verwendet werden. Beim Rede-Test sollten die Schwangeren immer in der Lage sein, sich ohne Probleme zu unterhalten (Korsten-Reck et al., 2009, S.120; Blott, 2010, S.106; ACOG, 2016). Die Borg-Skala arbeitet mit dem subjektiven Belastungsempfinden. Auf der Skala zwischen 6-10 sind die Bewegungen sehr leicht und entsprechen der Belastung im Warm-up, zwischen 11-15 auf der Skala bewegt man sich im Grundlagentraining, 16-20 auf der Skala beschreibt eine intensive Belastung (Borg, 2004, S.1016). Die Schwangeren können sich im Hauptteil des Trainings zwischen 12-14 auf der Borg-Skala bewegen (Korsten-Reck et al., 2009, S.120). Diese Möglichkeiten gewährleisten, dass das Training im aeroben Bereich durchgeführt wird (Korsten-Reck et al., 2009, S.120), um das Kind ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen (ACOG, 2015, S.5). Regelmäßige Bewegung unterstützt einen normalen Schwangerschaftsverlauf (Wojtyla et al., 2012, S.315) und optimiert die Geburtsvorbereitung (Höfer & Szász, 2016, S.49). Viele Studien u.a. von Voigt et al. (2008, S.201) und Lamina & Agbanusi (2013, S.59) bestätigen die Vorteile von Bewegung in der Schwangerschaft. Ziel der körperlichen Aktivität ist eine allgemeine Fitness aufzubauen oder vorhandene Fitness zu erhalten (Melzer et al., 2010, S.499). Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Vorteile für Mutter und Kind detailliert beschrieben. Die Studie von Price, Amini und Kappeler (2012, S.2263) hat die Vorteile und möglichen Risiken der aeroben Bewegungen während der Schwangerschaft nach den Empfehlungen der ACOG von 2002 untersucht. Die Autoren konnten darlegen, dass inaktive Frauen, die in den ersten 12-14 Wochen mit regelmäßiger Bewegung anfingen, die allgemeine Fitness steigerten und verbesserte Geburtsergebnisse zeigten. Um angemessene Sportempfehlungen treffen zu können, ist die Beratung in der Schwangerschaft wichtig, um Risikoschwangerschaften und Komplikationen aufzudecken und zu bewerten (Korsten-Reck et al., 2009, S.120; ACOG, 2015, S.6). Auf Risiken und Komplikationen die beim Sport in der Schwangerschaft auftreten können, wird im Punkt 3.3.9 genauer eingegangen. Die Empfehlungen der ACOG beziehen sich in diesem Zusammenhang auf gesunde, unkomplizierte Schwangerschaften (ACOG, 2015, S.6). Obwohl Sport in der Schwangerschaft positive Auswirkungen auf Mutter und Kind hat, hat die Deutsche Sporthochschule Köln durch eine Fragenbogenstudie festgestellt, dass 22% der Gynäkologen von Sport abraten (Falkowski, 2011, S.1). Gründe dafür sind die Angst, falsche Empfehlungen zu geben und schlimmstenfalls von Schwangeren verklagt zu werden, falls die Schwangerschaft einen unerwünschten Verlauf nimmt (Falkowski, 2011, S.1). Nur ein kleiner Teil der schwangeren Frauen schafft es die empfohlene Menge an Bewegung umzusetzen. In den USA schaffen es knapp 16% aller Schwangeren (Melzer et al., 2010, S.500). Gründe für mangelnde Bewegung sind unter anderem Unwohlsein, physiologische und morphologische Veränderungen (Melzer et al., 2010, S.500). Sportlich aktive Frauen die in der Schwangerschaft Bewegung unterbinden, durchlaufen negative physiologische Veränderungen und Anpassungen an die Umgebung. Der Sauerstoffbedarf sinkt, die Durchblutung verschlechtert sich und die Muskelmasse der Schwangeren nimmt in dieser inaktiven Zeit ab. Nach ein bis zwei Wochen können schon negative Veränderungen der Herzfrequenz und Lungenfunktion gemessen werden (Melzer et al., 2010, S.495). In diesem Kontext kann es dazu kommen, dass vorher sportliche Frauen nach der Schwangerschaft, bis auf den Leistungsstand der inaktiven Frauen abbauen. Obendrein werden die Wehen und die Geburt ohne die empfohlene Bewegung als stressiger und schmerzhafter wahrgenommen. Der Körper ist während den Wehen und der Geburt einem sehr hohen Stresspegel ausgesetzt, den der Körper ohne Sport nicht gewohnt ist. Sport steigert somit ebenfalls die Stresstoleranz. Regelmäßige Bewegung führt zu positiven Anpassungen des Herz- Kreislaufsystems, verbessert die Stressbewältigung und somit auch eine bessere Verarbeitung von Wehen und Geburt (Melzer et al., 2010, S.495; Reimers und Schwennicke, 2015, S.236). Wichtig ist, dass die Frauen beim Sport auf ihren Körper hören und Warnsignale wahrnehmen (Blott, 2010, S.125). Zu solchen Warnsignalen gehören Beschwerden wie u.a. Schwindel, Kopfschmerzen oder schmerzhafte Kontraktionen. In diesem Fall muss der Sport sofort abgebrochen werden (Blott, 2010, S.135; ACOG, 2015, S.4). Bei sehr starken Beschwerden, wie z.B. Blutungen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten im ersten Trimester Beschwerden wie Blutungen auf, ist Sport in der Regel nicht der Auslöser (Blott, 2010, S.135). Verletzungen von außen sind im ersten Trimester am geringsten, da das Ungeborene gut geschützt hinter den Symphysen liegt. Im zweiten und dritten Trimester ist das Risiko aufgrund des Wachstums des Fötus erhöht (Korsten-Reck et al., 2009, S.119). Ab der 20. Schwangerschaftswoche nimmt das Bauchvolumen langsam zu. Damit der Bauch sich ausdehnen kann, beeinflussen die Hormone die Abschwächung der Muskulatur. Um die Dehnung nicht zu unterbinden, sollten die geraden Bauchmuskeln nicht mehr trainiert werden (Carta, 2016, S.45). Das Liegen auf der rechten Körperseite ist ab der 20. Schwangerschaftswoche zu empfehlen, um Durchblutung der Blutgefäße zwischen Gebärmutter und Wirbelsäule nicht zu stören (Tomasits & Haber, 2016, S.143). Sportliche Frauen passen das Training meist von selbst an. Sie wählen andere Sportarten und reduzieren die Dauer oder die Intensität, um Verletzungen zu vermeiden (Melzer et al., 2010, S.500). Kraftbetonte Übungen im dritten Trimester bei einer Zwillingsschwangerschaft sind nicht geeignet, aufgrund der besonders anstrengenden Phase der werdenden Mutter. Die Frauen müssen mehr Gewicht als bei einer Einfach-Schwangerschaft tragen und der Bauchumfang ist ebenfalls größer (Blott, 2010, S.306). Wenn Frauen über die positive Wirkung von Bewegung und Gesundheit für Baby und Mutter informiert werden, wäre die Motivation in der Schwangerschaft höher körperlich aktiv zu werden. Inaktive Frauen entwickeln in der Schwangerschaft ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein, wodurch die Motivation für eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung steigt (Korsten-Reck et al., 2009, S.119).

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Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
Sport während der Schwangerschaft? Ein Kurskonzept für werdende Mütter
Autor
Jahr
2018
Seiten
78
Katalognummer
V432845
ISBN (eBook)
9783960953548
ISBN (Buch)
9783960953555
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwangerschaft, Sport, Kurskonzept, Gesundheit, Bewegung, Eltern, Sportverein, Training
Arbeit zitieren
Carmen Wienkamp (Autor:in), 2018, Sport während der Schwangerschaft? Ein Kurskonzept für werdende Mütter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432845

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