Die dynamische internationale Fortentwicklung des Bilanzrechts und die damit verbundenen Vorgaben der Europäischen Union (EU) stellen eine große Herausforderung für Unternehmen und Banken dar. Durch die Verabschiedung der EU-Verordnung 1606/2002 im Juli 2002 wurde die abschließende Voraussetzung für die Einführung der internationalen Rechnungslegungsnormen in europäisches Recht geschaffen. Mit erstmaliger Wirksamkeit seit 2005, beziehungsweise ab 2007 für bisherige Anwender der US-amerikanischen Rechnungslegungsstandards, sind daher alle kapitalmarktorientierten Unternehmen in der EU dazu verpflichtet ihren Konzernabschluss nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) aufzustellen.
Neben anderen Schwerpunkten, die sich aus der Anwendung der IFRS ergeben, liegt eine spezielle Problematik in der Bilanzierung von Finanzinstrumenten und den damit verbundenen Kreditrisiken. Letztere werden als Wertberichtigungen in der Bilanz abgebildet, wenn eine vollständige und pünktliche Leistung seitens des Schuldners in Frage gestellt ist. Die Relevanz der diesbezüglichen Regelungen ist in besonderem Maße für Banken und Finanzdienstleister gegeben, welche bedingt durch ihr Kerngeschäft in großem Maße finanzielle Vermögenswerte in ihrer Bilanz ausweisen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine umfassende Darstellung der relevanten Rechnungslegungsvorschriften für die Bestimmung des Wertberichtigungsaufwandes für Forderungen, der sich aus Kreditrisiken ergibt. Der Fokus der hierzu vorgenommenen Analyse ist auf die Besonderheiten des Finanzdienstleistungsgeschäfts von Automobilkonzernen gerichtet, wobei im Detail die Bewertung von Forderungsportfolios untersucht werden soll. In diesem Zusammenhang soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, ob die Bildung von pauschalen Wertberichtigungen auf Portfolios zulässig ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das Finanzdienstleistungsgeschäft von Automobilkonzernen
- Finanzierungsprodukte
- Leasing
- Finanzierung
- Risiken im automobilen Finanzdienstleistungsgeschäft
- Typische Risiken
- Kreditrisiko
- Betrachtung des Kreditrisikos aus dem Blickwinkel der Bankenaufsicht und internationalen Rechnungslegung
- Finanzierungsprodukte
- Risikovorsorge nach IAS
- Bilanzierung von Finanzinstrumenten
- Grundkonzeptionen der Bilanzierung nach IFRS
- Grundlagen der Bilanzierung von Finanzinstrumenten
- Exkurs: Exposure Draft „Fair Value Option“ – Ausschluss der Bilanzierung zum Zeitwert für Kredite und Forderungen
- Vornahme von Wertberichtigungen: Der „Impairment Test“
- Grundannahmen
- Erste Stufe: Identifikation von objektiven Hinweisen
- Zweite Stufe: Ermittlung des Wertminderungsaufwands bei fortgeführten Anschaffungskosten
- Zuschreibungsgebot
- Darstellung der Problematik anhand eines Beispiel
- Wertberichtigungen auf individueller und Portfolio-Basis
- Einzelwertberichtigung vs. pauschalierte Einzelwertberichtigung
- Wertberichtigungen auf Portfolio-Basis
- Anforderungen an ein Modell zur Bestimmung von pauschalierten Einzelwertberichtigungen
- Schätzung von pauschalierte Einzelwertberichtigungen
- Offenlegung
- Bilanzierung von Finanzinstrumenten
- Praktische Ansätze zur Bestimmung von Wertberichtigungen auf Portfoliobasis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik der Wertberichtigungen für Kreditrisiken nach IFRS am Beispiel des Finanzdienstleistungsgeschäfts von Automobilkonzernen. Ziel der Arbeit ist es, die Bilanzierung von Kreditrisiken im Kontext von IFRS zu analysieren und praktische Ansätze zur Bestimmung von Wertberichtigungen auf Portfoliobasis zu evaluieren.
- Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS
- Kreditrisiko im Finanzdienstleistungsgeschäft von Automobilkonzernen
- Wertberichtigungsmethoden nach IFRS
- Praktische Ansätze zur Bestimmung von Wertberichtigungen auf Portfoliobasis
- Bewertung und Vergleich verschiedener Methoden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Finanzdienstleistungsgeschäft von Automobilkonzernen, beleuchtet dabei die wichtigsten Finanzierungsprodukte und die damit verbundenen Risiken. Insbesondere das Kreditrisiko wird dabei im Detail analysiert. Anschließend werden die relevanten Bilanzierungsvorschriften nach IAS 39 vorgestellt. Dabei werden die Grundkonzeptionen der IFRS-Bilanzierung von Finanzinstrumenten und die Vorschriften zur Bildung von Wertberichtigungen erläutert. Das Kapitel widmet sich zudem der Problematik der Wertberichtigung auf Einzel- und Portfoliobasis und analysiert die Anforderungen an ein Modell zur Bestimmung von pauschalierten Einzelwertberichtigungen. Die Arbeit stellt verschiedene praktische Ansätze zur Bestimmung von Wertberichtigungen auf Portfoliobasis vor, darunter die statistische Methode und den Aging-Ansatz, und bewertet diese kritisch. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
IFRS, Finanzdienstleistungsgeschäft, Automobilkonzerne, Kreditrisiko, Wertberichtigung, Impairment Test, Portfolio-Basis, statistische Methode, Aging-Ansatz, Bilanzierung.
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- Anja Winkelmann (Autor), 2005, Wertberichtigungen für Kreditrisiken nach IFRS dargestellt am Finanzdienstleistungsgeschäft von Automobilkonzernen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43284