Donald Trump. Populist par excellence?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Theorie
2.1 Definition und Merkmale von Populismus
2.2 Demokratischer Populismus?
2.3 Medien: das Sprachrohr des Populismus
2.4 Entwicklung des Populismus in den Vereinigten Staaten

3 Analyse: Ist Donald Trump ein Populist?

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einführung

Am 8. November 2016 stand das Ergebnis fest: Nach einem langen und weltweit polarisierenden Wahlkampf um das Amt des amerikanischen Präsidenten wurde verkündet: Donald J. Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Dieser Ausgang sorgte für Entsetzen in der ganzen Welt und hinterließ ein Gefühl der Besorgnis und Beunruhigung. Bis zuletzt waren die Hoffnungen vielerorts groß, dass sich das Blatt noch zugunsten der – mehr oder weniger – besseren Alternative Hillary Clinton wenden würde, jedoch vergebens.

Wie ist es möglich, dass jemand der Frauen diffamiert, deren Gleichwertigkeit infrage stellt und die Religionsfreiheit missachtet, genug Stimmen erhalten kann, um das Amt des Präsidenten zu bekleiden? Viele sind der Meinung, der offensichtliche ‚Rechtsdruck‘ der Bevölkerung sei einer der Hauptgründe für den Wahlausgang, wieder andere sind der Ansicht, dass die grundsätzliche amerikanische Mentalität und das daraus resultierende Wahlverhalten hauptsächlich zu diesem Ergebnis geführt hätten.

Donald Trump wird als Populist bezeichnet so wie viele andere amtierende Politiker auch. In Europa und insbesondere in der deutschen Bevölkerung wird überwiegend die Meinung vertreten, Rechtspopulismus sei ein amerikanisches Problem – dies ist jedoch ein Irrglaube, denn auch hierzulande hat der Rechtspopulismus längst Einzug in unseren politischen Alltag gehalten. Le Pen, Orbán oder Petry sind Namen, die in diesem Zusammenhang regelmäßig fallen. Sie alle genießen große Zustimmung innerhalb ihrer Länder. Die Politiker und somit auch deren Parteien erhoffen sich durch die Verwendung populistischer Stilmittel eine möglichst große Bandbreite an Wählern anzusprechen, welche sie im Idealfall auch dauerhaft für sich gewinnen können. Sie treten so in den direkten Konkurrenzkampf mit etablierten Parteien.

Überall wird über Populismus gesprochen – jede Zeitung, jede Talkshow, jeder Nachrichtenblog beschäftigt sich zumindest gelegentlich mit dieser Art der Polarität. Worum es bei dem Begriff Populismus allerdings genau geht, ist ebenso schwierig ab- wie einzugrenzen. Wo fängt Populismus an und wo endet er? Und inwiefern haben die sozialen Medien dem „Twitterpräsidenten“ Trump in die Karten gespielt? Im Folgenden wird u.a. mit diesen Fragestellungen gearbeitet und darüber hinaus analysiert, inwieweit die Wesenszüge des Populismus auf den amerikanischen Präsidenten zutreffen. Wie schafft es Donald Trump trotz oder gerade wegen seiner Aussagen in diesem Maße seine Wählerschaft und nicht zuletzt die Unentschlossenen zu überzeugen? Um das zu beantworten, werden zunächst die wesentlichen Merkmale des Populismus herausgestellt. Oftmals wird der Begriff nur grob umrissen und häufig als indifferente Bezeichnung für verschiedenste Erscheinungen der politischen und sozialen Umwelt verwendet. Diese Bezeichnung ist in der westlichen Welt zumeist negativ konnotiert, weshalb eine Konkretisierung des Begriffs unerlässlich ist, um seinen Bedeutungsradius gleichermaßen herauszustellen und wie einzugrenzen. Auf dieser Grundlage gilt, es Trumps Politikstil am konkreten Beispiel seines Auftretens während des Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl 2016 zu analysieren und gleichzeitig herauszustellen, wie er zu solch großem Erfolg gelangt ist.

2 Theorie

Im Folgenden wird der Begriffe „Populismus“ definiert und erläutert. Da dieser Begriff im weiteren Verlauf dieser Arbeit häufig verwendet wird, ist es wichtig, ein klares Verständnis dafür zu schaffen, um etwaigen Fehlinterpretationen vorzubeugen

2.1 Definition und Merkmale von Populismus

Populismus ist derzeit in aller Munde. Jedoch ist es wie bei vielen politischen Begriffen schwierig, eine klare Definition zu finden. „Populismus ist kein Substanz-, sondern ein Relationsbegriff“ (Priester, 2012). Daraus geht hervor, dass der Begriff nicht zusammenhangslos verwendet werden darf, sondern nur in Bezug zum verwendeten Kontext eindeutig geklärt werden kann (vgl. ebd.). Obwohl der Ausdruck meistens wertend verwendet wird, sind die zugrundeliegenden Annahmen dahinter sehr verschieden. Oftmals sind es Extreme, sowohl rechte als auch linke, die mit Populismus in Verbindung gebracht werden. Die politische Mitte bleibt in der Regel davon verschont, da sie gemeinhin als ‚gemäßigt‘ gilt, obwohl auch hier populistische Merkmale aufzufinden sind.

Ein Relationsbegriff ist Populismus deshalb, weil er eng an andere Phänomene der Politik geknüpft ist. Deshalb wird der Ausdruck auch immer wieder als Vorstufe von Extremismus (vgl. Hartleb, 2012) bezeichnet. Unterstützt wird dies durch die Auffassung von Populismus als Gefahr. Populismus und Extremismus werden daher häufig miteinander verknüpft, weil geglaubt wird, Populismus würde nur im extremistischen Raum eine Rolle spielen; jedoch verordnen Populisten sich selbst tendenziell in der Mitte des Volkes (vgl. Hartleb, 2012). Je nach Region werden mit Populismus unterschiedliche Bedeutungen verknüpft, sowohl positiv als auch negativ. In Mittel- und Westeuropa ist er üblicherweise negativ behaftet und findet wenig Anklang, ist teilweise sogar als politisches Stilmittel unterster Kategorie verschrien. In den Vereinigten Staaten hingegen trifft allerdings eher das Gegenteil zu: hier wird Populismus als gängige Praxis angesehen und die Wirkung auf die Wähler positiv betrachtet.

Allzu häufig wird der Begriff Populismus als eine Einordnung politischer Inhalte in Gut und Böse (vgl. ebd.) genutzt, obgleich es doch offensichtlich ist, dass eine Einteilung politischer Inhalte in Schwarz-Weiß nicht funktioniert. Sicher ist es notwendig, den Begriff in den politischen Kontext mit einzubeziehen, dennoch gilt er nicht als Maßstab für gute oder weniger gute Politik. „Wer als Populist bezeichnet wird, gilt im positiven Sinne als jemand, der die Probleme der ‚kleinen Leute‘ versteht, sie artikuliert und direkt mit dem Volk kommuniziert …“ (Hartleb, 2012), also als ein Vermittler aus dem Volk für das Volk, „…und im negativen Sinne als jemand, der dem Volk nach dem Munde redet und dem Druck der Straße nachgibt“ (vgl. ebd.), ganz gleich, ob dies nun zielführend ist oder nicht. Doch was genau ist von dieser Definition ausgehend überhaupt noch ‚nicht populistisch‘? Der moderne politische Wahlkampf begibt sich mit Nähe zum Volk auf Stimmenfang, nahezu jeder macht sich dieses Mittel zu Eigen, um positiven Nutzen daraus zu ziehen. Daraus zieht Puhle den Schluss, dass „…Politik, die breiter Zustimmung bedarf, [dazu neigt], populistisch zu sein“ (in Müller 2016, S. 26). Auf diese Weise werden Populismus und moderne demokratische Synonyme gleichgestellt (vgl. ebd., S.66), was der Negativauslegung widerspricht. Eine eindeutige und unstrittige Definition zu erstellen, ist daher sehr schwierig, da der Begriff eine Vielschichtigkeit aufweist, die kaum zu konkretisieren ist. Im Verlauf dieser Arbeit wird dieser Begriff deshalb als volksnahes politisches Mittel verstanden, den es auf objektive Darstellung und Güte zu prüfen gilt.

Nahezu einig ist man sich dagegen über die kennzeichnenden Eigenschaften des Populismus. Es geht im Kern um das Bestreben, die Interessen der ‚normalen‘ Bürger gegen eine etablierte Führungsschicht durchzusetzen (vgl. Decker 2006, S. 13f). Es herrscht ein Bedürfnis nach Veränderung, ohne eine tatsächliche Veränderung wirklich zu beschwören. Gewünscht ist eine Politik der kleinen Schritte, der längst überfällig geglaubten Auseinandersetzung von ‚uns da unten‘ und ‚denen da oben‘ und um den Zwiespalt dazwischen (vgl. Hartleb, 2012). Es ist der Wunsch danach mitreden zu können und die Mündigkeit mitzuentscheiden nicht abgesprochen zu bekommen.

Vor allem dem Rechtspopulismus wird als kategorisierendes Merkmal die Herabwürdigung von Minderheiten zugeschrieben. Seien es Juden, Farbige oder aktuell Flüchtlinge, die als Sündenbock für etwaige Missstände verantwortlich gemacht werden. Die Simplifikation der Sachlage führt vom Problembewusstsein über Schuldzuweisungen letztlich zu Hass gegen bestimmte Minoritäten. Aufgrund sozialer Unsicherheiten und Entfremdung fühlen sich einige Bevölkerungsgruppen nicht ausreichend vertreten (vgl. Decker, 2006, S.14). Der Wunsch nach Eindämmung der Migration entspringt oftmals der Angst, dass dadurch Recht und Ordnung beeinträchtigt werden könnten, und ist Zeichen für ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit (vgl. Lessat, 2016). Es bedarf also einer politischen Leitfigur. Populistische Parteien haben meist eine zentrale Führungsperson, die im Mittelpunkt ihrer Politik steht und diese verkörpert. Zu ihren wichtigsten Eigenschaften gehört es, die Ängste und Bedürfnisse der vermeintlich benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu erkennen, sie zu formulieren und somit eben diese Gruppen anzusprechen und als potentielle Wähler für sich zu gewinnen. Dieses Phänomen nennt sich „Personalisierung der Politik“ (Priester, 2012). Dieses Vorgehen ist auch bei etablierten Parteien gang und gäbe. Der einzige offensichtliche Unterschied dabei ist nur, dass sie nicht ihre politische Selbstverwirklichung, sondern auch das Gemeinwohl des Volkes in den Vordergrund stellen.

Ein weiteres Merkmal des Populismus ist die Simplifizierung der zumeist sehr viel komplexeren Materie. Ihre Wortwahl ist einprägend, überspitzt und ist dem ‚einfachen Bürger‘ durch eine Vielzahl taktischer Stilmittel auf den Leib geschneidert (vgl. Decker, 2006). Es mangelt den meisten Wählern an Zeit, sich umfassend mit aktuellen politischen Themen zu befassen – diese Tatsache machen sich Populisten zu Nutze, indem sie komplexe Themen sprachlich einfach und dramatisiert darstellen (vgl. Müller, 2016). Auffallend ist dabei, dass die Parteien, denen sie entspringen, in der Regel nur ein lückenhaftes Parteiprogramm vorzuweisen haben, welches ihre grundsätzliche Orientierung verorten lässt. Es wird lediglich aufgegriffen, was den Wähler interessiert. Probleme werden auf das Essentielle herunter gebrochen, deren Entstehung bestimmten Gruppen zugeschrieben, beispielsweise Flüchtlingen, und durch Vorurteile zum Ausdruck gebracht (vgl. Hartleb, 2012). In jüngster Vergangenheit haben zahlreiche Ereignisse die Welt in Unruhe versetzt. Nach jedem terroristischen Anschlag wächst die Angst vor erneuten Attentaten. Die Angst ist nahezu allgegenwärtig, jeder fühlt sich bedroht und unbehaglich und so wird nach einem Weg gesucht, um mit der Unberechenbarkeit zurechtzukommen. Genau diese Gefühle nutzt ein Populist für seine Zwecke. „Populismus appelliert stets an den Bauch, nie an den Kopf“ (Petzner, 2016, S. 61). Der Beschäftigung mit Fakten wird nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, denn es geht vor allem darum, an die Emotionen der Wähler anzuknüpfen und diese zu verstärken. Populisten fahren Stimmen nicht mit dem Intellekt ihrer Wähler, sondern mit deren Gefühlseindruck ein, wenn nötig auch mit Tabubrüchen jeder Art. Mit dieser Hemmungslosigkeit verstärken sie die Emotionen ihrer Wähler, vor allem deren Ängste. Auf diese Weise wird deutlich gemacht, dass ihre Themen von großer Relevanz und Wichtigkeit sind. So wird eine Ausweglosigkeit kreiert, der man nur durch die postulierten Wege entkommen kann (vgl. Decker, 2006, S.66). Psychologisch charakteristisch ist, dass Massen in erster Linie in ihrem Handeln durch Impulse geleitet werden, darüber hinaus leichtgläubig und engstirnig (vgl. Le Bon, 2014) und in Folge dessen leicht zu beeinflussen sind. Wer die Massen anspricht, hat oftmals schnell Erfolg.

Der Wunsch nach Abwendung von zentralen Entscheidungsträgern und Abgrenzung vor allem zu gemäßigten Positionen ist ein weiteres markantes Merkmal des Populismus. Alleinige Entscheidungsgewalt durch eine zentrale Instanz wird in den allermeisten Fällen abgelehnt. Demzufolge grenzt man sich umso stärker nach außen ab, Formen des Nationalismus entstehen (vgl. Decker, 2006, S.65). Abgesehen von den thematischen und weltanschaulichen Unterschieden der politischen Rechten und Linken, haben Sie jedoch gemeinsam, dass der Populismus dem gesellschaftlichen Modernisierungsprozess entwächst. Die Auswirkungen der Globalisierung sind inzwischen überall erkennbar und die Veränderungen nehmen an Geschwindigkeit zu: Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt verändern sich stetig, weltweite Vernetzung trägt immer mehr dazu bei, dass sich konservative Bindungen lockern und lösen. Dieser andauernde Prozess der Veränderung führt zu großer Unsicherheit und im Einzelfall zu Angst vor sozialem Abstieg.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Donald Trump. Populist par excellence?
Hochschule
Universität Rostock
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
18
Katalognummer
V433115
ISBN (eBook)
9783668753822
ISBN (Buch)
9783668753839
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Trump, Populismus
Arbeit zitieren
Carolin Hennings (Autor:in), 2018, Donald Trump. Populist par excellence?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/433115

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Donald Trump. Populist par excellence?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden