Diese Arbeit untersucht, welcher Art der Körper ist, den Mona Hatoum den BetrachterInnen präsentiert und welche Konflikte referiert werden, die durch einen ersten Blick auf den Körper nicht direkt wahrnehmbar sind. Hierzu wird betrachtet, in welcher
Beziehung Hatoums Körper zu seiner Umwelt steht, die sowohl konkret den Ausstellungsraum als auch politische Kontexte und kunsthistorische Referenzen meint. Des Weiteren wird analysiert, inwiefern ihr Körper sich als Subjekt behaupten und identifiziert werden kann. Im ersten Kapitel wird dafür auf eine Geschichte der Performance-Kunst zurückgegriffen. Im Vergleich zu den Wiener Aktionisten, die sich ebenfalls mit Krieg auseinandersetzen, sowie ein persönliches und gesellschaftliches Nachkriegstrauma aufarbeiten, wird die Funktion der Darstellung eines Kriegsopfers in Hatoums Performance untersucht. Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung der Opferdarstellung für die Gesellschaft weitergehend analysiert. Welche Funktion übernimmt der Leichnam in der Gesellschaft und in welchem Verhältnis steht der Opferleib zur Welt? In Anbetracht des blutenden und scheinbar geöffneten Körpers, der seine Eingeweide entblößt, wird auch das Konzept des »Fragments« in Bezug auf eine „verlorene“ palästinensische Identität, Bilder von kannibalistischen Szenen, sowie eine moderne Lebenserfahrung hinterfragt. Der hierin schon als zerrissen und ambivalent angedeutete Körper wird daher im dritten Kapitel der Idee eines kompakten und ganzheitlichen Objekts der Minimal Art gegenübergestellt. Insbesondere Fragen nach Machtverhältnissen im Ausstellungsraum sowie dem Subjekt- bzw. Objektstatus eines Körpers wird hier im Vergleich von Hatoums Performancekörper zu Robert Morris’ Performativer Plastik Column (1960) nachgegangen. Zudem wird untersucht,
mit welchen Mitteln Hatoums anonymer und verletzter Körper im Ausstellungsraum bei den BetrachterInnen welche Reaktionen hervorrufen kann. Wie kann das dargestellte Leid wahrgenommen und reflektiert werden? Im letzten und vierten Kapitel werden gewonnene Erkenntnisse genutzt, um Hatoums Positionierung in und Haltung zu einer westlichen Kunstgeschichte zu diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- O EINFÜHRUNG über Körper und Konflikte
- 1 DER KÖRPER AUF DEM VERHANDLUNGSTISCH
- 1.1 KÖRPERLICHKEIT, FLEISCHLICHKEIT, ENDLICHKEIT
- 1.2 KÖRPER ALS MEDIUM DER KRITIK
- 2 POLITISCHE SITUATIONEN AUF DEM VERHANDLUNGSTISCH
- 2.1 DER KÖRPER DER »ANDEREN<<
- 2.2 »DIS-ORIENTALISMUS<<
- 2.3 DIE LUST AM TOD
- 3 MACHTVERHÄLTNISSE IM AUSSTELLUNGSRAUM
- 3.1 DER KÖRPER ALS UN-/SPEZIFISCHES OBJEKT
- 3.2 DAS LEID ANDERER
- 4 FRAGMENTARISCHE KÖRPER UND GESCHICHTE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Performance The Negotiating Table (1983) der Künstlerin Mona Hatoum und analysiert die Darstellung des Körpers im Kontext des Libanonkriegs. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie Hatoums Körper als Projektionsfläche für Menschenbilder dient und welche Konflikte durch die Performance angesprochen werden. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Körper und Umwelt, dem Subjektstatus des Körpers und der Wahrnehmung des Leidens durch die BetrachterInnen.
- Der Körper als Medium der Kritik und der Darstellung von Konflikten
- Der Körper als Projektionsfläche für Menschenbilder und Machtverhältnisse
- Die Bedeutung der Opferdarstellung in der Gesellschaft und die Frage nach dem Verhältnis von Opferleib und Welt
- Das Konzept des Fragments in Bezug auf eine „verlorene“ palästinensische Identität, Bilder von kannibalistischen Szenen und eine moderne Lebenserfahrung
- Machtverhältnisse im Ausstellungsraum und die Wahrnehmung des dargestellten Leids
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Funktion der Darstellung eines Kriegsopfers in Hatoums Performance im Vergleich zu den Wiener Aktionisten. Es wird die Beziehung zwischen Hatoums Körper und seiner Umwelt analysiert, die sowohl den Ausstellungsraum als auch politische Kontexte und kunsthistorische Referenzen umfasst.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Bedeutung der Opferdarstellung in der Gesellschaft und dem Verhältnis von Opferleib zur Welt. Es analysiert das Konzept des „Fragments“ in Bezug auf eine „verlorene“ palästinensische Identität, Bilder von kannibalistischen Szenen und eine moderne Lebenserfahrung.
Das dritte Kapitel setzt sich mit der Idee eines kompakten und ganzheitlichen Objekts der Minimal Art auseinander und untersucht, mit welchen Mitteln Hatoums anonymer und verletzter Körper im Ausstellungsraum bei den BetrachterInnen welche Reaktionen hervorrufen kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Körper, Konflikt, Performance, Opferdarstellung, Machtverhältnisse, Exil, Fragment, Minimal Art und der Kunst von Mona Hatoum.
- Quote paper
- Laura Kowalewski (Author), 2016, Über Körper und Konflikte. Mona Hatoums "The Negotiating Table" (1983), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/433521