In Benjamins Rezeption Über einige Motive bei Baudelaire befasst sich dieser unter anderem mit der Raumwahrnehmung und Stadterfahrung zur Zeit der Moderne. Benjamin beschreibt Reklame und Verkehrssignale, die auf PassantInnen einwirken. Unter dem Terminus "Technik" zusammengefasst unterziehen sie alle Sinne des Menschen einer komplexen Übung. Das dadurch neu entstehende Reizbedürfnis der Menschen ist für ihn durch den neuen Wahrnehmungsraum des Films zu stillen. Die Rezeption ist Ausgangspunkt der filmischen Produktion. Sie bestimmt den Rhythmus des Films.
Ausgehend von einer Stadterfahrung, die das Bedürfnis nach dem Medium Film auslöst, wird in dieser Ausarbeitung der in der Filmskizze Die Dynamik der Gross-Stadt (1921/22) von László Moholy-Nagy repräsentierte städtische Wahrnehmungsraum untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Wahrnehmungsraum, Bewegung und Gegenwart
- Die Dynamik der Gross-Stadt - Eine Stadterfahrung qua Typofoto
- Reiz und Reklame - Der Rhythmus der Weimarer Republik
- Dynamiken der Weimarer Republik
- Neues Sehen und absoluter Film
- Reklame, Arbeit, Rhythmus - Die soziale Utopie
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit László Moholy-Nagys Filmskizze »Die Dynamik der Gross-Stadt« (1921/22) und untersucht die darin dargestellten städtischen Wahrnehmungsräume. Ausgehend von Walter Benjamins Überlegungen zur Raumwahrnehmung in der Moderne, insbesondere im Kontext von Reklame und Verkehrssignalen, wird Moholy-Nagys Skizze als eine filmische Umsetzung des neu entstehenden Reizbedürfnisses der Menschen interpretiert. Dabei werden die Komponenten von Bewegung, Geschwindigkeit, Reiz und Reklame, Technik und Arbeit sowie Zeitlichkeit im Kontext der städtischen Erfahrung und der medialen Repräsentation analysiert.
- Der städtische Wahrnehmungsraum im Kontext von Bewegung und Geschwindigkeit
- Die Rolle von Reiz und Reklame in der Weimarer Republik
- Die Bedeutung von Technik und Arbeit für die Gestaltung des Stadtraums
- Die Wechselwirkung von Realerfahrung und medialer Repräsentation
- Die Zeitlichkeit in der Produktion und Rezeption der Filmskizze
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einleitung beleuchtet Walter Benjamins Konzept der »chockförmigen Wahrnehmung« im Film und verknüpft dieses mit dem neu entstehenden Reizbedürfnis der Menschen in der Moderne. Es wird auf die Bedeutung von Reklame und Verkehrssignalen als »technische« Stimuli eingegangen, die auf die Sinne des Menschen einwirken. Das Bedürfnis nach diesem neuen Reiz findet Benjamin im Medium Film gestillt. Die Arbeit fokussiert auf die von Moholy-Nagy entworfene Filmskizze »Die Dynamik der Gross-Stadt« als Ausdruck dieser städtischen Erfahrung.
Wahrnehmungsraum, Bewegung und Gegenwart
Die Dynamik der Gross-Stadt - Eine Stadterfahrung qua Typofoto
Dieses Kapitel analysiert die 14-seitige Filmskizze »Dynamik der Gross-Stadt« als Typofoto, das Schrift und Bild vereint. Es wird auf die Gestaltungselemente, wie z. B. die serifenlose Typografie, Zahlen, Pfeile und Kreise, eingegangen, die das Typofoto strukturieren. Die Analyse beleuchtet den Einsatz von Bewegung und Geschwindigkeit als zentrale Motive, die durch Pfeile, das »Tempo« und die zunehmende Bilderflut ausgedrückt werden. Weiterhin werden die im Typofoto dargestellten Fortbewegungsmittel und technischen Elemente als Ausdruck des städtischen Lebens in der Weimarer Republik betrachtet.
Reiz und Reklame - Der Rhythmus der Weimarer Republik
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Rolle von Reiz und Reklame im Typofoto und untersucht, wie diese Elemente den Rhythmus der Weimarer Republik widerspiegeln. Es werden die Großveranstaltungen, die der Unterhaltung der Massen dienen, wie z. B. Theater, Varieté und Sportveranstaltungen, sowie die Darstellung von (Raub-)Tieren und deren Verbindung zur Produktion und zur Wahrnehmung von Unruhe und Bedrückung analysiert. Die Analyse beleuchtet den Einsatz von Großaufnahmen und Zeitlupe als Gestaltungselemente, die eine retardierende Wirkung auf den Betrachter erzeugen.
Schlüsselwörter
Die zentrale Thematik der Arbeit liegt in der Analyse des städtischen Wahrnehmungsraums, der in László Moholy-Nagys Filmskizze »Die Dynamik der Gross-Stadt« dargestellt wird. Hierbei stehen die Themen von Bewegung, Geschwindigkeit, Reiz, Reklame, Technik, Arbeit und Zeitlichkeit im Vordergrund. Die Arbeit greift dabei auf Konzepte von Walter Benjamin, Victor Burgin und László Moholy-Nagy zurück und untersucht die Wechselwirkungen von Realerfahrung und medialer Repräsentation in der Weimarer Republik.
- Arbeit zitieren
- Laura Kowalewski (Autor:in), 2014, Raum, Reiz und Rhythmus in Laszló Moholy-Nagys Entwurf zur "Dynamik der Gross-Stadt", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/433523