Von Januar 2003 bis Januar 2004 befasste ich mich im Rahmen einer Projektarbeit im Unterrichtsfach Organisation und Führung intensiv mit dem Thema „Systemische Führung“.
Das Ziel der Projektgruppe war es, einen Einblick in das Thema zu bekommen und eine interessante und lebensnahe Präsentation über den systemischen Führungsstil zu gestalten. Während der Projektarbeit stellten die Projektmitglieder ein Portfolio zusammen, welches die wesentlichen Aspekte der Systemtheorie enthält. Die Systemtheorie zog mich während der Projektzeit immer mehr in ihren Bann und der „Systemvirus“ infizierte mich nach und nach.
Ich hatte bereits an einigen Fortbildungen mit dem Schwerpunkt „Systemisches Arbeiten im Bereich der Jugendhilfe“ teilgenommen und wende bereits die eine oder andere systemische Methode in der Praxis an. Doch mit Bedauern stellte ich fest, dass ich nur wenig Hintergrundwissen zu den Methoden hatte. Diesen Zustand möchte ich nun verändern und habe mich für das Thema:
„Möglichkeiten und Auswirkungen der systemischen Führung in einer vollstationären Wohngruppe für verhaltensauffällige Jugendliche“
entschieden. Ich möchte mich nun intensiv mit den Grundlagen der systemischen Führung und der Erziehung aus systemischer Sicht auseinandersetzen und dabei auf gelernte Methoden zurückgreifen und diese reflektieren.
In meiner Facharbeit geht es mir darum, herauszufinden, wie ich erkennen kann, wie Menschen ihre Umwelt ordnen und welchen Bezug sie zu ihrer Umwelt herstellen. Wie verarbeiten sie Informationen? Welche Rolle spielt der Eigensinn bei der Zielsetzung und beim Erreichen der Ziele? Welchen Einfluss habe ich auf den Betreuten und seiner Herkunftsfamilie in meinem erzieherischen und beraterischen Kontext? Welche erzieherische Grundüberzeugung benötige ich, um systemisch Führen zu können? Wann ist Führung wirksam? Wo sind meinem Handeln Grenzen gesetzt?
Es ist mir wichtig, mich mit diesen Fragen in systemsicher Art und Weise auseinanderzusetzen, um einen anderen, neuen Blickwickel und eine andere Sichtweise für mich und meine Arbeit zu bekommen.
Ich habe einen Fragebogen für die Betreuten entwickelt, damit sie mir meine „blinden Flecken“ erhellen können und ich eingefahrene Strukturen und Verhaltensweisen von mir reflektieren kann, um somit die Weiterentwicklung meines Selbst anzuregen.
Inhaltsverzeichnis
- Theorieteil
- 1. Einführung mit Ausgangslage und Entstehung der Projektidee
- 2. Theoretische Grundlagen der systemischen Führung
- 2.1 Die Entstehung der Systemtheorie
- 2.2 Die Nichttrivialität
- 2.3 Der Mensch aus systemtheoretischer Sicht
- 2.4 Der Sinn
- 2.5 Systembildung und Umweltgrenze
- 2.6 Die Beobachtung und die Beobachtung in zweiter Ordnung
- 2.7 Das psychische System
- 2.8 Das soziale System - Die Kommunikation
- 3. Erziehung aus systemischer Sicht
- 3.1 Die soziale Interaktion
- 3.2 Systemtheoretische Erkenntnisse für die Erziehung
- 3.2.1 Die Autonomie des menschlichen Handelns
- 3.2.2 Der Mensch benötigt einen Umweltbezug
- 3.2.3 Der Mensch kann sich selbst beobachten
- 3.2.4 Die Umweltgrenze definiert den Möglichkeits- und Verhaltensspielraum
- 3.3 Der Erziehende aus systemtheoretischer Sicht
- 3.4 Der Erziehende als „Seiender“ und als „Werdender“
- 3.5 Die Rolle des Erziehers
- 3.6 Die Bereitschaft, den Erzieher zu akzeptieren
- 4. Führung aus systemsicher Sicht
- 4.1 Die Vernetzung der Einflussfaktoren
- 4.2 Die Grundsätze der wirksamen Führung
- 4.2.1 Der Grundsatz: Die Resultate
- 4.2.2 Der Grundsatz: Beitrag zum Ganzen
- 4.2.3 Der Grundsatz: Konzentration auf Wichtiges
- 4.2.4 Der Grundsatz: Stärken nutzen
- 4.2.5 Der Grundsatz: Vertrauen
- 4.2.6 Der Grundsatz: Positiv Denken
- 5. Heimerziehung
- 5.1 Die gesetzlichen Grundlagen
- 5.2 Der Kontext der Herkunftsfamilien
- 5.3 Die Gründe für die vollstationäre Unterbringung
- 5.4 Zahlen der Heimerziehung
- 6. Die systemische und lineare Betrachtungsweise in der Heimerziehung im Vergleich
- 6.1 Die vollstationäre Unterbringung aus Sicht der Herkunftsfamilie
- 6.2 Die vollstationäre Unterbringung - ein linearer Lösungsversuch?
- 6.3 Die vollstationäre Unterbringung aus systemsicher Sicht
- 6.4 Die Arbeit mit den Herkunftsfamilien
- 6.5 Die Loyalitätsbindungen vom Kind zur Herkunftsfamilie
- 6.6 Eine Hoffnung finden
- 6.7 Die systemische Zielsetzung in der Arbeit mit den Herkunftsfamilien
- Praxisteil
- 7. Beschreibung der Einrichtung
- 7.1 Das Leitbild der Einrichtung
- 7.2 Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche der Einrichtung mit ihren gesetzlichen Grundlagen
- 8. Die Außenwohngruppe
- 8.1 Die gesetzlichen Grundlagen der Außenwohngruppe
- 8.2 Die Konzeption der Außenwohngruppe
- 8.3 Die Beschreibung der Betreuten
- 8.4 Die Situationsanalyse der Betreuten
- 8.5 Meine berufliche Biografie in der Außenwohngruppe
- 8.6 Meine Rollen in der Außenwohngruppe
- 8.7 Meine persönliche Ressourcenkarte
- 9. Die systemische Grundhaltungen in meinem pädagogischen Alltag
- 9.1 Meine systemische Grundhaltungen
- 9.2 Die Erstellung der Fragebögen
- 9.2.1 Auswertung zum Fragebogen: Zum allgemeinen erzieherischen Verhalten
- 9.2.2 Auswertung zum Fragebogen: Den Betreuten als „Seiender" wahrzunehmen
- 9.2.3 Auswertung zum Fragebogen: Den Betreuten als „Werdender" wahrzunehmen
- 9.3 Die systemischen Grundhaltungen in der Arbeit mit den Herkunftsfamilien
- 10. Die systemische Methoden in meinem pädagogischen Alltag
- 10.1 Die Grundlagen der systemische Gesprächsführung
- 10.1.1 Der systemische Gesprächsaufbau
- 10.1.2 Die Regeln der systemischen Gesprächsführung
- 10.1.3 Die Zielsetzung der systemischen Gesprächsführung
- 10.1.4 Die verschiedenen systemischen Fragetypen
- 10.2 In geplanten Betreuungsgesprächen
- 10.2.1 Disneys Denkerstühle - Am Beispiel von A 1
- 10.2.2 Externalisierung – Am Beispiel von S 1
- 10.2.3 Ressourcenorientiertes Arbeiten - Am Beispiel von T 1
- 10.2.3 Gruppenbrett - Am Beispiel mit allen Betreuten
- 11. Die systemische Methoden in der in der Arbeit mit der Herkunftsfamilien
- 11.1 Der Umgang mit Ambivalenzen und Loyalitätskonflikte mit der Herkunftsfamilie und dem Betreuten
- 11.2 Die Arbeiten mit der Herkunftsfamilie - Aufgezeigt am Beispiel der Herkunftsfamilie von S 1
- 12. Erkenntnisse
- 12.1 Auswertung und persönliche Entwicklungen während des Projektes
- 12.2 Weitere Perspektiven für die Zukunft
- 12.2.1 Für mich persönlich
- 12.2.2 Für meine pädagogische Arbeit
- Die systemischen Grundlagen der Führung
- Die Anwendung systemischer Führungsprinzipien in der Heimerziehung
- Die Rolle des Erziehers in der systemischen Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen
- Die Bedeutung der Kommunikation und Interaktion im systemischen Kontext
- Die Herausforderungen und Chancen systemischer Führung in der Heimerziehung
- Kapitel 1: Die Einführung beschreibt die Ausgangslage und die Entstehung der Projektidee. Es wird dargelegt, warum die systemische Führung in der Heimerziehung relevant ist und welche Fragestellungen die Arbeit behandelt.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der systemischen Führung. Es werden zentrale Konzepte der Systemtheorie erläutert, wie die Nichttrivialität, die Beobachtung in zweiter Ordnung und die Bedeutung der Umweltgrenze.
- Kapitel 3: In diesem Kapitel wird der Ansatz der systemischen Erziehung betrachtet. Es werden wichtige Erkenntnisse für die pädagogische Praxis herausgearbeitet, wie die Autonomie des menschlichen Handelns, die Notwendigkeit eines Umweltbezugs und die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel widmet sich der systemischen Führung in der Praxis. Es werden wichtige Grundsätze der wirksamen Führung vorgestellt, wie die Konzentration auf Resultate, der Beitrag zum Ganzen und die Nutzung von Stärken.
- Kapitel 5: Das Kapitel behandelt das Thema Heimerziehung. Es werden die gesetzlichen Grundlagen, der Kontext der Herkunftsfamilien und die Gründe für die vollstationäre Unterbringung beleuchtet.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel vergleicht die systemische und lineare Betrachtungsweise in der Heimerziehung. Es werden die Herausforderungen und Chancen der systemischen Arbeit mit den Herkunftsfamilien sowie die Bedeutung von Loyalitätsbindungen thematisiert.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel beschreibt die Einrichtung, in der die Außenwohngruppe angesiedelt ist. Es werden das Leitbild der Einrichtung und die verschiedenen Aufgabenbereiche erläutert.
- Kapitel 8: Das Kapitel stellt die Außenwohngruppe vor. Es werden die gesetzlichen Grundlagen, die Konzeption, die Beschreibung der Betreuten und die Situationsanalyse beleuchtet. Außerdem wird die berufliche Biografie der Autorin in der Außenwohngruppe vorgestellt.
- Kapitel 9: Dieses Kapitel befasst sich mit den systemischen Grundhaltungen der Autorin im pädagogischen Alltag. Es werden die Ergebnisse von Fragebögen zur Wahrnehmung der Betreuten als „Seiender“ und „Werdender“ analysiert.
- Kapitel 10: Das Kapitel beschreibt die Anwendung systemischer Methoden in der Arbeit mit den Jugendlichen. Es werden verschiedene Gesprächsführungstechniken und ihre Anwendung in der Praxis dargestellt.
- Kapitel 11: Dieses Kapitel fokussiert auf die systemische Arbeit mit den Herkunftsfamilien. Es werden der Umgang mit Ambivalenzen und Loyalitätskonflikten sowie die Anwendung systemischer Methoden in der Arbeit mit der Familie gezeigt.
- Kapitel 12: Das Kapitel fasst die Erkenntnisse der Facharbeit zusammen. Es werden die persönlichen Entwicklungen während des Projektes reflektiert und weitere Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Facharbeit befasst sich mit den Möglichkeiten und Auswirkungen systemischer Führung in einer vollstationären Wohngruppe mit verhaltensauffälligen Jugendlichen. Die Arbeit zeigt anhand eines Beispiels einer vollstationären Außenwohngruppe auf, wie systemisches Denken und Handeln in der Praxis der Heimerziehung angewendet werden kann.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Systemische Führung, Heimerziehung, verhaltensauffällige Jugendliche, Außenwohngruppe, systemische Grundhaltungen, systemische Methoden, Kommunikation, Interaktion, Herkunftsfamilie, Loyalitätsbindungen, Ressourcenorientiertes Arbeiten.
- Arbeit zitieren
- Carmen Wohlfarth (Autor:in), 2005, Möglichkeiten und Auswirkungen systemischer Führung in einer vollstationären Wohngruppe mit verhaltensauffälligen Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43435