“Today, the CTA functions as a veritable government, and has all the departments and attributes of a free democratic government.”
Als seine Heiligkeit der Dalai Lama 1959 ins indische Exil flüchtete begleiteten ihn eine kleine Zahl von Regierungsmitgliedern. Ihm folgten über die kommenden Jah-re über 100'000 Tibeter, welche heute vor allem auf dem indischen Subkontinent in diversen tibetischen Siedlungen verteilt leben. Von Beginn an war es das erklärte Ziel des Dalai Lama das veraltete tibetische Regierungssystem, namentlich eine feudale Theokratie mit ihm als absolutem Herrscher, in eine moderne Demokratie umzuwandeln.
Die obige Aussage gibt den Ausgangspunkt dieser Seminararbeit vor, indem diese Erklärung der tibetischen Exilregierung (CTA) kritisch überprüft werden soll. Da ei-ne Untersuchung einer Demokratie schon vom Ursprung des Worts nicht nur die Regierung sondern vor allem auch das regierte Volk miteinschliesst, wird im Rah-men dieser Arbeit auch die Exilgemeinschaft selbst auf ihren Demokratisierungs-grad hin untersucht. Wie aus dem Titel der Arbeit zu ersehen ist, liegt dabei der Schwerpunkt der Analyse in der fragwürdigen Verbindung von Religion und Politik, welche für die tibetische Geschichte kennzeichnend war und zum Teil bis heute ist.
Aus Gründen, welche in Kapitel 2.3 dargelegt werden, gehe ich in dieser Arbeit von der Prämisse aus, dass ein gewisser Grad an Säkularisierung notwendig ist, um von einer echten Demokratie sprechen zu können.
Die zentrale Frage, welche in dieser Arbeit beantwortet werden soll lautet also:
Inwiefern kann das heutige politische System der tibetischen Exilregierung und die tibetische Exilgemeinschaft als demokratisch bezeichnet werden und wieweit geht die Säkularisierung der Politik und der Gesellschaft, welche für eine echte Demo-kratie bis zu einem gewissen Grad notwendig ist?
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Abgrenzung
- Aufbau der Arbeit
- Demokratietheorie
- Konstitutionelle Voraussetzungen
- Partizipation
- Politischer Wettbewerb
- Rechtsstaatlichkeit und Bürgerrechte
- Soziokulturelle Voraussetzungen
- Das Standardmodell
- Bildung
- Zivilgesellschaft bzw. Sozialkapital
- Demokratie und Religion – das Böckenförde-Paradoxon
- Die Tibetische Diaspora
- Buddhismus in Tibet
- Grundlagen des Buddhismus
- Mahayana
- Reinkarnierte Lamas der Dalai Lama
- Die vier Schulen und die Bön-Religion
- Das politische System der tibetischen Exilregierung
- Die Exekutive der Dalai Lama und der Kashag
- Assembly of Tibetan People's Deputies – ATPD
- Die Supreme Justice Commission
- Politische Parteien - Opposition
- Das Staatsorakel - Nechung
- Die Tibeter im Exil
- Demographie der Exilbevölkerung
- Religiöser Nationalismus im Exil
- Die Shugden-Affäre
- Schlussfolgerungen
- Demokratie in der Tibetischen Exilregierung
- Exekutive
- Legislative
- Mehrparteiensystem – Opposition
- Entscheidungsprozesse - Output
- Säkularisierung der tibetischen Exilgemeinschaft
- Abschliessende Bemerkungen
- Anhang: Geopolitische Karte Tibets
- Literaturverzeichnis
- Artikelverzeichnis
- Internetverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit das politische System der tibetischen Exilregierung und die tibetische Exilgemeinschaft als demokratisch bezeichnet werden können. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Verbindung von Religion und Politik, insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit einer gewissen Säkularisierung für eine genuine Demokratie.
- Das politische System der tibetischen Exilregierung
- Die Rolle des Buddhismus und der Dalai Lama in der Exilgemeinschaft
- Die Säkularisierung als Voraussetzung für eine Demokratie
- Die Herausforderungen und Chancen der Demokratie in der tibetischen Exilgemeinschaft
- Die historische Entwicklung des tibetischen Regierungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie untersucht die Entstehung der tibetischen Exilgemeinschaft und das Ziel des Dalai Lama, das alte System in eine moderne Demokratie zu verwandeln. Kapitel 2 definiert die wichtigsten Elemente einer modernen Demokratie und setzt dabei auf die Theorien von Robert Dahl und Joseph Schumpeter. Es behandelt die konstitutionellen und soziokulturellen Voraussetzungen für eine Demokratie, sowie das Böckenförde-Paradoxon, welches die Beziehung zwischen Religion und Politik in Frage stellt. Kapitel 3 beleuchtet die tibetische Diaspora, den Buddhismus in Tibet und das politische System der tibetischen Exilregierung. Es analysiert die Exekutive, die Legislative, das Mehrparteiensystem und die Rolle des Dalai Lama.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Demokratie, Säkularisierung, Buddhismus, tibetische Exilgemeinschaft, Dalai Lama, tibetische Exilregierung, politische System, Rechtsstaatlichkeit, Partizipation, und Religion.
- Quote paper
- Kelnor Panglung (Author), 2004, Demokratie ohne Säkularisierung - Eine kritische Analyse der tibetischen Exilgemeinschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43450