Der Reisebericht, den George Sand 1841 unter dem Titel Un hiver à Majorque veröffentlichte, ist heute ein Klassiker der Reiseliteratur. Das Leserinteresse konzentriert sich dabei vielfach auf die Nutzung des Berichts als biographische Informationsquelle – weniger der Mallorcareise, denn der Liebesbeziehung der Autorin zu Chopin. In der vorliegenden Arbeit steht Un hiver à Majorque als literarische Werkstruktur im Mittelpunkt, die im Hinblick auf den Umgang der Autorin mit den literarischen Konventionen des französischen Reiseberichts im 19. Jahrhundert analysiert werden soll.
Einleitend werden Forschungsstand und –schwerpunkte der Frauenreiseforschung zusammengefasst (2.1). als Grundlage für die Textanalyse werden zunächst die kulturellen Bedingungen weiblichen Reisens und Schreibens im 19. Jahrhundert und die davon abhängigen Parameter der écriture du voyage au féminin umrissen (2.2). In einem zweiten schritt wird das romantische Spanienbild skizziert, das die Vorstellung der französischen Reisenden und des Lesepublikums prägte, als George Sand nach Mallorca aufbrach (2.3). Um eine erste Einordnung von Autorin und Text vor dem Hintergrund der Tradition literarischer Reiseberichte im 19. Jahrhundert zu ermöglichen, soll das Verhältnis von Reisen und Schreiben bei der Autorin George Sand dargelegt werden (3.1), darüber hinaus die genaueren Umstände der Redaktion und Publikation des Reiseberichts (3.2) sowie die Rezeption des Berichts durch die zeitgenössische Kritik aufgezeigt werden. Das folgende Kapitel ist der Textanalyse gewidmet, wobei die Stilisierung des Reiseberichterstatters den Ausgangspunkt bildet (4.1). Anschließend wird die textliche Gestaltung der kulturellen Fremdwahrnehmung untersucht, ausgehend von der fremden Innenwelt (4.2) zur fremden Außenwelt (4.3), in der die Darstellung Natur und Landschaft (4.3.1) der Darstellung von Kultur und Menschen gegenübergestellt wird (4.3.2). Die Thematisierung von Zivilisation und Fortschritt im Reisebericht durch George Sand rundet die Textanalyse schließlich ab (4.4).
Vor dem Hintergrund der Textanalyse soll abschließend die Praxis der écriture du voyage au féminin durch George Sand genauer bestimmt werden. Hierzu wird zum einen das Spannungsverhältnis von männlichem Erzähler und weiblicher Subjektivität (5.1) und zum anderen das textliche Gesamtarrangement (5.2) beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Reiseliteratur und weibliche Autorschaft
- 2.1 Forschungslage
- 2.2 Gattung und Geschlecht: Aspekte einer écriture du voyage au féminin
- 2.3 Das Spanienbild im 19. Jahrhundert: Frauen und Exotismus
- 3. George Sand als Reisende und Autorin
- 3.1 Reisen und Schreiben bei George Sand
- 3.2 Die Reise nach Mallorca und die Redaktion des Reiseberichts
- 3.3 Die Rezeption des Reiseberichts in Frankreich und Spanien
- 4. Un hiver à Majorque
- 4.1 Die Stilisierung des voyageur
- 4.2 Fremde Innenwelten
- 4.3 Fremde Außenwelten: Enthusiasmus und Enttäuschung
- 4.3.1 Natur und Landschaft
- 4.3.2 Kultur und Menschen
- 4.4 Fortschrittsdiskurs
- 5. Un hiver à Majorque – Konventionen und Subversionen
- 5.1 Autobiographischer Diskurs und weibliche Subjektivität
- 5.2 Komposition des Textes
- 6. Zusammenfassung
- 7. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert George Sands Reisebericht "Un hiver à Majorque" als literarisches Werk, wobei der Fokus auf dem Umgang der Autorin mit den Konventionen des französischen Reiseberichts im 19. Jahrhundert liegt. Die Arbeit untersucht, wie Sand die literarischen Normen nutzt und möglicherweise unterläuft.
- Analyse der écriture du voyage au féminin im 19. Jahrhundert
- Untersuchung des Spannungsverhältnisses zwischen autobiographischem Diskurs und weiblicher Subjektivität
- Rezeption des Reiseberichts in Frankreich und Spanien
- Die Rolle des Spanienbildes im 19. Jahrhundert
- George Sands Schreibpraxis im Kontext von Reise und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Reisebericht "Un hiver à Majorque" von George Sand als Klassiker der Reiseliteratur vor und legt den Fokus der Arbeit auf die Analyse der literarischen Werkstruktur im Hinblick auf den Umgang der Autorin mit den Konventionen des französischen Reiseberichts des 19. Jahrhunderts. Sie umreißt den weiteren Aufbau der Arbeit und die Forschungsfragen.
2. Reiseliteratur und weibliche Autorschaft: Dieses Kapitel beleuchtet zunächst den Forschungsstand zur Reiseliteratur von Frauen im 19. Jahrhundert, wobei die geringe Beachtung weiblicher Autorinnen in der Literaturwissenschaft kritisiert wird. Es werden verschiedene Ansätze der Frauenreiseforschung vorgestellt, darunter die Interpretation von Reisen als Grenzüberschreitung und die kulturkritische Revision des Emanzipationsdiskurses. Die Kapitel analysiert die kulturellen Bedingungen weiblichen Reisens und Schreibens im 19. Jahrhundert und die damit verbundenen Parameter der écriture du voyage au féminin und skizziert das romantische Spanienbild, das die Vorstellung der französischen Reisenden und des Lesepublikums prägte, als George Sand nach Mallorca aufbrach.
3. George Sand als Reisende und Autorin: Dieses Kapitel ordnet George Sand und ihren Reisebericht "Un hiver à Majorque" in die Tradition literarischer Reiseberichte des 19. Jahrhunderts ein. Es untersucht das Verhältnis von Reisen und Schreiben bei der Autorin, beleuchtet die genauen Umstände der Redaktion und Publikation des Reiseberichts und zeigt die Rezeption des Berichts durch die zeitgenössische Kritik auf.
4. Un hiver à Majorque: Dieses Kapitel widmet sich der Textanalyse von "Un hiver à Majorque". Es beginnt mit der Stilisierung des Reiseberichterstatters und untersucht die textliche Gestaltung der kulturellen Fremdwahrnehmung, beginnend mit der fremden Innenwelt und der fremden Außenwelt (Natur und Landschaft sowie Kultur und Menschen). Die Thematisierung von Zivilisation und Fortschritt im Reisebericht rundet die Textanalyse ab.
5. Un hiver à Majorque – Konventionen und Subversionen: Aufbauend auf der Textanalyse wird in diesem Kapitel die Praxis der écriture du voyage au féminin durch George Sand genauer bestimmt. Es beleuchtet das Spannungsverhältnis von männlichem Erzähler und weiblicher Subjektivität sowie das textliche Gesamtarrangement des Werkes.
Schlüsselwörter
George Sand, Un hiver à Majorque, Reiseliteratur, écriture du voyage au féminin, Frauenreiseforschung, Spanienbild, 19. Jahrhundert, autobiographischer Diskurs, weibliche Subjektivität, literarische Konventionen, Textanalyse, Kulturkritik.
Häufig gestellte Fragen zu George Sands "Un hiver à Majorque"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert George Sands Reisebericht "Un hiver à Majorque". Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie Sand mit den Konventionen des französischen Reiseberichts des 19. Jahrhunderts umgeht, sowohl indem sie diese nutzt als auch möglicherweise unterläuft. Die Arbeit untersucht die literarische Werkstruktur und den Umgang der Autorin mit den genrekonventionellen Erwartungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Themen, darunter die écriture du voyage au féminin im 19. Jahrhundert, das Spannungsverhältnis zwischen autobiografischem Diskurs und weiblicher Subjektivität, die Rezeption des Reiseberichts in Frankreich und Spanien, das Spanienbild des 19. Jahrhunderts und George Sands Schreibpraxis im Kontext von Reise und Literatur.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein. Kapitel 2 beleuchtet Reiseliteratur und weibliche Autorschaft im 19. Jahrhundert. Kapitel 3 kontextualisiert George Sand als Reisende und Autorin. Kapitel 4 analysiert den Text "Un hiver à Majorque" selbst, Kapitel 5 untersucht Konventionen und Subversionen in Sands Werk. Kapitel 6 bietet eine Zusammenfassung und Kapitel 7 listet die verwendete Literatur auf.
Wie wird der Reisebericht "Un hiver à Majorque" analysiert?
Die Analyse von "Un hiver à Majorque" konzentriert sich auf die Stilisierung des Reiseberichterstatters, die Darstellung der kulturellen Fremdwahrnehmung (Innen- und Außenwelten), die Thematisierung von Zivilisation und Fortschritt, sowie das Verhältnis zwischen männlichem Erzähler und weiblicher Subjektivität und der Gesamtkomposition des Textes.
Welche Rolle spielt das Spanienbild des 19. Jahrhunderts?
Das Kapitel über Reiseliteratur und weibliche Autorschaft untersucht das romantische Spanienbild, welches die Vorstellung der französischen Reisenden und des Lesepublikums prägte, als George Sand nach Mallorca reiste. Dieses Bild beeinflusst die Wahrnehmung und Darstellung Spaniens im Reisebericht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: George Sand, Un hiver à Majorque, Reiseliteratur, écriture du voyage au féminin, Frauenreiseforschung, Spanienbild, 19. Jahrhundert, autobiographischer Diskurs, weibliche Subjektivität, literarische Konventionen, Textanalyse, Kulturkritik.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert "Un hiver à Majorque" als literarisches Werk und untersucht, wie George Sand die literarischen Normen des französischen Reiseberichts des 19. Jahrhunderts nutzt und möglicherweise unterläuft. Es geht um die literarische Gestaltung und die Auseinandersetzung mit den genrekonventionellen Erwartungen aus der Perspektive der weiblichen Autorschaft.
- Arbeit zitieren
- Jessica Holldack (Autor:in), 2001, George Sand: Un hiver à Majorque. Écriture du voyage au féminin - zwischen Konvention und Subversion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43489