"Fremdheit existiert (…) nur insofern, als ihr durch Grenzziehung Bedeutung zugewiesen wird." Dieses einleitende Zitat aus Georg Glasze et al. (2005, 334) umreißt in groben Zügen den Kerngedanken dieser Arbeit, die sich mit Prozessen der Verräumlichung und medial vermittelten Raumsemantiken auseinandersetzen wird. Dem Verhältnis von Raum und Medien möchte ich mich durch ein einleitendes Beispiel kurz annähern: Bilder von Fremdheit sind derzeit wohl ein medialer Dauerbrenner und werden von diversen Sendeanstalten ad absurdum geführt.
Wie selbstverständlich wird von einem räumlich gebundenen und intaktem "Wir" gesprochen, dessen Außengrenzen gleichzeitig das unspezifisch "Fremde" konstituieren. Das vorrangige Erkenntnisinteresse diverser Beiträge zu diesem Thema ist es wohl, den ZuseherInnen ebendiese "fremden" Menschen, beispielsweise durch Interviews, ein Stück weit näherzubringen. Charmanterweise verpackt man dieses
ambitionierte Ziel allzu oft in Fragen der Herkunft und knüpft es somit an territoriale Kategorien. Ehrlicher, wenngleich scheinbar plump, wäre es doch die Frage "Woher sind Sie?" mit "Wer sind Sie?" zu ersetzen - schließlich ist es doch meistens genau das, was wir tatsächlich von den anderen wissen wollen!
Die Herkunft, und somit der Raum, dient hierbei als Platzhalter für Bedeutungszuweisungen die das tatsächliche Wesen unseres Gegenübers beschreiben sollen. Damit wird die Existenz von abgrenzbaren und homogenen Kulturräumen vorausgesetzt, die es uns erlauben aufgrund der Herkunft auf ebendiese spezifische Kultur oder kulturelle Identität, die diesem Raum scheinbar inhärent ist, rückzuschließen. Diese
Beobachtung stellt zwar keinen konkreten Verräumlichungsprozess dar, doch zeigt, wie unsere Sprache und damit unser alltägliches Handeln von räumlichen "Chiffren" durchdrungen ist, die gleichzeitig soziale Wirklichkeiten transportieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Medien und Raum
- Raum und Körperlichkeit
- Verdinglichung des Raumes
- Symbolische Aneignung des Raumes
- Analyse am Beispiel Mitteldeutschland
- Ausgestrahltes Material
- Redaktioneller Prozess
- Alltägliche Kommunikationssituationen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich mit Prozessen der Verräumlichung und medial vermittelten Raumsemantiken auseinander. Sie möchte die Rolle der Medien bei der Konstruktion räumlicher Wirklichkeiten untersuchen und die Frage stellen, wie mediale Kommunikation Prozesse der Verräumlichung beeinflusst.
- Das Verhältnis von Raum und Medien
- Die mediale Konstruktion von Fremdheit und Identität
- Die Bedeutung von Raumsemantiken in der medialen Kommunikation
- Die Rolle der Medien in der Gestaltung von alltäglichen Regionalisierungen
- Die Verdinglichung des Raumes in der Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Verräumlichung und medialen Raumsemantiken ein und stellt die grundlegende Fragestellung der Arbeit vor. Das erste Kapitel beleuchtet das Verhältnis von Medien und Raum, wobei insbesondere die Rolle der Körperlichkeit, die Verdinglichung des Raumes und die symbolische Aneignung von Raum durch Medien diskutiert werden. Das zweite Kapitel analysiert konkrete sprachliche Verräumlichungen am Beispiel Mitteldeutschland, indem es sich mit dem ausgestrahlten Material, dem redaktionellen Prozess und alltäglichen Kommunikationssituationen auseinandersetzt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Verräumlichung, Medien, Raumsemantiken, mediale Kommunikation, Körperlichkeit, Verdinglichung, Symbolische Aneignung, Mitteldeutschland.
- Citation du texte
- Mag. Antonio Salmeri (Auteur), 2016, Mediale Verräumlichungen am Beispiel "Mitteldeutschland", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434959