Machiavelli und seine Zeit


Presentation (Handout), 2004

17 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Gliederung

1. Die Ausganglage in Italien

2. Kindheit und Jugend Machiavellis

3. Im Dienst der Republik Florenz (1498-1512)

4. Zeittafel

5. Literaturverzeichnis

1. Die Ausganglage in Italien

Durch die geschickte Gleichgewichtspolitik von Cosimo de` Medici, des Großvaters von Lorenzo de` Medici herrschte in Italien Frieden unter den fünf italienischen Großmächten, den Republiken Venedig und Florenz, dem Königreich Neapel, dem Kirchenstaat des Vatikan und dem Herzogtum Mailand: aufgrund dieses eingetretenen Gleichgewichts (sog. Pentokratie) konnte keiner dieser Staaten eine politisch-militärische Hegemonie erreichen, weswegen auch kein anderer Angst haben musste, politisch-militärisch unterworfen zu werden oder zur Verhinderung dessen auswärtige Mächte ins Land rufen zu müssen. Mit der Entdeckung Amerikas und der Landung von Cristoforo Colombo auf den Bahamas wurde gleichsam der sich über einen großen Zeitraum hin erstreckende wirtschaftliche Niedergang Italiens besiegelt und eingeleitet. Diese politische Krise Italiens und gerade von Florenz beeinflusste auch Machiavellis politische Überlegungen. Das Leben Machiavellis läuft also praktisch parallel zur „Krisenstruktur“ des ausgehenden Mittelalters zu Beginn einer neuen von Krisen geprägten Epoche: das Florenz Machiavellis wurde durch den Wechsel zwischen Republik und Medici-Herrschaft zerrüttet.

2. Kindheit und Jugend Machiavellis

- Die Machiavellis ein altes toskanisches ghibellinisches Adelsgeschlecht, das ursprünglich zum vornehmen Teil der

Guelfen gehörte, kamen am Ende des 13. Jahrhunderts von dem kleinen Schloß Montespertoli zwischen Florenz und

Siena nach Oltrano, einem am Südufer des Arno in Florenz gelegenen Stadtteil, der an der Grenze zwischen dem

popolo minuto“ und dem „popolo magro“ lag, wo sie nicht unweit des Ponte Vecchio ein Haus gebaut haben und

sich im Laufe der Jahre zu Guelfen und einer republikanischen Bürgerfamilie wandelten.

- Seit Beginn des 14. Jahrhunderts besetzten die Machiavellis in der Regierung und in der Verwaltung der Stadt

Florenz viele mittlere und hohe Beamtenposten und einige Male auch das sehr wichtige, zum Schutz der „Statuten

der Gerechtigkeit“ eingeführte Amt des Gonfalonier oder Bannerträgers, der die Exekutive befehligte.

- Bevor sich Machiavellis Vater Bernardo di Niccolo Buoninsegna in Florenz als Anwalt niederließ, war er als Notar

und Jurist päpstlicher Schatzmeister im Gebiet der Marken gewesen. Bernardo entstammte vornehmen, patrizischen

Kreisen, kann aber wegen der Verarmung seiner Familie nur zum Mittelstand gezählt werden.

- Die Mutter Bartolomea entstammte der Familie der Nelli und war ebenso wie der Vater wissenschaftlich interessiert.

- Da die Eltern neben Niccolo noch drei weitere Kinder hatten und auf ihre literarischen und geistigen Ambitionen

offenbar nicht verzichten konnten, musste man sparen, wie Bernardo in seinem „Buch der Erinnerungen“ („Libro di

Ricordi“[i]) bestätigt, u. a. um sich Bücher für die Ausbildung des jungen Machiavelli leisten zu können.

- Aus diesen Tagebuchaufzeichnungen von Machiavellis Vater Buoninsegna geht hervor, dass in dessen Bibliothek

Titus Livius, Macrobius und Priscian vorhanden waren, wie er auch die Ethik des Aristoteles, die Philippischen

Reden von Demosthenes, Ciceros „De officiis“ und „De oratore“ sowie die Kosmographie des Ptolemaios und Plinius

in italienischer Übersetzung zur Verfügung hatte.

- Diese Bücherhinweise geben auch Rückschlüsse auf das kulturelle Niveau der Familie Niccolos, dessen Interessen so frühzeitig in eine gewisse Richtung gehen konnten[ii]. Vom siebenten Lebensjahr an wurden dem kleinen Niccolo Machiavelli von Matteo della Rocca die Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben beigebracht[iii]. Ab dem 05. März 1477 begann Machiavelli zur Schule zu gehen[iv], wo er von dem bekannten Lehrer Battista di Filippo auf Initiative seines Vaters in Grammatik unterrichtet wurde und zwei Jahre später belegte oder besuchte er den Arithmetikunterricht des Maestro Pier Maria[v]. 1481 wurde Machiavelli unter die „Latini“ des bekannten Florentiner Grammatiklehrers Paolo da Ronciglione aufgenommen der mehrere der berühmtesten Humanisten der Generation Machiavellis unterrichtete[vi] und begann, selbständige lateinische Aufsätze bzw. kleine Abhandlungen zu schreiben[vii]. Machiavelli hat sich auch für Religion interessiert, was ihn auch vorübergehend in die Reihen der Reformer trieb, die sich vom Tod Lorenzos des Prächtigen an um den Dominikanermönch Girolamo Savonarola zu formieren begannen[viii]. Sicherlich ist für den Lebensweg Machiavellis auch die enge Bekanntschaft seines Vaters mit dem späteren Florentiner Kanzler Marcello Virgilio prägend gewesen[ix]. Für ein gründliches Studium fehlte der Familie Machiavellis das Geld, das auch auf der Beherrschung des Griechischen und der Kenntnis wichtiger Schriftsteller wie Herodot und Thukydides in der Originalsprache hätte fußen sollen[x]. Der kleine Machiavelli wächst also quasi in einer Welt der sozialen Entwurzelung auf und sein späterer Ruf nach dem starken Mann, „Uomo virtuoso“, ist sicherlich u. a. von hier ausgegangen[xi]. Später stellte Machiavelli auch fest: „Ich bin arm geboren und habe eher gelernt, mein Leben kümmerlich zu fristen, als es zu genießen“[xii].

Für den Zeitraum 1487 und 1497/98 gibt es keine genauen Informationen zu Machiavellis Leben, man nimmt jedoch an, dass Machiavelli bereits am Ende der Herrschaft von Lorenzo de Medici 1492 bereits politisch aktiv geworden ist[xiii]. Laut Kroeber-Keneth und Maffei soll Machiavelli im Alter von 24 Jahren als „Prokurist“(„cassiere“) des Florentiner Bankhauses Berto Berti gearbeitet haben[xiv]. Nach dem Tod von Berti im März 1495, wird Machiavelli ein dreimaliges Jahresgehalt von je 160 Goldgulden nachgezahlt[xv], da er seit seiner Ernennung zum „Prokurist“ dieser Bank nie ein Gehalt ausgezahlt erhalten hat und statt dessen im Hause von Berti, gleichwohl seinem Brotherren, lebte[xvi]. Diese These von Kroeber-Keneth und Maffei wird jedoch von Martelli widerlegt[xvii]. Gegen Ende der ersten Periode der Mediceer-Herrschaft, spätestens im Todesjahr von Lorenzo 1492, hatte sich Machiavelli bereits leidenschaftlich der Politik verschrieben[xviii]. Einer seiner Zeitgenossen, ein gewisser Villari, beschrieb Machiavelli so:

„Machiavelli war von mittlerer Größe, mager, mit sehr lebhaften Augen, dunklen Haaren, einem etwas kleinen Kopf, einer leicht gebogenen Nase, einem stets zusammengepressten Mund [xix]: alles hatte bei ihm den Eindruck eines sehr gewandten Beobachters und eines Denkers, doch nicht eines Achtung gebietenden und auf andere einwirkenden Mannes[xx].

[...]


[i] Gilbert, Machiavelli, 1961, S. 15. Vgl. auch, Diesner, Politische Welt, 1992, S. 9. Hösle, Niccolo Machiavelli zum 500. Geburtstag, Societa Dante Alghieri (Quaderni dell`Istituto di Cultura di Monaco di Baviera, 1970, S. 5.

[ii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 16.

[iii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 16 f.

[iv] Barincou, a.a.O., S. 15.

[v] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 17.

[vi] Buck, a.a.O., S. 30.

[vii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 9 und S. 17. Vgl. auch Buck, a.a.O., S. 30.

[viii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 17.

[ix] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 17.

[x] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 9 und 17.

[xi] Kroeber-Keneth, a.a.O., S. 29.

[xii] Mittermaier, Machiavelli - Moral und Politik zu Beginn der Neuzeit, Gernsbach, 1990, S. 27. In einem Brief vom 18. März 1513 schreibt Machiavelli an Francesco Vettori: „Nacqui povero, et

imparai prima a stentare che a godere.“. Vgl. auch Mittermaier, a.a.O., S. 452.

[xiii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 18.

[xiv] Kroeber-Keneth, Machiavelli und wir - Der Florentiner in neuer Sicht, 1980, S. 34 und S. 47. Vgl. auch Maffei, Il giovane Machiavelli – Banchiere con Berto Berti a Roma, 1973.

[xv] Kroeber-Keneth, a.a.O., S. 35.

[xvi] Kroeber-Keneth, a.a.O., S. 34.

[xvii] Machiavelli, Der Fürst, 2001, S. 231. Vgl. auch Martelli, L`altero Niccolo di Bernardo Machiavelli, 1975.

[xviii] Diesner, Politische Welt, 1992, S. 18.

[xix] Buck, a.a.O., S. 5.

[xx] Fink, a.a.O., S. 45 ff.

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Machiavelli und seine Zeit
College
LMU Munich  (Geschwister-Scholl-Institut)
Grade
1,3
Author
Year
2004
Pages
17
Catalog Number
V43533
ISBN (eBook)
9783638413015
File size
501 KB
Language
German
Keywords
Machiavelli, Zeit
Quote paper
Robert Tanania (Author), 2004, Machiavelli und seine Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43533

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