Im Vorwort zum „Knabenspiegel“ stellt Georg Wickram ein Moralkonzept vor, welches grundlegend für das Werk sein soll. Im Knabenspiegel soll als in einem spiegel vürgemalet werden, was jeder der im Vorwort beschriebenen Arten von Kindern aus ihrem fleiß erfolget, um so die Verführung der ehrlichen gemueter zu vermeiden. Das Konzept sieht drei Typen von Kindern vor: die sittlichen und tugendhaften Kinder, deren Gegenteil, die bösen Kinder und die formbaren Kinder, deren moralische Ausrichtung nicht von vornherein festgelegt ist. Letzterer Typ ist als einziger beeinflussbar durch Erziehung und deshalb auch das Zielpublikum des „Knabenspiegel“ laut Vorwort. Forcht und scham werden als Fundament einer guten Erziehung genannt, denn aus ihnen erwachßet alle tugend. Die Erzieher in diesem Konzept sind Vatter / Muoter / leer und schuolmeister.
Schon eine erste Auseinandersetzung mit der Handlung des „Knabenspiegel“ lässt jedoch Widersprüche innerhalb dieser zum Moralkonzept des Vorworts erkennen. Anhand des sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Aufstiegs Willibalds werde ich im Folgenden ein Moralkonzept für die Handlung des „Knabenspiegel“ zu erstellen. Mit ebenfalls einleitender Funktion stelle ich dem einen kurzen Überblick über bewertende Instanzen der heutigen Zeit voran. Diese werden im weiteren Verlauf mit den bewertenden Instanzen im „Knabenspiegel“ verglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorarbeit
- Einleitende Worte
- Hauptteil
- Wer und was wird als moralisch gut oder moralisch schlecht dargestellt?
- Wer ist in der Lage, Handlungen und Charaktereigenschaften moralisch zu bewerten?
- Wie wird die Schuldfrage behandelt?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die widersprüchlichen Moralvorstellungen in Jörg Wickrams „Knabenspiegel“ anhand des Aufstiegs der Figur Willibald. Der Fokus liegt darauf, wie moralische Werte im Kontext der Handlung des Romans dargestellt und bewertet werden. Es wird analysiert, welche Handlungen und Charaktereigenschaften als gut oder schlecht empfunden werden und welche Instanzen die moralische Bewertung vornehmen.
- Moralische Konzepte im „Knabenspiegel“
- Soziale und wirtschaftliche Aspekte des Aufstiegs von Willibald
- Bewertung von Handlungen und Charaktereigenschaften
- Das Verhältnis von Fleiß, Tugend und Moral
- Die Rolle der Schuldfrage im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Vorarbeit
Das Vorwort zum „Knabenspiegel“ stellt ein Moralkonzept vor, das drei Arten von Kindern beschreibt: sittliche und tugendhafte, böse und formbare Kinder. Der Text argumentiert, dass das Werk belehrender Natur sein soll und den formbaren Kindern als Spiegel dienen soll. Die Erzieher in diesem Konzept sind Väter, Mütter, Lehrer und Schulen. Die Analyse deutet jedoch auf Widersprüche innerhalb dieses Moralkonzepts hin, die in der Handlung des „Knabenspiegel“ sichtbar werden.
Hauptteil
Das Kapitel untersucht den sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Aufstieg von Willibald. Die Analyse zeigt, wie die Gesellschaft Lottarius' Willibald in eine missliche Lage bringt und wie er versucht, aus dieser herauszufinden. Der Text stellt das Leben Willibalds dem Fridberts gegenüber, der durch Gehorsamkeit und Tugend zu großem Ansehen und Ehre gelangt.
Das Kapitel analysiert, wie Willibalds fleißiges Handeln und sein Können im Sackpfeifespielen zu seinem Aufstieg führen. Die Analyse diskutiert, ob das fleißige Handeln oder die geistige Leistung moralisch positiv hervorgehoben werden soll. Der Text untersucht die Begegnung Willibalds mit Felix und Fridbert, die ihn an den Hof seines Vaters holen. Die Bedeutung von Willibalds selbstgeschriebenem Lied und seiner Fleißigkeit werden analysiert.
Das Kapitel beleuchtet, wie Willibald vor seinen Vater tritt und um Vergebung ersucht. Die Analyse untersucht die moralische Bedeutung eines Schuldeingeständnisses und seine Rolle im Kontext des Romans.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Textes sind: Moralkonzept, „Knabenspiegel“, Willibald, Aufstieg, Gesellschaft, Tugend, Fleiß, Schuld, Bewertung, Handlung, Charaktereigenschaft, belehrender Roman.
- Quote paper
- Tobias Tegge (Author), 2011, Willibalds Aufstieg. Widersprüchliche Moralvorstellungen in Jörg Wickrams "Knabenspiegel“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435393