Denkt man an den Dichter William Wordsworth, fällt einem sofort dessen Naturlyrik ein, geschrieben in Balladenform, manchmal über viele Seiten. Denkt man dagegen an Sonette, sind es eher Dichter früherer Epochen, wie Donne, Spenser und natürlich Shakespeare, die einem in den Sinn kommen. Eine Verbindung der beiden erscheint zunächst ein Mal unwahrscheinlich, zumal die Romantiker die stark artifiziellen Sonettform, die praktisch jeder erlernen konnte (und früher bei Hofe auch musste), verachteten und sich lieber der freien Entfaltung ihres Genies hingaben. Dennoch hat gerade William Wordsworth eine Vielzahl von Sonetten verfasst. Wie er dazu gelangte, die Sonettform nicht nur anzuerkennen, sondern selbst damit zu arbeiten und welche verschiedenen Arten von Sonetten dabei entstanden, will diese Arbeit nachzeichnen. Dazu werde ich zunächst den Ausgangspunkt darstellen, von dem Wordsworth begann Sonette zu schreiben. Da diese wie gesagt ihr Ansehen in Wordsworth Zeit völlig verloren hatten, ist es keine Selbstverständlichkeit, sich ihrer als literarische Ausdrucksform zu bedienen und es bedurfte eines äußeren Anstoßes, bis Wordsworth dazu kam. Anschließend möchte ich genau diesen „Anstoß“, nämlich den Dichter John Milton und seine Art der Sonettdichtung, etwas vorstellen. So werden Wordsworths Gründe, sich mit Sonetten zu beschäftigen, transparenter. Im Hauptteil meiner Arbeit stelle ich exemplarisch Wordsworths frühe Sonette vor, die er schrieb, als er noch am stärksten von Milton beeinflusst war und die als seine besten gelten. Da den späteren Sonetten oft nachgesagt wird, sie seien in der Qualität nicht mit den früheren vergleichbar, werde ich mich ihnen nur abschließend kurz widmen, um den Überblick über Wordsworths Wirken als Sonettdichter zu komplettieren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wordsworth und das Sonett als literarische Form
- Das „Miltonic Sonett“
- Wordsworths frühe Sonette: „Miltons Lehrling“ (1802-1807)
- Zweiteilung der Themen
- Sonette über das öffentliche Leben
- Sonette über die privaten Gedanken und Gefühle
- Wordsworths späte Sonette: Komposition von Sequenzen (1818-1822)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht William Wordsworths Schaffen als Sonettdichter, beleuchtet seinen Aufstieg zur Rehabilitierung der Sonettform in der englischen Literatur und analysiert die Entwicklung seines Sonettstils. Sie beleuchtet Wordsworths Bezug auf die Tradition, insbesondere auf John Milton, und untersucht, wie er die formale Strenge des Sonetts nutzte, um seine individuellen Gedanken und Beobachtungen auszudrücken.
- Wordsworths Verhältnis zum Sonett und dessen Wiederbelebung
- Der Einfluss von John Milton auf Wordsworths frühe Sonette
- Thematische Schwerpunkte in Wordsworths Sonetten: Natur, Politik, persönliche Reflexionen
- Unterschiede zwischen Wordsworths frühen und späten Sonetten
- Die Entwicklung von Wordsworths Sonettstil im Laufe seiner Karriere
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt für Wordsworths Beschäftigung mit dem Sonett dar und erläutert, warum er sich dieser, in seiner Zeit als veraltet geltenden, Form zuwandte. Sie beleuchtet auch den Einfluss von John Milton auf Wordsworths Sonettwerk.
Kapitel 1 untersucht Wordsworths Beziehung zum Sonett und seine Bemühungen, diese literarische Form, die in der Tudor-Zeit ihre Hochphase erlebte, wiederzubeleben. Es beleuchtet auch Wordsworths Kritik an der strengen Struktur des Sonetts, die er zunächst als künstlich und ungeeignet für den Ausdruck „wesentlicher Leidenschaften des Herzens“ empfand.
Kapitel 2 präsentiert John Milton als eine zentrale Inspirationsquelle für Wordsworths Sonettwerk. Es analysiert Miltons Sonettstil und untersucht, wie dieser Wordsworth beeinflusst hat.
Kapitel 3 analysiert eine Auswahl von Wordsworths frühen Sonetten, die von Miltons Einfluss geprägt sind. Es untersucht die thematische Vielfalt dieser Sonette, die sowohl das öffentliche Leben als auch private Gedanken und Gefühle umfassen.
Kapitel 4 bietet einen kurzen Überblick über Wordsworths späte Sonette, die oft als weniger gelungen als seine frühen Werke angesehen werden. Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung von Wordsworths Sonettstil und seine Experimente mit Form und Inhalt.
Schlüsselwörter
William Wordsworth, Sonett, John Milton, englische Literatur, Romantik, Lyrik, Natur, Politik, persönliche Reflexionen, Form, Stil, Entwicklung, Einfluss, Tradition.
- Citation du texte
- Mirja Schnoor (Auteur), 2004, William Wordsworth als Sonettdichter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43540