Freundschaft: Mut zur Treue – Maria von Magdala konzipiert für die Klassenstufen 1-6


Lesson Plan, 2005

19 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


1. Themenbegründung

Das Thema „Freundschaft“ ist ein übliches Thema für den Religionsunterricht aller Stufen. In ihm sind viele Unterthemen enthalten (Liebe, Vertrauen, Streiten - Versöhnen, Treue, Helfen, für einander da sein...), die sowohl im direkten religiösen Kontext wie auch im Bereich sozialer christlicher Werte eine große Rolle spielen. Freundschaft nimmt im Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen einen sehr hohen Stellenwert ein. Es ist ein Thema, das alle interessiert, alle angeht, zu dem jeder bereits Erfahrungen – vielleicht auch offene Fragen – hat. Es hat somit per se eine hohe Lebensrelevanz und einen großen Motivationsfaktor. Inhaltlich eignet sich das Thema „Freundschaft“ sowohl zur Vermittlung und Thematisierung christlicher und sozialer Werte als auch – wie in der hier beschriebenen Stunde gezeigt – als Einstieg in die Welt biblischer Geschichten und der Entwicklung eines Grundverständnisses für diese Geschichten als etwas, das nicht nur von den Ursprüngen unserer Religion berichtet, sondern auch uns persönlich heute noch etwas zu sagen hat. In Bezug auf diese spezielle Religionsgruppenkonstellation sind diese Aspekte – besonders der Lebensbezug und Motivationscharakter – besonders wichtig. Hinzu kommt noch die Möglichkeit, einerseits eine ganze Unterrichtseinheit vorzulegen – was ich persönlich für sehr sinnvoll und wichtig halte, da so eine größere Vertiefung der Inhalte möglich ist – andererseits aber die einzelnen Stunden in sich so geschlossen zu gestalten, dass die häufig wechselnde Gruppenkonstellation unproblematisch ist.

2. Sachanalyse

Maria MagdaE. - oder Mirjam von Magdala - gehört zu den wenigen Frauen im Neuen Testament, die (fast) jeder kennt. Dies verdankt sie weniger den Erzählungen der Bibel als vielmehr den Traditionen, die sich später um sie entwickelt haben. Über Jahrhunderte hinweg war ihre zentrale Rolle in der Jesusbewegung unumstritten. Im Mittelalter entwickelte sich dann das Bild der ehemaligen Prostituierten, der - wenn auch reuigen - Sünderin. Dieses Bild entstand wohl vor allem aus dem Bedürfnis heraus, eine negative weibliche Kontrastfigur zu dem - ebenfalls durch Traditionen verfälschten - Bild der reinen Maria zu schaffen, sowie die Bedeutung Mirjams zu schmälern. So wurde sie in dieser Zeit fälschlicherweise mit der salbenden Sünderin (Lk 23,49) identifiziert und durch die abweichenden Versionen der anderen Evangelien (Mt 26,6-23; Mk 14,3-9) schließlich auch mit Maria von Bethanien, der Schwester Marthas (Joh 12,1-8). Heute wird Mirjam vielfach romantisch und feministisch als weibliche Führerin der Jesusbewegung und Geliebte Jesu gesehen. Tatsächlich berichtet die Bibel aber nur wenig über Mirjam von Magdala. Lukas erzählt von ihr in einem Nebensatz, dass sie durch Jesus von „sieben Dämonen“ geheilt wurde und ihm dafür (vor allem finanziell) unterstützte. Diese Heilung von Dämonen kann auf eine Krankheit hinweisen, aber auch zum Ausdruck bringen, dass Mirjam sich untypisch für die an sie als Frau gestellten Erwartungen verhalten hat, darunter sehr gelitten oder aber sich dagegen aufgelehnt hat. Dies würde erklären, warum Jesus für sie zur Heilung wurde. Ihr Name, der keine Zugehörigkeit zu einem Mann nennt, weist zudem darauf hin, dass Mirjam eine der wenigen Frauen jener Zeit war, die alleine gelebt haben und dennoch bedeutend genug war, um sie durch einen Zusatz von den zahlreichen anderen Frauen mit diesem Namen (er bedeutet: „geliebt von Jahwe) deutlich zu unterscheiden. Sie muss also - zumindest in der Jesusbewegung, in deren Kontext ja die Evangelien entstanden sind - über einen gewissen Bekanntheitsgrad und Ansehen verfügt haben. Damit wird sie zudem zu einem Beispiel dafür, was Jesus für die Frauen seiner Zeit bedeutete. In einer Zeit, in der Frauen finanziell, rechtlich und gesellschaftlich nur durch ihre Familien existieren und Ansehen nur durch Ehe und Mutterschaft erringen konnten, trat Jesus öffentlich für die Rechte der Frauen ein, behandelte sie respektvoll und den Männern gleichwertig. Er lebte konsequent sein Evangelium der Liebe, Freiheit und Gleichwertigkeit der Menschen. Er definierte hierfür Schuld und Sünde neu, relativierte religiöse Regeln hinsichtlich ihrer ursprünglichen Bedeutung und praktizierte einen Glauben der Liebe, des Verstehens und der Vergebung, in dem weder nach Geschlecht noch nach Herkunft, Religion, Volkszugehörigkeit oder sonstigen gesellschaftlichen Wertesystemen unterschieden wurde. Im Namen Gottes und im Namen der Menschlichkeit brach Jesus somit zahlreiche Tabus und befreite die Menschen, die ihm vertrauten, von einengenden Stigmata, indem er sie in ihrer ganzen Persönlichkeit annahm. Für viele Frauen bedeutete dies zum ersten Mal die Möglichkeit ein eigenständiges und dennoch respektiertes Leben zu führen. Diese Möglichkeit nahmen sie gerne an und setzten sich dafür mit aller Kraft für Jesus und seine Sache ein. Mirjam tat dies auf herausragende Weise. Dafür sprechen ihre Zeugenschaft von Jesu Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung, von der als einzige alle vier Evangelien berichten. Hierdurch gewinnt sie innerhalb der Frauengruppe (Maria von Nazareth, ihre Schwester, Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses, die Mutter der Söhne des Zebedäus, Salome, Maria, die Frau des Klopas, Johanna), die Jesus auf seinem letzten Weg begleitete, besondere Bedeutung (Mt 27,55.61; 28,1-10; Mk 15,40-41.47; 16,1-11; Lk 23,49.55; 24,1-12; Joh 19,25; 20,1-18;). Dies zeigt sich am deutlichsten im Johannesevangelium, das ausführlich schildert, wie Mirjam (und nur sie) als erste dem auferstandenen Jesus begegnet, ihn erkennt und von ihm den Auftrag erhält, von seiner Auferstehung zu berichten. Indem sie diesen Auftrag erfüllt, wird sie zur ersten Apostolin. Die Häufigkeit ihrer Nennungen, die Ausführlichkeit, mit der Mirjams Begegnung mit dem auferstandenen Jesus geschildert wird und die Übereinstimmung dieser Berichte in allen vier Evangelien lassen vermuten, dass Mirjam tatsächlich eine enge Vertraute Jesu war und eine führende Rolle in der Gruppierung um ihn gespielt hat. Ihr Mut und ihre Ausdauer, Jesus auf seinem Letzten Weg trotz der für sie damit verbundenen Gefahr beizustehen, zeichnen sie zudem als verlässliche Freundin aus. Mirjam von Magdala ist zurecht eine der bekanntesten Frauen der Bibel, aber nicht aufgrund ihrer sündigen Vergangenheit, sondern dank ihres mutigen und liebenden Einsatzes für Jesus und seine Botschaft.

Es ist nicht ganz einfach, einer Frau wie Maria von Magdala im Unterricht der Primarstufe gerecht zu werden, da die Bibel so wenig von ihr berichtet und doch deutlich macht, welche wichtige Rolle sie gespielt hat. Wie genau ihr Verhältnis zu Jesus war, darüber kann nur spekuliert werden. Die neutestamentlichen Quellen lassen jedoch annehmen, dass eine enge Freundschaft zwischen beiden bestanden hat. Hier zeigt sich auch die Möglichkeit, Marias Bedeutung für die Jesusubewegung und für Jesus selbst Kindern über ein Thema nahe zu bringen, das sie selbst betrifft und somit begreifbar für sie ist: Als biblisches Beispiel für eine gelebte Freundschaft.

Die in der hier beschriebenen Unterrichtsstunde verwendete Geschichte „Der wütende Herr Petermann dient dem Zweck, die Lebensrelevanz biblischer Geschichten für Kinder erkennbar zu machen. Sie handelt von einer Freundschaft, die auf eine harte Probe gestellt wird, als der Junge (in meiner Kurzversion der Geschichte: Max) seine Freundin (hier: Lisa) darum bittet, ihm gegenüber dem wütenden Herr Petermann beizustehen, der glaubt, Max habe seine Mülltonne umgeworfen um ihn zu ärgern. Lisa fällt die Entscheidung für Max zunächst sehr schwer, da sie Herrn Petermann ebenfalls fürchtet. Dies ändert sich jedoch, als sie im Religionsunterricht von der Freundschaft und Treue Maria von Magdalas zu Jesus hört und ihr nacheifern möchte. So erleben die beiden dann vor Herrn Petermann, wie viel einfach es ist, seine Angst zu überwinden, wenn man ihr gemeinsam gegenüber steht.

3. Didaktische Analyse

3.1 Ausgangssituation

Aufgrund diverser Vertretungsstunden und Unterrichtsbesuche konnte ich leider bislang nur selten und nur unregelmäßig am Religionsunterricht teilnehmen, keine Einheit verfolgen und auch bislang auch nur einmal – im November letzten Jahres - selbst unterrichten. Seit diesem Zeitpunkt habe ich - bis letzte Woche - nicht mehr am Religionsunterricht teilgenommen. Erleichternd ist jedoch, dass ich die meisten Kinder dieser Gruppe bereits aus anderen Kontexten kenne (s. u.). Ebenso ist mir die Religionslehrerin, sowie ihre Herangehensweise an den Religionsunterricht bereits vertraut, da ich sie bereits während meines Vertretungsunterrichts in der Nachbarschule (GHS) kennen gelernt und mehrfach vertreten habe und ihr Unterrichtsstil zudem dem in meinem Studium favorisiert vermittelten entspricht.

Da aufgrund der aufgelösten Klassensituation nur eine Unterrichtsstunde zur Verfügung steht, muss diese unabhängig vom Erreichen des Stundenziels pünktlich nach 45 Minuten beendet werden. Sie sollte dann auch inhaltlich zu einem Abschluss gebracht sein, da eine Woche später eine Anknüpfung daran nur schwer möglich sein wird. Sollte die Zeit also nicht reichen, muss es mehr darum gehen, einen Abschluss zu finden, der so stehen bleiben kann, als darum, möglichst alle Aspekte der Stundenplanung zu thematisieren. Meiner Beobachtung nach ist aufgrund einer gewissen Grundunruhe pro Stunde immer nur sehr wenig Stoff möglich, so dass ich insgesamt eine eher kurze Stundenplanung vornehme, jedoch für den immer möglichen Ausnahmefall weitere Arbeitsblätter parat habe.

3.2 Die SchülerInnen

Am Unterricht im Fach katholische Religionslehre nehmen insgesamt elf Kinder (sechs Schülerinnen und fünf Schüler) der Klassen 1/2, 3, 4, 4/5 und 6 teil. Für diese in Alter und Entwicklung der SchülerInnen sehr heterogene Zusammensetzung der Gruppe tritt diese erstaunlich homogen auf. Ein erheblicher Unterschied in Interesse, Verhalten und Fähigkeit, der in einem Unterrichtsfach, in dem das Erleben von Gemeinschaft im Vordergrund steht, kaum gerecht zu werden ist, spaltet zumindest einen der beiden Sechsklässler von den übrigen SchülerInnen ab. Sie fallen immer wieder unangenehm durch provokante Störungen auf, bringen jedoch auch immer wieder weiter führende Stichwörter und Ideen ein, die jedoch meiner Meinung nach eher auf ein Grundverständnis für die von ihnen erwarteten Antworten zurück zuführen sind, als auf ein wirkliches Mitdenken und Begreifen. Die jüngeren SchülerInnen jedoch, an deren Bedürfnissen die Unterrichtsgestaltung vor allem orientiert ist, scheinen diese auch sehr zu genießen. Insgesamt ist die Gruppe für diese Zusammensetzung erstaunlich ruhig und bereit zur Mitarbeit, wirkt sehr vertraut mit der besonderen Situation dieses Religionsunterrichts, mit dem ungewöhnlichen Raum, der speziellen Gruppenzusammenstellung, der Lehrerin und ihren Erwartungen an sie, was sicherlich vor allem auf den stark ritualisierten Unterricht zurück zuführen ist: Die SchülerInnen gewinnen ein Stück Sicherheit in dieser Ausnahmesituation zurück, indem sie den Stundenablauf vorausahnen können (Sitzkreis mit Mittelbild, L-S-Gespräch, Stillarbeit – meist in Form von Ausmalen – im Tischkreis, Abschlussrunde im Sitzkreis) , einzelne Elemente (Spiele, Lieder, Symbole) wieder erkennen und mit vertrauten Aufgabenstellungen arbeiten. Dementsprechend versuche ich meinen Stundenentwurf weit möglichst an dem gewohnten zu orientieren.

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Details

Title
Freundschaft: Mut zur Treue – Maria von Magdala konzipiert für die Klassenstufen 1-6
Course
Erwerb der Missio Canonica
Grade
1,0
Author
Year
2005
Pages
19
Catalog Number
V43592
ISBN (eBook)
9783638413527
ISBN (Book)
9783638763349
File size
510 KB
Language
German
Keywords
Freundschaft, Treue, Maria, Magdala, Klassenstufen, Erwerb, Missio, Canonica
Quote paper
Petra Stichert geb. Nitsch (Author), 2005, Freundschaft: Mut zur Treue – Maria von Magdala konzipiert für die Klassenstufen 1-6, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43592

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