Kann sportliche Betätigung das Selbstkonzept geistig behinderter Menschen positiv beeinflussen?


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition Behinderung
2.1 geistige Behinderung

3 Das Selbstkonzept und seine Ausbildung
3.1 Definitionen zu dem Begriff Selbstkonzept
3.1.1 Körperselbstkonzept
3.2 Ausprägungen des Selbstkonzepts
3.2.1 Selbstkonzept bei behinderten Menschen
3.3 Studien und deren Ergebnisse zur Bedeutung von Sport für die Ausbildung des Selbstkonzepts geistig behinderter Menschen

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

Kann sportliche Betätigung das Selbstkonzept geistig behinderter Menschen positiv beeinflussen?

1 Einleitung

Im Rahmen des Moduls „Gesellschaftliche Fragen des Kinder- und Jugendsports“ beschäftige ich mich in dieser Hausarbeit mit dem Zusammenhang zwischen sportlicher Betätigung geistig behinderter Menschen und dem Einfluss dieser Betätigung auf das Selbstkonzept. Dabei möchte ich zunächst auf die begrifflichen Definitionen von Behinderung, im speziellen geistiger Behinderung, und Selbstkonzept eingehen um daraufhin die Ausbildung und die Einflüsse auf das Selbstkonzept zu betrachten. Schließlich nenne ich ein paar Studien und deren Ergebnisse zur gewählten Thematik um abschließend meine eigenen Ansichten zu vertreten.

Ich habe diese Thematik gewählt, da die Fragestellung noch nicht sehr weit erforscht ist und mir in meiner eigenen Interpretation einigen Spielraum ermöglicht. Zudem sehe ich in diesem Themengebiet die Chance später selbst eine Studie durchzuführen und im Rahmen meiner Bachelor- oder Masterarbeit den Einfluss von Sport auf die Ausbildung des Selbstkonzepts näher zu untersuchen. Demnach bietet mir diese Hausarbeit bereits einen guten Einstieg in das Gebiet der Selbstkonzeptforschung als auch den Bereich des Behindertensports.

2 Definition Behinderung

Der Begriff der Behinderung wurde von der WHO 1980 in dem weitgehend anerkannten Klassifikationssystem „International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps“ beschrieben. Hierbei werden drei verschiedene Dimensionen betrachtet. Zum einen die Schädigung (impairment) von Organen oder Funktionen des Menschen, des Weiteren die Beeinträchtigung (disability) des Menschen, der aufgrund seiner Schädigung in der Regel eingeschränkte Fähigkeiten im Vergleich zu nicht geschädigten Menschen besitzt und zu guter Letzt die Benachteiligung (handicap) des Menschen im körperlichen und psychosozialen Feld, in familiärer, beruflicher und gesellschaftlicher Hinsicht aufgrund seiner Schädigung und Beeinträchtigung. Diese Abstufungen bauen systematisch aufeinander auf und beschreiben so möglichst genau den Zustand der jeweiligen Behinderung.

Zugunsten einer sozialaktiven Einstellung revidierte die WHO später den Namen des Klassifikationssystems auf International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) und benannte die Abstufungen in Impairments, Activities und Participation um.

In Abbildung 1 ist der Zusammenhang zwischen den Teilbereichen verdeutlicht dargestellt (vgl. Strauch, 2009, S. 15f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: bio-psycho-soziales Modell des ICF (vgl. Strauch, 2009, S. 15f.)

2.1 geistige Behinderung

Da ich in dieser Arbeit nur auf den Bereich der geistig behinderten Menschen eingehe, möchte ich nun zunächst diesen Begriff versuchen etwas klarer darzustellen. Zu der Bezeichnung „geistige Behinderung“ gibt es multiple Ansätze. Zum einen definierte die Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates in einer Empfehlung 1973 geistige Behinderung folgendermaßen:

„Als geistig behindert gilt, wer infolge einer organisch-genetischen oder anderweitigen Schädigung in seiner psychischen Gesamtentwicklung und seiner Lernfähigkeit so sehr beeinträchtigt ist, dass er voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen bedarf. Die Ergebnisse von validen Intelligenztests, motorischen Tests und Sozialreifeskalen können Orientierungsdaten für die Abgrenzung […] zur Lernbehinderung liefern.“ (Deutscher Bildungsrat, 1974, S. 37)

Diese Definition findet bis heute in Deutschland immer noch Verwendung. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Klassifikation der geistigen Behinderung entwickelt. Diese ist auch im ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) dargestellt und anerkannt. Wie in Abbildung 2 erkennbar teilt dieses Klassifikationssystem die geistige Behinderung in vier bis fünf Schweregrade ein und misst diese am jeweiligen Intelligenzquotienten (IQ).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Klassifikation der geistigen Behinderung nach WHO und ICD (vgl. Strauch, 2009, S. 18)

Eine dritte Beschreibung der geistigen Behinderung ist die Empfehlung der American Association on Intellectual and Developmental Disabilities (AAIDD). Diese Definition lautet wie folgt: „Intellectual disability is a disability characterized by significant limitations both in adaptive behavior as expressed in conceptual, social, and practical adaptive skills. This disability originates before the age of 18.“ (Schallock, 2007, S. 45)

Hierbei wird wiederum deutlich, dass geistige Behinderung durch unterdurchschnittliche Intelligenzleistung, Defizite im adaptiven Verhalten sowie deren Auftreten in einer Entwicklungsperiode definiert wird. Diese Weiterentwicklung des Klassifikationssystems beinhaltet ein Doppelkriterium. Mit dessen Hilfe erfolgt eine Abgrenzung von der reinen Einteilung nach IQ-Werten, sodass eine differenzierte Unterteilung ermöglicht wird. Somit wird im Vergleich zum Klassifikationssystem im ICD eine Stigmatisierung der Menschen vermieden, die trotz intellektueller Defizite auf Grund ihrer sozialen und praktischen Anpassungsfähigkeit ein eigenverantwortliches Leben führen können (vgl. Strauch, 2009, S. 18f.).

3 Das Selbstkonzept und seine Ausbildung

3.1 Definitionen zu dem Begriff Selbstkonzept

Der Begriff des Selbstkonzepts entstand im Jahr 1943 und wurde von Raimy entwickelt. Demnach stellt das Selbstkonzept „ein gelerntes perzeptuelles System über die eigene Person“ dar, sowie „ein komplexes Organisationsprinzip, welches die eintreffenden Informationen schematisiert“. Vereinfacht bedeutet dies das Bild, welches sich eine Person von sich selbst macht (vgl. Pinquart, 1998; Strauch, 2009, S. 33f.). Eine zusammenfassende Kurzdefinition formulierte Mummendey. Demnach stellt das Selbstkonzept die „Gesamtheit der auf die eigene Person bezogenen, einigermaßen stabilen Kognitionen und Bewertungen“ (Mummendey, 1995, S. 34) dar. Allgemein gesehen gibt es keine einheitlich akzeptierte Definition, sondern eine Vielzahl synonym gebrauchter Begriffe wie beispielsweise Selbst, Selbstbild und Selbstvertrauen. Hieraus resultieren methodische Schwierigkeiten, wenn es um den Einsatz von passenden Messinstrumenten zur Ermittlung des Selbstkonzepts einer Person geht (vgl. Byrne, 1996, S. 7).

Im sportwissenschaftlichen Lexikon von Röthig und Prohl (2003) wird das Selbstkonzept wie folgt definiert:

„Als Selbstkonzept wird allgemein das Bild bezeichnet, welches eine Person von sich hat. Es entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt und ist das Ergebnis von Rückmeldungen durch die Umwelt sowie von eigenständigen Interpretationsleistungen einer Person. […] Das Selbstkonzept zum einen und Handeln und Erleben zum anderen sind wechselseitig aufeinander bezogen. Wer sich als sportlich ansieht, wird auch eher sportlich aktiv werden. […] Nach heutiger Auffassung wird das Selbstkonzept als hierarchisch strukturiert und mehrdimensional angesehen.“ (Röthig amp; Prohl, 2003, S. 469f.)

Diese hier genannte hierarchische Form des Selbstkonzepts wird in Abbildung 3 dargestellt und folgt den Vorstellungen von einem mehrdimensionalen Selbstkonzept nach Shavelson, Hubner und Stanton.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: mehrdimensionales, hierarchisches Selbstkonzept (vgl. Shavelson, Hubner amp; Stanton, 1976, S. 13)

In diesem Konzept ist erkennbar, dass verschiedene Selbstkonzepte für verschiedenste Lebensbereiche existieren. Dies wird auch von Kemper und Teipel angenommen, die zudem der Meinung sind, dass das Selbstkonzept das Handeln und Verhalten einer Person steuert und es trotz kurzfristiger Veränderungen sehr stabil ist (vgl. Kemper amp; Teipel, 2008, S. 25f.).

Des Weiteren unterscheiden Kemper und Treu zwischen dem fremdbeeinflussten/sozialen Selbstkonzept und dem selbstbeeinflussten/privaten Selbstkonzept. Diese unterscheiden sich in der Position der Wahrnehmung der eigenen Person. Beim fremdbeeinflussten Selbstkonzept beruht die Wahrnehmung der eigenen Person vornehmlich auf Eindrücken, die aus der Perspektive der Umwelt aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu beruht die Wahrnehmung der eigenen Person im selbstbeeinflussten Selbstkonzept auf transsituativen Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit der eigenen Person (vgl. Kemper amp; Treu, 2007; Kemper amp; Treipel, 2008, S. 33f.).

3.1.1 Körperselbstkonzept

Neben dem allgemeinen Selbstkonzept wird in der Wissenschaft auch noch das Körperselbstkonzept betrachtet. Hierfür entwickelten Fox und Corbin 1989 ein hierarchisches Modell des physischen Selbstkonzepts.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Modell des physischen Selbstkonzepts (vgl. Fox Corbin, 1989, S. 414)

In der obersten Ebene ist das allgemeine Selbstwertgefühl (global self-esteem) dargestellt,darunter befindet sicli physische Selbstwertgefühl (physical self-esteem) und auf unterster Ebene die vier Subdimensionen sportliche Fähigkeiten (attractive body), Kraft (physical strength) und Kondition (physical condition). Diese Subdimensionen dienen der Einschätzung der motorischen Fähigkeiten (vgl. Strauch, 2009, S. 38f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Drei-Ebenen-Modell des Körperkonzeptes (vgl. Alfermann et. al, 2003)

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kann sportliche Betätigung das Selbstkonzept geistig behinderter Menschen positiv beeinflussen?
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Sportwissenschaften)
Veranstaltung
Gesellschaftliche Fragen des Kinder- und Jugendsports
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V436049
ISBN (eBook)
9783668769588
ISBN (Buch)
9783668769595
Dateigröße
697 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Einfluss, Behinderung
Arbeit zitieren
Lisa Donath (Autor:in), 2013, Kann sportliche Betätigung das Selbstkonzept geistig behinderter Menschen positiv beeinflussen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436049

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