Die Arzt-Patient-Beziehung kann in der Ökonomie mit Hilfe des Modells der Principal-Agent-Theory (PAT) untersucht werden. Die PAT analysiert die Beziehung zwischen Arzt und Patient und sucht nach einer optimalen Gestaltung der Kooperation zwischen Beiden. Dabei wird unterstellt, dass sich sowohl Arzt als auch Patient durch eigennütziges Verhalten auszeichnen und in einer Vertragsbeziehung stehen. Man kann deshalb nicht davon ausgehen, dass der Agent (Arzt) automatisch im besten Interesse des Prinzipals (Patienten) handelt. Da die Informationen zwischen Arzt und Patient asymmetrisch verteilt sind, verfolgt auch der Arzt eigene Interessen und Ziele, etwa Einkommens- und Freizeitziele. Häufig kommt als dritter „Spieler“ die Krankenkasse hinzu, welche als Sachwalter des Patienten modelliert wird. Die Arbeit setzt sich mit einer sehr aktuellen und gesundheitsökonomisch relevanten Thematik auseinander, sie analysiert die Interaktionen zwischen Arzt und Patient nicht nur im Rahmen der PAT, sondern insbesondere unter Anwendung der Spieltheorie. Das spieltheoretische Modell der Arzt Patienten-Beziehung soll beispielsweise um zwischenmenschliche Faktoren wie Vertrauen und Behandlungserfolg erweitert werden, die in der realen Versorgungswelt eine große Bedeutung besitzen. Insbesondere wird untersucht , ob das Procedere der Krankschreibungen durch die Spieltheorie erklärt werden kann. Die Neuerung, die der Verfasser seiner Arbeit berücksichtigt, besteht darin, eine Vertrauensvariable in den Interaktionen zwischen Arzt und Patient zu berücksichtigen. Damit schafft er eine Möglichkeit, den Konflikt des Gefangendilemmas in der Arzt-Patienten-Beziehung zu überwinden. Das ist zum einen theoretisch interessant, spielt aber auch in der Realität für die Arzt-Patienten-Beziehung eine wichtige Rolle. Das wissenschaftliche Niveau der Arbeit ist hoch, der Eigenanteil vom Verfasser klar erkennbar. Die Arbeit ist gut strukturiert und verständlich geschrieben. Umfang und Auswahl der Literatur entsprechen den Ansprüchen an eine Masterarbeit. Insgesamt weiß die Arbeit vor allem unter zwei Aspekten zu gefallen: sie ist zum einen von erheblicher Relevanz für die Analyse der Arzt Patient-Beziehung. Zum anderen erweitert sie die theoretischen Überlegungen um Vertrauensgüter, die gerade im Gesundheitswesen eine große Bedeutung besitzen. Die Arbeit wurde mit der Note SEHR GUT bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Arzt-Patienten-Beziehung
- 2.1 Principal-Agent-Theorie
- 2.2 Spieltheorie
- 3 Gefangendilemma und andere spieltheoretische Modelle
- 3.1 Einführung in das Modell Gefangendilemma
- 3.2 Das Gefangenendilemma „Krankschreibung“
- 3.3 Exkurs: Selbstkrankschreibung
- 3.4 Vertrauen durch wiederholtes Gefangendilemma
- 3.5 Das Hirntod-Dilemma - Differenzierter Nutzen in der Spieltheorie
- 3.6 Das Koordinationsspiel Hirschjagd
- 3.7 Das Tausend füssler-Spiel
- 4 Grenzen der spieltheoretischen Modelle
- 4.1 Das Hirntod-Dilemma
- 4.2 Das Urlauberdilemma
- 5 Empirische Simulation eines Gefangendilemmas
- 6 Entwicklung des Vertrauens in der Arzt-Patienten-Beziehung
- 7 Vertrauen durch Reputation
- 8 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der Arzt-Patienten-Beziehung aus der Perspektive spieltheoretischer Modelle. Die Hauptziele dieser Arbeit sind:
- Die Einführung spieltheoretischer Strukturen als nützliche Grundlage für die Analyse der Interaktionen in der Arzt-Patienten-Beziehung.
- Die Erweiterung des spieltheoretischen Modells der Arzt-Patienten-Beziehung, um zwischenmenschliche Faktoren wie Vertrauen und Behandlungserfolg einzubeziehen.
- Die Darstellung des Wertes von spieltheoretischen Modellen für Strukturen wie die Arzt-Patienten-Beziehung.
Die wichtigsten Themen dieser Arbeit sind:
- Die Anwendung der Principal-Agent-Theorie auf die Arzt-Patienten-Beziehung.
- Die Analyse des Gefangendilemmas als Modell für die Arzt-Patienten-Beziehung.
- Die Untersuchung von Vertrauen und Reputation in der Arzt-Patienten-Beziehung.
- Die Grenzen der spieltheoretischen Modelle in der Analyse der Arzt-Patienten-Beziehung.
- Die empirische Simulation eines Gefangendilemmas im Kontext der Arzt-Patienten-Beziehung.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 liefert einen Überblick über die Principal-Agent-Theorie und die Spieltheorie als Analysemodelle für die Arzt-Patienten-Beziehung. Die Principal-Agent-Theorie betrachtet die Arzt-Patienten-Beziehung als ein Verhältnis zwischen einem Auftraggeber (Principal) und einem Auftragnehmer (Agent). Die Spieltheorie hingegen analysiert die Interaktionen zwischen zwei oder mehr Akteuren, die jeweils eigene Interessen verfolgen.
Kapitel 3 konzentriert sich auf das Gefangendilemma als ein klassisches spieltheoretisches Modell und dessen Anwendung auf die Arzt-Patienten-Beziehung. Das Gefangenendilemma beschreibt die Situation, in der zwei Akteure, die jeweils eigene Interessen verfolgen, besser kooperieren könnten, aber aufgrund von Unsicherheit und Misstrauen dazu tendieren, gegenseitig auszunutzen.
Kapitel 4 befasst sich mit den Grenzen der spieltheoretischen Modelle in der Analyse der Arzt-Patienten-Beziehung. Hier wird argumentiert, dass spieltheoretische Modelle zwar wichtige Einblicke in die Dynamiken der Arzt-Patienten-Beziehung liefern können, aber nicht alle Aspekte dieser Beziehung erfassen können.
Kapitel 5 beschreibt eine empirische Simulation eines Gefangendilemmas, um die Entscheidungsprozesse von Arzt und Patient in einer realistischen Situation zu untersuchen. Die Ergebnisse der Simulation liefern wichtige Erkenntnisse über den Einfluss von verschiedenen Faktoren wie Vertrauen und Krankheitswahrscheinlichkeit auf die strategischen Entscheidungen der Akteure.
Kapitel 6 und 7 befassen sich mit der Entwicklung von Vertrauen und Reputation in der Arzt-Patienten-Beziehung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Arzt-Patienten-Beziehung, Spieltheorie, Gefangendilemma, Principal-Agent-Theorie, Vertrauen, Reputation, Krankheitswahrscheinlichkeit, Entscheidungstheorie, empirische Simulation, Gesundheitswesen.
- Arbeit zitieren
- Marc H. Hartmann (Autor:in), 2017, Analyse der Patienten-Arzt-Beziehung aus Sicht spieltheoretische Modelle und eine Abschätzung der Ergebnise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436091