Hitchcock startete 1922 Filme zu produzieren. Die Filmherstellung ist Organisationsarbeit. Hitchcock hatte die komplette Kontrolle über seine Projekte, er wollte die Kontrolle über die Skripte, die Stars, die Assistenz die mit ihm zusammenarbeitete, die exakten Schnittplätze und Selbstreklame.
Hitchcock fehlte der Mut dazu diese Art der Steuerung über seine Arbeit aufzugeben, die hier verwirklicht wurde, so 1933, als er zur British-Gaumont-Pictures ging und seine bis dahin wohl erfolgreichste Arbeit produzierte. Hitchcock entwickelte sich zum Thriller-Spezialisten. Zwischen 1934 und 1938 drehte er sechs Filme: The Man Who Knew Too Much (1934), The 39 Steps (1935), Secret Agent (1936), Sabotage (1936), Young And Innocent (1937) und The Lady Vanishes (1938). Ein Zeichen für die Wichtigkeit dieser Schaffensperiode Hitchcocks Arbeit kann in der Tatsache gesehen werden, dass er zu ihr Ende der 50er Jahre zurückkommt, er greift auf seine Vorlagen zurück und perfektionierte The Man Who Knew Too Much im gleichnamigen Remake, sowie The 39 Steps in North by Northwest. Hitchcock überließ nichts dem Zufall, er plante in seinen Filmen jeden Zentimeter Bildmaterial genau, jedes Detail ist präzisiert und durchkomponiert. Nichts ist zufällig, alles hat seine Ordnung. Die Anordnung der Bilder folgt also einer klaren Ordnung. Hitchcocks Aussage nach ist er selbst ein Mensch, der ein starkes Bedürfnis nach Ordnung habe, er sei der absolute Gegensatz zu seinen Filmfiguren, die er mit der Un-Ordnung oder dem Chaos konfrontiert. In seinem Film The 39 Steps kann man dieses Hitchcock-Programm, anhand inhaltlicher und formaler Besonderheiten, erkennen. Nun stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise Ordnung im Film The 39 Steps sichtbar wird?
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Der Hitchcock-Thriller: „The 39 Steps”
- 2. Analyse der Handlungsstrukturen
- 3. Analyse der ideologischen Inhalte
- 3.1 Sittlich-Moralischer Verfall der Ordnung
- 3.2 Verstoßen aus dem Ordnungsbezug
- 3.3 Auflösung fester gesellschaftlicher Ordnung
- 3.3.1 Gesellschaftliche Institutionen
- 3.3.2 Normvorstellungen
- 4. Unordnung in der filmischen Darstellung
- 4.1 Schauplätze
- 4.2 Licht und Schatten
- 4.3 Kameraeinstellungen
- 4.4 Montage
- 4.5 Ton
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie Alfred Hitchcocks Film „The 39 Steps“ Ordnung und Unordnung als wesentliche Elemente seiner Filmsprache einsetzt. Durch die Analyse der Handlungsstruktur und ideologischen Inhalte, sowie der filmischen Darstellung wird aufgezeigt, wie der Film die Ordnung der Dinge in Frage stellt und ein Gefühl von Chaos erzeugt.
- Die Rolle von Ordnung und Unordnung in Hitchcock-Thrillern
- Die Auflösung von gesellschaftlichen Normen und Institutionen
- Die Verwendung von filmischen Mittel zur Darstellung von Chaos
- Hitchcocks persönliches Bedürfnis nach Ordnung im Kontrast zu seinen Filmfiguren
- Die Bedeutung von Kontrolle und Sicherheit in der Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Hitchcocks Karriere und seine Vorliebe für Ordnung im Kontrast zu seinen Filmen, die häufig von Chaos und Unordnung geprägt sind, vor. Kapitel 1 führt den Hitchcock-Thriller anhand von „The 39 Steps“ ein und zeigt, wie der Protagonist Richard Hannay aus seinem geordneten Leben gerissen wird und in eine Welt voller Gefahr und Intrigen gerät.
Kapitel 2 analysiert die Handlungsstruktur des Films, die sich in fünf Sequenzen gliedert und dem Pyramidenschema von Gustav Freitag folgt. Die einzelnen Sequenzen dienen der Spannungssteigerung und führen den Zuschauer in die Welt der Spionage und Intrigen.
Kapitel 3 beleuchtet die ideologischen Inhalte des Films. Hierbei werden der Verfall von moralischen und gesellschaftlichen Ordnung, die Entfremdung des Protagonisten von seiner Umgebung und die Auflösung fester gesellschaftlicher Normen und Institutionen thematisiert.
Kapitel 4 untersucht die filmische Darstellung von Chaos und Unordnung. Durch die Analyse von Schauplätzen, Licht und Schatten, Kameraeinstellungen, Montage und Ton wird gezeigt, wie der Film das Gefühl von Unsicherheit und Gefahr verstärkt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind Ordnung, Unordnung, Chaos, Kontrolle, Sicherheit, Spannung, Spionage, Intrige, gesellschaftliche Normen, Institutions, Filmsprache, filmische Darstellung, Hitchcock-Thriller, „The 39 Steps“.
- Quote paper
- Christiane Scheiter (Author), 2009, Die Ordnung der Dinge im Kontext von Hitchcocks britischer Schaffensphase. "The 39 Steps", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436269