Das Höhlengleichnis in Platons Politeia


Dossier / Travail, 2005

15 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Verlauf der "Politeia" - Buch I bis VII
2.1 Auf der Suche nach Gerechtigkeit
2.2 Das Sonnengleichnis
2.3 Das Liniengleichnis

3 Das Höhlengleichnis
3.1 Die Handlung
3.2 Die Situation in der Höhle
3.2 Der Aufstieg aus der Höhle
3.3 Die Verpflichtung zum Abstieg

4 Das Fazit und die heutige Sicht der Dinge

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

"Die Geschichte der abendländischen Philosophie besteht aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon"[1]. Dieses Zitat scheint durch seine große Aussagekraft zu übertreiben, doch steckt viel Wahrheit in ihm. Platon, ein Schüler des Sokrates, war einer der größten Philosophen der abendländischen Weltgeschichte. Seine Werke befassten sich sowohl mit politischen und philosophischen als auch ethischen und gesellschaftlichen Anschauungen. Meist spielten mehrere Betrachtungen zusammen. Die Ideenlehre, die von Platon entwickelte Philosophie, ist ebenfalls sehr berühmt. Sämtliche Schriften Platons, bis auf die Briefe, sind in Dialogform verfasst. Platon tritt niemals selbst in Erscheinung, sondern lässt andere Hauptfiguren Sprachrohr für seine Gedanken und Argumente sein. Die Dialogform dürfte er wahrscheinlich aufgrund seines Lehrers Sokrates und dessen Art des dauernden Fragens verwendet haben. Der Protagonist in Platons wohl bekanntestem Werk, der „Politeia“, ist Sokrates. Die „Politeia“ zeigt Platons großes Interesse an Politik und Staatsgeschehen. Sein Ziel war es den Zustand der Politik zu verbessern und den ein Modell des „wahren“ Staates zu entwickeln. Das Kernstück des Werkes sind drei Gleichnisse, das Sonnengleichnis, das Liniengleichnis und das Höhlengleichnis. Das Interesse dieser Arbeit widmet sich dem Höhlengleichnis. Jenes gilt als Höhepunkt der „Politeia“, bisweilen gar als Zentrum von Platons philosophischem Denken überhaupt. So wird in dieser Arbeit speziell auf das Höhlengleichnis und seine Interpretation eingegangen.

Zunächst werden die Kernaussagen der ersten Bücher der „Politeia“ kurz dargestellt um auf die Gleichnisse hinzuführen und ihre Einordnung in das Gesamtwerk zu ermöglichen. Nach Sonnen- und Liniengleichnis wird im dritten Kapitel die Handlung des Höhlengleichnisses erläutert. Daraufhin erfolgt dessen Auslegung. Die Interpretation wird gegliedert in die einzelnen Stationen des Gleichnisses. Die Lage in der Höhle, der Aufstieg und der Abstieg werden also gesondert betrachtet. Im Fazit werden Widersprüche und Unklarheiten kritisch betrachtet. Außerdem wird dargestellt, wie das Höhlengleichnis auf die heutige Zeit projiziert werden könnte.

2 Der Verlauf der „Politeia“ – Buch I bis VII

2.1 Auf der Suche nach Gerechtigkeit

„Was ist Gerechtigkeit?“ Mit der Erörterung dieser Frage beginnt Platons Werk. Der Sokrates des platonischen Dialogs diskutiert mit interessierten Griechen unterschiedliche Ansichten von Gerechtigkeit. Er schließt eine Analogie vom Wesen des Einzelnen auf das Wesen des Staates um auf diese Weise zu einer allgemeingültigen Definition von Gerechtigkeit zu kommen. Im Staat ist die Gerechtigkeit seiner Meinung nach leichter festzuhalten. Platon will schrittweise ein Musterbild des vollkommen gerechten Staates entwerfen. Eine Voraussetzung ist die Spezialisierung der Arbeitskräfte. Im vollkommen gerechten Staat existiert Idiopragie. Jeder tut das Seine, nämlich das was er am besten kann (370b f.). Dies ist auch die sich herausstellende Definition von Gerechtigkeit (434c).

Platon unterteilt die Bevölkerung seines Musterstaates in drei Stände, Philosophenkönige, Wächter und den dritten Stand, der Bauern und Handwerker. Es ergeben sich vier Tugenden, Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit. Jede Tugend ist sowohl einem Stand, als auch einem Teil der Seele zugeordnet. Besonnenheit und Gerechtigkeit ist allen drei Ständen gleich zugeschrieben, was die folgende Tabelle veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Des Weiteren ist die geglückte Erziehung der Herrscher zu Philosophen Bedingung der Verwirklichung der imaginären Polis (473d). Diese Erziehung verdeutlicht Platon anhand von drei Gleichnissen, die die nötigen Ausbildungsstufen der Philosophenherrscher darstellen sollen. Die Handlung der drei Gleichnisse wird im Folgenden aufgezeigt.

2.2 Das Sonnengleichnis (484a-509b)

Im Sonnengleichnis stellt Platon die Zweiteilung der Welt in eine sichtbare und eine denkbare Welt dar. Es ist der Angelpunkt für das Verständnis von Platons Lehre vom Guten. Die Zweiteilung, bei der die Sonne über das Sichtbare und die Idee des Guten über das Denkbare herrscht, bildet das Fundament aller drei Gleichnisse.

In der Welt des Sichtbaren ist der Sehsinn das Kostbarste. Ohne eine weitere Kraft, die der Sonne, kann der Sehsinn jedoch nichts sehen. „Die Sonne ist nicht die Sehkraft, wohl aber ihre Ursache und wird von ihr gesehen“ (508b). Die Sonne ist die Ursache des Sichtbaren, sie bewirkt das Werden. Sie ist auch Ursache dafür, dass sie gesehen werden können.

In der Welt des Denkbaren ist die Idee des Guten der bedeutsamste Erkenntnisgegenstand. Der wertvollste Besitz ist das Gute selbst. Die Frage nach dem Wesen des Guten will Platon nicht beantworten. Das Gute ist ihm zu göttlich, er will dessen Spross, nämlich die Idee des Guten, beschreiben (506e). Die Idee des Guten ist der größte Lehrgegenstand für Philosophen. Wenn sie herrschen, müssen sie verstehen, was ein Staat zu einem guten Staat macht. Der Philosoph der diese Ideen erfasst, wird schließlich zum vollen Verständnis des Übrigen gelangen.[2] Das Gute ist die Ursache der gedachten Dinge, sie bewirkt das Sein. Sie ist auch Ursache dafür, dass sie gedacht werden können. Das Gute verhält sich zum Bereich des Denkbaren wie die Sonne zum Bereich des Sichtbaren. Die zwei Welten, die des Sichtbaren und des Denkbaren, werden in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Sonnengleichnis veranschaulicht in einem der Natur entnommenen Bild, den mittleren Schnitt, den die Linie im Liniengleichnis fordert[3].

2.3 Das Liniengleichnis (509c-511e)

Das Liniengleichnis dient der Weiterführung des Sonnengleichnisses. Es ist ohne die Ergebnisse des Sonnenbildes nicht verständlich, denn seine Grundlage ist wieder die Teilung der Welt in das Sichtbare und das Denkbare. Genau genommen liegt bei der Linie gar kein echtes Gleichnis vor, sondern eher eine „graphische Darstellung einer Proportion“ (Leisegang in Utermöhlen, 1967). Eine viergeteilte Linie wird als weitere Aufteilung der beiden Welten eingeführt. Parallel zu vier Seinsformen, existieren vier Erkenntnisstufen. Auf der untersten Realitätsstufe der vier Seinsformen befinden sich die Abbilder, Schatten und Spiegelbilder. Zusammen mit den Dingen, den Originalen, gehören sie zu dem Sichtbaren. Über dem Sichtbaren befindet sich das Erkennbare, bestehend aus den mathematischen Formen und den Ideen. Erkenntnis kann im Lernprozess ebenfalls in vier Wissensstufen gewonnen werden: als Vermutung, Glauben, Verstand und philosophische Erkenntnis. Je seinsmächtiger ein Gegenstand ist, desto besser ist unsere Erkenntnis von ihm. Wahrhaft wissenschaftliche Erkenntnis kann es nur von Dingen geben, die ewig sind, wie beispielsweise der Satz des Pythagoras. Die Vierteilung der Seins- und Erkenntnisstufen wird im Folgenden dargestellt.

[...]


[1] Ein Zitat des Logikers Alfred North Whitehead

[2] vgl. Redhead, Starbatty, 1988

[3] vgl. Utermöhlen, 1967

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Das Höhlengleichnis in Platons Politeia
Université
LMU Munich  (Geschwister-Scholl-Institut)
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
15
N° de catalogue
V43628
ISBN (ebook)
9783638413848
Taille d'un fichier
416 KB
Langue
allemand
Mots clés
Höhlengleichnis, Platons, Politeia
Citation du texte
M.A. Jana Antosch-Bardohn (Auteur), 2005, Das Höhlengleichnis in Platons Politeia, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43628

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