Sowohl in Deutschland als auch in den USA sah man sich dem rechtlichen Problem gegenübergestellt, ob und inwiefern der Käufer eines mangelhaften Produktes Schadensersatz nach Deliktsrecht erhalten soll, wenn sich das Produkt aufgrund der Mangelhaftigkeit beschädigte oder gar zerstörte. Anknüpfungspunkt einer deliktischen Haftung ist sowohl in Deutschland als auch in den USA die Verletzung des Eigentums in Form der Kaufsache des Käufers durch die Verletzung einer Pflicht des Herstellers der Kaufsache. Dieses rechtliche Problem wirft in Deutschland und in den USA dieselben Fragen und Probleme auf: Liegt überhaupt eine deliktsrechtlich relevante Eigentumsbeschädigung vor, wenn sich eine Kaufsache selber zerstört? Muß nicht sowieso das vertragliche Gewährleistungsrecht gelten? Kann man überhaupt praktikable Kriterien finden, die eine sachgerechte Abgrenzung des Deliktsrecht vom Vertragsrecht ermöglichen?
In der vorliegenden Schrift wird zunächst der vertrags- und deliktsrechtliche Hintergrund der Haftungsproblematik in Deutschland und in den USA dargestellt. Anschließend werden die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten vorgestellt, die sich in Deutschland und in den USA entwickelten. Im Rahmen eines Methodenvergleichs soll versucht werden, die unterschiedlichen Lösungen in einem Bezug zum jeweiligen Rechtssystem zu setzen um Aufschluß zu erhalten, ob und wie die unterschiedliche methodische Herangehensweise an ein rechtliches Problem, geprägt durch das jeweilige Rechtssystem, die Lösungswege beeinflußt. Besonderes Interesse soll hierbei auf das unterschiedliche Spektrum der Lösungsmöglichkeiten und auf die jeweilige Argumentation hinter einem Lösungsweg gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Vertrags- und deliktsrechtlicher Hintergrund
- I. Grundlagen im amerikanischem Recht
- 1. Vertragliche Haftung
- a) Haftungsgrundlagen
- b) Umfang des Schadensersatz
- c) Verjährungsfristen
- 2. Deliktische Haftung
- a) Haftungsgrundlagen
- aa) Haftungsgrundlage negligence
- bb) Haftungsgrundlage strict liability in tort
- b) Umfang des Schadensersatz bei negligence und strict liability
- c) Verjährungsfristen
- II. Grundlagen im deutschen Recht
- 1. Vertragliche Haftung
- a) Wandlung und Minderung beim Stückkauf
- b) Schadensersatz wegen Nichterfüllung beim Stückkauf
- c) Sachmängelhaftung beim Gattungskauf
- d) Positive Vertragsverletzung
- e) Umfang der Ansprüche
- f) Verjährungsfristen
- 2. Deliktische Haftung
- a) Haftung nach den allgemeinen Vorschriften (General Tort Law)
- b) Haftung nach dem Produkthaftungsgesetz (Products Liability Act)
- c) Haftungsumfang
- d) Verjährungsfristen
- III. Rechtsvergleich der Grundlagen
- 1. Vertragliche Haftung
- a) Voraussetzungen für den Ersatz des Minderwertschadens
- b) Voraussetzungen für den Ersatz von Folgeschäden
- c) Verjährungsfristen
- 2. Deliktische Haftung
- 3. Historische Entwicklung des Käuferschutzes im Wege des Vertragsrecht und des Deliktsrecht
- C. Die Kollision von Deliktsrecht und Vertragsrecht
- I. Entscheidungen in den USA
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Die einzelnen Entscheidungen
- a) Quackenbush v. Ford Motor Co.
- b) Santor v. A & M Karagheusian, Inc.
- c) Seely v. White Motor Co.
- d) TWA, Inc. v. Curtiss-Wright Corp.
- e) Cloud v. Kit Manufacturing Co.
- f) Star Furniture Co. v. Pulaski Furniture Co.
- g) Spring Motors Distributors, Inc. v. Ford Motor Company
- h) East River Steamship Corp. v. Transamerica Delaval, Inc.
- i) Shipco 2295, Inc. v. Avondale Shipyards, Inc.
- j) Capitol Fuels, Inc. v. Clark Equipment Co.
- k) Conrad and Brian Hapka v. Paquin Farms
- l) Bellevue South Associates v. HRH Construction Corporation
- m) Cooperative Power Association v. Westinghouse Electric Corporation
- n) Pratt & Whitney Canada, Inc. v. Joseph W. Sheehan
- o) City of Lennox v. Mitek Industries
- p) Dakota Gasification Company v. Pasco Building Systems
- q) Saratoga Fishing Company v. Martinac & Company
- r) Sea-Land Service, Inc. v. General Electric Company
- s) Transco Syndicate #1, Ltd. v. Bollinger Shipyards, Inc.
- 3. Zusammenfassung
- II. Entscheidungen in Deutschland
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Die einzelnen Entscheidungen
- a) Schwimmerschalterfall
- b) Hinterreifenfall
- c) Gaszugfall
- d) Hebebühnenfall
- e) Kompressorfall
- f) Blumentopfpalettenfall
- g) Kondensatorfall
- h) Nockenwellensteuerradfall
- 3. Zusammenfassung
- D. Vergleich der Lösungen in den USA und in Deutschland
- I. Die verschiedenen Lösungsansätze
- 1. Uneingeschränkter Schadensersatz nach dem Deliktsrecht
- a) Ausgangspunkt in den USA
- b) Ausgangspunkt in Deutschland
- 2. Grundsätzlich keine Anwendung des Delitktsrecht
- a) Ausgangspunkt in den USA
- b) Ausgangspunkt in Deutschland
- 3. Vermittelnde Ansichten
- a) Schadensart
- aa) Ausgangspunkt in den USA
- bb) Ausgangspunkt in Deutschland
- b) Funktional begrenzter Teil
- aa) Ausgangspunkt in den USA
- bb) Ausgangspunkt in Deutschland
- c) ,,Stoffgleichheit“
- aa) Ausgangspunkt in den USA
- bb) Ausgangspunkt in Deutschland
- II. Die verschiedenen Argumente
- 1. Argumente, die sowohl in den USA als auch in Deutschland eingesetzt wurden
- a) Umgehung der Vertragsordnung
- b) Abgrenzungsprobleme für die Praxis
- c) Frage der Rechtlosstellung des Käufers
- d) Schutzfunktionen beider Rechtsgebiete
- e) Das Produkt als geschütztes Gut
- f) Enttäuschtes Käuferinteresse
- g) ,,Natürliche Betrachtungsweise”
- 2. Argumente, die nur in den USA eingesetzt wurden
- a) Umgehung des Vertragsinhalt
- b) Erfahrung des Gerichts
- c) Folgenargumente (policy considerations)
- d) Gesetzesauslegung
- 3. Argumente, die nur in Deutschland eingesetzt wurden
- a) Funktional begrenzter Teil
- b) Vergleich des Mangelunwertes mit dem „großen“ Schaden
- c) Richterrechtliche Korrektur des Kaufrechts
- e) Sonstige Argumente
- III. Bewertung der Urteile
- 1. Vorüberlegung
- 2. Bewertung der Argumente im einzelnen
- a) Argumente, die nur in den USA eingesetzt wurden
- aa) Umgehung des Vertragsinhaltes
- bb) Erfahrung des Gerichtes
- cc) Folgenargumente (policy considerations)
- dd) Gesetzesauslegung
- b) Argumente, die nur in Deutschland eingesetzt wurden
- aa) Funktional begrenzter Teil
- bb)Vergleich des Mangelunwertes mit dem „großen“ Schaden
- cc) Richterrechtliche Korrektur des Kaufrechts
- 3. Zusammenfassung
- E. Zusammenfassung
- Vergleich von Common Law und Civil Law im Kontext von Schadensersatzansprüchen
- Analyse der rechtlichen Grundlagen in den USA und Deutschland
- Kollision von Deliktsrecht und Vertragsrecht
- Untersuchung der verschiedenen Lösungsansätze und Argumente
- Bewertung der Urteile in den USA und Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Vergleich von Common Law und Civil Law im Kontext von Schadensersatzansprüchen bei Schäden am Produkt selbst. Sie analysiert die rechtlichen Grundlagen in den USA und Deutschland und untersucht, ob ein Schaden am Produkt selbst eine unerlaubte Handlung darstellt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Kollision von Deliktsrecht und Vertragsrecht und beleuchtet die verschiedenen Lösungsansätze und Argumente, die in beiden Rechtssystemen zur Anwendung kommen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen Überblick über das Thema der Arbeit und die zu behandelnden Fragestellungen. Kapitel B beschäftigt sich mit den Grundlagen des Vertrags- und Deliktsrechts in den USA und Deutschland, wobei die Haftungsgrundlagen, der Umfang des Schadensersatzes und die Verjährungsfristen behandelt werden. In Kapitel C werden Entscheidungen aus den USA und Deutschland im Bereich der Kollision von Deliktsrecht und Vertragsrecht analysiert. Dabei werden sowohl die einzelnen Urteile als auch die zugrundeliegenden Argumente und Lösungsansätze vorgestellt. In Kapitel D erfolgt ein Vergleich der Lösungen in den USA und in Deutschland, wobei die verschiedenen Lösungsansätze, Argumente und die Bewertung der Urteile im Vordergrund stehen. Kapitel E fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Common Law, Civil Law, Schadensersatz, Deliktsrecht, Vertragsrecht, Kollision von Rechtssystemen, Produkthaftung, Minderwertschaden, Folgeschäden, US-amerikanische Rechtsprechung, deutsche Rechtsprechung, Rechtsvergleich, Urteilsanalyse.
- Citar trabajo
- Kristian Lutz (Autor), 2001, Common Law und Civil Law - ein Methodenvergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43655