Das Deutsche Reich und Polen. Analyse einer schwierigen Nachbarschaft zu Zeiten des Dritten Reiches


Trabajo Escrito, 2017

20 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Hitlers Bemuhungen um einen deutsch-polnischen Ausgleich
1.1. Entstehung der Idee eines Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und Polen 1934
1.2. Das deutsche Paktmuster und der polnische Gegenentwurf

2. Deutsch-polnischer Nichtangriffspakt 1934
2.1. Die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nichtangriffsab kommens am 26. Januar 1934
2.2. Nachdem deutsch-polnischenNichtangriffspaktvonl934

Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

„So lange die Welt besteht, werden Polen und Deutsche niemals Bruder sein.“ (polnisches Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert)1. In der Geschichte Europas gibt es wenige Beispiele, die so viele Spannungen in ihren bilateralen Beziehungen aufweisen, wie dies zwischen Deutschland und Polen der Fall war,2 dabei verbindet Deutsche und Polen eine tausendjahrige Beziehungsgeschichte. Jahrhundertelang haben im Raum zwischen Oder und Weichsel Deutsche und Polen relativ friedlich zusammengelebt - mehr noch: Im Jahre 1241, zum Beispiel, kampften Deutsche und Polen bei Liegnitz gemeinsam gegen die in Europa eingedrungenen Mongolen. In einer ahnlichen Situation erfocht ein deutsch-polnisches Heer unter dem polnischen Konig Sobieski bei Wien den Sieg uber die Turken 3 und dennoch existiert seit dem 16. Jahrhundert dieses Sprichwort, welches erst recht seit der dritten Teilung Polens verbreitet wurde. Denn genau injenem Jahr 1795 war das Konigreich Polen von der politischen Landkarte Europas verschwunden. Die Teilungen Polens sollte von nun an das Verhaltnis des Polen zu seinen westlichen Nachbarn pragen.4

Als schlieSlich Warschau und Berlin am 26. Januar 1934 die deutsch- polnische Nichtangriffserklarung proklamieren, - ein Jahr nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler - war dies einer politischen Sensation gleich. Endlich schien ein Wandel in den gegenseitigen Beziehungen eingetreten zu sein, nach der jahrelangen krankenden Hetze auf beiden Seiten. Er erweckte fur die weitere Zukunft Hoffnung.5 Interessant dabei ist, dass der Pakt vermeintlich in volligen Widerspruch zur AuSenpolitik der damaligen Weimarer Republik stand. Dort ware es namlich sicherlich nie zu einer derartigen deutsch-polnischen Verstandigung gekommen. Ganz im Gegenteil: Die deutschen Machteliten, das Auswartige Amt und auch die Reichswehr wurden durch diesen aufienpolitischen Schritt Hitlers regelrecht „vor den Kopf gestoSen".6 Bis in die DreiSiger Jahre hinein bestand der Konsens, dass eine gute nachbarliche Beziehung zu Polen nur erreicht werden konnte, wenn Polen einer Revision seiner Westgrenze zugunsten Deutschlands zustimmen wurde.7 Hitler konnte seinen ersten grofieren auSenpolitischen Erfolg mit diesen Nichtangriffspakt feiern und hatte damit vermeintlich die Kontinuitat des Weimarer Revisionismus durchbrochen. Dabei setzte er sich auch gegen die eigene Parteispitze der NSDAP durch. Es drohte der Praventivkrieg. All diese Zuge Hitlers werfen die Frage auf, welche Vorteile er sich von diesem Ubereinkommen erhoffte, aber auch wie diese Vereinbarung uberhaupt zustande kam.

Im Folgenden wird veranschaulicht, welche Einstellung Adolf Hitler zu Polen hatte. Dabei werden die Verhandlungsgesprache und die Entstehung der Idee des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes, vom 26. Januar 1934, sowie die verschiedenen Vorstellungen des Paktes von beiden Seiten genauer betrachtet und analysiert. Dies soil im ersten Teil dieser Arbeit veranschaulicht werden. Hierbei hat sich besonders das Werk „Nicht- angriffspakte" von Rolf Ahmann als nutzliche Quelle gezeigt, da es dem Leser einen hinreichenden Einblick uber das Zustandekommen eines Paktes eroffnet. Der zweite Teil beschaftigt sich anschlieSend mit der Auswirkung des deutsch-polnischen Beschlusses bis zum Fruhjahr 1939. Vor allem sollen die staatsspezifischen Vorteile erortert werden, die sich beide Lander von dem Pakt erhofften. Diese Argumentation stutzt sich auf den Forschungsstand von Hans Roos8, der sich bereits 1857 mit der polnischen AuSenpolitik beschaftigte und noch heute zu einem der Standardwerke der deutsch-polnischen Geschichte zahlen durfte. Im dritten und letzten Teil der Arbeit wird ein Fazit gezogen, indem veranschaulicht wird, dass die Nichtangriffserklarung mit Polen Hitler nicht aufgehalten hat einen Krieg gegen Polen zu fuhren. Besser gesagt: Hitler wollte 1939 den Krieg unter alien Umstanden.

1. Hitlers Bemuhungen um einen deutsch-polnischen Ausgleich

1.1. Entstehung der Idee eines Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und Polen 1934

„ Deutschland ist bereit, weitere vertragliche Sicherheitsgarantien als die bestehenden zu vereinbaren, insbesondere einem feierlichen Nichtangriffs pakt beizutreten, wenn alle anderen Nationen hierzu bereit sind und dies Deutschland, ebenso zugute kommt.“9

Hitlers sogenannte Friedensrede vom 17. Mai 1933 wurde in der historischen Forschung lange Zeit keine herausragende Bedeutung zugeschrieben. Es ist jedoch die von Hitler erstmals geauSerte Bereitschaft zu Nichtangriffspakten, die hier im Vordergrund der Analyse stehen sollen. 10 Bei Hitlers Erklarung der Bereitschaft zu Nichtangriffsabkommen ist noch kein direkter Bezug zur Nichtangriffspolitik der UdSSR festzustellen. Die polnische Reaktion auf die Rede Hitlers war noch misstrauisch abwartend. Immerhin aber war der polnischen Regierung seit der „Friedensrede“ die Bereitschaft zu Nichtangriffserklarung bekannt. Dennoch erfolgte keine Anfrage hinsichtlich der Moglichkeit eines deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes.11 Doch schon bald schien der Grundbaustein gebaut zu sein.

Mit dem deutsch-polnischen „Verstandigungsabkommen“ vom 5. August 1933 kam man der Losung eines zentralen Kernproblems der Beziehung beider Lander naher. Es schaffte eine Regelung uber die polnische Minderheit in Danzig und die Hafenbenutzung durch Polen, womit die Problematik Danzigs dem Volkerbund teilweise entzogen war. Aber nicht nur das sollte zur Entspannung zwischen Deutschland und Polen fuhren. Gesprache im September 1933 zwischen Konstantin von Neurath und Joseph Goebbels in Genf fuhrten zu wichtigen Vorentscheidungen uber eine Beendigung der von beiden Seiten gefuhrten Pressekampagnen und ein Ende der seit 1925 andauernden wirtschaftspolitischen Frontstellung.12 Es entstand der Eindruck, dass Hitler und Neurath eine deutsch-polnische Entspannung formlich vorantrieben, nachdem sie ihre neue „Vorstellung“ zwischen beiden Landern geauSert haben.

Fur Polen konnte es zu diesem Zeitpunkt diplomatisch gesehen nicht besser laufen. Zum einem wurde die polnisch-sowjetische Beziehung angenehmer, wahrend die deutsch-sowjetische aufgrund gegensatzlicher Ideologien sich stetig loste. Zum anderen schien es so, dass das „Rapallo- Abkommen"13 und der gefurchtete deutsch-russische Kampf um sie fur immer beendet wurde.14 Mit der steigenden Verfeindung zwischen Deutschland und Russland konnte nun Polen auf Angebote von ihnen hoffen, welche zur Starkung derjeweiligen Beziehung fuhrt. 15

Als schlieSlich Hitler am 14. Oktober 1933 den Austritt des Deutschen Reiches aus dem Volkerbund proklamierte, musste er durch ein Angebot eines Nichtangriffspaktes die riskante Lage entspannen. Parallel zu diesem allgemeinen Angebot auSert er gegenuber Rauschning am 17. Oktober neben der allgemeinen Bereitschaft, „[...] Grenzen zu garantieren und Nichtangriffspakte und Freundschaftsvertrage mit wem auch immer abzuschliefien um seine Politik zu erleichtern, auch die Bereitschaft „[...] zu jedem noch so weitgehenden Pakt mit Polen [...]“,16 Es besteht die Moglichkeit, dass Adolf Hitler bereits zu diesem Zeitpunkt einen Nichtangriffsvertrag zu Polen erwog, jedoch wurde offiziell dieses Angebot noch nicht gemacht. AuSerdem sprach Hitler auch weiterhin nur von seiner allgemeinen Bereitschaft zu Nichtangriffspakten und seiner besonderen Bereitschaft zu einem Vertrag mit Polen.

Dennoch entstanden neue Sorgen fur Polen. Nachdem das Deutsche Reich den Volkerbund verlassen hat, antworte Frankreich mit einer Verweigerung an einer Praventivaktion gegen das Reich teilzunehmen. Polen sah sich in einer Zwangslage. Waren die Westmachte bereit, eine Wiederaufrustung Deutschlands mit Gewalt zu stoppen, war damit zu rechnen, dass Deutschland Polen in wenigen Jahren militarised uberlegen sein wurde. Allerdings zeigte sich Hitler nur unter dem Zwang der Umstande derart friedfertig und verstandigungsbereit. Die damalige Regierung unter Pilsudski wusste, dass man dies ausnutzen muss, solange das Reich noch schwach und zur Erfullung weitgehender polnischer Wunsche bereit war.17

„[...] so mufien wir unsere Beziehungen mit Deutschland irgendwie regeln [...]. Die Westmachte haben den Locarnopakt, wir nach Deutschlands Austritt aus dem Volkerbund, dagegen nichts. “18

Der neue polnische Gesandte Lipski sollte nun im Auftrag Pilsudski Hitler fragen, ob die Reichsregierung bereit sei, das entstandene Unsicher- heitsgefuhl fur Polen nach Austritt Deutschlands aus dem Volkerbund durch eine ausdruckliche Garantie auszugleichen.19 Als Lipski schlieSlich am 15. November 1933 mit Hitler das Gesprach fuhrt, schlug ihm Hitler vor, wie in einem Auszug des Telegramms Meyers uber die Unterredung Hitlers mit Lipski, vom 15. November aus Berlin nach Warschau, steht, dass

„[...] er (der Reichskanzler) sei seinerseits zu einer Erklarung durchaus bereit, daft die deutsche Regierung die Absicht habe auf eine gewaltsame Losung der zwischen Deutschland, und, Polen schwebenden Fragen zu verzichten.“20

[...]


1 Wolfgang Wippermann: Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen. Darstellung und Dokumente, Berlin 1992, S. 1.

2 Amon Gill: Eine tragische Staatsgrenze. Geschichte der deutsch-polnischen Grenze von 1918-1945, Frankfurt amMain 1997, S.ll.

3 Jobst Gumpert: Polen-Deutschland. Bestandsaufnahme einer tausendjahrigen Nachbarschaft, Munchen 1966, S. 9f.

4 Wlodzimierz Borodziej/ Klaus Ziemer (Hrsg.): Deutsch-polnische Beziehungen 1939-1945-1949. Eine Einfuhrung, Osnabruck 2000. S. 9.

5 Jorg Husemann: Die deutsch-polnischen Beziehungen von 1933 bis 1939. Kontinuitat oder Wandel?, Dresden 2007, S. 6.

6 Lars Jockheck: Der „Volkische Beobachter“ uber Polen 1932-1934, Hamburg 1999, S.l-2.

7 Ebd.

8 Hans Roos: Polen und Europa: Studien zur polnischen Aubenpolitik 1931-1939, Tubingen 1957.

9 Zitat: Von v. Buwlow aml9. Mai 1933 nach Genf versandt, im Auftrage von Hitlers. Zitiert aus Hans Rothfels/ Vincent Kroll u.a. (Hrsg.): Akten zur deutschen Auswartigen Politik 1918-1945. Serie C. 1933-1937. BandI-2, Gottingen 1973, S.457.

10 Rolf Ahmann: Nichtangriffspakte: Entwicklung und operative Nutzung in Europa 1922-1939. Mit einem Ausblick auf die Renaissance des Nichtangriffsvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg, Baden-Baden 1988, S.288.

11 Ebd., S. 294.

12 Husemann: deutsch-polnische Beziehungen, S. 52.

13 Der Vertrag von Rapallo ist ein volkerrechtlicher Vertrag, der am 16. April 1922, im italienischen Rapallo zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik geschlossen wurde.

14 Ebd., S.54.

15 Roos: Polen undEuropa, S. 104f.

16 Ahmann: NichtangrilFspakte, S. 296.

17 Husemann: deutsch-polnische Beziehungen, S. 56.

18 Ahmann: Nichtangrilfspakte, S.306.

19 Martin Broszat: Zweihundert Jahre deutsche Polenpolitik, Frankfurt am Main 1972, S. 241.

20 Reiner Pommerin/ Manuela Uhlmann (Hrsg.): Quellen zu den deutsch-polnischen Beziehungen 1815-1991, in: Winfried Baumgarten: Quellen zu den Beziehungen Deutschlands und seinen Nachbam im 19. und 20. Jahrhundert, Darmstadt 2001, S.140.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Das Deutsche Reich und Polen. Analyse einer schwierigen Nachbarschaft zu Zeiten des Dritten Reiches
Universidad
University of Wuppertal
Calificación
1,3
Autor
Año
2017
Páginas
20
No. de catálogo
V436907
ISBN (Ebook)
9783668905894
ISBN (Libro)
9783668905900
Idioma
Alemán
Palabras clave
deutsche, reich, polen, analyse, nachbarschaft, zeiten, dritten, reiches
Citar trabajo
Sejla Gracic (Autor), 2017, Das Deutsche Reich und Polen. Analyse einer schwierigen Nachbarschaft zu Zeiten des Dritten Reiches, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436907

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