Die Bedeutung der Landschaftsformen in den Texten Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert" und "Das fremde Kind"


Ausarbeitung, 2017

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Einleitung

2 Natur und Landschaften in der blonde Eckbert

3 Zusammenhänge und Unterschiede zwischen beiden Texten

3.1 Natur und Landschaften

3.2 Die Motive Flucht und Mord mit Natur- und Landschaftsbezug

3.2.1 Flucht

3.2.1 Mord

3.3 Inzest

4 Das Unheimliche

4.1 Das Doppelgänger-Motiv

4.2 Gattungen und Untergattungen des Unheimlichen

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit zum Thema die Bedeutung der Landschaftsformen in den Texten der blonde Eckbert und das fremde Kind beschäftigt sich mit der Fragestellung: Inwieweit tragen die Landschaftsformen zur Handlungsdynamik beider Texte bei?

Hierbei geht es darum, in welchem Ausmaß die Handlungen, Gefühle und Verhältnisse zwischen den Figuren und Fabelwesen beeinflusst werden. Zudem soll verdeutlicht werden, in welchem der beide Texte, die Handlungsdynamik stärker ausgeprägt ist.

Diese Vergegenwärtigung ist notwendig, um die möglichen Hintergründe der Figuren und Fabelwesen aufzudecken.

Im ersten Kapitel geht es um die Informationen, die der Leser zu der Natur und Landschaft in Tiecks der blonde Eckbert erfährt. Darüber hinaus werden die aufgeführten Natur- und Landschaftsbezüge unterschiedlich gedeutet. Daran anknüpfend werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Texten erläutert. Es geht darum, in wie weit sich die Texte bezüglich ihrer Landschaftsformen unterscheiden. Anschließend geht es zum einen um die zwei Motive Flucht und Mord, die in beiden Texten auftauchen. Dies ist notwendig, da beide Motive eng mit den Landschaftsformen verbunden sind. Zum anderen wird kurz auf ein Handlungsaspekt aus Tiecks der blonde Eckbert eingegangen.

Als drittes wird in dieser Ausarbeitung mein Präsentationsthema aufgegriffen und mit den Landschaftsformen verknüpft. Hierbei geht es als erstes um den Ansatz von Freud, welcher sich mit dem Unheimlichen befasste. Es werden unheimliche Begebenheiten thematisiert bzw. interpretiert, die sich in den Landschaftsformen zutragen. Darunter befindet sich auch das Doppelgänger-Motiv. Diese unheimlichen Aspekte werden gegen Ende mit Hilfe von Todorov (1989) kategorisiert (vgl. ebd. S. 43 ff.).

Abschließend wird in der Schlussreflexion überprüft, ob die Fragestellung hinreichend beantwortet wurde und welche Ergebnisse darauf schließen.

2 Der blonde Eckbert – Natur und Landschaften

Die Natur und Landschaft in Ludwig Tiecks das fremde Kind wird sehr bildlich und detailliert beschrieben. Laut Garmann „ergibt sich die Handlungsdynamik erst aus dem spezifischen Zusammenspiel verschiedener Landschaftsformen (Ebene, Wald, Gebirge, unterirdische Bergwelt)“ (1989, S. 58).

Während dies vor allem bei Bertha zum Ausdruck kommt, halten sich die Informationen diesbezüglich bei Eckbert zurück. Es kommt lediglich zum Ausdruck, dass Eckbert „in einer Gegend des Harzes“ (Tieck, 1985, S. 126 f.) wohnt und sich nur sehr selten außerhalb des Schlosses zeigt (vgl. ebd). Die Umgebung des Schlosses wird durch den metaphorischen Sprachgebrauch Tiecks geprägt, indem sich „die Bäume draußen […] vor nasser Kälte“ (ebd.) schüttelten. Berthas Handlungen hängen stark mit der Natur und Landschaft zusammen, die sie innerhalb ihrer Biographie durchlebt (vgl. Garmann, 1989, S. 59). Nach Garmann (1989) flüchtet Bertha „in großer Verzweiflung über ihr Ungeschick“ (ebd.) von Zuhause und lässt dabei „die ihr bekannte Landschaft“ (ebd.) zurück. Ihre Flucht führt sie durch den Wald. Dabei entwickelt sich ein Gefühl der Einsamkeit, in welcher sich Bertha fürchtet. Das Gebirge ruft in ihr ein sehr unangenehmes Gefühl hervor. Durch die zunehmende der Angst und Einsamkeit entwickelt Bertha ein Gefühl der Abneigung gegenüber dieser Gebirgslandschaft (vgl. Tieck, 1985, S. 129). Hierbei fügt Garmann (1989) hinzu, dass Bertha während ihrer Reise von ständiger Angst angetrieben wird (vgl. ebd., S. 60).

Bönnighausen & Vogt (2014) beziehen sich in ihrem Text ebenfalls auf diese Textstelle, indem sie „die Seelenzustände des Kindes, wechselnde Gefühle der Angst, des Schreckens oder des schwärmerischen intensiven Naturlebens“ (ebd.) einbeziehen (vgl. ebd., S. 784). Im Verlauf werden die wahrgenommenden Klippen subjektiv beschrieben (vgl. Tieck, 1985, S. 129). Dabei empfindet Bertha, dass „die Felsen immer furchtbarer“ (ebd., S. 130) werden und hört darüber hinaus, wie der Wind durch die Felsen zischt (vgl. ebd.). Die Erklärung für „die veränderte Landschaftserfahrung“ (ebd.) liefert Garmann (1989) in seinem Text. Bertha überträgt ihre eigene negative ängstliche Gefühlslage auf die Natur und Landschaft, in welcher sie sich befindet. Die tatsächlichen Landschaftsbilder unterliegen dabei „ihrer eigenen Stimmungslage“ (ebd.) und ihrer „eigenseelischen Empfindungen“ (ebd.).

Dies bezeichnet der Autor als den „Moment der träumerisch-assoziativen Phantasie […]“ (ebd). Dabei wird erläutert, dass die natürliche Wirklichkeit „mit dem Bizarren und dem Befremdlichen“ überladen wird (vgl. ebd., S. 61). Bertha konstruiert ihre Realität ausschließlich aus den „Landschaftsformen (Feld, Wald, Gebirge)“ (ebd., S. 62).

Laut Garmann (1989) wirkt das Gebirge sowohl in der Nacht als auch am Tag, „als der landschaftliche exponierte[1] Ort, der mit den exponierten Empfindungen Berthas korelliert […].“ (ebd., S. 63). Zudem kommt es dem Autor so vor, als würde Tieck die Hoffnungen seitens Bertha zerstören (vgl. ebd.). Dies zeigt sich seiner Meinung nach in folgender Textstelle: „Ich erwachte, als mir der Tag ins Gesicht schien. Vor mir war ein steiler Felsen, ich kletterte in der Hoffnung hinauf, von dort den Ausgang aus der Wildnis zu entdecken, und vielleicht Wohnungen oder Menschen gewahr zu werden.“ (Tieck, 1985, S. 130). Im folgenden kommt jedoch zum Ausdruck, dass die vorausliegende Landschaft ebenso verlassen und kalt wirkt, wie die, in der sich Bertha ohnehin schon befindet (vgl. ebd.). Erst mit zunehmender Reise wurden die Wälder und Wiesen von Bertha positiv wahrgenommen und die Berge als „angenehm“ (ebd., S. 131) aufgenommen (vgl. ebd.). Garmann (1989) stimmt diesem zu und griff in seinem Text den Wechsel zwischen Hölle und Paradies auf (vgl. ebd., S. 63). Diese Wende zeigt sich bei Bertha, als sie „die Grenzen der öden Felsen erreichte“ und vor sich eine weitaus freundlichere Landschaft erblickte (vgl. Tieck, 1985, S. 131). Bertha schließt sich einer alten Frau an, die sie am Waldrand trifft. Zusammen lassen sie das Gebirge hinter sich (vgl. ebd.). Hierbei wird das Paradies bekräftigt, indem Berthas Stimmungsbild erläutert wird: „Ich vergaß mich und meine Führerin, mein Geist und meine Augen schwärmten nur zwischen den goldenden Wolken“ (ebd.). Die zitierte Textstelle kann dabei so gedeutet werden, dass sich die Landschaft Aufgrund der Farbbeschreibung in einen Traum verwandelt hat (vgl. Garmann, 1989, S. 64). Nach Garmann (1989) entwickelt sich hierbei die nächste Projektion. Während Bertha zuvor ihre negativen Gefühle auf die reale Natur und Landschafft projezierte, verwechselt sie nun die „Erfahrungsrealität mit der Realität der Traumerfahrung“ (ebd., S. 64).

Die Natur und Landschaft wird im Verlauf weiterhin sehr bildlich ausgeschmückt (vgl. Tieck, 1985, S. 137).

Mitten im Wald befindet sich die Hütte der alten Frau (vgl. ebd., S. 132). Nach einiger Zeit verlässt Bertha die Hütte.

Während zu Beginn Bertha Aufgrund ihrer Angst, die Reise fortsetzte, treibt sie nun „die Sucht etwas Neues zu sehn“ (ebd., S. 138) voran (vgl. Garmann, 1989, S. 67).

Garmann (1989) setzt fort, dass die positiven und negativen Erinnerungen, die Bertha auf ihrer Reise sammelt, „in die jetzige Landschaftshandlung“ (ebd., S. 67) Einfluss nehmen. Vor allem das „Zurücklassen des Hundes, Stehlen des Vogels und der Edelsteine“ (ebd.) beschäftigt Bertha im weiteren Verlauf ihrer Reise. Ihre Angst resultiert nun nicht mehr aus dem Gebirge, sondern aus den negativen Erinnerungen (vgl. ebd.). Der Landschaft wird somit eine „Anklagefunktion“ (ebd.) zugeordnet, die darin zur Geltung kommt, dass Bertha die Natur nicht mehr als Idylle sondern als Strafe ansieht. Bertha wird das Gefühl nicht los, die alte Frau würde sich früher oder später bei ihr rächen (vgl. ebd.).

Ihre Schuldgefühle und Ängste versucht sie mit Hilfe von zwei Geschehnissen zu verdrängen. Zum einen ermordert sie den Vogel, welcher Bertha mit seinem Lied und Anblick beängstigte, zum anderen heiratet sie den blonden Eckbert (vgl. ebd., S. 68).

Nach Garmann (1989) „verbinden sich in der Landschaft des Harzes“ (ebd.) die Biographien beider Protogonisten. Die isolierte Lebensart passt zu Berthas Leben, da dies von Verdrängung geprägt ist. Ihre zurückgezogene Lebensweise wurde durch ihre Bekanntschaft Walthers erschüttert (vgl. ebd.). Hierbei verdeutlicht Garmann (1989), dass „die Abwehrmechanismen der Verdrängung“ (ebd.) einstürzen.

Walther ruft mit dem Namen des Hundes eine negative Erfahrung Berthas hervor, die „von nun an die Landschaftshandlung bis zum Ausgang der Erzählung“(ebd.) bestimmt. Dabei vermischt sich die Vergangenheit mit der von Bertha und Eckbert geschaffenen fiktiven Realität. Dies führt Garmann (1989) auf den Tod Berthas zurück. Er fügt hinzu, dass Eckbert nach Berthas Tod seine Heimat zum ersten mal verlässt. Eckbert erblickt Walther im Wald, der für ihn der Auslöser seines Leids ist. Er tötet Walther instinktiv und ist sich dabei nicht bewusst, dass dieser eine entscheidende Rolle in Berthas Leben spielte (vgl. ebd.). Eckbert erhält durch den „Mord nicht die ersehnte Ruhe […]“ (ebd.). Ebenso wie Bertha, flüchtet auch er in die Natur, verliert sich immer weiter in eine Phantasiewelt und „nimmt […] die Landschaft in ihrerer objektiven Ansichtigkeit nicht wahr […]“ (ebd., S. 69). Während „die Landschaft bei der Alten“ (ebd.) Berthas Jugend positiv prägte, findet Eckbert dort seinen Tod.

Er verirrt sich in der Landschaft (vgl. Bönnighausen & Vogt, 2014, S. 784).

Garmann (1989) schlussfolgert, dass „die Landschaft des Unbewußten [sic]“ (ebd.), der „Erfahrungsrealität“ (ebd.) überliegt und schlussendlich zu dem Tod beider Figuren führt (vgl. ebd., S.71).

3 Zusammenhänge und Unterschiede zwischen beiden Texten

In diesem Kapitel geht es darum, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtich der Natur und Landschaften zu verdeutlichen. Darüber hinaus werden zum einenzwei Motive näher erläutert, die in beiden Texten zur Geltung kommen und zum anderen ein Handlungsaspekt aufgegriffen, welcher nur in Tiecks der blonde Eckbert zum Ausdruck kommt.

3.1 Natur und Landschaften

Zwischen den Texten gibt es diesbezüglich einige Paralellen. Wie schon in dem Text der blonde Eckbert wird auch zu Beginn in E. T. A. Hoffmans Werk das fremde Kind, das Heim der Figuren näher beschrieben. Im Gegensatz zu Tiecks Kunstmärchen wird in dem Kunstmärchen das fremde Kind, das Heim der Familie Brakelheim beschrieben. Das Haus wirkt einladender als das Schloss von Eckbert und Bertha. Dieser Eindruck entsteht, da E. T. A. Hoffmann den umliegenden Wald sehr freundlich darstellt (vgl. Segebrecht, 2008, S. 570 f.).

Ein weiterer ähnlicher Aspekt zeigt sich darin, dass es auch die Geschwister Christlieb und Felix sehr früh in den Wald zieht (vgl. ebd., S. 578). Während dies eher bewusst geschieht, führt Berthas Biographie eher unfreiwillig durch die Natur und Landschaften. Hierbei kann vermutet werden, dass sich die Einsamkeit eher bei Bertha zeigt, da Christlieb und Felix zusammen die Natur und Landschaften erleben.

Sowohl die Geschwister als auch Bertha machen im Wald eine Bekanntschaft, die deren Persönlichkeit und weiteres Handeln stark beeinflusst. Während Bertha zunehmend Angst und Schuldgefühle gegenüber der alten Frau entwickelt, wird das Leben der Geschwister durch das fremde Kind eher positiv verändert.

Chrsitlieb und Felix nutzen den Wald als Spielraum, da das fremde Kind ihnen zeigt, welche Vorzüge der Wald besitzt (vgl. ebd., S. 586).

Der Wald dient somit als Rückzugsort und Schutzraum (vgl. ebd., S. 591.). Zwar übernimmt der Wald in dem sich Bertha befindet eine ähnliche Funktion, jedoch fühlt sie sich dort nicht sicher und fürchtet eher, von der alten Frau entdeckt zu werden (vgl. Tieck, 1985, S. 138).

Die Geschwister Felix und Christlieb wussten hingegen den Wald sehr zu schätzen (vgl. Segebrecht, 2008, S. 603).

Der Wald wurde detailliert beschrieben (vgl. ebd., S. 610). Die Natur und Landschaften in Tiecks Kunstmärchen werden ähnlich dargestellt (ebd. Tieck, 1985, S. 126 f.).

3.2 Die Motive Flucht und Mord mit Natur- und Landschaftsbezug

Nach Meid (2006) gehören Flucht und Mord zu den Motiven, die „in literarischen Texten immer wiederkehrende Ereignisse“ (ebd., S. 130) darstellen. Diese Motive treten in beiden Kunstmärchen auf.

3.2.1 Flucht

Das Motiv Flucht nimmt in dem Text der blonde Eckbert einen größeren Stellenwert ein als in Hoffmanns Text das fremde Kind. Bertha flüchtet bereits in jungen Jahren von Zuhause (vgl. Tieck, 1985, S. 129). Diese Flucht setzt sie fort, als sie die alte Frau verlässt (vgl. ebd., S. 137 f.). Der sesshafte Eckbert hingegen flüchtet nach der Ermorderung Walthers Aufgrund von Schuldgefühlen und Vorwürfen. Die zunehmenden Wahnvorstellungen führen dazu, dass sich Eckbert, das Gesicht Walthers einbildete (vgl. ebd., S. 142 ff.). Eckbert unternimmt daraufhin eine Reise, „um seine Vorstellungen wieder zu ordnen [...]“ (ebd., S. 144). Wieder unterliegt Eckbert seiner Einbildung. Daraufhin flüchtet er wieder auf seinem Pferd, indem er es vorwärts treibt. Das Pferd sinkt mit ihm zusammen zu Boden (vgl. ebd., S. 145).

In E. T. A. Hoffmanns Kunstmärchen das fremde Kind flüchten die Geschwister Christlieb und Felix vor dem Magister Tinte, der sich in eine Fliege verwandelte. Ihre Flucht reicht bis nach Hause, wo die Geschwister von dem Vorkommnis berichten (vgl. Segebrecht, 2008, S. 604 ff.).

Im weiteren Verlauf des Textes flüchten Christlieb und Felix vor ihren Spielzeugen Jäger und Harfenmann. Die lebendig gewordenen Spielzeuge starren die beiden Kinder mit toten Augen an (vgl. ebd., S. 610).

Die Geschwister laufen davon und entdecken Christlieb riesige Puppe, die „mit häßlicher [sic] Stimme quäkte [...]“ (ebd.). Daraufhin laufen beide aufs neue davon und stürzen schließlich „vor Angst und Erschöpfung nieder“ (ebd., S. 610 f.).

3.2.2 Mord

Das Motiv Mord ist für den Handlungsverlauf in Tiecks der blonde Eckbert entscheidend. Eckbert ermordert Walther implizit, also ohne es wirklich zu beabsichtigen. Jedoch lässt sich vermuten, dass Eckbert dadurch insgeheim ein Problem aus der Welt schaffen wollte. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Walther zunehmend Misstrauen gegenüber Walther aufbringt (vgl. Tieck, 1985, S. 140). Es resultieren Schuldgefühle, die nicht nachließen und in den Wahnvostellungen münden (vgl. ebd. S. 143 f.). Das auch Bertha zu einem Mord fähig ist zeigt sich, als sie den Vogel tötet, der sie mit seinem Lied an die Waldeinsamkeit erinnert (vgl. ebd. S. 139 f.). In Hoffmanns das fremde Kind wird ebenfalls ein Vogel ermordert. Hierbei trägt der Vogel jedoch keine besondere Bedeutung. Bei der Leserin oder dem Leser kann jedoch die Frage aufkommen, ob es Zufall ist, dass in beiden Texten ein Vogel ermordert wird. Es kann angenommen werden, dass der Vogel eng mit der Natur verbunden ist und sowohl Magister Tinte als auch Bertha ihre Abneigung gegenüber der Natur unbewusst zum Ausdruck bringen. Dies könnte zum einen darin begründet sein, dass der Magister Tinte den Wald als Lebensraum nicht nicht wertschätzt (vgl. Segebrecht, 2008, S. 603). Zum anderen nimmt Bertha – nachdem sie die alte Frau verlassen hat – den Wald als strafend wahr, da sie eine mögliche Rache fürchtet. Beide Protogonisten wollen möglicherweise durch den Mord die Natur verdrängen und ihre damit verbundenen Gefühle. Da der Magister Tinte ohne zu zögern den Vogel mit einem Stein tötet und keine Reue zeigt, kann dieser Mord mit einem Lustgefühl verbunden werden. Dies griff bereits Freud (1991) auf, indem er Mordlust als eines der drei Triebwünsche aufführte (vgl. ebd. S. 331).

Hierbei zieht er den Gegenwartsbezug heran, da „der Mord […] von unserer Kultur unter bestimmten Bedingungen noch geübt, ja geboten wird“ (ebd.). Als weiteren Triebwunsch fasst Freud den des Inzestes auf. Hierbei wird jedoch verdeutlicht, das „die Stärke der Inzestwünsche […] noch hinter dem Verbot zu spüren […]“ (ebd.) sei.

[...]


[1] Hervorgehobene.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Landschaftsformen in den Texten Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert" und "Das fremde Kind"
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für deutsche Sprache und Literatur)
Note
2,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V437120
ISBN (eBook)
9783668772946
ISBN (Buch)
9783668772953
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, landschaftsformen, texten, eckbert, kind
Arbeit zitieren
Hagen Stelzer (Autor:in), 2017, Die Bedeutung der Landschaftsformen in den Texten Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert" und "Das fremde Kind", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437120

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