Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs und welche Verfahren es in der Zukunft geben wird


Thèse de Bachelor, 2018

71 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung (Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau der Arbeit)

2 Grundlagen und Definition des Zahlungsverkehrs
2.1 Geldtheoretische Grundlagen
2.2 Funktionen des Geldes
2.3 Formen des Zahlungsverkehrs
2.4 Abgrenzung zur Kryptowährung

3 Historische Entwicklung der Zahlungsverfahren
3.1 Zahlungsverkehr vor 100 Jahren
3.1.1 Scheck
3.1.2 Überweisung
3.1.3 Lastschrift
3.2 Zahlungsverkehr der letzten 50 Jahre
3.2.1 Innovationen in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs
3.2.2 Kartenzahlungsverkehr
3.2.3 Geldausgabeautomat
3.2.4 Chipkarten
3.2.5 POS-Terminals
3.2.6 Telefon-, Btx-, Online- und Home-Banking
3.2.7 Mobile Payment
3.2.8 Euro Einführung

4 Der Zahlungsverkehr im Jahre 2018
4.1 Aktuelle Verfahren im Zahlungsverkehr
4.1.1 Mobile Payment 2018
4.1.2 Electronic Payment Systems
4.1.3 PSD I, PSD II und SEPA
4.1.4 Near Field Communication im Kartenzahlungsverkehr
4.2 Anbieter und Verbreitung der Verfahren

5 Visionen im Zahlungsverkehr der Zukunft
5.1 Zukünftige Verfahren im Zahlungsverkehr
5.1.1 Access to Account (XS2A)
5.1.2 Instant Payments
5.1.3 Distributed Ledger-Technologie
5.1.4 Smart Contracts
5.1.5 Pay-per-Use Economy
5.1.6 FinTech-Start-ups
5.1.7 GAFA
5.2 Chancen und Risiken der Verfahren
5.3 Ausblicke der Experten und Banken

6 Schlussbetrachtung (Zusammenfassung der Ergebnisse)

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Probleme des dreiseitigen Tauschs

Abbildung 2: Merkmale von Brutto- und Nettosystemen

Abbildung 3: Die Geschichte des Geldes bis 1876

Abbildung 4: Die Geschichte des Geldes seit 1945

Abbildung 5: Meilensteine bei der Automation der Zahlungsverkehrsabwicklung

Abbildung 6: Anzahl Geldautomaten in Deutschland

Abbildung 7: EU-Mitgliedsstaaten mit Eurowährung

Abbildung 8: Anteile der Zahlungsarten in Prozent vom Umsatz 1994-2020

Abbildung 9: Kategorisierung von Internet-Zahlungssystemen

1 Einleitung (Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau der Arbeit)

Heute sind das Internet der Dinge und Industrie 4.0 prägende Begriffe, um die sich das Arbeits- und Privatleben dreht. Alle manuellen Tätigkeiten werden durch die Digitalisierung optimiert und neugestaltet. Diese Optimierung und Neugestaltung kommt für manch einen Nutzer oder Anbieter teils geplant, teils ungeplant. Für diejenigen Anbieter oder Nutzer, die diese Neuerungen nicht in Ihren Strategien vorgesehen haben, kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen. Denn ist man technologisch erstmal von den Wettbewerbern abgehängt, kann es sehr lange dauern dieses Versäumnis wieder aufzuholen, im schlimmsten Fall ist es nicht mehr möglich. So wird der Fortschritt für die einen zum Segen und für die anderen zum existenzbedrohenden Fluch.

Wo findet dieser Umbruch gerade überall statt?

Aktuell gibt es kaum ein Feld, das nicht davon betroffen ist. Speziell auch der Zahlungsverkehr und all seine Beteiligten sind von den Neuerungen und Optimierungen betroffen. Die Beteiligten daran sind die Banken, Finanzdienstleistern, Händler, Unternehmen und letzten Endes auch die Kunden. Kurz gesagt alle Beteiligten am Zahlungsverkehr. Dieser Umfang der Beteiligten lässt auf die Tragweite dieses Themas schließen. Folglich sollte für alle Beteiligten klar sein, dass sie bei diesem Thema nichts dem Zufall überlassen sollten, um nachher nicht zu denjenigen zu gehören, die von den Neuerungen ungeplant überrascht und unter Umständen überrollt werden.

Die Zielsetzung dieser Arbeit soll sein, die Bedeutung und Aktualität des Zahlungsverkehrs dem Leser zu verdeutlichen. Damit ein Verständnis für die Handlungen der Akteure selbst erreicht wird und der Leser einen Überblick über die Entwicklungen des Zahlungsverkehrs erhält und welche Verfahren zukünftig möglich sind, sollte der Leser am Ende dieser Arbeit folgende Fragen beantworten können:

- Welche Verfahren nutze ich aktuell im Zahlungsverfahren?
- Sind diese Verfahren noch zukunftsträchtig?
- Wenn nein, welche möglichen Verfahren kommen für mich in Betracht um zukunftsträchtig zu sein?

Aus Sicht des Autors, ist für eine zielführende Bestandsaufnahme das Wissen über die Historie des Zahlungsverkehrs unerlässlich. Aus diesem Grund beginnt Kapitel 2 mit den Grundlagen und der Definition des Zahlungsverkehrs. Dies beinhaltet die Geldtheorie, Funktionen des Geldes, grundsätzliche Formen des Zahlungsverkehrs und im Bezug zu den heutigen Technologien die Abgrenzung zu den Kryptowährungen. Daraufhin folgt im nächsten Kapitel die historische Entwicklung des Zahlungsverkehrs. Die Zusammenhänge und die Entwicklung des Zahlungsverkehrs werden in diesem Kapitel dargestellt sowie die Innovationen der letzten 50 bis 100 Jahre im Detail erklärt. Aufgrund der Vielzahl der Anbieter im heutigen Zahlungsverkehr fokussiert sich das Kapitel 4 auf die gängigsten und vor allem meist akzeptierten Anbieter. Schlussendlich werden dem Leser die zukünftigen Visionen und Möglichkeiten vorgestellt, die aus heutiger Sicht machbar sind und gegebenenfalls zukünftig umgesetzt werden können.

Für den Leser, der wahrscheinlich zugleich auch Nutzer des Zahlungsverkehrs ist, sollten dann der Umfang und die Aktualität des Themas deutlich werden. Wenn sich selbst die Politik mit dem Zahlungsverkehr beschäftigt, zum Beispiel aktuell über Bargeldabschaffung diskutiert, wäre jeder Teilnehmer am Zahlungsverkehr gut beraten, sich ein eigenes Bild über seine Möglichkeiten Geld zu transferieren zu machen.

2 Grundlagen und Definition des Zahlungsverkehrs

Die weltweite Wirtschaft ist heutzutage nicht mehr nur ein reiner Tausch von Ware gegen Ware. Stattdessen haben Dienstleistungen stark an Bedeutung zugenommen und Geld wird unter anderem als Gegenleistung für Dienste und Waren angeboten.

Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert den internationalen Zahlungsverkehr als Gesamtheit aller Zahlungsvorgänge zwischen den Volkswirtschaften mit unterschiedlichen Währungseinheiten. Unterschieden wird der Zahlungsverkehr nach dem verwendeten Zahlungsmedium in drei Arten.[1] Diese werden in den einzelnen Zahlungsformen im Kapitel 2.3 weiter erläutert.

Einfacher formuliert ist der Zahlungsverkehr ein Abbild der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten bei der Schaffung von Gütern und Dienstleistungen. Dadurch ist der Zahlungsverkehr ein wichtiger Teil des globalen Wirtschaftssystems.

Bedingt durch diesen direkten Zusammenhang des Zahlungsverkehrs mit dem Wirtschaftssystem ist er geprägt von Innovationen und einer starken Dynamik in der Weiterentwicklung.

2.1 Geldtheoretische Grundlagen

Die Geldtheorie, was ist Geld eigentlich?

Aus der ökonomischen Sicht ist Geld nichts anderes als ein Aktivposten auf der Bilanzseite, den die Teilnehmer einer Volkswirtschaft nutzen, um Waren und Dienstleistungen zu erwerben.[2]

Soweit die Sicht des Ökonomen. Welche Bedeutung steckt nun aber hinter dem Wort Geld?

Der Begriff Geld ist abgeleitet aus dem althochdeutschen Wort gelt, was so viel bedeutete wie Einkommen, Vergeltung, Wert, Vergütung und gelten.[3] Das Geld, in welcher Form auch immer, stellt einen Gewissen Wert dar und dient im Handel mit Waren und Dienstleistungen, wie oben bereits erwähnt, als Tauschmittel und wird dadurch zum Zahlungsmittel. Geld wird als Zahlungsmittel in verschiedenen Währungen angeboten. Insgesamt gibt es über 160 unterschiedliche Währungen weltweit, wobei nur der US-Dollar und der Euro im Währungssystem als Leitwährung gelten.[4] Alle Währungen stehen sich in schwankenden Wechselkursen gegenüber und werden auch selbst als Handelsobjekt genutzt. Das Geld wird in einer solchen Währung in Form von Bargeld oder Giralgeld angeboten. Das Bargeld selbst besteht aus Münzen oder Banknoten und das Giralgeld sind die Sichteinlagen oder auch Guthaben auf den Girokonten bei den Banken.

2.2 Funktionen des Geldes

Das Geld erfüllt in der heutigen Volkswirtschaft drei grundlegende Funktionen. Zum einen hat es die Funktion als Tausch- bzw. Zahlungsmittel, dann als Recheneinheit und seine dritte Funktion hat es als Wertaufbewahrungsmittel.

Die Funktion von Geld als Tausch- bzw. Zahlungsmittel rührt aus einer simplen Problematik im Warenhandel. Die Schwierigkeit für Käufer und Verkäufer bestand darin, dass wenn ein Käufer ein neues Hemd erwerben wollte und im Gegenzug Brot dafür anzubieten hatte, der Käufer erst einen Verkäufer finden musste, der Brot gegen ein Hemd tauschen wollte. Diese Suche nach einem geeigneten Tauschpartner stellte sich als sehr schwierig und zeitaufwendig heraus. Hatten sich zwei Tauschpartner gefunden, war die nächste Schwierigkeit bei dieser Art des Handels, dass sich beide Tauschpartner über die zu tauschenden Mengen erst noch einig werden mussten, um das Geschäft für beide Seiten zufriedenstellend abzuwickeln.[5]

Bei dieser einseitigen Art des Warenhandels wurden die vielen möglichen Alternativen von mehrseitigen Handelsvarianten noch gar nicht berücksichtigt. Um diese Problematik besser darzustellen, wird in Abbildung 1 dieser Vorgang beispielhaft mit drei Person erläutert. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Tauschpartner A, B und C sich über die jeweiligen Austauschverhältnisse und die gewünschten Mengen der einzelnen Personen einig sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Probleme des dreiseitigen Tauschs

Quelle: Obst, Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Stuttgart, S.39.

Wie man deutlich an den offerierten und gewünschten Waren sieht, ist ein einfacher Tausch nicht möglich. A tauscht seine offerierten zwei Paar Schuhe mit B gegen die 3 kg Weizen und B wiederrum tauscht die zwei Paar Schuhe gegen einen Anzug. Diese Tauschkette erfordert ein hohes Maß an Informationen aller Beteiligten untereinander und ist sehr aufwendig. Um das Ganze zu vereinfachen, wurden Marktplätze geschaffen. Nur wurde die Kapazitätsgrenze der Märkte schnell erreicht, da beim Vorhandensein von n Gütern n*(n-1)*0,5 Marktstände eingerichtet werden müssen, was bei 1000 Gütern 499.500 Marktständen entsprechen würde, um allen Tauschpartnern einen geeigneten Tauschpartner anbieten zu können. Damit sich diese Problematik im Warenhandel vereinfachte, wurde unter den Tauschpartner Geld als Tausch- und Zahlungsmittel eingeführt.[6]

Aus der Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel bildete sich eine weitere Eigenschaft für das Geld heraus. Geld wird als Recheneinheit genutzt, das die zweite Funktion des Geldes darstellt. Dadurch, dass sich im Handel Geld als Zahlungsmittel durchgesetzt hat, ist es naheliegend, dass die Güter mit Preisen bewertet werden mussten. So ist gewährleistet, dass bei 1000 Gütern exakt 1000 Preise für die Güter vorhanden sind und nicht wie vor der Einführung des Geldes 499.500 Preise nach n*(n-1)*0,5. Diese Ausgangslage ermöglichte es den Käufern und Verkäufern, direkte Vergleiche anzustellen und für sich den günstigsten Anbieter zu finden.[7]

Als weitere Folge daraus wurden nun Schulden, Forderungen und Vermögen in der Geldwirtschaft in Geldeinheiten ausgedrückt. Hieraus ergibt sich die dritte Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel. Da das Geld als Tauschgut akzeptiert wird und man als Verkäufer das erhaltene Geld nicht sofort wieder gegen ein anderes Gut tauschen muss, nutzt man es neben anderen Wertgegenständen als Wertaufbewahrungsmittel. Geld ist in einer Volkswirtschaft nicht das einzige Wertaufbewahrungsmittel. Neben Geld werden auch Immobilien, Grundstücke, Anleihen, Aktien, Kunst, Edelmetalle und viele anderen Gegenstände von Wert genutzt. Geld hat gegenüber diesen ganzen Gegenständen einen deutlichen Vorteil. Es besitzt die höchste Liquidität und kann am schnellsten als Tauschmittel in ein anderes Gut umgewandelt werden. Dieses Höchstmaß an Liquidität wird solange als Vorteil angesehen, wie die Stabilität des Geldwertes gewährleistet ist. Sobald der Wert des Geldes zu stark schwankt, ist seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel im Vergleich zu anderen Wertaufbewahrungsmitteln weniger sinnvoll.[8]

2.3 Formen des Zahlungsverkehrs

Beim Zahlungsverkehr wird unter zwei Arten unterschieden. Die erste Differenzierungsart wird in der Verwendung von Belegen für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs gemacht. Es gibt einen beleggebundenen Zahlungsverkehr im klassischen Sinne und den beleglosen Zahlungsverkehr worunter der elektronische Zahlungsverkehr zu verstehen ist.

Die zweite und bedeutendste Differenzierung des Zahlungsverkehrs ist seine, wie eingangs in Kapitel 2 erwähnte, Unterscheidung nach dem verwendeten Zahlungsmittel. Hier wird der Zahlungsverkehr unterschieden in Barzahlung, halbbarer Zahlung und bargeldloser Zahlung.

Im baren Zahlungsverkehr wird Zahlung von Person zu Person mit Banknoten oder Münzen durchgeführt.

Im halbbaren Zahlungsverkehr benötigt eine Person ein Konto, auf dieses zahlt der Zahlungspflichtige einen Betrag mit Bargeld ein oder es wird vom Kontoinhaber durch Barauszahlung an den Zahlungsempfänger ausbezahlt.

Die dritte und heutzutage wichtigste Form des Zahlungsverkehrs ist der bargeldlose Zahlungsverkehr. Hier finden die Transaktionen zwischen den Beteiligten ausschließlich unbar statt, das heißt, die Gelder werden via Überweisung, Lastschrift oder Scheck transferiert.[9]

Den bargeldlosen Zahlungsverkehr selbst unterscheidet man zwischen zwei Systemen. Den sogenannten Groß- und Kleinzahlungsverkehr. Das System des Großzahlungsverkehrs wird genutzt bei der Abwicklung von Interbankenzahlungen. Das sind Zahlungen, die aus Geld, Devisen- und Wertpapiergeschäften resultieren und zusätzlich Kundenzahlungen, die schnell und risikofrei abgewickelt werden müssen. Der Kleinzahlungsverkehr findet seine Anwendung in der Ausführung von Massenzahlungen. Darunter fallen Lohn- und Gehaltszahlungen sowie Abbuchungen von Raten. Die Abwicklung erfolgt nicht taggleich jedoch stapelorientiert. Das heißt, es werden mehrere Einzahlungen in einer Datei bearbeitet. Die Abwicklung selbst wird noch in Brutto- und Nettosysteme unterschieden. Anbei eine Aufstellung der Merkmale der Systeme.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Merkmale von Brutto- und Nettosystemen

Quelle: Obst, Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Stuttgart, S.76.

Im Kleinzahlungsverkehr ist das nicht taggleiche Nettosystem der internationale Standard und im Großzahlungsverkehr etabliert sich das Echtzeit-Bruttosystem immer stärker.[10]

2.4 Abgrenzung zur Kryptowährung

Im Hinblick auf eine ganzheitliche Betrachtung des Themas Zahlungsverkehr, sollte eine aktuelle Entwicklung im Währungssystem nicht unerwähnt bleiben. Die neu entwickelten sogenannten Kryptowährungen, die unabhängig von Staaten und dezentral strukturiert sind. Die erste Kryptowährung wurde Anfang 2009 geschaffen und heißt Bitcoin. Viele andere Kryptowährungen sind bis heute gefolgt.

In der Abgrenzung zu den nationalen Währungen, die als gesetzliches Zahlungsmittel gelten und vom Finanzminister oder der staatlichen Zentralbank kontrolliert werden, sind die Kryptowährungen frei vom Staat, den Zentralbanken oder anderen Finanzinstituten. Die Transaktionen der Kryptowährungen werden über eine eigene Software zwischen den Netzwerkteilnehmern überprüft und ausgeführt. Dadurch ist es möglich, dass sich Menschen ohne ein Bankkonto mit digitalem Geld für ihre Dienstleistungen oder ähnliches bezahlen lassen.

Während Kryptowährungen am Anfang nicht besonders ernst genommen wurden, hat sich das durch die stark angestiegenen Marktpreise für Bitcoins geändert. War der Preis für einen Bitcoin im Januar 2017 noch unter 1000,- Euro, so ist er bis heute um ein Vielfaches angestiegen.[11]

Wie oben erwähnt, sind trotz dieser Preissteigerungen und der zunehmenden Beliebtheit bei Spekulanten durch die Aussicht auf hohe Kursgewinne die Risiken und Gefahren bei der Nutzung von Kryptowährungen nicht zu vergessen, da bei diesen Währungen keinerlei staatliche Kontrolle stattfindet und es keine von der Börsenaufsicht kontrollierte Handelsplattformen gibt.

3 Historische Entwicklung der Zahlungsverfahren

Der Zahlungsverkehr erlebte eng verbunden mit dem Warenhandel einen Fortschritt nach dem anderen. Wie in den Grundlagen des Zahlungsverkehrs schon erläutert, wurde der Tauschhandel stark vom Zahlungsverkehr und dem sich daraus entwickelten Geld geprägt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die Geschichte des Geldes bis 1876

Quelle: Lerner, Thomas (2013): Mobile Payment Technologien, Strategien, Trends und Fallstudien, Wiesbaden, S.4.

Der Realtausch mit Muscheln, Vieh, Getreide, Walzähnen auf den Fidschi-Inseln und Steinscheiben auf Yap als Tauschobjekte wurde zwischen 9000 und 1200 vor Christus genutzt, um die gewünschte Ware zu erhalten.

Die erste Urform des heutigen Geldes gab es schon 2200 vor Christus in Asien. Dort wurde Metall als Tauschobjekt eingeführt. Die Grundsteine für das heutige Bankenwesen wurden um 1750 vor Christus gelegt, denn dort wurden im Codex Hammurapi (eine babylonische Gesetzessammlung aus der damaligen Zeit) erste Bankgeschäfte beschrieben.

Dann 800 nach Christus wurde in China erstmals für Zahlungszwecke Papiergeld ohne Edelmetalldeckung verwendet. Die Vorteile des Papiers bei der Verwendung im Zahlungsverkehr führten dazu, dass in Italien die ersten Schuldtitel eingesetzt wurden.

Eine weitere Entwicklung fand im Jahre 1800 mit dem ersten garantierten Scheck, der Bank of England, statt. In Deutschland selbst war der Zahlungsverkehr bis dahin noch nicht so weit vorangeschritten. Das änderte sich 1876, als auch in Deutschland erste Transaktionen mit Papiergeld durchgeführt wurden. Es dauerte also gut 1100 Jahre bis Papiergeld in Deutschland eingeführt wurde. Diese Meilensteine des Zahlungsverkehrs prägen noch heute unseren alltäglichen Warenhandel und das Bankenwesen.

Wie man erkennen kann, ist im Vergleich zu den 40 000 Jahren die es den Jetzt-Mensch gibt, der Zahlungsverkehr noch sehr jung und von einer stetigen Weiterentwicklung geprägt.[12]

3.1 Zahlungsverkehr vor 100 Jahren

Der Zahlungsverkehr entwickelte sich bis vor gut 100 Jahren mit Entwicklungssprüngen von manchmal mehreren Jahrhunderten. Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs war bis dahin schon recht weit fortgeschritten im Vergleich zur menschlichen Evolution. Demgegenüber überschlägt sich die Weiterentwicklung quasi in den letzten 100 Jahren. In dieser sehr kurzen Zeitspanne wurde die Basis für den heutigen bargeldlosen Zahlungsverkehr durch Buch- und Giralgeld gelegt. Das Vorhandensein von Buch- und Giralgeld ermöglicht fortan den Transfer von Geldern über größere Distanzen.

Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden drei Innovationen im Zahlungsverkehr eingeführt: Das waren der Scheck, die Überweisung und die Lastschrift.[13]

3.1.1 Scheck

Der Scheck gewann in Deutschland zum Ende des 19.Jahrhunderts an Popularität und wurde im Handel zwischen den Kaufleuten über große Distanzen verwendet. Der Scheck war eine Urkunde und seine Vorschriften wurden in Deutschland im Scheckgesetz geregelt. Mit einem Scheck war es möglich eine Schuld von Person A, durch Übergabe des Schecks an Person B zu begleichen. Person B erhielt dann gegen Vorlage des Schecks bei seiner Bank die Schecksumme in bar ausbezahlt oder auf seinem Konto gutgeschrieben. Bei Verrechnungsschecks ist es aus Sicherheitsgründen nur möglich, den Betrag dem Konto gutzuschreiben. Eine Möglichkeit der Barauszahlung besteht nicht. Voraussetzung für die Auszahlung oder Gutschrift des Betrags war, dass sich auf dem Konto des Ausstellers ein ausreichendes Guthaben oder eine Kreditlinie befand. War das nicht gegeben, konnte der Scheck vom Empfänger nicht eingelöst werden. Damit für den Empfänger eine gewisse Sicherheit für die Einlösung des Schecks bestand, wurde die vorsätzliche Ausstellung ungedeckter Schecks in den meisten Ländern strafrechtlich verfolgt.[14]

3.1.2 Überweisung

Ungefähr zur selben Zeit kam die Überweisung zum erstmaligen Einsatz für Geldtransaktionen zwischen Bankkonten. Die Überweisung gewann schnell an Bedeutung im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Bedingt durch eine zunehmende Ausstattung der Bevölkerung mit privaten Girokonten wurde die Überweisung ein wichtiges Instrument im Zahlungsverkehr. Somit konnten Gelder nicht nur zwischen Kaufleuten zu Handelszwecken transferiert werden, sondern auch von Privatpersonen zu Kaufleuten und unter Privatpersonen. Die Dauerüberweisung ist ein Ableger der Überweisung, die für regelmäßig wiederkehrende Zahlungen genutzt wird, um keine Zahlungen zu versäumen und um keine einzelnen Überweisungen manuell tätigen zu müssen.[15]

3.1.3 Lastschrift

Um das Jahr 1920 wurde das dritte bargeldlose Zahlungsmittel die Lastschrift eingeführt. Der Gedanke dahinter ist denkbar einfach. Statt dass der Zahlungspflichtige die Initiative ergreift und die Transaktion anweist, wird vom Zahlungsempfänger der offene Betrag vom Konto des Zahlungspflichtigen eingezogen. Lediglich einen Abbuchungsauftrag muss der Kontoinhaber seiner Bank für den Empfänger erteilen. Anfangs wurde diese Transaktion noch als rückläufige Überweisung bezeichnet, bis sich dann die Bezeichnung Lastschrift dafür durchgesetzt hat. Die Lastschrift wird vor allem von größeren Unternehmen genutzt, um wiederkehrende Forderungen von vielen einzelnen Kunden einzuziehen. Alle drei bargeldlosen Zahlungsformen wurden bis heute stetig weiterentwickelt, jedoch im Ursprung blieben sie unverändert.[16]

3.2 Zahlungsverkehr der letzten 50 Jahre

Innerhalb der letzten 50 Jahre fanden die gerade erwähnten Weiterentwicklungen der drei bargeldlosen Zahlungsformen statt. Hauptsächlich wurde der Bereich der Abwicklung vorangetrieben. Die Innovationen waren hier die Beleglesung, die Belegcodierung, der Datenträgeraustausch, das beleglose Scheckinkasso und die Datenfernübertragung. Diese starken Vereinfachungen in der Abwicklung sind heute noch aktiv und die aktuellste prägende Innovation bei den drei bargeldlosen Zahlungsformen war die Angleichung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs in Europa. So fanden aber nicht nur Weiterentwicklungen in der Abwicklung der Transaktionen statt, es wurden auch die heute noch genutzten Methoden für die Durchführung von Zahlungen eingeführt (siehe Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Die Geschichte des Geldes seit 1945

Quelle: Lerner, Thomas (2013): Mobile Payment Technologien, Strategien, Trends und Fallstudien, Wiesbaden, S.5.

Das folgenden Kapitel beginnt mit den Innovationen rund um die Abwicklung des Zahlungsverkehrs selbst und danach folgen die Zahlungsmedien, startend mit dem Kartenzahlungsverkehr.

3.2.1 Innovationen in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs

Nachfolgend die Meilensteine der Automation der Zahlungsverkehrsabwicklung in einer nach der Chronologie, analog zur Abbildung 4, sortierten Abfolge dargestellt. Bei den Ereignissen handelt es sich um bedeutende Richtlinien und Abkommen die im zentralen Kreditausschuss vereinbart wurden.

Zu den Vereinfachungen aus Kundensicht zählt zum Beispiel der 1968 eingeführte Eurocheque in einem europaweit einheitlichen Erscheinungsbild und Format. Dieser wurde in 46 europäischen Ländern akzeptiert und bot dem Schecknehmer den entscheidenden Vorteil einer Einlösegarantie bis zu einem Höchstbetrag von 400,- DM bei Vorlage einer gültigen Eurocheque-Karte. Voraussetzung ist eine Übereinstimmung von Scheck und Karte bezüglich des Namens des Kreditinstitutes, Kontonummer, Kartennummer und Unterschrift.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Meilensteine bei der Automation der Zahlungsverkehrsabwicklung

Quelle: Obst, Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Stuttgart, S.595.

Der Fortschritt und die intensiven Bemühungen um Innovationen fanden nicht nur auf der Kundenseite, sondern auch bankseitig bei den internen Vorgängen, wie in Abbildung 5 dargestellt, statt.

Bereits 1970 gab es erste Versuche den kosten- und personalaufwendigen, beleggebundenen Zahlungsverkehr zu vereinfachen. Ziel war es schon damals die Entwicklung von automatisierten beleglosen Zahlungsabwicklungen. Begonnen wurde mit einheitlichen Zahlungsverkehrsvordrucken und Bankleitzahlen, sowie mit Richtlinien im Datenträgeraustausch, beleglose Weitergabe und Verarbeitung von Daten bis hin zu Vereinbarungen über den beleglosen Inlandszahlungsverkehr. Unter dem beleglosem Zahlungsverkehr versteht man hier, dass der Bankkunde seinen Zahlungsauftrag per Beleg in Papierform an die Bank erteilt, die Bank diesen Beleg dann in einen elektronischen Datensatz umwandelt und so papierlos weiterverarbeitet.[18]

3.2.2 Kartenzahlungsverkehr

Eine weitere Form des Zahlungsverkehrs hat seinen Grundstein in den fünfziger Jahren. Der Kartenzahlungsverkehr nahm erst durch die Kreditkarten und später dann durch die Debitkarten einen wichtigen Bestandteil im Zahlungsverkehr ein.

In den USA wurde damals eine Möglichkeit gesucht, damit Vielreisende unterwegs immer liquide sind. So entstanden die ersten Universalkreditkarten auf dem Markt und diese wurden als Travel & Entertainment Cards bezeichnet. Diese Bezeichnung entsprang der Tatsache, dass diese Karten hauptsächlich von Hotellerie und Gastronomie als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Kurz nach Einführung dieses Zahlungsmittels starteten erste US-Banken mit „echten“ Kreditkarten, da diese sogenannten Bankkreditkarten die Gewährung eines revolvierenden Kredits für die Rückzahlung ermöglichten. Es genügte lediglich eine Teilzahlung der Kreditkartenrechnung in Höhe von 10% und der restliche noch offene Betrag wurde kreditmäßig verzinst.

Die Kreditkarten wurden zudem zum Bargeldbezug an Bankschaltern zugelassen, was die Einsatzmöglichkeiten nochmals stark erweiterte. Die vielen Vorteile der Karte lösten einen bis heute ungebremsten Kreditkartenboom aus. Diesen starken Anstieg der Kreditkartennutzer haben die kartenausgebenden Stellen nicht zuletzt der Einführung der Geldausgabeautomaten zum Bargeldbezug und der Point of Sale-Terminals zu verdanken. Die Point of Sale-Terminals oder kurz POS-Terminals waren ein Fortschritt in der Abwicklung von Kreditkartenzahlungen. Vor ihrer Einführung war die Abbrechung von Beträgen über Belege, die durch Imprinter (Umgangssprachlich als Ritschratsch bezeichnet) mit den Kartendaten versehen wurden, vom Karteninhaber unterschrieben und dann zur Abrechnung per Post bei der Bank eingereicht wurden üblich.[19] Diese Systematik wurde durch die POS-Terminals wesentlich vereinfacht und um ein vielfaches sicherer, da die Terminals über eine Datenverbindung mit den Banken verbunden sind und im Bezahlungsvorgang gesperrte Karten erkennen können. Durch den Online Datenabgleich war es nicht mehr möglich mit gesperrten Karten zu bezahlen. Ein weiteres Merkmal von Kreditkarten sind die optionalen Zusatzleistungen neben der reinen Zahlungsfunktion. Da Kreditkarten gerne von Vielreisenden wegen der weltweiten Liquidität genutzt werden, gibt es noch die Möglichkeit Karten mit diversen Versicherungs- und Reisebeistandsleistungen zu erhalten. Diese Karten haben dann eine entsprechend höhere Jahresgebühr im Vergleich zu Karten ohne Zusatzoptionen.[20] Weltweit haben die Kreditkarten von American Express, Mastercard und Visa den höchsten Bekanntheitsgrad. Wenn es um die Akzeptanz geht, sind Mastercard und Visa zusammen mit rund 35 Millionen Akzeptanzstellen in Geschäften, Gastronomie und Tankstellen die meist akzeptiertesten Karten weltweit.[21]

Gut 20 Jahre nach der ersten Kreditkarte wurde der Kartenzahlungsverkehr um die Debitkarte ergänzt. Die Debitkarte ist die Weiterentwicklung der Eurocheque-Karte. Durch diese Innovation bestand zusätzlich die Möglichkeit des Bargeldbezuges direkt an einem Geldausgabeautomaten mittels Eingabe der dazugehörigen PIN. Der bezogene Betrag wird dem Girokonto des Karteninhabers direkt abgebucht. Wie bei den Kreditkarten hat die Einführung von POS-Terminals auch hier einen großen Vorteil für die Nutzung von Debitkarten im Zahlungsverkehr. An den POS-Terminals kann mit der Karte und der zugehörigen PIN bargeldlos bezahlt werden. Diese Funktionen waren bei den Debitkarten im Gegensatz zu den Kreditkarten anfangs nur National und erst ab 1993 durch Eurocheque-Karten mit Maestro-Funktion auch international nutzbar.

3.2.3 Geldausgabeautomat

Eine für die Nutzung im Kartenzahlungsverkehr wichtige Einführung war der erste Geldausgabeautomat im Jahre 1967. Grundidee war die zeitlich freie Verfügbarkeit von Bankdienstleistungen ohne Begrenzungen durch Öffnungszeiten und Rationalisierungsmaßnahmen im Bankgeschäft. Bedingt durch das Wachstum im Kartengeschäft stieg die Zahl der installierten Geräte schnell an. Da eine Kreditkarte oder Debitkarte unentbehrlich für die Nutzung des Geldautoamten war, fand das Wachstum bei der Anzahl der Automaten und den Kartennutzern (bei Eurocheque waren es 1998 43 Millionen ausgegebene Exemplare) ähnlich sprunghaft statt, wie bei den Kredit- und Debitkarten. Innerhalb von 14 Jahren wuchs die Zahl der Geräte bis im Jahre 1998 auf 45 500 Stück an.[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Anzahl Geldautomaten in Deutschland

Quelle: Obst, Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Stuttgart, S.601.

Weltweit waren es 2004 schon rund eine Million Geldausgabeautomaten bei gut 32 Milliarden Barabhebungen pro Jahr. Der Geldautomat selbst wurde stetig weiterentwickelt. Reichten zu seiner Einführung der ersten Generation für die Nutzung noch einfache Karten und die PIN zur Bargeldabhebung, wurden dann bei der zweiten Generation Plastikkarten mit einer Sperrmöglichkeit genutzt. Den Durchbruch brachte die dritte Generation durch bankübergreifende Kooperationen sowohl national als auch international. Die Karten waren fortan mit Magnetstreifen ausgestattet und basierten auf einheitlichen weltweiten Standards. Dies ermöglicht heute Inhabern von Karten des Mastercard-Systems (Mastercard, Maestro, Cirrus) oder Visa-Systems (Visa, Visa-Electron, Visa Plus) nahezu überall die Nutzung eines Geldausgabeautomaten. Die vierte Generation konnte ab 1995 Chipkarten lesen und wurde zusätzlich um die Funktion der Aufladung der elektronischen Geldbörse ergänzt. Am Rande sei noch bemerkt, dass der Geldausgabeautomat das erste Computerterminal vor dem PC war, dem es gelungen ist, für breite Bevölkerungsschichten unentbehrlich zu werden.[23]

3.2.4 Chipkarten

Bereits im Jahre 1975 wurden Chipkarten oder auf Englisch Smartcards erfunden. Bis es der Chip bzw. die Chipkarten in den Kartenzahlungsverkehr schafften, dauerte es noch fast ein viertel Jahrhundert. Wie schon erwähnt, waren die Karten im Kartenzahlungsverkehr mit einem Magnetstreifen ausgestattet.

Diese neue Technik enthält neue Sicherheitsfunktionen im Zahlungsverkehr selbst und erweitert die Einsatzmöglichkeiten der Karten erheblich. Zu den Sicherheitsfunktionen gehört:

Die sicher gespeicherte Geheimzahl im Chip, die bei Bedarf offline abgerufen werden kann. Da der Chip selbst aktiv Daten speichern und verarbeiten kann, wurden auf ihm Parameter hinterlegt, die Autorisierungen von Zahlungen in einem steuerbaren Umfang offline erlauben. Beispielsweise hat eine Karte einen Verfügungsrahmen von maximal 500,- Euro an offline getätigten Zahlungen an einem POS. Wird dieser Wert erreicht, findet eine online Überprüfung der Karte bei der Zahlung statt. Bei diesem Zahlungsvorgang werden dann die Bonität und eine etwaige Sperre der Karte geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung wird ein neuer Offline-Verfügungsrahmen freigegeben. Diese Verfügungsrahmen können jederzeit von den kartenausgebenden Stellen geändert werden.

Eine zusätzliche Einsatzmöglichkeit für die Karten selbst stellte 1995 die Einführung der Geldkartenfunktion für den Zahlungsverkehr dar. Diese Funktion, die der Chip beinhaltet, sollte eine Art elektronische Geldbörse darstellen, um langfristig die Reduzierung der Barzahlungsvorgänge voranzutreiben.[24] Dieses Verfahren war vor allem für die Bezahlung von Kleinbeträgen gedacht.

Die Chips auf den Karten können an Geldautomaten, Terminals oder mittels Chipkartenlesegerät, angeschlossen an einen Computer, bis zu einem Guthaben von 200,- Euro aufgeladen werden. Die Aufladung erfolgt entweder direkt vom Bankkonto, gegen Bargeld oder auf Rechnung, abhängig von der Auflademethode. Die Geldkartenfunktion ist eine rein nationale Funktion und kann je nach kartenausgebender Gesellschaft in den Details variieren. Stand heute, gibt es in Deutschland gut 400 000 Akzeptanzstellen. Der Vorteil gegenüber der Bezahlung mit der Debit- oder Kreditkarte besteht in der Einfachheit und Sicherheit des Verfahrens selbst. Man bezahlt nur mit dem Guthaben, das auf dem Chip gespeichert ist, ohne der Eingabe einer Geheimzahl oder einer Unterschrift. Am Beispiel eines Terminals: Karte einstecken, Betrag wird abgebucht und die Transaktion ist abgeschlossen. Hierbei findet keine girokontobezogene Transaktion statt. Zusätzlich ist es auch möglich eine Geldkarte zu erhalten, ohne dass man ein Girokonto besitzt. Diese Variante wird gerne für Kinder oder spezielle Anlässe, wie Festivals oder ähnliches genutzt. Vor Ort werden dann eigens erstellte Karten ausgegeben und diese fungieren dann als Zahlungsmittel während des Events.[25]

3.2.5 POS-Terminals

Durch die Entwicklung der Geldausgabeautomaten wurden parallel dazu Überlegungen angestellt, ob man die Zahlungstransaktion nicht direkt am Verkaufsort beim Händler durchführen kann. Damit der Umstand, dass der Kunde erst das Geld am Geldausgabeautomat abhebt, um es dann dem Händler zu überlassen und der wiederum es wieder auf sein Konto bei der Bank einzahlt entfällt. Die Idee des Point of Sale-Terminals war entstanden und die erste Generation von POS-Zahlungssystemen wurde Anfang der 1970er Jahre eingeführt. Anfangs noch mit mäßigem Erfolg, da dieses Zahlungssystem noch räumlich und kundenmäßig beschränkt war. Das Prinzip war einfach, es wurde mit der Debitkarte in Verbindung mit der zugehörigen PIN beim Händler bezahlt und der Betrag wurde vom Girokonto des Schuldners zum Leistungserbringer transferiert. Um die Nachteile der räumlichen und kundenmäßigen Beschränkungen zu lösen, kam die zweite Generation auf den Markt, die eine Vielzahl an Karten akzeptierte. Es konnte an diesen neuen Terminals mit Debitkarten und Kreditkarten national und international bezahlt werden. Anfang des 21. Jahrhunderts folgte dann die dritte Generation der POS-Terminals, die einerseits die Kartendaten aus dem Magnetstreifen erfassten und andererseits Chipkarten mit den zugehörigen Funktionen entgegennahmen. Zusätzlich hierzu gab es dann bei der dritten Generation Geräte auf GSM-Basis, um kabellose Geräte für die Nutzung bei den Händlern anbieten zu können.

Als Zahlungsverfahren selbst werden bei Kreditkarten die Zahlungsdaten via Datenleitung zum Rechenzentrum des Terminalanbieters gesendet, eine Online-Autorisierung wird geprüft und die Zahlung wird freigegeben. Die Karteninhaberprüfung findet durch den Abgleich der Unterschrift auf dem Zahlungsbeleg mit der Unterschrift auf der Kreditkarte statt.[26] Bei den Debitkarten gibt es zwei mögliche Varianten für die Zahlung. Bei der ersten Möglichkeit ist für die Zahlung die Debitkarte mit der PIN notwendig. Je nach Händlerwunsch findet eine online Autorisierung statt, die Zahlung wird freigegeben und dem Girokonto des Kunden belastet. Bei der zweiten Variante werden die Debitkarte und die Unterschrift des Inhabers benötigt. Durch die Unterschrift willigt der Kunde ein, dass der Händler den Betrag via Lastschrift von seinem Konto einziehen darf. Dieses Verfahren bietet für den Händler das größte Risiko des Zahlungsausfalls, da es keine Zahlungsgarantie seitens der Bank für die Transaktion gibt.[27]

Abschließend zu den Zahlungsverfahren gibt es seit der Einführung der Chipkarte an den POS-Terminals die Möglichkeit mit der Geldkarte (elektronische Geldbörse) zu bezahlen. Hierbei wird nur die Karte für den Bezahlvorgang benötigt, sofern ein entsprechendes Guthaben auf der Karte vorhanden ist. Eine Sicherheitsabfrage findet nicht statt.[28] Welches Zahlungsverfahren bei einem Händler zur Anwendung kommt, hängt von jedem Händler selbst ab, da die gravierenden Unterschiede für den Händler in der Sicherheit des Zahlungseinganges und der Höhe der Gebühren liegen. Beispielsweise berechnet die Kreissparkasse Bonn für Transaktionen bei Nutzung der Debitkarte 0,85% vom Umsatz und bei Nutzung von Kreditkarten 2,65% vom Umsatz an den Händler.[29]

Da für die Bank der Service rund um die Uhr beziehungsweise die Nutzung der Bankdienstleistungen jederzeit für den Kunden möglich sein sollte, wurden erstmals SB-Geräte zur Kundenselbstbedienung neben den Geldausgabeautomaten für den Bargeldbezug und Kontoauszugsdrucker für die Kontoinformation eingeführt. An diesen SB-Geräten konnte nach Identifizierung durch die Debitkarte mit der zugehörigen PIN auf die Kontoinformationen zugegriffen, Überweisungen erteilt und Daueraufträge bearbeitet, eingerichtet oder gelöscht werden.[30]

3.2.6 Telefon-, Btx-, Online- und Home-Banking

Um den Kunden den Zugang zu Bankdienstleistungen noch komfortabler zu machen und die Möglichkeit zu schaffen, Bankgeschäfte von jedem beliebigen Ort aus zu tätigen, nahm die Bedeutung des Telefons zu. Bestand Anfangs noch die Möglichkeit in der Filiale selbst anzurufen, um Bankgeschäfte mit seinem Kundenberater zu tätigen, gab es bei einigen Banken genau für diesen Zweck eingerichtete Callcenter, die mit standardisierten Arbeitsabläufen alle Kunden bedienen konnten. Damit die Möglichkeit der Nutzung von Bankdienstleistungen rund um die Uhr bestand, wurden computergestützte Telefonbankingsysteme eingerichtet, die vom Kunden mit Hilfe eines Tastentelefons mit Tonwahlverfahren bedient werden konnten. Parallel zum Telefonbanking wurde 1983 der erste Vorbote des Homebanking eingeführt. Durch Nutzung des Bildschirmtext-Dienstes der Deutschen Bundespost wurde das Btx-Banking entwickelt. Der Kunde konnte sich mit seinem PC einwählen und seine Bankgeschäfte tätigen. Zusätzlich zu Kontostandsinformationen, Überweisungsaufträgen und der Bearbeitung von Daueraufträgen konnten mit dem Btx-Banking aktuelle Börsen- und Wechselkurse empfangen werden und allgemeine Mitteilungen an die Bank übermittelt werden.[31]

[...]


[1] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 13. Auflage (1993): Wirtschaftslexikon Band 8 V-Z, Wiesbaden 1993, S. 3870.

[2] Vgl. Mankiw, Nicholass Gregory (2001): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 2001, S. 646.

[3] Vgl. DWDS (2018): Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart. URL: https://www.dwds.de/wb/Geld (abgerufen am 10.06.2018).

[4] Vgl. Lexas (2018): Die Welt - Zahlen, Daten, Fakten - Alle Länder, alle Staaten. URL: https://www.laenderdaten.de/wirtschaft/waehrungen.aspx (abgerufen am 10.06.2018).

[5] Vgl. Mankiw 2001, S. 647.

[6] Vgl. Obst, Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Stuttgart 2000, S.39f.

[7] Vgl. Obst, Hintner 2000, S. 42.

[8] Vgl. Obst, Hintner 2000, S. 43.

[9] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 1993, S. 3870.

[10] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.75f.

[11] Vgl. Braunschweig, Pichler (2018): Die Kreditgeldwirtschaft Hintergründe und Irrtümer von Geld- und Finanzwirtschaft, Wiesbaden 2018, S. 144.

[12] Vgl. Lammer, Thomas (2006): Handbuch E-Money, E-Payment & M-Payment, Heidelberg 2006, S. 22.

[13] Vgl. Lerner, Thomas (2013): Mobile Payment Technologien, Strategien, Trends und Fallstudien, Hamburg 2013, S. 4f.

[14] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.589ff.

[15] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.584f.

[16] Vgl. Lammer 2006, S. 23.

[17] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.592.

[18] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.593.

[19] Vgl. Lammer 2006, S. 25.

[20] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.646.

[21] Vgl. Welt (2014): Vergleich Kreditkarten - Mastercard, Visa Card und Amex,. URL: https://www.welt.de/finanzen/vergleich/article127904169/Kreditkarten-Mastercard-Visa-Card-und-Amex.html (abgerufen am 10.06.2018).

[22] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.601.

[23] Vgl. Lammer 2006,S. 27.

[24] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.652.

[25] Vgl. Euro Kartensysteme GmbH: Wo können Sie mit der Geldkarte bezahlen? URL: https://www.geldkarte.de/privatkunden/bezahlen (abgerufen am 10.06.2018).

[26] Vgl. TeleCash GmbH & Co. KG (2018): Kartenzahlung mit Kreditkarte. URL: https://www.telecash.de/bezahlloesungen/kartenzahlung/kreditkarten/ (abgerufen am 10.06.2018)

[27] Vgl. Karten-Terminal-Service OHG (2018): Elektronisches Lastschriftverfahren (ELV). URL: http://www.karten-terminal.de/debitkarten/elektronisches-lastschriftverfahren-elv/ (abgerufen am 10.06.2018).

[28] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.653.

[29] Vgl. Kreissparkasse Bonn (2018): Transaktionsentgelte SumUp Das smarte Kartenterminal. URL: https://www.sparkasse-koelnbonn.de/sumup (abgerufen am 10.06.2018).

[30] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.603.

[31] Vgl. Obst, Hintner 2000, S.604f.

Fin de l'extrait de 71 pages

Résumé des informations

Titre
Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs und welche Verfahren es in der Zukunft geben wird
Université
Nürtingen University
Note
1,7
Auteur
Année
2018
Pages
71
N° de catalogue
V438292
ISBN (ebook)
9783668791060
ISBN (Livre)
9783668791077
Langue
allemand
Mots clés
Zahlungsverkehr, Zukunft, Entwicklung
Citation du texte
Marcus Bischoff (Auteur), 2018, Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs und welche Verfahren es in der Zukunft geben wird, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438292

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs und welche Verfahren es in der Zukunft geben wird



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur