Wenn man sich heute mit „modernen“ jungen Frauen und Männern unterhält oder ihr Verhalten beobachtet, wird schnell klar, dass Geschlechtsstereotypen und Rollenzuschreibungen immer noch ein Teil des Alltags sind. Egal ob in Sachen Berufswahl, Studienfächern und Arbeitsteilung im Familienleben – die Rollen sind nach wie vor relativ traditionell verteilt und werden selten hinterfragt oder angezweifelt. Auch wenn Frauen immer emanzipierter zu werden scheinen, allmählich in Männerdomänen vordringen, Karrieren anstreben und auch Machtpositionen erlangen, kommen sie spätestens beim Thema Familienplanung in Gewissenskonflikte.
Im Gegensatz dazu scheinen die Männer nicht in „Frauendomänen“ vordringen zu wollen, weil es offensichtlich keine Vorteile für sie bringen würde. Gleichberechtigung und die Annäherung der Geschlechter findet also nur formal und einseitig statt und ist hauptsächlich für die Frauen mit Mehraufwand verbunden.
Diese Frauen und Männer von heute waren Mädchen und Jungen, die an Schulen mit koedukativem Unterricht einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachten. Ihre Geschlechtersozialisation fand nicht nur im Elternhaus, sondern an eben diesen Schulen statt. Man muss sich also fragen, ob die Koedukation das leistet, was man sich bei ihrer Einführung in den 60er Jahren von ihr versprach.
Längst geht es nicht mehr nur um die Benachteiligung der Mädchen durch die koedukative Praxis. In den letzten Jahren wurde vermehrt für neue Konzepte plädiert die beide Geschlechter berücksichtigen und mehr Entfaltungsmöglichkeiten außerhalb traditioneller Rollenmuster bieten.
Diese Arbeit zeigt auf, welche Probleme sich in der täglichen Arbeit von Pädagogen ergeben, welche Erklärungsansätze es für diese gibt und wie wir die Jungen und Mädchen von heute auf dem Weg zu selbstbewussten, sozialkompetenten Frauen und Männern von morgen unterstützen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2. Koedukation – Diskriminierung im Klassenzimmer?
- 2.1 Koedukation, Monoedukation, Reflexive Koedukation?
- 2.2 Forschungsergebnisse zur Monoedukation
- 2.2.1 Monoedukation und Einstellung
- 2.2.2 Monoedukation und Leistungsdifferenzen
- 2.3 Gender Mainstreaming
- 2.3.1 Begriffsklärung
- 2.3.2 Bedeutung für die Schule
- 2.4 Fazit
- 3. Sozialisation und Geschlechtsstereotype
- 3.1 Sozialisation von Mädchen und Jungen
- 3.1.1 Hinführung
- 3.1.2 Sozialisationsbedingte Probleme bei Jungen
- 3.1.3 Sozialisationsbedingte Probleme bei Mädchen
- 3.2 Inhalte und Ursprünge von Geschlechtsstereotypen
- 4. Die Rolle der Pädagoginnen – Probleme und Lösungsansätze
- 4.1 Interaktionsverhalten von LehrerInnen
- 4.2 Supervision bezogen auf das Geschlechterverhältnis
- 4.3 Fazit
- 5. Berufsorientierung und Lebensplanung von SchülerInnen
- 5.1 Vorstellungen über Berufs- und Familienplanung
- 5.2 Exkurs - Der mehrdimensionale Mann
- 5.3 Genderbewusste Berufs- und Lebensorientierung
- 5.3.1 Schulische Möglichkeiten
- 5.3.2 Der Haushalts- bzw. Werkstattpass
- 5.3.3 Konkrete Berufsvorbereitung
- 5.3.4 Elternarbeit im Kontext der Berufsorientierung
- 6. Mädchenstunden - Jungenstunden
- 6.1 Begründung partieller Monoedukation
- 6.2 Jungenstunden
- 6.3 Mädchenstunden
- 6.4 Fazit
- 7. Neuerungen im Bildungsplan 2004 für die Hauptschule
- 7.1 Hinführung
- 7.2 Der allgemeine Teil
- 7.3 Die Inhalte der neuen Fächerverbünde
- 7.4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Koedukation eine geschlechtergerechte Pädagogik ermöglicht. Es wird untersucht, ob die Koedukation die Gleichstellung von Mädchen und Jungen im Bildungssystem fördern oder ob sie vielmehr traditionelle Geschlechterrollen verstärkt.
- Die Auswirkungen von Koedukation auf die Geschlechterrollen von Mädchen und Jungen
- Die Bedeutung von Gender Mainstreaming im schulischen Kontext
- Die Rolle von Sozialisation und Geschlechtsstereotypen in der Bildung
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten einer geschlechtergerechten Berufsorientierung
- Der Einsatz von partieller Monoedukation in Form von Mädchen- und Jungenstunden
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung ein und beleuchtet die aktuelle Diskussion um Geschlechterrollen und Gleichstellung in der Gesellschaft. Es wird argumentiert, dass auch im Bereich der Bildung die Frage der Geschlechtergerechtigkeit eine wichtige Rolle spielt.
Kapitel 2 analysiert die Vor- und Nachteile von Koedukation und Monoedukation. Es werden Forschungsergebnisse zur Monoedukation sowie das Konzept des Gender Mainstreaming vorgestellt.
Kapitel 3 beleuchtet die Bedeutung der Sozialisation von Mädchen und Jungen in Bezug auf Geschlechtsstereotype. Es werden die Entstehung und Auswirkungen von Stereotypen auf das Verhalten und die Bildungschancen von Mädchen und Jungen diskutiert.
Kapitel 4 untersucht die Rolle von Pädagoginnen im Kontext der Geschlechtergerechtigkeit. Es werden das Interaktionsverhalten von Lehrkräften sowie die Bedeutung von Supervision in Bezug auf das Geschlechterverhältnis beleuchtet.
Kapitel 5 widmet sich der Berufsorientierung und Lebensplanung von SchülerInnen im Kontext von Gendergerechtigkeit. Es werden die Vorstellungen von Mädchen und Jungen über Beruf und Familie sowie Ansätze für eine genderbewusste Berufs- und Lebensorientierung diskutiert.
Kapitel 6 stellt das Konzept von Mädchen- und Jungenstunden vor. Es werden die Gründe für die partielle Monoedukation sowie die Auswirkungen dieser Stunden auf die Entwicklung von Mädchen und Jungen beleuchtet.
Kapitel 7 analysiert die Neuerungen im Bildungsplan 2004 für die Hauptschule in Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit. Es wird untersucht, inwieweit der neue Bildungsplan die Förderung einer geschlechtergerechten Pädagogik unterstützt.
Schlüsselwörter
Koedukation, Monoedukation, Gender Mainstreaming, Geschlechtsstereotype, Sozialisation, Geschlechterrollen, Berufsorientierung, Lebensplanung, Mädchenstunden, Jungenstunden, Bildungsplan, Pädagogik.
- Arbeit zitieren
- Angela Faller (Autor:in), 2004, Perspektiven einer geschlechtergerechten Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43851