Extracto
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
2 Besonderheiten der Start-up Erfolgsbewertung
2.1 Bewertungsrelevante Charakteristika
2.2 Herausforderungen der Erfolgsbewertung
3 Quantitative Erfolgsfaktoren
3.1 Input-Faktoren
3.2 Bilanzkennzahlen
3.3 AARRR-Framework
4 Quantitative Erfolgsmessung
4.1 Early Stage
4.2 Expansionstage
4.3 Later Stage
5 Qualitative Erfolgsfaktoren
5.1 Skalierungspotenzial
5.2 Gründer- und Teamcharakteristika
5.3 Immaterielles Vermögen
5.4 Markt und Produkt
6 Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Wie sollen Unternehmer ihr Start-up bewerten um finanzielle Mittel von Investoren zu generieren? Und andersherum, wie sollen Investoren und VCs entscheiden, ob sie in jenes start-up investieren oder nicht? An welchen Kriterien wird das entschieden und wie können Alternativen miteinander verglichen werden? Meistens wird eine Bewertung aufgrund gesetzlicher Pflichten, Vertragsbestandteilen oder freiwillig durchgeführt. Am häufigsten findet eine Bewertung im Rahmen einer Veräußerung des Unternehmens oder von Anteilen statt. Dies ist bei Startups durch die Investorenakquisition in früher Phase besonders relevant. In diesem Zusammenhang ist für beide Gruppen eine sachgerechte und möglichst realitätsnahe Bewertung des Start-ups wichtig. Sodass entschieden werden kann wie viel Anteile abgegeben bzw. gekauft werden und wie hoch die Rendite ist, welche das eingegangene Risiko des Investors widerspiegeln soll. Die traditionelle Unternehmensbewertung lässt es zu, die oben aufgeführten Bedürfnisse der Beteiligten von etablierten Unternehmen zu befriedigen. Bei diesen Unternehmen lässt sich aufgrund der Vielzahl von Informationen aus der Vergangenheit eine präzise Bewertung wie auch Zukunftsprognose erstellen. Start-ups haben, im Gegensatz zu etablierten Unternehmen, andere Strukturen und weniger ausführliche und brauchbare Informationen aus der Vergangenheit, sodass die traditionelle Unternehmensbewertung hier sehr begrenzt ist.
1.2 Zielsetzung
Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es die Besonderheiten und Probleme bei der Erfolgsmessung und Bewertung von Start-ups darzustellen. Welche Herausforderungen gibt es gerade bei der Bewertung junger Unternehmen und was ist der Unterschied zu etablierten Unternehmen? Wie kann die Qualität sichergestellt werden? Darauf aufbauend werden Lösungsmöglichkeiten und Methoden vorgeschlagen mit welchen eine sachgerechte Bewertung erstellt werden könnte.
Im Folgenden werde ich die Besonderheiten bei der Bewertung von Start-ups, eingeteilt in Charakteristika und Herausforderungen, darstellen. Daraufhin widme ich mich Kernteil meiner Arbeit den quantitativen Kennzahlen und deren Messung. Darauf aufbauend erläutere ich die Möglichkeiten der Bewertung je nach Lebenszyklusphase. Zum Schluss stelle ich, als Ergänzung zu den quantitativen Bewertungsmethoden, die qualitativen Möglichkeiten einer start-up Bewertung vor. Am Ende fasse ich meine Erkenntnisse zusammen und ziehe ein Fazit.
2 Besonderheiten der start-up Erfolgsbewertung
2.1 Bewertungsrelevante Charakteristika
Traditionell werden etablierte Unternehmen mithilfe bestimmter Kennzahlen bewertet, die für solche Unternehmen typisch sind, dennoch nicht für Start-ups. Dazu zählen eine lange Wirtschaftliche Existenz, ein ausgebautes Rechnungswesen, Anpassungsprozesse und die Repräsentativität der Vergangenheit.1 Ausgehend der Informationen über diese Faktoren kann eine Bewertung etablierter Unternehmen vollzogen werden. Die spezifischen Charaktereigenschaften eines Start-ups stellen die Schwierigkeiten der Bewertung dar.2 Besonders bedeutend im Hinblick auf die Bewertung sind folgende Charakteristika von Start-ups: Die naheliegende und gleichzeitig bedeutendste Eigenschaft ist die nicht vorhandenen Historie des Unternehmens. Ein start-up -wie der Name schon verrät- steht am Start seines Lebenszyklus und weist keine repräsentative Vergangenheit auf, die zur Bewertung von Bedeutung wären.3 Das Produkt ist meistens noch in der Entwicklung und Absatzkanäle noch im Aufbau. Aufgrund von Ressourcenknappheit der meisten Start-ups sind diese auf Außenfinanzierung angewiesen, um notwendige Investitionen tätigen zu können. Investitionen werden in allen Unternehmensbereichen benötigt um Wachstum zu ermöglichen, Z.B. in Forschung und Entwicklung oder Marketing. Besonders schwierig zu bewerten, aber sehr relevant, sind immaterielle Vermögensgegenstände. Das folgt aus der hohen Innovationskraft, welche ein Wettbewerbsvorteil gegenüber etablierten Unternehmen sein kann. Ein weiterer wichtiger Vermögensgegenstand und möglicher Qualitätsvorteil ist das Human Capital, d.h. die Qualität des Managements und der Mitarbeiter. Eine hohe Flexibilität wie eine schnelle Anpassung an die Umwelt, Konkurrenten und Gesetze ist existenziell für junge Unternehmen um Vorteile gegenüber großen Unternehmen zu haben. Einigen Start-ups gelingt es sich zu etablieren, weil sie auf sich ständig ändernden Bedingungen reagieren können und sich im Markt, gegebenenfalls auch in Ni- sehen, positionieren um so mehr Marktmacht zu erlangen. Diese Charakteristika müssen allerdings nicht immer zwingend vorhanden sein, sodass jedes start-up individuell betrachtet werden muss. Aufgrund dieser Heterogenität, weisen Prognosen über die zukünftige Entwicklung Unsicherheiten auf. Um so früher diese Prognose abgegeben wird, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Unternehmen nicht der Prognose entsprechend entwickelt. Junge Unternehmen tragen immer die Chance auf eine positive Entwicklung wie auch das Risiko einer negativen Entwicklung.4
2.2 Herausforderungen der Erfolgsbewertung
Eine wichtige Anforderung gerade in Bezug auf Start-ups ist die Zukunftsorientierung. Da die Vergangenheit bei Start-ups, wenn überhaupt vorhanden, nicht sehr aussagekräftig ist, muss der Fokus der Bewertung auf der Zukunft liegen. Die Prognosen werden somit auf Basis der Chancen und Risiken, die das Unternehmen im Hinblick auf die Zukunft hat, getätigt. Eine weitere wichtige Anforderung an die Bewertung ist die Vollständigkeit, d.h. die Bewertung muss das ganze Unternehmen abbilden. Alle oben beschriebenen Charakteristika, stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (Erfassung Z.B. durch die SWOT-Analyse) müssen einbezogen werden um eine umfassende und möglichst realitätsnahe Bewertung abgeben zu kön- nen.5 Auch die Anwendbarkeit der Methode ist Voraussetzung, um die Umsetzung in der Praxis zu gewährleisten. Erstens müssen die Daten leicht zu beschaffen sein und zweitens muss die Richtigkeit der Daten gegeben sein. Andernfalls ist die Bewertung nicht verlässlich. Weiter muss das Verfahren einfach und gleichzeitig nachvollziehbar sein um eine Akzeptanz des Ergebnisses sicher stellen zu können.6
Die Kernprobleme bei der Bewertung von Start-Ups ist das Fehlen von aussagekräftigen Daten und Informationen aus der Vergangenheit. Die Ursache davon ist die sehr kurze Unternehmenshistorie. Diese dient allerdings als Ausgangsbasis für die Prognose zukünftiger EntWicklungen. Dies betrifft vor allem Profitabilitätskennzahlen wie den EBITDA, den EBIT und den Jahresüberschuss. Basierend auf diesen Kennzahlen ist die Zukunft sehr unsicher. Diese ist viel mehr abhängig von der Technologie und Komplexität zukünftiger Absatzmärkte. Weiter gibt es fast keine Vergleichsunternehmen (Peer Groups), da Start-ups sehr unterschiedlich und individuell sind. Darüber hinaus istes enorm schwierig Risiken und Chancen derZukunfts- entwicklung zu ermitteln. Damit verbunden sind ein hohes Ausfallrisiko des Geschäftsmodells und inhärente Planungsunsicherheiten. Da gerade Start-ups hohe Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten haben ist eine sachgerechte Bewertung inklusive eines inhärenten Chancen- und Risikoprofils bedeutsam. Die beschriebenen Probleme deuten auf BewertungsanSätze bzw. Bewertungskriterien hin, die allerdings schwierig darzustellen sind.7
3 Quantitative Erfolgsfaktoren
3.1 Input-Faktoren
Allgemein werden Unternehmen in der Finanz-Theorie mithilfe der erwarteten zukünftigen Zahlungsströme bewertet. Das am meisten verbreitete Bewertungsverfahren ist das DCF-Ver- fahren. Dessen Möglichkeit Start-Ups zu bewerten ist begrenzt, da zu wenige Informationen zur Verfügung gestellt werden können. Venture-Capitalists fokussieren sich in den meisten Fällen auf den oder die Unternehmer, die Geschäftsidee, die langfristigen Wettbewerbsvorteile und das Wachstumspotential.8 Diese sind vor allem qualitative Erfolgsfaktoren. Mit quantitativen Erfolgsfaktoren hingegen wird versucht die Zukunft mithilfe harten Kennzahlen vorauszusagen. Eine Möglichkeit ist es die Input-Faktoren zu messen, welche die zukünftigen CashFlows beeinflussen. Diese Input-Faktoren können objektiv gemessen werden und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf zukünftige Zahlungsströme extrapoliert werden. Um so mehr verschiedene Methoden bei der Bewertung zur Anwendungen kommen, desto geringer ist die Abweichung der Vorhersage.9 Hohe Kosten, Z.B. für Marketing, Vertrieb, F&E und Administration verbessern die Bewertung, da diese Kosten Investitionen sind, die zukünftige CashFlows genieren sollen.10 Vertriebs- und Verwaltungskosten werden ebenso gerade bei jungen Early-Stage Start-ups als Investments angesehen, da sie zukünftige Cash-Flows fördern können und auf einen längerfristigen Unternehmenserfolg hinweisen. Umsätze geben außerdem Hinweise auf die Management-Qualitäten der Gründer, den Entwicklungsstand des Start-ups und erste Erfolge. Aufgrund dessen decken sich meist die finanziellen mit den nicht-finanziellen Informationen, sodass diese zum Teil Alternativen darstellen.11 Die Einbeziehung quantitativer Erfolgskennzahlen zur Bewertung, zusammen mit den qualitativen Erfolgskennzahlen, führen zu einer kleineren Abweichungswahrscheinlichkeit des Bewertungsergebnisses.12
3.2 Bilanzkennzahlen
Rechnungswesen-basierte Kennzahlen, wie Z.B. Umlauf- und Anlagevermögen, sind grundsätzlich bewertungsrelevant. Die Bilanz sowie Posten der Gewinn- und Verlustrechnung können Investoren Hinweise auf den zukünftigen finanziellen Erfolg des Start-ups liefern. Daher ist es wichtig zu wissen, ob und in wie weit Rechnungswesen-basierte Informationen die BeWertung von Start-Ups beeinflussen. Einige Studien haben gezeigt, dass bei der Bewertung durch Venture-Capitalists der Geschäftsbericht eine Rolle neben den nicht-finanziellen Informationen spielt um die vollzogenen Bewertung zu erklären. Der Fokus bei der Betrachtung des Geschäftsberichts liegt vor allem auf der Bilanz und den darin enthaltenen Umlauf-, Anlagevermögen und Langzeitschulden. Außerdem wird die Gewinn- und Verlustrechnung mit den Umsätzen, Vertriebs-, Forschungs- und Entwicklungskosten mit in die Bewertung einbezogen. Hintergrund ist zum einen, dass hohe Liquidität und Reserven dazu beitragen kostenintensive Produktentwicklungsperioden zu Überstehen. Eine gute Bewertung aufgrund positiver Bilanzkennzahlen haben negativen Einfluss auf die ״Crash Burn Rate“. Somit führen hohe ״Cash levels“ zu einer besseren Bewertung. Das Anlagevermögen ist ein Indikator für die Firmengröße. Grundsätzlich bringen Unternehmen mit mehr Vermögen ein geringeres Risiko mit sich. Daher erlangen Start-ups mit höheren Anlagevermögen eine bessere Bewertung. Das Gegenteil gilt für Start-ups mit hohen Langzeitschulden (sofern diese schon vorhanden sind). Sie beeinflussen die Bewertung negativ.13
3.3 AARRR-Framework
Quantitative Erfolgsfaktoren können auch mithilfe des AARRR-Framework beschrieben werden. Dabei stehen die einzelnen Buchstaben für Acquisition, Activation, Retention, Revenue und Referral. Diese beinhalten wichtige Kennzahlen zur Beurteilung eines Start-ups bzw. dessen Produkts. Acquisition meint hier die Gewinnung der Kunden alleine durch Aufmerksamkeit. Wie präsent sind das Start-up und das Produkt im Internet. Wie leicht ist es auffindbar für potenzielle Kunden und wie bekannt ist es in der Zielgruppe. Activation zeigt in wie fern Interessenten in wirkliche Kunden bzw. Käufer umgewandelt werden. Die Retention-Rate gibt an wie viele Kunden das Produkt wiederkaufen. Darüber hinaus kann noch gemessen werden welche Zeit zwischen den Käufen liegt. Referral gibt die Weiterempfehlungen der Kunden an. Revenue, deutsch Umsatz, ist letztendlich das wirtschaftliche Ergebnis, welches durch die oben beschriebenen Faktoren stark beeinflusst wird. Die einzelnen Kennzahlen haben eine größere Granularität und können viel besser gemessen werden als qualitative Kennzahlen. Hier wird empfohlen eine Skalenbewertung von 1 -10 zu erstellen, um die Vergleichbarkeit zwi- sehen absoluten und relativen Größen zu gewähren.14
[...]
1 Vgl. Hayn 2015, S.963 f.
2 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.4.
3 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.5.
4 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.5.
5 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.6.
6 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.7.
7 Vgl. Achleitner et al. 2004, S.5.
8 Vgl. Miloud et al. 2012, s. 152.
9 Vgl. Miloud et al. 2012, s. 153f.
9 Vgl. Köhn 2017, s.23.
11 Vgl. Sievers et al. 2012, s. 472.
12 Vgl. Köhn 2017, s.23.
13 Vgl. Sieverset al. 2012, S.471.
14 Vgl. Boiler et al. 2018, s.47f.
- Citar trabajo
- Lukas Bauer (Autor), 2018, Eine Erfolgsbewertung für Start-Up Unternehmen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438623
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