Seit dem 11. September 2001 ist die konfliktreiche Lage auf dem Balkan aus dem Fokus des Medieninteresses gedrängt worden, obwohl im ehemaligen Jugoslawien die schlimmsten Kriege und Verbrechen in Europa seit Ende des 2. Weltkriegs begangen wurden. Heute gilt es, die Region zu befrieden und die Nachfolgestaaten zu stabilisieren. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Kosovo 1, das für viele Fälle als Paradebeispiel gesehen wird. Geprägt von einem großen Drang nach Unabhängigkeit, wird das Gebiet zum Beispiel für den Willen der internationalen Akteure vor Ort, weitere staatliche Zersplitterung nicht zuzulassen und das Kosovo stattdessen als autonome Provinz in Serbien-Montenegro zu etablieren.
Der Weg dahin ist noch lang, dennoch sollen in dieser Arbeit die ersten Etappenziele aufgezeigt werden, die das Kosovo nach dem Motto „Friedenskonsolidierung durch Institutionenbildung“ zur autonomen Region machen sollen: „Im Kosovo ist unser Ziel nicht ,nation-building’, sondern ,institution-building’. Wir unterstützen Institutionen und gesellschaftliche Verhaltensweisen, die selbsttragend werden sollen.“2
Die Nation als zentraler Begriff politischer Integration3 wird von den Kosovaren4 als Argument für ihre Unabhängigkeitsbestrebungen gesehen. Die Kosovaren bezeichnen sic h selbst als Albaner und sind mit den existierenden Staatsgrenzen nicht zufrieden. Deshalb arbeiten sie mit ihrem stark ausgeprägten Nationalismus. Der kosovarische Nationalismus handelt offensiv nach innen und außen und zeichnet sich durch eine überzogene nationale Identifikation und teilweise erzwungene gewaltsame Gleichschaltungsversuche aus. Das durchaus starke Sendungsbewusstsein und die Berufung auf ihre Jahrhunderte alte Geschichte führt zur Abwertung der im Kosovo lebenden Minderheiten, die hauptsächlich serbischer Herkunft sind. Ziel dieser Arbeit ist, die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Befriedung des Kosovo darzustellen und einen Einblick in den Nationalismus der Kosovaren zu geben.
Zuerst werde ich grundlegende Informationen zu den Gegebenheiten und Konfliktstrukturen im Kosovo aufbereiten. Weiterhin werde ich auf die politische Friedensordnung für die Region eingehen und diese nach den Rahmenbedingungen, des Prozesses und der Nachhaltigkeit untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Untersuchungsgegenstand
- Voraussetzungen und Konfliktstrukturen
- Bevölkerungsstruktur
- Geschichte
- Ethnische Konflikte
- Nation oder Staat
- Kennzeichen einer Nation nach Karl W. Deutsch
- Kosovaren - Albaner oder eigene Nationalität
- UÇK
- Nation oder Staat
- Friedenskonsolidierung durch Institutionenbildung
- Rahmenbedingungen: die politische Friedensordnung
- Rambouillet-Abkommen
- UN-Resolution 1244
- UNMIK und KFOR
- Stabilitätspakt für Südosteuropa
- Prozess und Erfolg: Friedenskonsolidierung in vier Dimensionen
- Sicherheitspolitische Dimension
- Politische Dimension
- Psycho-soziale Dimension
- Ökonomische Dimension
- Zusammenspiel der vier Dimensionen
- Stabilität und Nachhaltigkeit: Voraussetzungen der UNMIK
- Mandat und Mittel
- Autorität und Lernfähigkeit
- Zielstrebigkeit und Reihenfolge
- Fazit
- Rahmenbedingungen: die politische Friedensordnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Friedenskonsolidierung im Kosovo nach dem Ende des jugoslawischen Bürgerkriegs. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern die Bildung von Institutionen zur Stabilisierung des Landes beitragen kann und wie der Nationalismus der Kosovaren diese Bemühungen beeinflusst.
- Friedenskonsolidierung im Kosovo
- Institutionenbildung als Instrument der Stabilisierung
- Kosovarischer Nationalismus und seine Auswirkungen
- Ethnische Konflikte zwischen Albanern und Serben
- Rolle internationaler Akteure
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung des Untersuchungsgegenstandes und erläutert die Zielsetzung sowie den Forschungsansatz. Im zweiten Kapitel werden die Voraussetzungen und Konfliktstrukturen im Kosovo untersucht, wobei die Bevölkerungsstruktur und die historische Entwicklung des Gebiets im Fokus stehen. Kapitel 3 beleuchtet die ethischen Konflikte in der Region, insbesondere die Frage der Nation und des Staates und die Rolle der Guerilla-Organisation UÇK. Im vierten Kapitel geht die Autorin auf die Friedenskonsolidierung durch Institutionenbildung ein und analysiert die politischen Rahmenbedingungen, den Prozess und die Nachhaltigkeit der Bemühungen.
Schlüsselwörter
Friedenskonsolidierung, Institutionenbildung, Kosovo, Nationalismus, Albaner, Serben, Ethnische Konflikte, UNMIK, KFOR, Rambouillet-Abkommen, Stabilitätspakt für Südosteuropa
- Quote paper
- Karola Hoffmann (Author), 2005, Friedenskonsolidierung durch Institutionenbildung im Kosovo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43868