Politainment. Deutschland vs. USA

Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Politsatiresendungen in Deutschland und USA anhand der heute-show und Last Week Tonight


Bachelorarbeit, 2015

103 Seiten, Note: 1,7

Lina Holl (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Politainment?
2.1 Definition des Unterhaltungsbegriffs
2.2 Infotainment – Politainment

3 Die Rolle des Fernsehens in der politischen Berichterstattung
3.1 Die Veränderung des Medienkonsums und -angebots
3.2 Das Fernsehen als politische Informationsquelle
3.3 Das politische Interesse und die politische Informiertheit
3.4 Die Unterhaltung als Erfolgsfaktor der politischen Berichterstattung

4 Das Genre der Politsatiresendung
4.1 Die Besonderheiten der (Polit-)Satire
4.2 Darstellungsmittel der Politsatiresendung
4.3 Chancen und Risiken von Politainment

5 Politainment im deutschen und US-amerikanischen Fernsehen
5. 1 Politsatire im deutschen Fernsehen
5.1.1 Das Rundfunksystem in Deutschland
5.1.2 Politsatire im Fernsehen
5.2 Politsatire im US-amerikanischen Fernsehen
5.2.1 Das Rundfunksystem in den USA
5.2.2 Politsatire im Fernsehen
5.3 Politsatire Deutschland/USA im Vergleich

6 Forschungsdesiderat

7 Forschungsdesign
7.1 Methodisches Vorgehen
7.2 Die Stichprobe
7.3 Das Codebuch
7.4 Reliabilität und Validität
7.5 Durchführung der Analyse

8 Ergebnisse der Inhaltsanalyse
8.1 Allgemeiner Vergleich
8.2 Hypothese der Themenverteilung
8.3 Hypothese der Personalisierung
8.4 Hypothese der Aufbereitung
8.5 Hypothese der Bewertung
8.6 Konklusion der Inhaltsanalyse

9 Fazit und Ausblick

10 Literaturverzeichnis

11 Anhang

12 Codebuch

13 Codebogen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ressortzuordnung der Themen

Abbildung 2: Verwendung der politischen Ressorts

Abbildung 3: Personalisierte Aussagen je Themenressort

Abbildung 4: Mittelwerte der personalisierten Aussagen

Abbildung 5: Grad der Personalisierung der Ressorts

Abbildung 6: Hauptakteure der Beiträge je Sendung

Abbildung 7: Hauptakteure der politischen und nicht-politischen Beiträge

Abbildung 8: Verwendete Visualisierungsmittel

Abbildung 9: Gegenüberstellung der verwendeten Visualisierungsmittel pro Minute

Abbildung 10: Vergleich des Aktualitätsbezugs

Abbildung 11: Vergleich der Ausgewogenheit der Kommentierung

Abbildung 12: Vergleich des Informationsgehaltes

Abbildung 13: Vergleich der Bewertung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anzahl der Beiträge beider Sendungen

Tabelle 2: Anzahl der Beiträge aus der heute-show

Tabelle 3: Anzahl der Beiträge aus Last Week Tonight

Tabelle 4: Beitragslängen aller Beiträge

Tabelle 5: Länge der Beiträge aus der heute-show

Tabelle 6: Länge der Beiträge aus Last Week Tonight

Tabelle 7: Gegenüberstellung der Anzahl der politischen Beiträge beider Sendungen

Tabelle 8: Korrelationsuntersuchung der Platzierung der politischen Beiträge

Tabelle 9: Anzahl der personalisierten Aussagen beider Sendungen

Tabelle 10: Anzahl der personalisierten Aussagen pro Minute beider Sendungen

Tabelle 11: Personalisierte Aussagen pro Minute in politischen Beiträgen

Tabelle 12: Personalisierte Aussagen pro Minute in nicht-politischen Beiträgen

Tabelle 13: Korrelationsuntersuchung der Anzahl der personalisierten Aussagen in politischen Beiträgen

Tabelle 14: Test auf Normalverteilung

Tabelle 15: Korrelation der Anzahl der personalisierten Aussagen und Name der Sendung

Tabelle 16: Korrelation des Grades der Personalisierung und Hauptakteur

Tabelle 17: Korrelation der verwendeten Bilder und Name der Sendung

Tabelle 18: Verwendete Bilder pro Minute in Last Week Tonight

Tabelle 19: Verwendete Bilder pro Minute in der heute-show

Tabelle 20: T-Test der verwendeten Bilder pro Minute und Name der Sendung

Tabelle 21: Korrelation der Bewertung des Themas, Anzahl der personalisierten

Aussagen und Name der Sendung

Tabelle 22: Korrelation der Bewertung und Länge des Beitrages..

1 Einleitung

„Unterhaltung im Fernsehen […] lässt sich nicht auf bestimmt, einzelne Programme reduzieren, [sondern] ist vielmehr programmübergreifend, allgemein gültig“ (Faulstich 1982, zit. in Schicha/Brosda 2002,15).

Wie Faulstich schon 1982 formulierte, ist auch die heutige deutsche und US-amerikanische Fernsehlandschaft geprägt von Unterhaltung. Sei es in Kinofilmen, Sitcoms oder Talkshows – das Publikum wird stets zum Lachen gebracht (vgl. Michael 2005, 27). Aber auch aus informierender Kommunikation sind Unterhaltungselemente nicht mehr wegzudenken. So ist diese Vermischung aus Informationen und Unterhaltung schon seit Ende der 1980er Jahre unter dem Begriff des Infotainments bekannt (vgl. Klöppel 2008, 9). Laut des aktuellen Programmberichts der Landesmedienanstalt bieten einige deutsche Sender bereits mehr unterhaltende Inhalte als informierende an (vgl. Programmbericht 2014, 130ff). Unterhaltene Formate gewinnen mehr und mehr an Bedeutung und diese Entwicklung ist auch in der politischen Kommunikation zu beobachten. Als eine Variante des Infotainments wird das Verschwimmen der Grenzen zwischen politischer Information und Unterhaltung als Politainment bezeichnet. Erkennbar ist dieses Genre durch die zunehmende Anzahl an Auftritten von Politikern in Talkshows, Fernsehshows oder Boulevardmagazinen aber auch an der wachsenden Beliebtheit der Politsatiresendungen (vgl. Schicha/Brosda 2002, 7). Oft steht diese Entwicklung jedoch in Kritik, da die politische Informiertheit der Bevölkerung für das Funktionieren einer Demokratie von großer Bedeutung ist und befürchtet wird, dass die unterhaltenden Inhalte im Fernsehen dem Publikum ein reduziertes und verzerrtes Bild von der Realität übermitteln. Auf der anderen Seite scheint es sich allerdings in der heutigen Gesellschaft um eine Notwendigkeit zu handeln, Informationen unterhaltsam zu verpacken um die Aufmerksamkeit der Zuschauer überhaupt generieren zu können. Denn erst dadurch, würde es möglich sein, eine komplexe Gesellschaft organisieren zu können und einen öffentlichen Diskurs zu ermöglichen (vgl. Koziol 2002, 5). Laut Wenzel (1998, 157) lasse sich die Entwicklung hin zur allgegenwärtigen Unterhaltung unter dem Begriff der Amerikanisierung zusammenfassen.

In der vorliegenden Arbeit soll eine Variante des Politainments, die Politsatiresendung, näher betrachtet werden. Unter Berücksichtigung der Amerikanisierung, soll hierbei herausgefunden werden, in wie weit sich das Genre der Politsatiresendungen aus Deutschland mit dem der USA vergleichen lassen. Untersucht werden soll diese Frage anhand der deutschen heute-show und der US-amerikanischen Sendung Last Week Tonight. Eventuelle Gemeinsamkeiten oder Unterschiede sollen mittels der Kriterien der Themenverteilung, der Personalisierung, der Aufbereitung der Themen, der Visualisierung und des Negativismus erarbeitet und erklärt werden. Im folgenden theoretischen Teil der Arbeit wird dazu zunächst eine definitorische Eingrenzung des Begriffes „Politainment“ vorgenommen, um begriffliche Irritationen vorzubeugen. Anschließend folgt die Überleitung auf die Rolle des Fernsehens in der politischen Berichterstattung. Dabei stehen die Zunahme des Medienkonsums der Rezipienten, die Aufgaben des Fernsehens in der politischen Kommunikation, die Veränderung des politischen Interesses der Bevölkerungen sowie die Unterhaltung als Erfolgsfaktor im Vordergrund. Anschließend wird auf die Besonderheiten der politischen Satire und deren Darstellungsmittel im Fernsehen eingegangen, ehe die Diskussion über die möglichen Chancen oder Risiken dieser Entwicklung Anklang findet. Abschließend werden sowohl die beiden Fernsehrundfunksysteme der Länder Deutschland und USA, sowie die Entwicklung und aktuelle Stellung des Genres der Politsatire dargestellt. Im empirischen Teil der Arbeit soll mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse schließlich der Vergleich der Sendungen erfolgen. Nach der Erläuterung der Vorgehensweise in Bezug auf das methodische Vorgehen der Untersuchung, werden die Hypothesen analysiert und die Ergebnisse ausgewertet, um abschließend die Forschungsfrage beantworten zu können.

2 Was ist Politainment?

Um auf die Bedeutung und Entstehung des Begriffs Politainment eingehen zu können, ist zunächst zu klären, was allgemein unter dem Begriff der Unterhaltung, die durch Medienrezension entsteht, zu verstehen ist.

2.1 Definition des Unterhaltungsbegriffs

Der Begriff Unterhaltung ist wissenschaftlich nicht genau definiert, „obwohl jede und jeder weiß was ihn oder sie unterhält“ (Dyer 1992, zit. in Goldbeck 2004, 37). Unterhaltung ist jedoch kein eindeutiger Begriff, denn „[…] [w]as für einige Unterhaltung ist […], mag für andere ganz und gar nicht unterhaltend sein. Und was wir unter bestimmten Umständen unterhaltsam finden […], mag uns zu anderer Zeit nicht unterhalten.“ (Ang 1999, zit. in Goldbeck 2004, 37). Nach Seßlen (1993) bestehen die Aufgaben der Medienunterhaltung gegenüber dem Zuschauer unter anderem aus der „Einübung von Wertvorstellungen, […] [dem] Gefühl sozialer Harmonie […][und der] Lenkung des Konsumverhaltens“ (Seßlen 1993, zit. in Schicha/Brosda 2002, 10). Zudem kann ein Inhalt nicht durch die Produktion als Unterhaltung eingeteilt werden, denn auch ein Inhalt, der zur reinen Informationsvermittlung bestimmt war, kann unterhaltsame Wirkungen auf den Rezipienten ausüben (vgl. Klöppel 2008, 16). Laut einer Studie von Dehms aus dem Jahr 1984, entscheiden die Zuschauer bei der Rezeption des Inhaltes automatisch, ob sie das Gesehene eher unterhaltsam oder eher langweilig finden (vgl. Goldbeck 2004, 39). Früh (2003, 39) ergänzt dieses Ergebnis indem er sagt, Medienangebote selbst könnten noch keine Unterhaltung ausmachen, sondern würden lediglich Unterhaltungspotenziale aufweisen. Nur bei einem entsprechenden „triadischen Fitting“ (ebd.) würden diese wirksam werden, „d.h. wenn die Unterhaltungsangebote zu den eigenen momentanen Bedürfnissen passen und auch das Umfeld geeignet ist, Unterhaltung zu ermöglichen“ (ebd.). Ob ein Inhalt letztendlich unterhaltend ist, kann demnach nicht extern bestimmt oder festgelegt werden, sondern wird von jedem Rezipienten unterschiedlich empfunden. Wichtige Faktoren dafür sind die jeweilige Stimmungslage und die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse (vgl. Klöppel 2008, 14). Allgemein kann festgehalten werden, dass der Rezipient dann von einer Sendung unterhalten ist, wenn sie „Spaß macht, […] abwechslungsreich ist und er das Gesehene lustvoll aufnimmt“ (Michael 2005, 73). Unterhaltsame Darstellungen werden allgemein mit „Annehmlichkeit, Abwechslung, Zerstreuung, Stimulation, Erleben, […] Erholung“ (Schicha/Brosda 2002, 10) usw. verbunden. Die unterhaltsamen Inhalte im Fernsehen werden jedoch eher negativ betrachtet, da sie als „banal, belanglos [und] flachsinning“ (ebd., 11) gelten und als „Flucht aus der realen Welt“ (ebd.) verstanden werden. Zusammenfassend kann Unterhaltung nicht als fixierter Begriff festgehalten werden, sondern eher als „Terrair […], das von RezipientInnen auf andere Weise beschritten wird als von Produktionsfirmen und auf dem unterschiedliche Diskurse zusammenlaufen“ (Goldbeck 2004, 40).

2.2 Infotainment – Politainment

Der Begriff Infotainment ist amerikanischen Ursprungs und setzt sich zusammen aus den Wörtern Information und Entertainment, also Unterhaltung, und bezeichnet die zunehmende Vermengung von Informationsformaten und Unterhaltungselementen in den Medien (vgl. Klöppel 2008, 9). Laut Dörner (2006, 26) zeichne diese „Omipräsenz massenmedial inszenierter Unterhaltungsangebote“ die heutige Gesellschaft aus. Im Fernsehen sei das Genre des Infotainments erkennbar durch die Darstellung der Themen, welche oftmals innerhalb von bunten und farbenfrohen Fernsehstudios stattfinde, mit umgangssprachlicher Wortwahl und lockerem Auftreten der Moderatoren einhergehe und die durch vermehrten Einsatz von digitalen Effekten für den Zuschauer attraktiv dargestellt werden. Hauptsächlich könne Infotainment jedoch an der Auswahl der Themen erkannt werden, da diese Formate sich vermehrt auf kurze Erzählungen stützen, die den Zuschauer emotional berühren. Die Themen würden darüber hinaus in einer unterhaltenden Art und Weise vorgetragen werden, anstatt ausschließlich anhand Fakten und Argumenten, wie es in den herkömmlichen Nachrichtensendungen der Fall sei (Wirth 2000, zit. in Klöppel 2008, 9). Dabei würden die Grenzen zwischen Unterhaltung und Information teilweise so stark verschwimmen, dass sie kaum noch zu erkennen seien (vgl. Klöppel 2008, 16). Auch fiktionale Nachrichtensendungen seien zum Teil, durch sehr ähnliche Gestaltung und Aufmachung der Sendungen, nicht mehr von non-fiktionalen Berichterstattungen zu unterscheiden (ebd., 10). Diese Entwicklung könne als eine Antwort auf die zunehmende Nachfrage nach Unterhaltungsinhalten der Rezipienten verstanden werden, wodurch die Programmgestalter „gezwungen werden, neue Formate zu entwickeln, die dem tatsächlichen oder vermeintlichen Bedürfnis der Zuschauer nach Unterhaltung[…]“ entsprechen (vgl. Schicha/ Brosda 2002, 13). Laut Udo Michael Krüger vom Kölner Institut für empirische Medienforschung würden sich die Fernsehsender durch den Einsatz von Infotainmentformaten, zum einen eine größere Reichweite erhoffen um somit die Möglichkeit haben mehr Menschen mit der Information erreichen zu können. Hauptsächlich gehe es den Fernsehsendern allerdings darum, eine größere Akzeptanz beim Publikum zu erlangen und sich durch höhere Einschaltquoten von den Wettbewerbern abzusetzen (ebd., 10). In Folge dessen habe sich die Aufteilung der Sendezeit verändert, sodass laut Schicha und Brosda (2002, 8) im Jahr 2002 bereits drei Viertel der gesamten Sendezeit im Fernsehen aus unterhaltenden Medieninhalten bestanden habe und somit die Informationsprogramme immer weiter in den Hintergrund gerückt wurden. Genau wie bei dem Begriff der Unterhaltung, könne die Wirkung von Infotainmentangeboten auf den Rezipienten nicht durch die Produktion des Medieninhaltes festlegt werden, denn der Zuschauer entscheide selbst wie er die Fernsehsendung rezipieren möchte: entweder als Informations- oder als Unterhaltungssendung (vgl. Früh/Wirth 1997, 368). Infotainment meint dementsprechend die unterhaltsame Darstellung von Informationen oder auch die ausschließliche Präsentation von Informationen, die einen Unterhaltungswert besitzen und somit auch als „soft news“ bezeichnet werden (vgl. Früh/Wirth 1997, 368).

Der sich daraus ableitende Begriff des Politainments ist um 1990 entstanden und bezeichnet eine spezielle Form des Infotainments, nämlich die Verschmelzung von politischer Information und Entertainment (vgl. Dörner 2006, 31). Es handle sich dabei um eine Form der massenmedialen Kommunikation, die politische Ereignisse und Akteure mit unterhaltenden Stilmitteln darstelle und stehe beschreibend für die mediale Öffentlichkeit im Zeitraum des Übergangs vom 20. zum 21. Jahrhundert. Politainment könne nach Dörner (2001) in zwei Ebenen aufgeteilt werden: die unterhaltende Politik und die politische Unterhaltung. Als ersteres bezeichnet er einen Medieninhalt, bei dem die politischen Akteure selbst auf unterhaltende Stilmittel zurückgreifen würden, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu gewinnen. Diese Form des Politainments sei hauptsächlich innerhalb von Wahlkämpfen zu beobachten. Die zweite Ebene, die politische Unterhaltung, trete dann auf, wenn die Unterhaltungsindustrie sich politische Inhalte zu nutzen mache um Aufmerksamkeit von den Rezipienten zu erfahren (vgl. Arendt/Rössler 2014, 315f). Dabei werde auf politische Akteure, Ereignisse und Geschehnisse zurückgegriffen, „um sie als Materialien bei der Konstruktion ihrer fiktionalen Bildwelten zu verwenden“ (Dörner 2006, 117) und somit die Attraktivität der Sendung für den Zuschauer zu erhöhen und Interesse zu wecken. Die Ziele dieser Form des Politainments seien hauptsächlich umsatzorientiert und eher sekundär auf politische Ziele ausgerichtet (ebd.). Dies zeigt, dass einerseits die Politik selbst die Entwicklung zum Politainment vorantreibe, durch die Verwendung der medialen Unterhaltungselemente. Andererseits werden die Themen Politik und politische Akteure in der Unterhaltungskultur verwendet, um die Sendungen für den Zuschauer interessanter zu gestalten (vgl. Nieland/Kamps 2004, 17) und dessen Interesse für politische Ereignisse zu stärken (vgl. Schicha/Brosda 2002, 14). Als Beispiele der politischen Unterhaltung im Fernsehen können Filme oder TV-Serien mit politischem Inhalt, politische Satireshows, Satirezeitschriften oder Satire-Blogs genannt werden (vgl. Dörner 2006, 36). Khorrami (2011, 33) beschreibt einen weiteren Unterschied vom Politainment zum Infotainment durch die Ressortzuordnung der verwendeten Themen: Während die Beiträge im Infotainment meist einem bestimmten Ressort zuzuordnen sind, würden im Politainment die politischen Hintergründe zum Teil völlig außer Acht gelassen werden. Nicht selten würden es sich dabei um „human interest“ Nachrichten handeln, die nur noch den politischen Akteur als Person betrachten, ungeachtet seiner politischen Stellung und Aufgaben. Dörner (2006, 17) sieht in der Entwicklung des Politainments auch Risiken verborgen, denn da die unterhaltende politische Kommunikation heutzutage fest im Fernsehprogramm etabliert ist, würden viele Rezipienten die politischen Informationen ausschließlich über einen unterhaltenden Kontext erfahren.

3 Die Rolle des Fernsehens in der politischen Berichterstattung

3.1 Die Veränderung des Medienkonsums und -angebots

Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt der tägliche Medienkonsum der deutschen Bevölkerung kontinuierlich zu, wie die Ergebnisse einer Langzeitstudie, welche im Fünf-Jahres-Rhythmus vom ARD und ZDF durchgeführt wird, aufzeigt. Demnach nahm der Medienkonsum von Mitte der 1990er Jahre bis 2014 um mehr als 50 Prozent zu. Insbesondere das Fernsehen wird von der deutschen Bevölkerung intensiv genutzt und gilt als beliebtestes Freizeitmedium. Laut der Studie nutzen die Deutschen täglich 240 Minuten das Fernsehen, gefolgt von 192 Minuten Radio und 111 Minuten Internet (vgl. ARD-ZDF-Onlinestudie 2014). Auch in den Vereinigten Staaten lasse sich ein Wachstum des Medienkonsums beobachten. Bereits im Jahr 1999 hätten die amerikanischen Bürger, nach Abzug des Schlafes und der Arbeitszeit, mehr Zeit mit Fernsehen verbracht, als mit einer anderen Beschäftigung. In einem Haushalt in den USA sei das Fernsehgerät durchschnittlich ca. acht Stunden eingeschaltet gewesen, während die Zeit des täglichen Konsums der einzelnen Menschen bei ca. 240 Minuten gelegen habe (vgl. Kamps 1999, 142). Im Jahr 2015 liegt der Konsum von Fernsehinhalten bereits bei 255 Minuten täglich, gefolgt von 171 Minuten der Nutzung von mobilen Inhalten und 142 Minuten der Internetnutzung (vgl. Statista 2015a). Anhand eines Vergleiches der Mediennutzungsdauer von Fernsehen, Internet, Hörfunk und Tageszeitung kann der Schluss gezogen werden, dass das Fernsehen nach wie vor das Medium mit der größten Reichweite ist. Das Wachstum des Medienkonsums lasse sich vor allem auf die Expansion der Massenmedien zurückführen und auf die technischen Errungenschaften, wie das Internet und die mobilen Endgeräte. Dadurch habe sich die massenmediale Kommunikation hinsichtlich der Reichweite, der Geschwindigkeit und der Unabhängigkeit der räumlichen Nutzung rasant verbessert (vgl. Ridder/Engel 2001). Die Anzahl der Informationsquellen hat ebenfalls enorm zugenommen, wodurch es zu einer starken „Diversifikation des Angebots an Inhalten und Medienformaten [kam]“ (Schulz 2008, 21). Im Zuge der Expansion habe sich auch die Anzahl der deutschlandweiten Fernsehsender seit den 90er Jahren bis 2008 verdreifacht (ebd., 22). Obwohl eine stetige Steigerung der Nutzung zu verzeichnen sei, kann sie dennoch nicht die Steigerungsrate des Angebots abdecken, „so dass schon seit längerem eine‚ Informationsüberlastung‘ der Bevölkerung beklagt wird“ (ebd., 23). Auch der Bereich der Politik sei durch diese Veränderungen, die auch mit dem Begriff des Medienwandels beschrieben werden, stark beeinflusst worden (vgl. Schulz 2008, 21). In Folge der erhöhten Nutzungszeit der Medien, habe sich auch die „dauerhafte Inklusion des Publikums in das Öffentlichkeitssystem erhöht“ (Tenscher 2003, 44f). Dies bedeutet, dass die Beobachtung der Politik durch die Bürger zugenommen hat und inzwischen hauptsächlich durch die Beobachtung der Medien erfolgt. Durch die anhaltende Innovationsdynamik der Medientechnik sei darüber hinaus ein Verschwimmen der Grenze zwischen Individual- und Massenkommunikation zu beobachten (vgl. Kamps 2004, 66).

3.2 Das Fernsehen als politische Informationsquelle

Das Fernsehen fungiert heutzutage sowohl in Deutschland als auch in den USA als zentraler Informationskanal für den Großteil der Bevölkerung (vgl. Dörner 2006, 109). Michael (2005, 45) sieht diese starke Position des Fernsehens in der starken Glaubwürdigkeit des Mediums begründet. Diese entstehe bei den Menschen laut einer Emid-Untersuchung auf Grund von vier Faktoren: Zum ersten aufgrund der visuellen Information, die als „Maßstab für die Glaubwürdigkeit“ (ebd.) zähle, da sie den Zuschauern das Gefühl der „Augenzeugenschaft“ (ebd.) vermittele. Zweitens, da die Rezipienten glauben, das Fernsehen könne sich nur an Tatsachen orientieren und daher der Eindruck entstehe, dass es ausschließlich die Wahrheit aussagen könne. Außerdem würde das Fernsehen als eine „amtlich gut kontrollierte Institution [angesehen werden], der das Lügen verboten ist und der man deshalb trauen kann“ (ebd., 43) und viertens, aufgrund der „Aktualität und Unmittelbarkeit der Berichterstattung“ (ebd.), welche auf die Glaubwürdigkeit des Mediums wiederrum eine unterstützende Wirkung ausübe. Zudem sei der zeitliche Aufwand der Rezension geringer als bei anderen Informationsmedien, wie beispielsweise der Tageszeitung (vgl. Leidenberger 2015, 51). Daher habe sich der Fernsehkonsum im Laufe der Jahre „als wichtiges Strukturelement im Tagesablauf vieler Menschen etabliert“ (Nitsch/Lichtenstein 2013, 390). Vor allem im Bereich der politischen Kommunikation habe das Fernsehen aufgrund seiner hohen Nutzungsdauer, der hohen Glaubwürdigkeit und der großen Reichweite eine wichtige Funktion inne, da hierdurch die Möglichkeit bestehe, auch die Menschen zu erreichen, die ein geringes politisches Interesse aufweisen würden (vgl. Maurer 2009, 129). Bei der politischen Kommunikation durch das Fernsehen handle es sich laut Eilders (2006) um einen „top-down“-Prozess, in dem „die Informationen aus der Politik […] von ‚oben‘ aus dem politischen System nach ‚unten‘ an die Bevölkerung weiter gegeben [werden]“ (zit. in Leidenberger 2015, 44). Zu den politischen Informationen, die an die Zuschauer vermittelt werden, zählt das „Wissen über politische Strukturen, politische Akteure [und] zentrale politische Themen“ (Maier 2009, zit. in Leidenberger 2015, 49). Zwar verweist Schulz (2008, 26) darauf, dass bei der Betrachtung der Nutzungsdauer und der Nutzungsmotive des Fernsehens, besonders hinsichtlich der Nutzung im Sinne von politischer Information, zu beachten ist, dass stets mit Durchschnittswerten gearbeitet wird. Die Informationsnutzung der Bevölkerung unterliege verschiedenen Faktoren, wie die sozio-demographischen Eigenschaften der Personen, das politische Interesse oder auch der Bildung. Im Allgemeinen könne aber davon ausgegangen werden, dass der Großteil der Bevölkerung die politischen Informationen über das Massenmedium Fernsehen beziehe (vgl. Schulz 2008, 26), da die meisten Menschen politische Ereignisse nicht persönlich erfahren würden, sondern nur durch dieses Medium vermittelt bekämen (vgl. Eilders/ Burnmester/Lampert 2007, 16). Daher wird dem Fernsehen die Macht zugeschrieben, die politischen Entscheidungen und Handlungen der Zuschauer anhand der Berichterstattung beeinflussen zu können (vgl. Schulz 2008, 26.), indem beispielsweise ein positives Image eines Politikers während eines Wahlkampfes hergestellt wird (vgl. Maurer 2009, 129). Aus diesem Grund werde dem Fernsehen eine große Verantwortung zugeschrieben, da es dazu in der Lage sei, das Bild zu prägen „welches […] wir in den Köpfen tragen, welche Bewertungen wir wählen und wie wir uns zu den Gegebenheiten verhalten“ (Dörner 2006, 109). Folglich stelle das Fernsehen durch diesen „starken meinungsbildende[n] Effekt […] ein außerordentliches Machtmittel dar[...]“ (Michael 2005, 46), da es unter anderem von der Qualität der politischen Berichterstattungen abhängig sei, ob die Bevölkerung genug politisches Wissen erwerben konnte, um sich ein Urteil bilden und rationale Entscheidungen treffen zu können (vgl. Leidenberger 2015, 49). Obgleich das Fernsehen von einem Großteil der Bevölkerung als politische Informationsquelle genutzt wird, sei es im Gegensatz zu anderen Informationsmedien weniger dazu geeignet, die komplexen Sachverhalte und Zusammenhänge der Politik darzustellen (vgl. Michael 2005, 45). Das Fernsehen, als emotionales Medium, sei nämlich darauf angewiesen, die abstrakten Inhalte zu vereinfachen, zu reduzieren und zu illustrieren, um den Zuschauer erreichen zu können (vgl. Schümchen 2002, 9). Ein Mittel zur Vereinfachung und Darstellung sei dabei die Personalisierung von politischen Ereignissen auf einzelne politische Akteure (vgl. Michael 2005, 45). Auch wenn es einerseits viel Kritik gegen die Komplexitätsreduzierung gibt (vgl. Strohmeier 2004, 42), entstehen daraus laut Schümchen (2002, 9) auch positive Effekte. Er sieht mit dem Fernsehen die Möglichkeit, auch die Zuschauer mit politischen Informationen zu versorgen, die weniger daran interessiert sind und das Fernsehen hauptsächlich aus Unterhaltungszwecken nutzen. Dadurch biete es für Menschen mit geringem politischem Interesse eine Art Ausweg aus der Orientierungslosigkeit der Politik und ermögliche es ihnen, durch die Vereinfachung und der erlebbaren visuellen Eindrücke der Inhalte, sich ebenfalls eine politische Meinung bilden zu können. Dennoch ist, durch den stetig wachsenden Wunsch nach Unterhaltung der Rezipienten, schon in einer Analyse der Programmstrukturen der deutschen Fernsehvollprogramme zwischen den Jahren 1998 und 1999 eine drastische Reduktion an politischen Informationsgehalten verzeichnet worden, die durch wachsende Unterhaltungsangebote verdrängt worden seien (Weiss/Trebbe 2000 zit. in Schicha/ Brosda 2002, 9). Die Rolle des Fernsehens als politische Informationsquelle wurde von Weiss/Trebbe im Jahr 2000 schon mit einem Bedeutungsverlust versehen (vgl. Knop 2007 zit. in Nitsch/Lichtenstein 2013, 390). Eine Statistik aus dem Jahr 2002 zeigt allerdings das Gegenteil an. Demnach bezogen 56 Prozent der deutschen Bevölkerung ihre Informationen über die Politik aus dem Fernsehen, gefolgt von 28 Prozent aus der Tageszeitung und 11 Prozent aus dem Radio. Lediglich 3 Prozent gaben das Internet als hauptsächliche Informationsquelle an. Diese Werte sind vergleichbar mit denen der USA, in denen 67 Prozent der Bevölkerung das Fernsehen als Hauptinformationsquelle für politische Informationen angeben, 17 Prozent die Tageszeitung, 7 Prozent das Radio und 6 Prozent das Internet (vgl. Lengauer 2007, 76). Auch 2013 ist das Fernsehen in beiden Ländern als wichtige Informationsquelle etabliert, wie eine Statistik aus dem Jahr 2013 aufzeigt. Demnach beziehen 94 Prozent der deutschen Frauen und 89 Prozent der deutschen Männer ihre Informationen über politische Ereignisse und Geschehen aus dem Fernsehen. Damit liegt das Fernsehen auch 2013 noch vor den traditionellen Medien wie die Tageszeitung (77 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer) und dem Radio (72 Prozent der Frauen und 69 Prozent) der Männer. Erstaunlicherweise liegt das Internet mit 53 Prozent der deutschen Frauen und 68 Prozent der deutschen Männer relativ weit hinten in den Ergebnissen der Umfrage (vgl. Statista, 2015b). In den Vereinigten Staaten sieht die Rolle des Fernsehens als politische Informationsquelle ähnlich aus. Dort nutzen laut einer Umfrage aus dem Jahr 2015 76 Prozent der Bevölkerung das Fernsehen, Zeitschriften, Magazine, das Radio oder Themen-Webseiten als Informationsquelle für „hard news“, bezüglich Informationen über die aktuelle nationale Politik oder die Regierung (vgl. Statista 2015c).

3.3 Das politische Interesse und die politische Informiertheit

Da das Fernsehen in Deutschland und der USA immer noch das Medium mit der größten Reichweite ist und die Programmangebote stetig steigen, könnte davon ausgegangen werden, dass sich auch die Informiertheit der Bevölkerung über politische Ereignisse durch das Fernsehen steigt. Anhand einer Beobachtung aus der Einführungsphase des Fernsehens in Deutschland konnte diese Annahme zunächst bestätigt werden. Demnach konnte ein Wachstum des politischen Interesses der deutschen Bevölkerung in den 1960er Jahren statistisch nachgewiesen werden, ebenso wie ein Anstieg der Diskussionen bezüglich politischen Themen unter den Menschen (vgl. Schulz 2008, 208f). Doch schon 1970 warfen amerikanische Soziologen eine gegenteilige Vermutung auf: die Hypothese der wachsenden Wissenskluft. Tichenor, Donohue und Olien (1970) formulierten darin, dass wenn […] the infusion of mass media information into a social system increases, segments of the population with higher socioeconomic status tend to acquire this information at a faster rate than the low status segments, so that the gap in knowledge between these segments tends to increase rather than decrease.” (zit. in Schulz 2008, 181). Da sich nur die Minderheit der Bevölkerung an dem wachsendem Informationsangebot des Fernsehprogramms bediene, der Großteil jedoch auf unterhaltende Inhalte zurückgreife, würde diese Wissenskluft sich vergrößern (vgl. Michael 2005, 27). Die wichtigsten Faktoren dafür, dass Menschen Medieninhalte mit politischen Informationen rezipieren, sind ihr Interesse in politische Ereignisse und das politische Vorwissen. Denn nur mit ausreichendem Vorwissen können die Zuschauer von der Mediennutzung profitieren, da sie ansonsten die komplizierten Vorgänge nicht oder nur schwer nachvollziehen können (vgl. Schulz 2011, 173). Dadurch würden viele Botschaften des Mediums Fernsehen einigen Bevölkerungsgruppen entgehen. Diese Gruppen, die als „chronic know-nothings“ (ebd., 21f) bezeichnet werden, zeichnen sich dabei meist durch ein niedrigeres Bildungsniveau aus (ebd.). Die Autoren der Hypothese der wachsenden Wissenskluft äußern damit Kritik gegenüber der Informationsfunktion, die dem Fernsehen zugeschrieben wird (Bonfadelli 2005, zit. in Schulz 2008, 181) und machen den Fernsehnachrichten zum Vorwurf, durch “inadäquates Erfüllen seiner Informationsaufgabe für gesellschaftliche Orientierungslosigkeit“ (Meckel & Kamps, 1998, S. 16, zit. in Leidenberger 2015, 51) verantwortlich zu sein. Im Zuge dieser Hypothese wurden Untersuchungen zum politischen Wissensstand und zum Interesse in politische Ereignisse der Bevölkerung von Deutschland und der USA erbracht. In Deutschland ist dabei zu erkennen, das Interesse an politischen Informationen und klassischen Nachrichten im Allgemeinen bis 2002 auf dem Rückgang zu sein schien. Laut der letzten Shell-Studie aus dem Jahr 2010 sank das Interesse der 12 bis 25 Jährigen nach dem Jahr 1999, in dem 43 Prozent der Befragten Interesse bekundeten, bis ins Jahr 2002 auf 34 Prozent ab (LVR-Dezernat Jugend 2010, 34ff). Auch anhand der Einschaltquoten konnte diese Entwicklung beobachtet werde. Demnach schalten vor allem junge Zuschauer immer weniger in die traditionellen Nachrichten-sendungen und interessieren sich stattdessen zunehmend für Talkshows, Comedy-Sendungen und Late-Night-Shows (vgl. Knop 2007 zit. in Nitsch/Lichtenstein 2013, 390). In den letzten Jahren scheint es jedoch, dass das Interesse der Jugendlichen in politische Ereignisse wieder ansteigt, sodass im Jahr 2010 40 Prozent der Befragten angaben, sich für die Politik zu interessieren (LVR-Dezernat Jugend 2010, 34ff). Das politische Interesse der Gesamtbevölkerung in Deutschland ist seit dem Jahr 2012 bis zum Jahr 2015 nahezu konstant. Von den befragten Personen über dem Alter von 14 Jahren, gaben 2002 48,7 Prozent Interesse an und im Jahr 2015 lag dieser Wert bei 47,5 Prozent (Statista 2015d). Über das politische Wissen der deutschen Bevölkerung wurden nur wenige Beobachtungen durchgeführt. Eine der wenigen wurde im Zeitraum zwischen 1953 bis 1979 erstellt, der Zeitraum indem sich, durch die Einführung des dualen Fernsehsystems, in Deutschland die Anzahl der Fernsehsender rasant vervielfachte (vgl. Kapitel 5.1.1), wobei den Befragten politische Wissensfragen gestellt wurden. Es konnte jedoch keine aussagekräftige Zunahme des politischen Wissens festgestellt werden (Schulz 2008, 173). Eine zweite Untersuchung des politischen Wissenstandes wurde im Jahr 1985 von Bollinger und Brämer (1987) durchgeführt. Die Ergebnisse hierbei spiegelten die kritische Sichtweise der Hypothese der wachsenden Wissenskluft wider, da eine Wissensveränderung zwischen den Personen mit höherer und niedriger Bildung festzustellen war. Der Einfluss von Bildung und politischem Interesse auf das politische Interesse der Menschen sei dadurch statistisch belegt worden, nicht jedoch der Einfluss, den die Rezeption von Fernsehinhalten darauf ausüben würde (vgl. Schulz 2008, 185). Tendenziell scheint sich allerdings der TV-Konsum von ca. zwei Stunden am Tag positiv auf das politische Wissen der Rezipienten auszuwirken, wobei längerer Konsum das Gegenteil bewirken solle (vgl. ebd., 171). Es muss jedoch beachtet werden, dass in dieses Ergebnis stets noch weitere Faktoren einwirken, wie beispielsweise das Alter und die Bildung der Zuschauer (vgl. ebd., 170). Insgesamt blieb das Wissensniveau der deutschen Bevölkerung tendenziell auf demselben Niveau, wobei das Interesse an politischen Ereignissen jedoch anstieg (vgl. ebd., 173).

Im Gegensatz zu Deutschland wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika das politische Wissen der Bevölkerung über lange Zeiträume hinweg beobachtet. Als Ergebnis von mehreren Langzeitstudien, die teilweise über einen Zeitraum von 40 Jahren durchgeführt wurden, lasse sich kein aussagekräftiger Wissenszuwachs der Bevölkerung beobachten. Hinsichtlich der Hypothese der wachsenden Wissenskluft konnten indirekt Ergebnisse festgehalten werden. Obgleich ein Anstieg des Wissensniveaus der Bevölkerung durch den exponentiellen Anstieg an Informationsquellen und die Steigerung des Bildungsniveaus in dem Land zu erwarten gewesen wäre, sei das Wissen in den letzten Jahren insgesamt gesunken. Dies gelte sowohl für Menschen mit höherer als auch mit niedriger Bildung, wodurch es zu keiner Veränderung der Wissenskluft gekommen sei. Der Rückgang des politischen Wissens der US-amerikanischen Bevölkerung könne mit dem Verlust des Interessens in politische Ereignisse erklärt werden, wodurch die Motivation der Menschen zurückgegangen sei, sich zu informieren (Noelle-Neumann 1992; Bennett 1988 zit. in. Schulz 2008, 187f). Festzuhalten ist, dass das politische Wissensniveau der deutschen Bevölkerung auf demselben Niveau zu bleiben scheint, wobei jedoch das Interesse in politische Ereignisse gestiegen ist. In den USA hingegen scheinen die politische Informiertheit sowie das Interesse der Menschen in die Politik stetig zu sinken. Inwieweit diese Ergebnisse mit der Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle in Verbindung stehen, könne allerdings statistisch nicht nachgewiesen werden (Schulz 2011, 185). Ebenfalls ist bisher nicht geklärt worden, ob Fernsehprogramme, die Infotainment oder Politainment betreiben, die Möglichkeit haben, der Wissenskluft entgegenzuwirken (vgl. Wegener 2001, 53).

[...]

Ende der Leseprobe aus 103 Seiten

Details

Titel
Politainment. Deutschland vs. USA
Untertitel
Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Politsatiresendungen in Deutschland und USA anhand der heute-show und Last Week Tonight
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
103
Katalognummer
V438690
ISBN (eBook)
9783668787605
ISBN (Buch)
9783668787612
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politainment, Inhaltsanalyse, Codebuch, Heute-Show, Last Week Tonight, Satire, Empirisch, Quantitativ
Arbeit zitieren
Lina Holl (Autor:in), 2015, Politainment. Deutschland vs. USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438690

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