Obwohl die Europäische Union sich immer mehr einer politischen Union annähert und die Wirtschaften ihrer Mitgliedsstaaten teilweise seit Jahrzehnten sehr eng miteinander verwoben sind, wäre es falsch, von einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit bzw. Konformität zu sprechen. Seit längerem vorherrschende nationalistische Tendenzen vor allem innerhalb der EU 15, also den Mitgliedstaaten vor der großen Erweiterung im Mai 2004, sowie die aktuelle Diskussion zur EU-Verfassung machen deutlich, dass die europäische Integration nicht nur aus der Übernahme des Acquis communautaire durch ihre Mitgliedstaaten besteht.
ManagerInnen internationaler Konzerne, welche ins Ausland gesandt werden, sehen sich einem immer größer werdenden Erfolgsdruck ausgesetzt. Der Spracherwerb allein garantiert noch lange keinen Erfolg im Ausland. Es gilt, sich mit der Kultur, der Mentalität und den Werten des Gastlandes auseinander zu setzen, um dauerhaft von einer Zusammenarbeit zu profitieren, sowohl wirtschaftlich als auch persönlich.
Weiters lässt sich in den postkommunistischen Ländern ein Phänomen des kollektiven Kulturschocks beobachten. Dessen Erscheinungsformen und Implikationen für das Management sind von großer Bedeutung und sollten keinesfalls fälschlicherweise dem kommunistischen System und dessen Erbe zugeschrieben werden. Die Nation befand sich nach dem Umbruch 1989 und den teilweise enttäuschten Hoffnungen, welche in das neue kapitalistische System gesetzt wurden, in einer Art Schockzustand. Obwohl sich die postkommunistischen Länder nicht zuletzt dank der NATO- und EU-Beitritte mittlerweile auf dem Weg der Stabilisierung befinden, sind viele aktuelle soziologische, kulturelle, wirtschaftliche, politische und rechtliche Phänomene als Symptome eines kollektiven Kulturschocks zu interpretieren.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- HINTERGRUND
- ZIELSETZUNG
- AUFBAU DER ARBEIT
- THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- KULTURBEGRIFF
- ETISCHE VS. EMISCHE VORGEHENSWEISE
- Etische Vorgehensweise
- Kulturdimensionen nach Hofstede
- Kulturdimensionen nach Trompenaars
- Kulturdimensionen nach Hall & Hall
- Kritik an diesen etischen Konzepten
- Emische Vorgehensweise
- Kulturstandardkonzept nach Thomas
- Kritik an Thomas
- Weiterentwicklung durch Fink / Meierewert
- HANDLUNGSWIRKSAMKEIT DES INTERKULTURELLEN UMFELDS
- KULTURSCHOCK
- Der individuelle Kulturschock
- Der kollektive Kulturschock
- INTERKULTURELLES TRAINING
- CULTURAL ASSIMILATOR
- METHODIK
- AUSWAHL UND KONTAKTIERUNG DER ZIELGRUPPE
- NARRATIVES INTERVIEW
- DATENAUFBEREITUNG
- QUALITATIVE INHALTSANALYSE NACH MAYRING
- HINTERGRUNDWISSEN ÜBER POLEN
- GEOGRAPHIE UND DEMOGRAPHIE
- GESCHICHTE POLENS
- WIRTSCHAFTLICHE LAGE
- Wirtschaftssektoren
- Bruttoinlandsprodukt
- Außenwirtschaftliche Verflechtungen
- Arbeitsproduktivität
- Inflation
- Arbeitslosigkeit
- POLITISCHE SITUATION
- ABLEITUNG POLNISCHER KULTURSTANDARDS
- ,,KINDER, KIRCHE, KÜCHE“
- Starker Einfluss der Kirche in Gesellschaft und Politik
- Traditionelles Frauenbild
- Wichtigkeit von Familie
- Herzliche Gastfreundschaft
- Antisemitismus und Xenophobie
- Relativ stark ausgeprägter Antisemitismus
- Kaum ausgeprägte, aber stark differenzierende Xenophobie
- HIERARCHIE UND AUTORITÄT
- Starkes Hierarchiedenken und Betonung von Rängen
- Autoritätshörigkeit und Autoritätsproblem
- Fehlende Eigeninitiative
- Mangelnde Kundenorientierung
- NATIONALSTOLZ UND VERGANGENHEITSBEZUG
- Sehr großer Nationalstolz
- Starker Vergangenheitsbezug
- AMERIKANISMUS
- Amerikanismus
- Große Leistungsbereitschaft der jungen Generation
- KAPITALISMUS UND STATUSSYMBOLE
- Konsumorientiertes Freizeitverhalten
- Betonung von Statussymbolen
- ,,5 VOR 12\",,,KOMBINOWAĆ“ UND „POLAK POTRAFI“
- Zeitempfinden
- Schlitzohrigkeit
- Überlebenskünstler und Improvisationstalent
- GESPALTENE GESELLSCHAFT, DOPPELMORAL
- Reich vs. arm
- Junge vs. ältere Generation
- Doppelmoral
- KOMMUNIKATION UND VERHANDLUNGSVERHALTEN
- Äußerst höfliche, indirekte nonverbale und verbale Kommunikation
- Sehr forderndes Verhandlungsverhalten
- Eigenheiten der polnischen Sprache
- Elegante und gepflegte Kleidung
- KORRUPTION, FREUNDERLWIRTSCHAFT UND NEPOTISMUS
- BEZIEHUNGSORIENTIERUNG UND VERTRAUENSBILDUNG
- Sehr hohe Beziehungsorientierung
- Lange Vertrauensbildung
- SCHWACHPUNKTE VORLIEGENDER ARBEIT
- BIAS IM ZUSAMMENHANG MIT DER NATIONALITÄT
- BIAS IM ZUSAMMENHANG MIT DER BERUFSGRUPPE
- BIAS IM ZUSAMMENHANG MIT DER INTERVIEWSITUATION
- ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN DEN EINZELNEN KULTURSTANDARDS
- ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Identifizierung und Analyse von kulturrelevanten Standards in Polen aus österreichischer Sicht. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die polnische Kultur zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für die interkulturelle Zusammenarbeit im Managementkontext zu formulieren.
- Einfluss der polnischen Kultur auf die Wirtschafts- und Managementwelt
- Vergleichende Analyse polnischer und österreichischer Kulturstandards
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit
- Bewertung der Auswirkungen von Kulturstandards auf die Geschäftspraktiken
- Untersuchung der Herausforderungen und Chancen der interkulturellen Zusammenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Hintergrund der Arbeit erläutert, die Zielsetzung definiert und den Aufbau der Arbeit darstellt. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die Analyse der Kulturstandards gelegt. Hier werden verschiedene Kulturmodelle und Konzepte vorgestellt und kritisch beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Handlungswirksamkeit des interkulturellen Umfeldes und thematisiert den Kulturschock, interkulturelles Training und den Cultural Assimilator.
Kapitel vier behandelt die Methodik der Arbeit. Es werden die Auswahl und Kontaktierung der Zielgruppe, das narrative Interview, die Datenaufbereitung und die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring beschrieben. In Kapitel fünf wird ein Überblick über den Hintergrund Polens gegeben, wobei geographische und demographische Daten, die Geschichte, die wirtschaftliche Lage und die politische Situation beleuchtet werden. Kapitel sechs stellt schließlich die aus den Interviews abgeleiteten polnischen Kulturstandards vor. Diese umfassen Themen wie Familie, Religion, Hierarchie, Nationalstolz, Kapitalismus und Kommunikation.
Schlüsselwörter
Kulturstandards, interkulturelle Kommunikation, Management, Polen, Österreich, Kulturschock, interkulturelles Training, Cultural Assimilator, qualitative Inhaltsanalyse, Wirtschafts- und Managementwelt, Familie, Religion, Hierarchie, Nationalstolz, Kapitalismus, Kommunikation, Handlungsempfehlungen
- Citar trabajo
- MMag. CEMS MIM Marta Agnieszka Marciniak (Autor), 2005, Noch ist Polen nicht verloren. Polnische managementrelevante Kulturstandards aus österreichischer Sicht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43906