Die Arbeitswelt durchläuft gegenwärtig eine Phase raschen Wandels. Die Verschärfung der globalen Wettbewerbssituation zwingt immer mehr Unternehmen dazu, permanente Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Technische und organisatorische Neuerungen halten Einzug in die Büros, Ämter, Geschäfte, Laboratorien und Fertigungshallen. Somit müssen sich Organisationen und ihre Mitarbeiter einem permanenten Veränderungs- und Optimierungsprozess unterziehen. Doppler, Fuhrmann, Lebbe-Waschke und Voigt (2002, S. 19) argumentieren, dass eine Unternehmung nur auf Dauer überleben kann, wenn ihre Lern- und Änderungsgeschwindigkeiten, den Veränderungen des Umfeldes entsprechen. Starre Bereichs-, Revier- und Verantwortungsgrenzen und die dadurch gegebenen Machstrukturen werden immer mehr durch Horizontalisierung, Prozessausrichtung der Strukturen, Abflachung und Abbau von Hierarchien aufgehoben. Die Organisationsentwicklung stellt dabei eine von verschiedenen Möglichkeiten, notwendiger Veränderungs- und Anpassungsprozesse dar. Sie ist ein ausgesprochen partizipatives Konzept, mit der eine bestimmte Vorgehensweise, eine bestimmte Methode der Steuerung und Beeinflussung der Veränderungsprozesse sowie eine bestimmte Denkweise und "Philosophie" verbunden wird. Der Slogan "Betroffene zu Beteiligten zu machen", stellt dabei das wesentliche Merkmal dieses Konzeptes dar, auf das in dieser Arbeit immer wieder Bezug genommen wird. Organisationsentwicklung impliziert nicht nur eine Leitlinie im Umgang mit Mitarbeitern, sondern es macht auch mögliche Ursachen von Widerständen deutlich. Eine Abkehr von idealtypischen OE-Maßnahmen können Widerstandshandlungen hervorrufen, die sich auf die, in dieser Arbeit skizzierte "Theorie der psychologischen Reaktanz", bei möglicher Freiheitseinengung oder Kontrollverlust, zurückführen lassen. In Anlehnung an Schmidt (1996, S. 15) werden Widerstände im Zusammenhang mit der Reaktanztheorie betrachten und anschließend zwei Themenbereiche abgehandelt, die für das Thema dieser Arbeit von Bedeutung sein können. Erstens, wird die "Theorie der psychologischen Reaktanz" (Brehm 1966) als Reaktion auf Freiheitseinengung diskutiert werden, dabei wird auf das Konzept der Handlungsspielraumerweiterung Bezug genommen. Zweitens, Handlungsspielraumerweiterungen, die als Resultat von Organisationsentwicklungsmaßnahmen diskutiert werden, können aber auch Unsicherheiten und damit den Verlust von Handlungskontrolle produzieren. Reaktanz wird hier, in Anlehnung an Heckhausen (1988, S. 482) als unmittelbare Reaktion auf die erfahrene Nicht-Kontrollierbarkeit gesehen.
Im zweiten Teil dieser Arbeit werden dann die Bedingungen diskutiert, die zum optimalen Erfolg eines OE-Prozesses beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundverständnis von Organisationsentwicklung
- Die Laboratoriumsmethode
- Die Survey-Feedback-Methode
- Sechs Grundannahmen zum OE-Konzept nach Comelli
- Anwendung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse
- Orientierung am Menschenbild der Humanistischen Psychologie
- Betroffene zu Beteiligten machen
- Der hohe Stellenwert des Erfahrungslernens
- Die Betonung des Prozesses
- Die Notwendigkeit systemischen Denkens
- Widerstand und Reaktanz
- Psychologische Reaktanz bei Freiheitseinengung
- Psychologische Reaktanz bei Kontrollverlust
- Die Bedeutung der Theorie der psychologischen Reaktanz für die Organisationsentwicklung
- Supervision während einer Umstrukturierungsmaßnahme. Ein Beispiel
- Einfluss des Wertewandels und der Handlungsspielraum
- Die Bedeutung des Handlungsspielraums
- Handlungskontrolle
- Handlungsspielräume und Selbstkontrolle
- Erfolgreiche Organisationsentwicklung
- Interventionsebene: Individuum
- Interventionsebene: Gruppe
- Beispiele für Teamentwicklung
- Interventionsebene: Organisation
- Das Aktionsforschungsmodell
- Das NPI-Modell
- Kritische Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Ursachen und Auswirkungen von Widerständen gegenüber Organisationsentwicklungsmaßnahmen. Dabei werden sowohl psychologische Aspekte wie die Reaktanztheorie als auch die Bedeutung von Handlungsspielräumen und Selbstkontrolle betrachtet. Das Hauptziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Entstehung von Widerständen zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Organisationsentwicklung zu formulieren.
- Psychologische Reaktanz als Reaktion auf Freiheitseinengung und Kontrollverlust
- Die Bedeutung von Handlungsspielräumen für die Akzeptanz von Organisationsentwicklungsmaßnahmen
- Interventionsebenen in der Organisationsentwicklung: Individuum, Gruppe, Organisation
- Beispiele für erfolgreiche Organisationsentwicklungsstrategien
- Zusammenhang zwischen Organisationsentwicklung und Humanisierung der Arbeitswelt
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Die Einleitung führt in das Thema Organisationsentwicklung und ihre Bedeutung in der heutigen Arbeitswelt ein. Dabei werden die Herausforderungen und Chancen des Wandels, die Bedeutung von Veränderungen und Anpassungsprozessen sowie das Konzept der Organisationsentwicklung als partizipatives Konzept für Veränderungen beschrieben.
- Kapitel 3: In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Begriffs "Organisationsentwicklung" dargelegt. Es werden die wichtigsten Grundannahmen und Grundüberzeugungen dieses Konzeptes sowie die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze für die Organisationsentwicklung erläutert.
- Kapitel 4: Das Kapitel fokussiert auf das Phänomen des Widerstandes gegenüber Organisationsentwicklungsmaßnahmen. Es werden die psychologischen Grundlagen von Widerstand, insbesondere die Theorie der psychologischen Reaktanz, erklärt.
- Kapitel 5: In diesem Kapitel werden die Bedeutung des Wertewandels und der Handlungsspielräume im Kontext von Organisationsentwicklung betrachtet. Es wird erläutert, wie Veränderungen die Handlungsspielräume von Mitarbeitern beeinflussen können und welche Rolle die Selbstkontrolle in diesem Prozess spielt.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Ebenen von Interventionen in der Organisationsentwicklung. Es werden Beispiele für Interventionen auf individueller, gruppenbezogener und organisationsweiter Ebene vorgestellt.
Schlüsselwörter
Organisationsentwicklung, Reaktanztheorie, Widerstand, Handlungsspielraum, Selbstkontrolle, Interventionen, Humanisierung der Arbeitswelt, Wertewandel, Teamentwicklung, Aktionsforschung, NPI-Modell.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Rene Limberger (Autor:in), 2004, Widerstände gegenüber Organisationsentwicklungsmaßnahmen und Interventionsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43940