Inwiefern ist die Konsummoderne der Bundesrepublik nach 1945 das Ergebnis der Amerikanisierung?


Hausarbeit, 2017

17 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. These der Amerikanisierung
2.1 Begriffserklärung
2.2 Amerika als erste Massenkonsumgesellschaft der Welt
2.3 Anfänge der Amerikanisierung in Deutschland
2.4 Hochphase der Amerikanisierung nach dem Zweiten Weltkrieg
2.4.1 Amerikanisierung der Wirtschaft
2.4.2 Amerikanisierung des Alltags und der Kultur

3. Der Massenkonsum als nationales Phänomen

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die USA - ein Staat der mit vielen Aspekten in Verbindung gebracht werden kann. Wenn wir an die USA denken, denken wir oft an ein Land der Superlative. Auch heute verbinden wir Amerika mit der neusten Technik und Wissenschaft, einer modernen Kultur, der Filmindustrie und einer fortgeschrittenen Wirtschaft. Dieses amerikanische Bild existiert schon länger in unserer Gesellschaft. Nun stellt sich die Frage ob uns diese Aspekte in Deutschland betreffen und inwiefern unser Konsumverhalten von dem ,,american way of life’’1 beeinflusst wird.

Hierbei kommt die These der Amerikanisierung ins Spiel, welche sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg aufstellte, da Amerika als Siegermacht großen Einfluss auf Deutschland ausübte. Jedoch waren auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg, zu Zeiten der Weimarer Republik und des Dritten Reiches, Aspekte der Amerikanisierung erkennbar.2

Aber in wie weit reichen die Wurzeln unserer Massenkonsumgesellschaft in die USA hinein? Wie sehr hat die USA unseren Konsum beeinflusst? Oder ist diese These nur eine falsche Deutung?

Um diese Fragen zu beantworten werde ich in der folgenden Studienarbeit zuerst geschichtlich auf die These der Amerikanisierung eingehen und sie im Anschluss mit Hilfe von konkreten Beispielen erläutern. Hierbei fokussiere ich mich hauptsächlich auf die Zeit ab dem Zweiten Weltkrieg, da sich zu dieser Zeit unsere heutige Massenkonsumgesellschaft etablieren konnte.

Im Anschluss führe ich die Positionen von Manuel Schramm und Hartmut Kaelble aus, welche Argumente die gegen die

These der Amerikanisierung sprechen aufgeführt haben, um am Ende die Ausgangsfrage mit Hilfe beider Positionen zu beantworten.

2. These der Amerikanisierung

2.1 Begriffserklärung

Bereits 1901 wurde der Begriff ,,Amerikanisierung’’ von William T. Stead definiert, er verstand die Amerikanisierung als ,,eine kulturelle Praxis, in der die Vielfalt sozialer und mehr noch ethnischer Herkünfte in den Vereinigten Staaten zu einer einheitlichen ’’Nation’’ umgeformt würden’’3. Diese Definition stellt die Begriffserklärung aus der amerikanischen Sicht dar, denn die Amerikanisierung wird sowohl in den USA als auch in Europa als Begriff genutzt, beschreibt jedoch in beiden Fällen unterschiedliche Prozesse.4

Betrachtet man die Amerikanisierung aus Sicht der Europäer wird von dem Einfluss gesprochen den Amerika auf Europa ausübt. 5 Bei diesem Geschehen übernehmen die Europäer verschiedene Einflüsse und Impulse aus den USA und fügen diese in ihren Lebensstil ein. Schon zu Zeiten der Industriellen Revolution besaß die USA eine Art Vorbildfunktion für die Europäer, hier wurde die Amerikanisierung als Synonym für eine fortgeschrittene Industrialisierung verwendet.6 Andere Beispiele für diese Einflüsse wären die Bereiche der Wirtschaft, der Kultur oder der alltäglichen Lebenswelt. Trotz der Übernahme der genannten Einflüsse bleibt deren amerikanische Herkunft immer noch erkennbar, zudem bewegt sich an dieser Stelle entstehende Kulturtransfer nur in eine Richtung: von den USA in Richtung Europa.7

2.2 Amerika als erste Massenkonsumgesellschaft der Welt

Längst bevor die USA zu einer Weltmacht wurde hatte sie den Status einer Konsummoderne.8 Die Anfänge der Konsumgesellschaft in den USA gehen dabei bis in das 19. Jahrhundert zurück, denn schon damals profitierte das Land von dem Reichtum seiner Ressourcen.9 Als Vorreiter konnte Amerika eigene Konsumgewohnheiten definieren und den ,,american way of life’’10 an andere Gesellschaften vermitteln. Ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Konsumgesellschaften war die große Auswahl an verschiedenen Produkten, so gab es neben verderblichen Produkten wie weiterverarbeiteten Lebensmitteln auch zunehmend haltbare und langlebige Konsumgüter, welche den Amerikanern eine vielfältige Auswahl an Waren bot.11

Zu einer wachsenden Bevölkerungszahl kam ein rasantes Wachstum von Wirtschaft und Nachfrage hinzu, was dazu führte, dass die Anzahl der Arbeitskräfte gering war und die Löhne stiegen. Die damit einher kommenden niedrigen Lebensmittelpreise ergaben die Möglichkeit des Erwerbs hochwertiger Güter wie Autos, Staubsauger oder Telefone.

So wurde es vielen Haushältern ermöglicht nach erhöhten Standarden zu leben.12

Ein weiterer wichtiger Aspekt der amerikanischen Massenkonsumgesellschaft war die Massenproduktion am Fließband, welche bereits in das späte 19. Jahrhundert zurückgeht. Die Massenproduktion ermöglichte es Produkte durch Maschinen in großen Mengen herzustellen. Um den Verkauf dieser Produkte zu steigern wurde auf Werbung und Marktforschung gesetzt.13

2.3 Anfänge der Amerikanisierung in Deutschland

Der Anfang der Amerikanisierung kann auf keine bestimmte Zeit festgelegt werden. Bereits im späten 19.Jahrhunder wurde die USA zu der stärksten Industrienation der Welt. Hierbei fand vor allem das Konzept von Henry Ford Beachtung in Europa, dieser entwickelte die Fließbandproduktion die zu einer ,,Produktivitätsrevolution’’14 führte. Durch eine schnellere Herstellung konnten die Produkte billiger angeboten werden, wobei die hohe Zahl der Produktionen dafür sorgte, dass der Betrieb hohe Einnahmen machte und damit seine Arbeiter gut bezahlen konnte.15

Zu Zeiten der Weimarer Republik und des dritten Reichs erlangte die USA als Industrienation bereits an wirtschaftlicher und technischer Überlegenheit. Amerika galt als ein Orientierungsmuster in industrieller aber auch kultureller Hinsicht. So kamen aus Amerika neue technische Medien wie der Film, der Rundfunk oder das Grammophon16

Trotz der überwiegend positiven Resonanz und den Nachahmungsversuchen stieß die Amerikanisierung in der Zwischenkriegszeit auch auf Kritik, beispielsweise durch den Schriftsteller Stefan Zweig. Dieser schrieb 1925 von der Eroberung Europas durch Amerika: ,,[...] in Wirklichkeit werden wir Kolonien ihres Lebens, ihrer Lebensführung, Knechte einer der europäischen im tiefsten fremden Idee, der maschinellen.’’17

2.4 Hochphase der Amerikanisierung nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit Deutschlands Niederlage im Zweiten Weltkrieg stieg die USA als Siegermacht zur Führungsmacht im Westen auf.18 Nun konnte Westdeutschland unmittelbar durch die USA beeinflusst werden.

Dieser Einfluss zeigte sich durch zahlreiche Aspekte.

Einer davon ist der Marshall-Plan, welcher der U Außenminister G.C. Marshall im Jahr 1947 entwarf. Dieses Programm, welches offiziell European Recovery Program genannt wird, führte zu einer materiellen Präsenz der USA in Westdeutschland. 19 Die USA übergab Güter und Barmittel an Westeuropa20, einige dieser Güter wurden in sogenannten Care Paketen verteilt, welche Genussmittel wie Schokolade, Zigaretten oder Kaffee enthielten und den Europäern den hohen Wohlstand der Amerikaner symbolisierten.21

[...]


1 Doering-Manteuffel, Anselm, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20.Jahrhundert, Göttingen 1999, S.12

2 vgl. ebd. S.20

3 Lüdtke, Alf (Hg.), Amerikanisierung: Traum und Alptraum im Deutschland des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 1996, S.9

4 vgl. De Grazia, Victoria: Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumermodernity) in Europa. In: Siegrist, Hannes; Kaelble, Hartmut; Kocka, Jürgen (Hrsg.): Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert). Frankfurt/Main und New York 1997, S.111

5 vgl. Lüdtke, Alf (Hg.), Amerikanisierung: Traum und Alptraum im Deutschland des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 1996, S.8

6 vgl. De Grazia, Victoria: Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumermodernity) in Europa, a. a. O., S.111

7 vgl. Doering-Manteuffel, Anselm, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20.Jahrhundert, Göttingen 1999, S.11-12

8 vgl. De Grazia, Victoria: Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumermodernity) in Europa, a. a. O., S.113

9 vgl. König, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne, Stuttgart 2008, S.28

10 De Grazia, Victoria: Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumermodernity) in Europa, a. a. O., S.113

11 vgl. ebd. S.114

12 vgl. König, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne, Stuttgart 2008, S.29f.

13 vgl. De Grazia, Victoria: Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumermodernity) in Europa, a. a. O., S.114f.

14 Becker, Frank (Hg.) Mythos USA: »Amerikanisierung« in Deutschland seit 1900, Frankfurt 2006, S.21

15 vgl. ebd. S.20f.

16 vgl. Doering-Manteuffel, Anselm, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20.Jahrhundert, Göttingen 1999, S.20f.

17 Zweig, Stefan, Die Monotonisierung der Welt: Aufsätze und Vorträge, Frankfurt a.M. 1982, S.10f.

18 vgl. Schröter, Harm G., Winners and Losers. Eine kurze Geschichte der Amerikanisierung, München 2008, S.63

19 vgl. Schildt, Axel, Zur sogenannten Amerikanisierung in der frühen Bundesrepublik - einige Differenzierungen, In: Koch, Lars (Hg.): Modernisierung als Amerikanisierung? Entwicklungslinien der westdeutschen Kultur 1945-1960, Bielefeld 2007, S.29

20 vgl. Schröter, Harm G., Winners and Losers. Eine kurze Geschichte der Amerikanisierung, München 2008, S.65

21 vgl. Schildt, Axel, Zur sogenannten Amerikanisierung in der frühen Bundesrepublik - einige Differenzierungen, a. a. O., Bielefeld 2007, S.33

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Inwiefern ist die Konsummoderne der Bundesrepublik nach 1945 das Ergebnis der Amerikanisierung?
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
2.0
Autor
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V439589
ISBN (eBook)
9783668797512
ISBN (Buch)
9783668797529
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konsumgeschichte Deutschland Amerikanisierung Zweiter Weltkrieg
Arbeit zitieren
Angelika Melcher (Autor:in), 2017, Inwiefern ist die Konsummoderne der Bundesrepublik nach 1945 das Ergebnis der Amerikanisierung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439589

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