Übersetzbarkeit des Korans. Inwiefern lässt sich der Korantext übersetzen?


Trabajo Escrito, 2018

15 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Problematik der Übersetzbarkeit des Korans

3. TafsTr

4. Die sprachliche Vielseitigkeit der koranischen Wörter

5. Frühe Koranübersetzungen

6. Schluss S

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Koran - das heilige Buch der Muslime, der über 1400 Jahren ohne jegliche Änderung erhalten geblieben ist. Unter vielen besonderen Merkmalen des Korans ist ein Merkmal, dass seine Sprache sich vom einfachen Arabisch unterscheidet und sein Klang beim Rezitieren deshalb harmonisch ist. In der islamischen Tradition gilt seine Sprache als ״unnachahmlich" und wird in der Koranwissenschaft unter dem Thema ¡'gāz behandelt.1 Dadurch, dass die Sprache des Korans so komplex ist, wurden Übersetzungen schon sehr früh abgelehnt. Wie könnte man auch etwas ״Unnachahmliches" übersetzen, dessen Anordnung göttlicher Worte und Laute ist, die nicht nur "die Häute" und "Herzen erweichen" (39:23), sondern auch "Steine erschüttern" (13:31) und "Berge demütigen" können? (59:21)? Würde dies nicht eine Verfälschung der Worte Gottes notwendig machen, vielleicht sogar eine Verneinung des Wunders selbst?2

Das Thema dieser Hausarbeit handelt von dem Thema der Übersetzbarkeit des Korans und befasst sich mit der Fragestellung, inwiefern sich der Korantext übersetzen lässt.

In meiner Hausarbeit werde ich zunächst die Problematik der Übersetzbarkeit des Korans zusammenfassend erläutern. Danach werde ich auf den Begriff tafsīr übergehen. Außerdem werde ich auch auf die sprachliche Vielseitigkeit der koranischen Wörter eingehen und einige Beispiele vor Augen führen. Des Weiteren möchte ich mir Quellen über frühe Koranübersetzungen angucken und die wichtigsten erwähnen. Zu guter Letzt werde ich meine Fragestellung wieder aufgreifen und einen Fazit ziehen.

2. Problematik der Übersetzbarkeit des Korans

Die Problematik der Übersetzbarkeit des Korans wurde von islamischen Gelehrten seit Jahrzehnten behandelt und ist ein kontroverses Thema gewesen. Der Grund dafür ist verschieden, jedoch ist die Tatsache, dass der Koran für Muslime die wörtlichen Worte Gottes darstellt, wie sie dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel offenbart wurden, der Hauptgrund. Da die ersten Adressaten des Propheten Muhammads die Araber waren, kann die arabische Offenbarung des Korans als Selbstverständlich wahrgenommen werden. Dennoch wird die arabische Sprache im Koran mehrfach betont. Diese geschieht sogar an hervorgehobenen Stellen, wie zum Beispiel am Beginn der Sure Yusuf: ״Siehe, wir sandten es herab als Lesung auf Arabisch, vielleicht begreift ihr ja. " [12:2]3

Somit wird ausdrücklich betont, dass die Botschaft des ״Buches" nicht in einer fremden Sprache verkündet wird, sondern in arabischer Sprache - also der Sprache des Volkes. Auf Grund dessen gab es von Anfang an die Notwendigkeit, den Koran zu übersetzen, um den Neumuslimen, die über keine Arabischkenntnisse verfügten, den Inhalt des Korans nahezubringen. Zwar wurde der Koran auswendig gelernt und durch das Rezitieren weitergeleitet, jedoch konnte durch diese Methode der Inhalt des Korantextes nicht verständlich gemacht werden.4 Dadurch, dass der Koran ein selbstreferenzieller Text ist, innerhalb dessen sich Gott auf seine Verse als auffällige Sprachwunder bezieht, die in einer "reinen arabischen Sprache" verkündet werden, kam eine vollständige Übersetzung des Korantextes für muslimische Gelehrte erst einmal nicht in Frage.5 Sie stützen ihre Argumentation auch auf die Idee der ״Unnachahmlichkeit" (/gāz) des Korans. Da Gott selbst die Polytheisten (mušrikun) von Mekka dazu aufforderte6, eine Sure wie die des Koran als Wunder zu produzieren, nach den Vorwürfen gegenüber Muhammad, dass die Koranverse eine Erfindung von ihm seien, wurde gefolgert, dass die Sprache des Textes in keiner Form oder Art reproduziert oder nachgeahmt werden konnte.7 Außerdem wichtig ist die Tatsache, dass das Rezitieren des Korans auf Arabisch selbst eine Form der Anbetung oder des Gebetes ist, wobei jeder erzeugte Laut als Verherrlichung und Lob Gottes gewertet wird. Daher wurde das Rezitieren in einer anderen Sprache nicht als richtige Anbetung angesehen. Laut der Mehrheit der Gelehrten konnten also Pflichtgebete nur auf Arabisch durchgeführt werden. Aufgrund dessen weigerten sich die frühen muslimischen Theologen, den Koran auf eine andere Sprache zu übersetzen. Dieses Verhalten war nichts Einzigartiges oder Spezifisches für Muslime. Es bevorzugten nicht alle Religionen die Übersetzung ihres heiligen Buches wegen der Heiligkeit der Sprache selbst. Dies betrifft jedoch besonders den Koran, da seine Sprache als ein Wunder und ein "Unnachahmliches" verehrt wird. Unter den orthodoxen Muslimen ist Arabisch "die Sprache der Engel" und die Sprache des ersten Propheten Adam, den Gott auf Erden geschaffen hat. In vielerlei Hinsicht sind diese Einwände gegen die Übersetzung des Korans vergleichbar mit den Einwänden früher Kirchenbeamter gegen Jeromes Projekt. Er wollte das Alte Testament (Septuaginta) direkt aus dem Hebräischen übersetzen, welches jedoch nicht unterstützt wurde, mit der Begründung, dass es die griechische Version des Alten Testaments verdrängen, und damit die Ideologie und Stabilität der Kirche bedrohen könnte. Frühe muslimische Gelehrte hatten ähnliche Bedenken und lehnten alle Übersetzungen des Heiligen Buches ab, da sie es für ihre Pflicht hielten, den Koran in seinem unverfälschten und ursprünglichen reinen Arabisch zu bewahren.8 Heute sind die modernen muslimischen Theologen der Meinung, dass das übersetzen des Korans wichtig und notwendig, jedoch werden nicht alle Arten von Übersetzungen akzeptiert. ״Eine sogenannte wörtliche Übersetzung, die den syntaktischen Mustern des Originals unabhängig von der Bedeutung nahekommt, wird einstimmig abgelehnt."9 Der Grund dafür ist, dass es den Text verändert, aber auch, ״weil eine wörtliche Wiedergabe so wörtlich und göttlich wie das arabische Original wahrgenommen werden könnte."10 Wenn man sich das Beispiel anschaut, dass die von hellenistischen Juden im dritten Jahrhundert verbreitete Septuaginta den ursprünglichen hebräischen Text verdrängte und zur Quelle aller lateinischen Übersetzungen wurde, wird die Angst der islamischen Gelehrten verständlich, da die Septuaginta sogar von den christlichen Gemeinden häufiger verwendet wurde.11

3. Tafsīr

Durch die Ausweitung des islamischen Reichs musste der Koran verständlich gemacht werden, da Neumuslime die arabische Sprache nicht beherrschten. Da das Übersetzen abgelehnt wurde, untersagten alle Rechtsschulen, außer die hanafītische Rechtsschule, das Rezitieren des Korans in einer anderen Sprache. Dagegen erlaubte der Rechtsgelehrte Abu HanTfa (767 n.Chr.) das Rezitieren des Korans in der Muttersprache, bis man zumindest der arabischen Sprache mächtig war. Jedoch tauchte hierbei das Übersetzungsproblem auf. Wie oben schon erwähnt, vertraten die orthodoxen Muslime die Meinung, dass ״die Ersetzung eines Wortes durch ein anderes die lautliche Gestalt des Textes verändern und somit die Unnachahmlichkeit des Korans verloren gehen würde."12 Der Gelehrte as-SuyütT erwähnt dies bezüglich das Übersetzungsproblem und sagt, dass daher nur eine Art tafsīr zum übersetzen möglich sei.13 Das heißt, dass man nicht die eigentlichen Wörter, sondern eine Interpretation oder eine Umschreibung darstellt, also eine Art der Übersetzung als interpretierende oder exegetische Typ. Man übersetzt daher "die Bedeutungen" des Korans und nicht den Koran selbst. Aufgrund dessen werden die meisten muslimischen Übersetzungen als "Übersetzungen der Bedeutungen des Korans" oder ״ungefähre Übersetzung des Korans" bezeichnet. Diese Art Übersetzungen werden niemals allein gegeben, sondern immer neben dem arabischen Text gedruckt. In diesen zweisprachigen Übersetzungen werden primäre oder zentrale Sinne von Wörtern wiedergegeben und nicht die sogenannten sekundären Sinne. Man kann nicht alle möglichen Konnotationen der Worte des Koran erfassen, da dies Teil seiner Wunderbarkeit ist.14

Diese Vorgehensweise löste das Problem für Neumuslime, denen nun der Inhalt des Korans vermittelt werden konnte. Somit entstanden die ersten Übersetzungen, wie zum Beispiel im zehnten Jahrhundert die Übersetzung in die persische Sprache mit einem Korankommentar vom persischen islamischen Historiker und Gelehrter aţ- Ţabarî.15 Diese war eines der ältesten überlieferten Werke auf Persisch und wurde für den Herrscher von Transoxiana und Kurusan angefertigt.16

4. Die sprachliche Vielseitigkeit der koranischen Wörter

Die Übersetzung eines hochkomplexen und komplizierten Buches wie dem Koran erfordert zweifellos eine umfangreiche Forschung. Sogar beim Erstellen eines Wörterbuchs müssen mehrere Stufen umfasst werden, von denen die wichtigsten darin bestehen, die schwierigen oder ״Nicht-Kernwörter" zu isolieren und ihre primären und sekundären Sinne einzuordnen. Dies schließt den Vergleich einer Folge von Wörtern ein, die unter das gleiche lexikalische Feld fallen, d.h. Synonymen, Neusynonymen, Hyponymen und Antonymen. Heutzutage besteht das grundlegende Problem der meisten Übersetzungen darin, dass Übersetzer dazu neigen, ihren Auswahlbereich auf ein enges Feld zu beschränken und die Variante auswählen, die am häufigsten von bekannten Übersetzern verwendet wird.17 Der britische Linguist und Autor David Crystal bringt die Schwierigkeit des Übersetzens in einem Zitat aus dem Jahre 1997 auf den Punkt: ״Die damit verbundenen sprachlichen Probleme können sich auf große Konflikte kultureller oder historischer Interpretationen oder auf lokalisierte Stilprobleme beziehen. Ein Satz wie ,Gib uns heute unser tägliches Brot.' ist nicht leicht in eine Sprache wie Eskimo zu übersetzen, wo die stabile Nahrung nicht Brot ist. Auch ist es nicht einfach, mit der biblischen Parabel des Baumes umzugehen, die bezieht sich auf den saisonalen Wandel in einer Sprache, in der es keine Wörter für Jahreszeiten wie Yucatec gibt. "18

Da es im Koran eine große Anzahl von alten und schwierigen Wörtern gibt, die mehrere kontextuelle Bedeutungen haben, wird die Übersetzung schwieriger. Um ein Beispiel vor Augen zu führen, könnte man die Wörter al-waswas und yuwaswisu, abgeleitet vom Wurzelwort wsws, in Betracht ziehen. Diese werden als ,Flüsterer' und ,flüstert' übersetzt und werden in Folgenden Versen erwähnt: ,Und vor dem Übel des sich einschleichenden Flüsterers (Satans), welcher in die Herzen der Menschen einflüstert‘ [114:4-5].19

״Die Definition des Wurzelverbs wsws aus dem einsprachigen Wörterbuch al-Muhit lautet: 1. des Teufels - böse Worte zu jemandem sagen, 2. des Selbst (nafs) - das Böse vor sich selbst sprechen, 3. eines Mannes - wiederholt heimlich zu reden."20 Außerdem ist ״das Substantiv al-waswas und das Gerundium waswasa unter dem gleichen Vermerk aufgeführt: 1. al-waswas - Name des Teufels, 2. waswasa - (a) Flüstertöne von Jagdhunden - (b) das Klirren von Schmuck oder Leichtmetall - (c) jeder böse Gedanke, der zum Herzen kommt."21 Man schließt heraus, dass das Wort waswasa ein nachahmender Begriff ist, der mit dem Klirren von Schmuck oder Leichtmetall verbunden ist. Die Synonyme, die in den meisten zweisprachigen Wörterbüchern angeboten werden, umfassen das Flüstern, das Vorschlägen, das Anstoßen böser Gedanken. Obwohl waswasa eine sprachliche Kombination der Wörter ,Satan' und des inneren Selbst (nafs) ist, wird die Bedeutung des Wortes gewöhnlich auf ,jede geheime Anstiftung zum Bösen oder zur Sünde' geleitet.22

Die weit verbreitete Vielseitigkeit von arabischen lexikalische Bedeutungseinheiten führte dazu, dass die westlichen Vorstellungen die Meinung bildeten, dass arabische Wörter keine stabile Kernbedeutung haben und dass das Vokabular des Korans grundsätzlich widersprüchlich ist. Der Linguist John Lyons führt diesbezüglich ein Beispiel vor und meint, dass Arabisch keine einzige lexikalische Bedeutungseinheit für Kamel hat, sondern eine Vielzahl von Wörtern für verschiedene Arten von Kamelen. Diese Aussage ist Teil eines allgemeinen Missverständnisses von westlicher Gelehrter. Die arabische Sprache hat tatsächlich eine Vielzahl von Namen für Kamele, die Kategorien wie Alter und Geschlecht bezeichnen, jedoch unterscheiden sich diese nicht von der deutschen Sequenz "Kalb", "Kuh", "Bulle" und "Hengst". Außerdem gibt es ein einzigergebräuchlicher und vertrauter Begriff für Kamel auf Arabisch, und zwar jamal. Der mittelalterliche Gelehrte al-Farra’ gibt eine genaue Definition des Wortes jamal, welche "das Männchen eines weiblichen Kamels oder naqa’" (zawj al-naqa) ist. Gelegentlich wird jamal im Koran in einem metaphorischen und sprichwörtlichen Kontext verwendet, wie zum Beispiel in 7:40, ״wo gesagt wird, dass für diejenigen, die die Zeichen Gottes leugnen, die Tore des Himmels weder geöffnet noch in das Paradies eintreten können ,Bis das Kamel durch ein Nadelöhr geht (hata yalija al- jamalufi sammi al-khiyaty.“23 über diese Metapher wird viel debattiert, wobei auch einige Kommentatoren versuchten, diesem gemeinsamen arabischen Wort eine weit hergeholte alternative Bedeutung zu geben. Ein Vorschlag lautet beispielsweise "mehrsprachige nautische24 Slang des östlichen Mittelmeers", welche ursprünglich in Ibn ‘Abbas gefunden wurde, mit der zusätzlichen Implikation, dass das Wort von fremder Herkunft gewesen sein muss. Auch in der Bibel wird die ״trikonsonale wurzel" j/m/l ungefähr im gleichen metaphorischen Kontext verwendet, jedoch wird dies im Allgemeinen ignoriert oder als vorübergehende Bemerkung dargestellt. Da solche Metaphern oder Bilder Teil eines gemeinsamen Stammes sind, der von allen semitischen Sprachen geteilt wird, ist diese Ähnlichkeit nicht überraschend. Zu diesen Sprachen gehören Hebräisch, Aramäisch und Arabisch.25

5. Frühe Koranübersetzungen

Da es ein Bedürfnis für die Neumuslime gab, den Koran zu verstehen, wurden recht früh Koranübersetzungen in die meisten Sprachen Asiens und Europas sowie in einige der afrikanischen Sprachen, wie zum Beispiel Swahili verschriftlicht. Zudem wurden verschiede Übersetzungen als Bibliographien erstellt, wobei die wichtigsten von Hamidullah ,Koran in jeder Sprache' aus dem Jahre 1936, mit Übersetzungen in 102 Sprachen, und von Victor Chauvin aus dem Jahre 1913 mit einer Auflistung aller Ausgaben jeder westlichen und orientalischen Übersetzung, ob vollständig oder selektiv, für die Zeit von 1810 bis 1885, sind.26 Auch zur Zeit des Propheten

Muhammads wurden Übersetzungen von einigen Versen und Suren des Korans gemacht, als Hilfe für diejenigen, die die Sprache nicht verstanden haben. Nach Abu Sufyan's Bericht musste der Brief des Propheten Muhammad an den byzantinischen Kaiser Heraklius, der eine Stelle aus dem Koran enthielt (3:64), übersetzt werden.27 Ähnlicher Weise weiß man, dass die Verse aus der Sure Maryam (die Jungfrau Maria), während Muslime diese vor dem Kaiser Negus von Abessinien rezitierten, ebenfalls übersetzt wurden. Während der Zeit des Gefährten Halīfa Saiman al-Fārisī wurde die älteste Version einer Koranübersetzung ins persische geschrieben, jedoch gibt es keine Datierung dazu. Im Vorwort dieser Übersetzung wird ein Hinweis gegeben, dass die Übersetzung mit einer fatwä der muslimischen Gelehrten (,ulama) verfasst wurde, die koranische Übersetzungen erlaubte. Man geht davon aus, dass diese fatwä und diese persische Übersetzung eine Basis für die Entwicklung der Übersetzungen des Korans bildete und dazu führte, dass eine koranische Wissenschaft im Allgemeinen zustande kam.28

Die erste Übersetzung des Korans in die griechische Volkssprache erschien im 9. Jahrhundert, nach Reinhold F. Glei sogar zwischen 750 und 850 n.Chr.29, und wurde von dem Theologen Niketas von Byzanz (gest. 1217 n.Chr.) verfasst. Diese sind jedoch als Fragmente erhalten geblieben und nicht mehr in ihrer Originalverfassung.30

Die älteste und wichtigste lateinische Übersetzung wurde von Robert Ketenensis auf Geheiß von Petrus Venerabilis (gest. 1156 n.Chr.), Abt von Cluny, im Jahre 1142/43 in Spanien fertiggestellt und ist heute im Autograph des Übersetzers in der Bibliothèque de l'Arsenal in Paris zu finden. Dieser lateinische Text war eine Basis für mehrere mittelalterliche Versionen des Korans und bildete sogar nach 400 Jahren durch ihren Buchdruck eine Grundlage für viele europäische Übersetzungen. Nach seiner Aussage lag die Intention, den Koran zu übersetzen, darin, weil ״er den christlichen Kreuzzügen ablehnend gegenüberstand und der Überzeugung war, dass man den Islam nur mit Wissen über diesen bekämpfen könne."31 Jedoch wurde diese

Übersetzung im 15. Und 16. Jahrhundert stark kritisiert. Auch der Übersetzer der dritten lateinischen Koranausgabe Juan von Segovia (gest. 1458 n.Chr.) beteiligte sich bei der Kritisierung.32 Das Zitat von James Kritzeck macht die Kritisierungen verständlich, das folgendermaßen lautet: ״Unter den wichtigsten Freiheiten, die er [Robert] sich nahm, war die Neugliederung der Suren. Er begann damit, dass er die Fatiha nicht nummerierte [...] und endet mit neun Suren mehr. Manchmal lässt er Sätze aus und macht ziemlich viele Fehler in der Übersetzung, aber sein schwerwiegendster Fehler war seine Tendenz Ursachen und Schlussfolgerungen auszudrücken, die im Original nicht ausgedrückt werden sowie die Einführung von Verbindungen zwischen unabhängigen Suren. "33

Einige Gelehrte, wie zum Beispiel Daniel (1960), sind der Meinung, dass Ketensis versucht hat, etwas Harmloses im koranischen Text so zu umschreiben, dass es ein abweichendes und fieses Bild gibt oder anständige Bedeutungen so zu interpretieren, dass die Bedeutung unangenehm wird.34

Die zweite lateinische Übersetzung wurde im Jahre 1698 von Ludovico Marracci, der Beichtvater von Papst Innozenz XI, verfasst. Diese leitete sich direkt aus dem arabischen Text widmete sich dem römischen Kaiser Leopold I. Maraccis Übersetzung enthielt eine Einleitung, in der er über die "Widerlegung des Korans" schrieb. Auffällig war, dass diese Version nicht nur den arabischen Text, sondern auch Zitate aus verschiedenen arabischen Kommentaren enthielt, die sorgfältig ausgewählt und gestaltet wurden, um den europäischen Eindruck des Islam so negativ wie möglich zu beeinflussen. Marracci drückte in eigenen Worten aus, dass er den Islam diskreditieren wolle und deshalb komplizierte Zitate von muslimischen Behörden selbst einfügte. Trotz dessen basieren viele europäische Übersetzungen auf Maraccis Werk, am bekanntesten sind die von Savoury aus dem Jahre 1751 auf Französisch und von Nerreter auf Deutsch. Um es authentisch wirken zu lassen gab das Titelblatt einer Ausgabe von Savourys Übersetzung sogar an, dass es 1165 in Mekka veröffentlicht wurde.35

Die erste Übersetzung in eine moderne europäische Sprache war die italienische Version von Andrea Arrivabene, welche im Jahre 1547 veröffentlicht wurde.36 Obwohl der Autor behauptet37, dass seine Übersetzung direkt aus dem Arabischen abgeleitet wurde, wurde bewiesen, dass es eindeutig eine Paraphrase von Theodor Biblianders (gest. 1564 n.Chr.) lateinischen Übersetzung ist. Arrivabenes Werk wurde im Jahre 1616 für die deutsche Übersetzung des Nürnberger Predigers Solomon Schweigger zur Hilfe genommen. Diese bildete wiederum die Grundlage für die erste niederländische Übersetzung, die anonym gemacht und 1641 herausgegeben wurde.38

Die erste französische Version der Koranübersetzung lässt sich für das Jahr 1647 datieren. Diese wurde von André du Ryer gefertigt, worin er von islamischen Korankommentaren profitierte. Alle Ausgaben dieser Version enthielten "eine Zusammenfassung der Religion der Türken".39 Die Zeit dieser Übersetzung kam auf den Barock und der Aufklärung.40

Im deutschsprachigem Raum wurde die erste Koranübersetzung von Theodor Arnold (gest. 1771 n.Chr.) im 17. Jahrhundert verfasst. Diese war jedoch nicht direkt aus dem Arabischen übersetzt, sondern aus dem Englischen. Später, im Jahre 1772, gab es eine Übersetzung direkt aus dem Arabischen von David Friedrich Megerlin (gest. 1778 n.Chr.), dessen Titel ״Die türkische Bibel oder des Korans allererste teutsche Übersetzung aus der Arabischen Urschrift" war. Auffällig vor dem Titelblatt ist ein Abdruck, ״welcher den Propheten darstellen soll, mit der Bildunterschrift ,Mahumed, der Falsche Prophet'."41 Dadurch wird klar, dass auch Megerlin den Islam lächerlich darstellen wollte. Zum Inhaltlichen dieser Übersetzung übt Goethe auch Kritik aus.42

Außerdem erschienen während des achtzehnten Jahrhunderts weitere Übersetzungen. Die berühmtesten unter ihnen waren die von Sale (Englisch, 1734), von Savoury (Französisch, 1751) und Boysen (Deutsch, 1773). Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Übersetzungen gewöhnlich aus diesen drei abgeleitet und alle drei sind heute noch verfügbar.43

Bei den europäischen Koranübersetzungen, beginnend mit der ersten italienischen Version von Andrea Arrivabene im Jahr 1547 und weiter bis zum achtzehnten Jahrhundert, fällt auf, dass viele der Autoren der arabischen Sprache nicht mächtig waren und lediglich übersetzte oder paraphrasierende Übersetzungen ableiteten von der ersten lateinischen Version, die 1143 von Robert Ketenensis verfasst wurde. Des Weiteren haben viele moderne Übersetzer, die den Koran direkt aus dem Arabischen übersetzt haben, nur ein akademisches Verständnis von Arabisch aus Büchern erworben. Das heißt, dass sie der gesprochenen Form der arabischen Sprache nicht vertraut waren und wahrscheinlich auch keine Möglichkeit hatten, mit Muttersprachlern zu kommunizieren. Aufgrund dessen waren deren Übersetzungen nur mangelhaft und irrtümlich. Nach den arabischen Gelehrten sei derselbe Zustand heute bei vielen Orientalisten und Professoren der arabischen Sprache im Westen zu beobachten, deren mangelnde Kenntnisse der arabischen Sprache meist geheim gehalten würde. Obwohl früher die von christlichen Geistlichen ausgeführten Übersetzungen den Koran hauptsächlich abwerteten, anstatt ihn zu übersetzen, sind viele neuere Übersetzungen des Korans in europäische Sprachen die Arbeit ehrlicher Gelehrter, die sich dafür bemühen, die Bedeutung des arabischen Originals möglichst nahe zu bringen.44

״Wie Asad im Vorwort zu seiner Übersetzung ausführt: ,Es ist nicht zu leugnen, dass unter den existierenden Übersetzungen in fast allen großen europäischen Sprachen viele von bösartigen Vorurteilen und - besonders in früheren Zeiten - von fehlgeleitetem Eifer inspiriert sind'."45

6. Schluss

Das Thema der Übersetzbarkeit des Korans ist ein komplexes Thema, mit der man sich gründlich auseinandersetzen muss, um auf eine Schlussfolgerung zu kommen. Eine Wort-für-Wort Übersetzung scheint nicht möglich zu sein, dass der Korantext eine Sprache aufweist, die sehr weit gefächert ist. Außerdem kann dies sogar gefährlich sein, da man die Botschaft des Korans gänzlich falsch interpretieren kann. Deswegen sollte man sich als Laie dem exegetischen Typ (tafsīr) wenden, um mögliche Fehlinterpretationen zu vermeiden. Im Vergleich zum letzten Jahrhundert kann man dies mit reinem Gewissen machen, da es nun viele vertrauenswürdige Werke zum Koran und seiner Exegese gibt. Bedauerlicher Weise war dies früher nicht der Fall und die meisten Übersetzungen hatten die Absicht, den Koran als ״böse" darzustellen. Heutzutage gibt es viele Übersetzungen in den meisten Sprachen der Welt. Auch auf deutscher Sprache gibt es eine Vielzahl von vertrauenswürdigen Koranübersetzungen.46 Jedoch sollte bei trotzdem bei unbekannten Ausgaben kritisch sein. Es ist sinnvoll, eine Übersetzung mit anderen abzugleichen, und sogar, wenn man ansatzweise der arabischen Sprache mächtig ist, die Übersetzung mit dem arabischen Originaltext zu vergleichen, so El Omari.47

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Übersetzung des Korans eine recht schwierige und komplexe Aufgabe ist, die nicht von jedem, sogar von arabischen Muttersprachlern, bewältigt werden kann. Da der Korantext mehr als ein arabischer Text ist, fordert seine Übersetzung eine vorherige Lehre im Bereich Koranwissenschaften. Außerdem ist es wichtig, die Geschichte des Propheten Muhammads und das Leben seiner Zeit zu kennen, um die Verse und Suren richtig interpretieren und Verknüpfungen herstellen zu können.

Durch Recherchen konnte in meiner Hausarbeit die Fragestellung "Inwiefern lässt sich der Korantext übersetzen?" beantworten. Gerne würde ich noch mehr an dieser Hausarbeit arbeiten und intensiver auf die Koranexegese eingehen, jedoch würde diese die Grenzen der Hausarbeit überschreiten.

7. Literaturverzeichnis

Dina El Omari - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

Reinhold F. Glei - Frühe Koranübersetzungen. Europäische und außereuropäische Fallstudien, Band 88, Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2012

llyas Üzüm - Türkiye Diyanet Vakfi-lslam Ansiklopedisi, Bd. 26, ISAM, Ankara, 2002

Jane Dammen McAuliffe - Encyclopedia of the Qur’an, Bd. 5, Brill, Leiden-Boston, 2006

Hartmut Bobzin - Der Koran. Eine Einführung, München 2014

Ali Ünal - Der Koran, Vollständige Übersetzung mit umfangreichem Kommentar, Define Verlag, 2015, Frankfurt

Hilfe DMG - https://de.wikti0nary.0rg/wiki/Hilfe:DMG Google Übersetzer - https://translate.google.com/?hl=de

1 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

2 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

3 Vgl. Hartmut Bobzin - Der Koran. Eine Einführung, München 2014

4 Vgl. ebd.

5 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

6 ״Oder sie sagen: ,Er hat es sich nur ausgedacht!'Sprich: ,Bringt doch zehn selbsterdachte Suren von seiner Art herbei!" [11:13]

7 Vgl. Hartmut Bobzin - Der Koran. Eine Einführung, München 2014

8 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

9 Ebd.

10 Ebd.

11 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada, Vgl. Jane Dammen McAuliffe - Encyclopedia of the Qur an, Bd. 5, Brill, Leiden-Boston, 2006

12 Dina El Omari - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

13 Vgl. Dina El Omari - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

14 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

15 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

16 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

17 Vgl. ebd.

18 Ebd.

19 Vgl. ebd.

20 Ebd.

21 Ebd.

22 Vgl. ebd.

23 Ebd.

24 Nautik = Schifffahrtskunde

25 Vgl. ebd.

26 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

27 Vgl. Ilyas Üzüm - Türkiye Diyanet Vakfi-lslam Ansiklopedisi, Bd. 26, ISAM, Ankara, 2002

28 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

29 Vgl. Reinhold F. Glei - Frühe Koranübersetzungen. Europäische und außereuropäische Fallstudien, Band 88, Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2012

30 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

31 Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

32 Vgl. ebd.

33 Ebd.

34 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

35 Vgl. ebd.

36 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

37 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

38 Vgl. ebd.

39 Vgl. ebd.

40 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

41 Ebd.

42 Vgl. ebd.

43 Vgl. Oliver Leaman - The Qur'an: an Encyclopedia, Routledge, 2006, Canada

44 Vgl. ebd.

45 Ebd.

46 Vgl. Dina El Omar¡ - Koran, Einführung in die Koranwissenschaften, Kalam Verlag, 2016, Freiburg

47 Vgl. ebd.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Übersetzbarkeit des Korans. Inwiefern lässt sich der Korantext übersetzen?
Universidad
University of Münster  (Zentrum für Islamische Theologie)
Curso
Einführung in die Koranwissenschaften
Calificación
2,3
Autor
Año
2018
Páginas
15
No. de catálogo
V439602
ISBN (Ebook)
9783668793453
ISBN (Libro)
9783668793460
Idioma
Alemán
Palabras clave
Islam, Tafsir, Koran, Übersetzung, Koranübersetzung
Citar trabajo
Hanim Sahintürk (Autor), 2018, Übersetzbarkeit des Korans. Inwiefern lässt sich der Korantext übersetzen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439602

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