Essstörungen bei adoleszenten Mädchen


Hausarbeit, 2000

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa
2.2 Adoleszenz

3. Identität
3.1 „I“ und „me“ als Phasen der Identität
3.1.1 Unterscheidung in „I“ und „me“
3.1.2 Der Hintergrund der Entstehung von Identität
3.1.3 Identitätssuche bei Jugendlichen

4. Einflussfaktoren
4.1 Medien und Werbung
4.2 Familie und Ablösungsprozess
4.3 Peer- groups

5. Folgen
5.1 Physische Folgen
5.2 Psychische Folgen
5.3 Soziologische Folgen

6. Behandlungsmöglichkeiten
6.1 Selbsthilfe
6.2 Verhaltenstherapie
6.3 Familientherapie

7. Schlussbetrachtung

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

„Ich halte Anorexie für eine Metapher. Es ist das Bekenntnis einer jungen Frau, so werden zu wollen, wie es die Gesellschaft von Frauen erwartet, was soviel heißt, wie schlank zu sein und für niemand eine Bedrohung darzustellen.“[1]

Essen ist ein Grundbedürfnis, das alltäglich ist, immer wiederkehrend und dem jeder nachgeben muss. Essen ist ein Thema mit dem man sich immer wieder auseinandersetzen muss. „Was ist gesund?“, „was esse ich/ andere gern?“, „wie bereite ich dies richtig zu?“, sind Fragen, die nicht nur Hausfrauen fast täglich beschäftigen. Oder man denkt an das tägliche Fernsehangebot, das immer von Werbepausen unterbrochen wird, wobei ca. 40% Werbung für neue Essensprodukte sind.

Das Essen spielt auch eine wichtige Rolle in der Religion, z.B. im Islam, wo Schweinefleisch verboten ist und der Ramadan zum Glauben gehört. Oder die gemeinsamen Oster- und Weihnachtsfeste in der christlichen Religion, bei denen immer ein großes Familienessen vorbereitet wird. Selbst bei Geburtstagen werden die Familienangehörige zum Essen eingeladen und manchmal entsteht schon fast eine Art „Machtkampf“, schließlich will man dem anderen ja in nichts nachstehen. Auch die Frage „was gibt es da wohl zum Essen?“, wird vor jedem Fest diskutiert, manchmal ist das falsche Essensangebot sogar der Grund für eine Absage. Seit jeher gehört das gemeinsame Essen zum Ritual des Zusammenlebens. Fast jede Familie hat eine Mahlzeit die gemeinsam eingenommen wird, und sei es nur das Sonntagsfrühstück.

Essen dient aber nicht nur zur Energieaufnahme, es spielt auch gesellschaftlich eine große Rolle, es dient zur Kommunikation. Auf Empfängen werden größere Buffets oder kleinere Häppchen geboten, die häufig zu Beginn der Veranstaltung dargereicht werden, wobei sich die Anwesenden in einer lockeren Runde kennen lernen sollen. Selbst Freunde werden zum Essen eingeladen oder man geht zusammen essen, weil man sich in der entspannten Atmosphäre gut unterhalten kann und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entsteht..

Der Wert, die Menge und die Art der Nahrungsaufnahme, sowie die Beherrschung gewisser Tisch- und Essmanieren reflektieren auch zunehmend das Ansehen und Prestige der Menschen. Früher war Essen, bzw. „Dicksein“, ein Zeichen für Wohlstand, aber heute wird „Dicksein“ in der westlichen Zivilisation als ein Problem von „schwachen“ Menschen angesehen. „Schlanke“ Menschen werden als gesund, schön und diszipliniert angesehen, „Dicke“ heute sind faul und unbeherrscht.

Deshalb ist es nicht als ungewöhnlich anzusehen, dass ein Grossteil der Gesellschaft dem Schlankheitsideal nacheifert. Obwohl die verminderte bzw. eingestellte Kalorienzufuhr zu schweren körperlichen Schäden führen kann, ist dies nicht das Hauptproblem der an Essstörungen Leidenden. Sie leiden vielmehr an den psychischen Erkrankungen. Das „normale“ Denken wird eingeschränkt, da pausenlos an das eigentlich verhasste Thema Essen gedacht wird. Menschen, vor allem jungen Frauen, bei denen sich diese Essstörung zu einer Krankheit verfestigt hat, verfügen nicht mehr über die Freiheit, sich angemessen zu ernähren. Neben persönlichen Problemen steht das kollektive Werturteil im Vordergrund, dass Schlankheit vor allem bei jungen Frauen mit Schönheit, Attraktivität und Intelligenz gleichgesetzt wird.

Ich werde versuchen mit meiner Hausarbeit einen Einblick in zwei Formen der Essstörung, Bulimie und Magersucht, zu geben, unter dem Schwerpunkt der Identität und Identitätssuche bzw. Identitätsfindung in der adoleszenten Phase bei Mädchen bzw. jungen Frauen.

2. Definitionen

2.1 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa

Essstörungen werden auch oft als die Anpassung an das moderne Ideal der unabhängigen Frau gedeutet. Eine Anpassung, die allerdings den weiblichen Bedürfnissen entgegenläuft und somit manche Frauen mit Essstörungen darauf reagieren.

Von Anorexie, bzw. Magersucht im normalen Sprachgebrauch, spricht man, wenn ein Mensch durch eine extreme Fastenkur sein Wunschgewicht erreichen will, wobei dieses Ziel ständig unterboten wird. Dies ist widersprüchlich zu verschiedenen Lexika; hier wird Anorexie meist als „nervöser Appetitmangel“ oder als „Appetitsverlust“[2] definiert. Der Grund für diese Krankheit liegt jedoch nicht an dem mangelnden Appetit oder fehlendem Interesse an Nahrung. Im Gegenteil, Magersüchtige beschäftigen sich ungemein mit Nahrungsmitteln, mit allem, was dazu gehört, sie sind besessen davon, obwohl die Nahrung an sich verweigert wird. Sie können stundenlang auf einen Stück Brot herumkauen, auch die Suppe wird mit einem winzigen Löffelchen gegessen.

Magersucht ist nach klinischer Sichtweise ein „neurotischer und zum Scheitern verurteilter Versuch, zwei Entwicklungsaufgaben der frühen Adoleszenz zu bewältigen“.[3] Magersucht wird oft als Reifungskrise bezeichnet, da sie vorwiegend (bei Mädchen) in der Pubertät auftritt, daher auch die Bezeichnung „Pubertätsmagersucht“. Mitunter ist die Magersucht auch eine Abwehrreaktion gegen die körperliche Entwicklung zur Frau.[4]

An Magersucht Erkrankte sind meist ständig aktiv und brauchen wenig Schlaf. So versuchen sie ihre Umwelt davon zu überzeugen, dass sie trotz ihres Untergewichts noch in der Lage sind, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Trotz starkem Untergewicht und hervorstehenden Knochen sehen sich Magersüchtige immer noch als zu dick an. Patienten haben wahnsinnige Angst wieder zuzunehmen; diese Angst nimmt durch die weitere Gewichtsreduktion weiter zu. Auch leiden die Patienten an einer gestörten Körperwahrnehmung. Der Körper wird als etwas Fremdes angesehen, das davor geschützt werden muss, „fett“ zu werden.[5]

Von Bulimia nervosa, bzw. Bulimie spricht man, wenn die Hungerphasen durch „Fressattacken“ unterbrochen werden, wobei das schlechte Gewissen nach einer solchen Attacke so groß ist, dass die Patienten sich selber zum Erbrechen bringen. Hier trifft die wörtliche Übersetzung „Stier- bzw. Heißhunger“[6] besser zu. Es wird jedoch bei dieser Form der Essstörung in zwei Varianten unterschieden. Es gibt einerseits die bulimische Magersucht, d.h. Bulimie als Konsequenz von Magersucht, und andererseits die einfache Bulimie. Hiervon sind normalgewichtige Menschen betroffen, die schlank bleiben wollen. Manche Menschen sehen die Bulimie auch als eine „missglückte Magersucht“ an, da sie denken, die Betroffenen sind zu schwach, um ihre „Diät“ durchzuhalten. Im Gegensatz zu Magersüchtigen sind sich Bulimikerinnen ihrer Krankheit, ihrer Sucht bewusst. Sie verstehen einen Essanfall als persönliches Versagen an und beginnen eine strenge Diät zu halten, die durch einen weiteren Essanfall unterbrochen wird. Bulimie ist ein „Teufelskreis“, aus dem so schnell kein Entrinnen ist. Während einer Fressattacke werden innerhalb kürzester Zeit bis zu 18 000 Kilokalorien hinuntergeschlungen, das sind 50% mehr, als ein Radfahrer der „Tour-de-France“ auf der schwersten Alpen- Etappe benötigt.[7]

An Bulimie Erkrankte identifizieren sich mit ihrer Weiblichkeit, aber unzulänglich und minderwertig, wenn die eigene Figur nicht dem Schlankheitsideal entspricht. Es wird vermutet, dass diese Patienten an Trennungskonflikten leiden, wobei dann das Fasten, die Zurückhaltung, die Autonomie, und der Essanfall den Wunsch nach Nähe und Versorgung signalisiert.

Bulimikerinnen sind auch im Gegensatz zu Magersüchtigen auf der Suche nach Liebe und Wärme, Magersüchtige hingegen verbannen oft jegliche Art der Zuneigung.[8]

2.2 Adoleszenz

Adoleszenz bezeichnet den gesamten Zeitraum, der mit dem Eintritt in die Pubertät beginnt; die psychischen, sozialen und emotionalen Veränderungen im Jugendalter enthält, bis zur Entwicklung einer eigenen Identität und endet meist mit der wirtschaftlichen Selbstständigkeit. Andererseits ist die Adoleszenz auch als ein Zwischenstadium zu verstehen, in dem die Jugendlichen zwar ihre biologische Geschlechtsreife erreicht haben, ohne jedoch in den Besitz der allgemeinen Rechte und Pflichten gekommen zu sein, welche die Teilnahme an Prozessen der Gesellschaft ermöglichen.[9]

[...]


[1] Pipher, 1999, S.237

[2] Der Knaur, Band 1, S.244

[3] vgl. Kasten, 1999, S.170

[4] vgl. Pollmer, 1994, S.245

[5] vgl. Kaplan, 1988, S.300f

[6] Der Knaur, Band 3, S.804

[7] vgl. Becker, 1994, S.16ff

[8] vgl. Kasten, 1999, S.170f

[9] vgl. Remschmidt, 1992, S.1ff

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Essstörungen bei adoleszenten Mädchen
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart  (Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie der Lebensalter
Note
2,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
21
Katalognummer
V4405
ISBN (eBook)
9783638127301
ISBN (Buch)
9783640318827
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Essstörungen, Mädchen, Soziologie, Lebensalter
Arbeit zitieren
Nicole Lorch (Autor:in), 2000, Essstörungen bei adoleszenten Mädchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4405

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