Anthropologische Ursachen der Scham. Exzentrische Positionalität nach Helmuth Plessner


Trabajo de Seminario, 2016

13 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Das Phänomen Scham
1.1. Schamanlässe und Variationen der Scham
1.2. Strukturmerkmale der Scham
1.3. Entwicklungsvoraussetzungen der Scham und Abgrenzung zu verwandten Phänomenen
1.4. Funktionen und Folgen der Scham und Schamabwehr

2. Helmuth Plessner und die ״Exzentrische Febensweise des Menschen“

3. Die ״Exzentrische Positionalität“ als Ursache der Scham

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

״Das ist ja eine Unverschämtheit“ oder ״Ich bin vor Scham im Boden versunken“ sind gebräuchliche Redewendungen, die man oft im Alltag zu hören bekommt oder gar selbst sagt. Scham ist allgegen­wärtig; jeder Mensch hat sich sowohl schon einmal selbst geschämt, als auch eine Schamsituation bei Fremden oder Bekannten beobachten können. Eine ,Unverschämtheit‘ impliziert eine negative Konno­tation der Scham; ebenso die Aussage, ״im Boden versunken“ zu sein. In letzterer Aussage wird au­ßerdem noch der Wunsch erkennbar, in einer beschämenden Situation verschwinden zu wollen, nicht mehr gesehen werden zu wollen. Doch was genau ist Scham überhaupt? Wie äußert sich Scham und woran erkennt man sie? Und vor allem: Was ist die Ursache für Scham? Um diese und weitere Fragen der Scham beantworten zu können, werden sie in dieser Arbeit besprochen. Zunächst wird die Scham auf ihre Erscheinungsform hin, das heißt phänomenologisch betrachtet. Hierbei wird insbesondere auf die Schamanlässe, also die Auslöser für Scham, sowie deren Strukturmerkmale eingegangen. In einem weiteren Schritt werden die psychologischen Hintergründe und Funktionen bzw. Folgen der Scham für menschliches Erleben und Leben untersucht. Ist Scham zwingend ein negativer Affekt mit ausschließ- lieh negativen Folgen? Im zweiten Teil dieser Arbeit wird das Phänomen Scham dann schließlich grundlegender erfasst, nämlich ausgehend von dem Menschen an sich; genauer: von seiner besonderen Existenzweise. Hier soll eine bestimmte, von dem Philosophen Helmuth Plessner formulierte, philoso­phisch anthropologische Herangehensweise an die menschliche Existenz expliziter aufgearbeitet wer­den mit dem Ziel in ihr die Ursache der Scham zu finden und diese zu bestimmen. Sicher gibt es noch andere nennenswerte Philosophen, wie Z.B. Max Scheler, der ebenfalls der Frage nachging, wie exis­tiert der Mensch und worin begründet sich menschliches Schamerleben? In seiner Abhandlung ״über Scham und Schamgefühl“ lassen sich viele brauchbare Elemente zur Klärung der Schamursache fin­den, jedoch bietet sich Plessners Herangehensweise eher für die Beantwortung der Frage nach der Ur­sache der Scham für diese Arbeit an. Max Scheler kann aufgrund der begrenzten Kapazität dieser Ar­beit hier nur angerissen, nicht aber ausführlich diskutiert werden.

1. Das Phänomen Scham

Zunächst einmal soll versucht werden, die Scham phänomenologisch, das heißt auf ihre Erscheinungs­form hin, zu definieren. Wie tritt Scham auf? Woran erkennt man, dass sich eine Person schämt? Scham wird von Betroffenen als ein äußerst unangenehmer Zustand beschrieben, der oft von extremen körper­liehen, wie auch psychischen Symptomen begleitet wird, wie Z.B. der Gedankenlosigkeit, der Verlust der Artikulation oder das Zusammensinken des Körpers (vgl. Lewis 1993, s. 107). Bei dem Versuch die Scham einheitlich, begrifflich zu definieren, zeigt sich, dass die Scham ein äußerst komplexes Phäno­men zu sein scheint, wofür sich unzählige verschiedene Definitionen finden lassen, die sich nur schwie­rig zusammenfassen beziehungsweise vergleichen lassen und zum Teil sogar gänzlich unterschiedlich sind. So definiert beispielsweise Till Bastian Scham folgendermaßen: ״Scham ist ein affektives Äqui­valent von Zurückweisung und Mißachtung [sic!], die in einer Situation besonderer Bedürftigkeit erfah­ren wird“ (1998, s. 50). Der Psychoanalytiker Léon Wurmser schreibt hingegen folgendes:

[Scham] ist das Gefühl von Angst und Schmerz, das man empfindet, wenn man sich in irgend­einer Art von Schwäche, von Versagen oder Beschmutzung den Blicken eines anderen (oder dem ,inneren‘ Auge des eigenen Gewissens) preisgegeben sieht und die Antwort in Form von Mißachtung [sic!], Entwertung oder Hohn erwartet oder fühlt. (1990, s. 169f. [Anm. A.K.])

Eine etwas philosophischere Definition liefert Bemard de Mandeville in seiner Bienenfabel von 1724, in der er Scham als ״eine unangenehme Vorstellung von unserer Unwürdigkeit [nennt], die aus der Be­sorgnis entspringt, dass uns andere Verdientermassen [sic!] verachten.“ (S. 113f. [Anm. A.K.]) Das fol­gende Kapitel wird sich allerdings keiner allgemeinen Definition des Phänomens Scham anmaßen. Viel­mehr sollen die zugmndeliegenden Charakteristika, wie Strukturmerkmale der Scham, Schamanlässe, verschiedene Variationen der Scham, die Entwicklung des Schamempfindens, sowie gewisse, positive und negative, Folgen und Funktionen der Scham untersucht werden.

1.1. Schamanlässe und Variationen der Scham

Wamm, oder besser noch: worüber schämt sich der Mensch? Eine erste Annähemng an das Phänomen Scham erschließt sich über die Anlässe, also über die Auslöser für das menschliche Schamempfinden. Diese sind außerordentlich vielschichtig und können beispielsweise - allgemein und aus dem Alltag gefasst - äußerliche, zum Teil auch unbeeinflussbare, Mängel, Deformationen in Aussehen und Physis des Körpers (wie Z.B. das Gefühl, zu dick/zu dünn zu sein oder einen Buckel zu haben) darstellen (vgl. Lietzmann 2003, s. 13). Auch zu Äußerlichkeiten gehörend, kann man sich für die Angemessenheit bzw. Nicht-Angemessenheit der Kleidung zu einem bestimmten Anlass schämen (vgl. ebd.). Gleichwohl können gewisse soziale, gesellschaftliche Merkmale zur Scham provozieren: So schämen sich Men­sehen beispielsweise ihrer sozialen Position, ihres sozialen Status in der Gesellschaft, ihres Alters oder ihres Geschlechts (vgl. ebd.). Jedoch muss bei diesen alltäglichen, allgemeinen Schamanlässen beachtet werden, dass diese außerdem sowohl in fast allen Fällen individuell als auch kulturell bedingt sind (vgl. Hilgers 1996, s. 20). Eine sehr unsichere, schamhafte Frau schämt sich beispielsweise eher für äußerli­che (scheinbare) Makel als eine selbstbewusste, sich ihres Körpers und Aussehens sichere Frau. Analog schämt man sich in fernöstlichen Kulturen, in sogenannten ״Schamkulturen“ (Benedict 2005, s. 156f) vor allem für den Verlust des gesellschaftlichen Ansehens, der mit öffentlicher Ächtung, also von außen, sanktioniert wird. Wohingegen man sich in westlicheren Kulturen, in sogenannten ״Schuldkulturen“ (ebd.), wie Z.B. in den USA eher für ein nicht reines Gewissen schämen würde, auch ohne Vorhanden­sein einer äußeren Sanktionsinstanz, wie beispielsweise der Gesellschaft. Hier entsteht das Schamgefühl aus dem Inneren des Menschen (vgl. Lietzmann 2003, s. 46). Wir müssen also auf noch allgemeingül­tigere Auslöser bzw. konkretere Schamanlässe zurückgreifen, wie sie der Psychoanalytiker Micha Hil­gers prägnant in Scham - Gesichter eines Affekts formuliert hat: Zunächst wird die ,Kompetenzscham‘ genannt, diese tritt bei etwaigen Misserfolgserlebnissen auf. Zweitens führt er die ,Intimitätsscham‘ ein, die beispielsweise ausgelöst wird durch ungewollte, oft auch unerwartete Entblößung der intimen Be­reiche des Körpers, wie Z.B. der Genitalien. Drittens nennt er die ,Idealitätsscham‘, die eine Abweichung von selbst gesetzten und vorgegebenen Idealen als Auslöser hat. Einen weiteren Schamanlass benennt er als ,Existenzielle Scham‘, die bei fehlender Anerkennung, Wahrnehmung oder einem Gefühl der Unerwünschtheit auftreten kann (vgl. Hilgers 1996, s. 19). Der Motivationsforscher Heinz Heckhausen erweitert diese Schamformen noch um die ,leistungsbezogene Scham‘ (ähnlich zur ,Kompetenzscham‘), also um die Scham, die entweder mit Misserfolg oder Erfolg einhergeht (vgl. 1980, 183ff). Kienbaum und Schuhrke nennen die entstandene Scham bei einem Misserfolg bzw. der Stolz bei einem Erfolg die ״affektiven Selbstbewertungsfolgen“ (2010, s. 225). Heckhausen betont außerdem, dass Scham und Stolz als die ״wichtigsten positiven und negativen Anreize im Leistungshandeln“ (1980, s. 398) fungie­ren. Er unterscheidet dabei zwischen zwei grundsätzlichen Typen, dem ,erfolgszuversichtlichen‘ und dem ,misserfolgsmeidenden‘ Typen (ebd. s. 183ff): Bei dem erfolgszuversichtlichen Typen fällt der Stolz nach einem Erfolg größer aus, wohingegen die Scham nach einem Misserfolg bei misserfolgsmei­denden Menschen größer ausfällt. Bei erfolgszuversichtlichen Personen fällt Scham nach Misserfolgen eher gering aus und die ,Schuld‘ wird nicht zwingend generalisierend der eigenen Person zugeschrieben, sondern lediglich auf das einzelne Misserfolgserlebnis. Umgekehrt wertet sich eine misserfolgsvermei­dende Person bei einem Misserfolg in ihrer ganzen Persönlichkeit ab (vgl. ebd.). Erwähnenswert ist hier, dass sich diese genannten Auslöser und Formen der Scham nur auf die eigene Person beziehen. Stephan Marks ergänzt hierzu, dass Scham auch für und mit anderen Personen, beispielsweise in Gruppen emp- fimden werden kann (vgl. Marks 2007, s. 25f). Hier würde man sich beispielsweise dafür schämen, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören, die ״mit Schande behaftet ist“ (ebd.). Weiterhin skizziert er die ,Empathische Scham‘, also eine Scham, die man für jemanden empfinden kann, der sich gerade offen­sichtlich in einer schamauslösenden Situation befindet, (vgl. ebd. S.27).

1.2. Strukturmerkmale der Scham

Trotz der großen Vielfalt an Schamanlässen, Inhalten der Scham sowie Schamformen lassen sich einige Gemeinsamkeiten innerhalb des Schamempfindens aufweisen, gewisse Strukturmerkmale, die laut Léon Wurmser jedes Schamgefühl begleiten und ausmachen. Zunächst einmal stellt Wurmser fest, dass die Scham ein ,bipolares‘ Phänomen ist, das bedeutet, dass das konkrete Schamgefühl immer einen ,Ob- jektpoľ, also jemand, vor dem man sich schämt und einen ,Subjektpol‘, etwas wofür man sich schämt besitzt (vgl. 1990 s. 58f [Herv. A.K.]). An späterer Stelle bestimmt er die ״Scham als komplexes Reak­tionsmuster“ (ebd. s. 128f) mit einer bestimmten ,Mikrostruktur‘, die nachfolgend mit fiktiven Gedan­kengängen einer sich schämenden Person nachgezeichnet werden soll: Zuerst nennt er die ,Erwartun- gen‘, und zwar die Erwartungen an das eigene Verhalten in Schamsituationen: ״Ich sollte mich in einer bestimmten Situation so verhalten.“ Das darauffolgende Strukturelement ist die ,Selbstbeobachtung‘: ״So habe ich mich also in dieser Situation verhalten.“ Hieraus resultiert die ,Selbstbewertung oder - entwertung‘, nämlich dann, wenn zwischen der eben genannten Erwartung, wie das Verhalten hätte sein sollen und der Selbstbeobachtung, wie das Verhalten letztendlich war, eine zu große Diskrepanz ausfällt: ״Ich habe mich in dieser Situation falsch verhalten; ich hätte mich anders verhalten sollen. Ich bin nichts wert.“ In Folge dessen entstehen die Strukturmerkmale der sogenannten ,Strafþhantasie‘ und der , Schamangst‘ : ״Ich habe die Verachtung (die Strafe) verdient.“ Und die Schamangst ausdrückend: ״Was sollen andere nun von mir denken?“ (vgl. ebd. s. 130). Zusammenfassend stellt Wurmser fest, dass ein ״‘Messen‘ des Selbstbildes, wie es ist, gegenüber dem Selbstbild, wie es sein sollte“ (ebd. s. 129) die signifikante Rolle im Schamerleben spielt, und wenn der sich Schämende hierbei eine zu große Abwei­chung zwischen Soll-Zustand und Ist-Zustand feststellt, dies zu einer allgemeinen Selbstentwertung führt (vgl. ebd. s. 130). Nach dieser ersten phänomenologischen Annäherung an die Scham wird nun die Entwicklung des Schamgefühls betrachtet, um eventuelle Hintergründe für das Verständnis der Scham zu erleuchten.

1.3. Entwicklungsvoraussetzungen der Scham und Abgrenzung zu verwandten Phänomenen

Wie in 1.1. bereits angemerkt, ist Scham ein sehr komplexes Phänomen. Demnach kann man davon ausgehen, dass die Fähigkeit überhaupt Scham empfinden zu können auch komplexere kognitive Pro­zesse voraussetzt als die sogenannten ,primären Emotionen‘ (vgl. Lewis 1993, s. 120f). Lewis teilt Emotionen in verschiedene Kategorien ein: In ,Primäre Emotionen‘, wie Freude, Furcht, Zorn und Trauer, die, wie der Begriff ,primär‘ bereits suggeriert, angeboren sind. Scham hingegen ist keineswegs angeboren; Scham muss sich erst entwickeln. Lewis nennt diese komplexeren Emotionen wie Scham, Stolz und Schuld auch ,ichbewußte [sic!] bewertende Emotionen‘, die eine gewisse kognitive Fähigkeit, die Bewusstheit über sich selbst, nämlich die sogenannte ,objektive Selbsterkenntnis‘ voraussetzen; ge­paart mit dem ״Wissen um Normen, Regeln und Ziele“ (ebd.). So erst kann das Schamgefühl überhaupt entstehen. Lewis merkt an, dass sich diese ,objektive Selbsterkenntnis‘ und das ,Wissen um Normen und Regeln‘ bereits zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr entwickeln, d.h. Schamempfinden möglich ist (vgl. ebd.) Die Psychologinnen Jutta Kienbaum und Bettina Schuhrke sind hingegen der Meinung, dass sich Scham, in Form von Verlegenheit, schon bedeutend früher, nämlich bereits nach ca. 1,5 Lebensjahren entwickelt. Jedoch verweisen die Autorinnen auch darauf, dass argumentiert werden könnte, dass das Gefühl der Verlegenheit noch keine ״echte Scham“ (Kienbaum / Schuhrke 2010, s. 120ff) darstellt. Viele Experten sind sogar der Meinung, dass Verlegenheit nur eine Art ,Vorbote‘ der Scham ist und sich diese beiden Empfindungen nur durch deren Intensität unterscheiden lassen (vgl. ebd). Léon Wurmser schließt sich ebenfalls der Auffassung an, dass, Scham bereits im 18. Lebensmonat erkennbar wird (vgl. 1993, s. 261). Trotz der Uneinigkeiten, wann genau Scham auftritt, einigen sich die genannten Schamforscher überwiegend darauf, dass, wie von Michael Lewis angenommen, Scham eine ,objektive Selbsterkenntnis‘ voraussetzt (siehe oben). Hierzu ergänzen Kienbaum und Schuhrke allerdings noch, dass die Fähigkeit sich selbst als ein ״Objekt der Bewertungen anderer zu erleben“ (2010, s. 208), also Bewusstsein darüber zu haben, dass man stets unter Beobachtung von für wichtig gehaltenen Personen und der allgemeinen Gesellschaft steht, gegeben sein muss (vgl. ebd.).

An dieser Stelle eignet es sich das Gefühl der Scham von verwandten, ähnlichen Phänomenen, wie etwa der Schuld, abzugrenzen. Analog zur Scham zählt die Schuld ebenfalls zu den ,ichbewußten [sic!] bewertenden Emotionen‘ und entwickelt sich etwa parallel zur Scham (vgl. Lewis 1993, s. 121). Allerdings besteht laut Stephan Marks der bedeutendste Unterschied dieser beiden Phänomene darin, dass Schuld eine Tatsache und nicht wie die Scham ein Gefühl bezeichnet (vgl. Marks 2007, s. 59f.) Er unterscheidet weiter, dass der Schuld ein objektiv begründbarer Tatbestand zugrunde hegt, während bei der Scham oft unbeeinflussbare Gegebenheiten, wie etwa Alter oder Krankheit, Anlass zur Scham geben (vgl. ebd.). Interessant ist auch, dass als Gegenteil der Scham in der Fachliteratur oft Stolz und Aner­kennung genannt wird. (vgl. ebd. s. 189f).

1.4. Funktionen und Folgen der Scham und Schamabwehr

Das Phänomen der Scham ist weitgehend negativ konnotiert, da es grundsätzlich als qualvoller Affekt empfunden wird, der schwerwiegende, psychische Folgen haben kann (vgl. Hilgers 1996, s. 15). Jedoch kann die Scham durchaus positive Effekte auf menschliches und zwischenmenschliches Leben und Er­leben haben. So argumentiert Micha Hilgers, dass ״[Scham] [i]n geringen Dosen, in angemessener Form [...] förderlich [ist]. Erst wenn [die Scham] die Person überwältigt, hat sie unter Umständen sehr de­struktive Konsequenzen“ (ebd. s. 16 [Anm. A.K.]). Hier macht Hilgers also deutlich, dass es auf die ,Dosis‘, also die Häufigkeit und Intensität der Schamerlebnisse ankommt. In geringem Maße ist Scham also ,förderlich‘. Auch Léon Wurmser teilt diese Theorie, dass Scham sehr wohl positive Funktionen hat. Er beschreibt Scham als ״Wächterin über die eigene Innerlichkeit und Privatheit“ (1993, s. 122, 150). Das meint, dass sich Scham positiv im zwischenmenschlichen Handeln auswirken kann. Sie be­wahrt Menschen einerseits davor, dass Mitmenschen der eigenen ״Grenze der Privatheit und Intimität“ (ebd. s. 150) zu nah kommen oder sie gar überschreiten könnten; und andererseits hindert sie uns selbst davor, in die Privatsphäre anderer einzudringen (vgl. ebd.). Wurmser erklärt außerdem, dass Scham ein ״integrales Selbstbild“ (ebd.) schützt, also das ,reale‘ Bild, das man von sich selbst hat. Das schützt wiederum davor in Größenwahn zu verfallen oder schlicht ein falsches, überschätztes Selbstbild von sich zu haben (vgl. Hilgers 1996, s. 16).

[...]

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Anthropologische Ursachen der Scham. Exzentrische Positionalität nach Helmuth Plessner
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz
Curso
Anthropologische Voraussetzung für Erziehung und Bildung
Calificación
1,0
Autor
Año
2016
Páginas
13
No. de catálogo
V440907
ISBN (Ebook)
9783668795631
ISBN (Libro)
9783668795648
Idioma
Alemán
Palabras clave
Pädagogik, Scham, Anthropologie, Erziehung, Bildung
Citar trabajo
Annika Klement (Autor), 2016, Anthropologische Ursachen der Scham. Exzentrische Positionalität nach Helmuth Plessner, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/440907

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