Leseprobe
Inhalt
I. Abbildungen
1. Einleitung - Konfliktvorstellung zwischen Israel und Palästina
2. Fachwissenschaftliche Einordnung (Sachanalyse)
3. Didaktisches Potential (Didaktische Analyse)
4. Didaktisierung (Didaktisches Drehbuch)
5. Begründung zentraler didaktischer Entscheidungen (Begründung des Ablaufs)
I. Abbildungen
Abbildung 1- Sachanalyse nach
Abbildung 2- Unterrichtsdramaturgie9
Abbildung 3- Fragen zum Konflikt10
1 Einleitung – Konfliktvorstellung zwischen Israel und Palästina
Der dieser Hausarbeit zu Grunde liegende Konflikt zwischen Israel und Palästina geht in der Geschichte bis in das Jahr 3000 v. Chr. zurück. Hierbei handelt es sich um einen Ressourcen- und Gebietskonflikt zwischen Juden und Arabern. Im Zentrum der Auseinandersetzung standen hier seit Beginn des Konfliktes, der von den Juden neu errichtete Staat Israel, sowie die arabischen Staaten, wie Libanon, Ägypten, Jordanien und Syrien, welche zuvor im Osmanischen Reich größtenteils inbegriffen waren. Um die Ausgangslage zu verstehen muss zunächst betrachtet werden, weshalb Araber und Juden Anspruch auf das Gebiet um Palästina erheben. 3000 - 2000 v. Chr. besiedelten sowohl gläubige Juden als auch Araber das Gebiet um Palästina und machten Jerusalem zu ihrem zentralen „Glaubensort“ (Johannsen 2009:9ff). Danach folgten einige Eroberungszüge, welche von beiden Seiten ausgingen und in der Geschichte signifikante Besitzverhältnisveränderungen hervorriefen. Seit 1517 gehörte Jerusalem zum osmanischen Reich und die jüdische Bevölkerung hatte somit keine Heimat mehr. Die Juden verteilten sich auf der ganzen Welt und waren sozusagen die einzige religiöse Gruppe, welche selbst keinen eigenen Staat vorzuweisen hatten. Als dann, vor Allem in Ost- Europa, sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg rund um das Deutsche Reich, die Judenverfolgung und -Vertreibung begann gründete sich Mitte des 19. Jahrhunderts die sogenannte zionistische Bewegung. Diese hatte als Ziel den jüdischen Minderheiten in verschiedenen Ländern der Erde das Recht auf einen eigenen Staat einzuräumen und so bezog man sich auf das vor fast 5000 Jahren besessene Gebiet rund um Palästina. Im Jahr 1887 wurde Palästina als „öffentlich- rechtlich gesicherte Heimatstätte“ der Juden erklärt und sie ließen sich dort unter herben Protesten der arabischen Bevölkerung nieder und gründeten den Staat Israel (ebd.). Dieser wurde jedoch von den arabischen Staaten nicht als eigenständiges Land anerkannt und man begann sich gegenseitig zu bekriegen, um eigene Besitzansprüche deutlich zu machen. Der Konflikt wurde wiederum von den westlichen Staaten verschlimmert, indem England das Mandat für diese Krisenregion von der UN zugeschrieben bekam, um den Konflikt zu lösen. Das Problem hierbei war allerdings, dass England besonders die Juden unterstütze und den Palästinensern versprechen einräumte, die jedoch nicht eingehalten wurden. Somit kam es dazu, dass England das Mandat abtrat und der UN- Teilungsplan vollzogen wurde. Hierbei wurde der Staat Palästina zwischen Israel und den Arabern aufgeteilt, wobei die Grenze direkt durch das Glaubenszentrum Jerusalem verlief. Es folgten sechs Nah-Ost-Kriege, bei denen Israel aber größtenteils als Gewinner hervorging. Bis heute halten die Konflikte in diesem Gebiet an und so begann Israel mit dem Bau einer Mauer mitten durch Palästina im Jahr 2002 (Meyer 2007:o.S.). Von der israelischen Seite her dient die Mauer als Sicherheitsmauer vor den Arabern und Palästinensern, welche Ansprüche auf die israelischen Gebiete erheben. Von Seiten der Palästinenser steht diese Mauer eher für eine Apartheitsgrenze, da sie einerseits Israel und damit den jüdischen Staat nicht anerkennen und andererseits eine Abschottung durch die Juden vernehmen, welchen Apartheit gegenüber den Arabern somit vorgeworfen wird. Heutzutage wird der Konflikt durch einige extreme Terrorgruppen weitergeführt, welche häufig Anschläge auf Israel verüben. Währenddessen gibt es im unmittelbaren Grenzgebiet sehr strenge Kontrollen und durch die Grenze kommt es zur Trennungen von Familien und Problemen für die Bevölkerung Palästinas, ihre Arbeit, auf der von Israel besetzen Seite, auszuüben (Johannsen 2009:9ff).
Auf dieses Thema bin ich aufmerksam geworden durch die, häufig in den Nachrichten angesprochenen, Selbstmordattentate, mit der extreme Gruppen meist Israel schaden wollen. Als übergeordnete Themen für diesen Konflikt zählen für mich die Schlagwörter: Apartheit, Fremdenfeindlichkeit, Flucht, Terror, Raum- und Ressourcenkonflikt, religiöse Disparitäten und Grenzziehung.
In Folgenden wird zunächst eine fachwissenschaftliche Einordung getroffen, bei der die verschiedenen geographischen Raumkonzepte auf dieses Thema bezogen werden. Danach folgen die didaktische Analyse, sowie das didaktisch Drehbuch, welches mit ausgewählten Materialien unterstützt werden soll. Diese didaktischen Entscheidungen werden dann noch verknüpft und begründet, bevor zum Schluss noch ein Fazit über die Unterrichtsgestaltung und das zu behandelnde Thema gezogen wird.
2 fachwissenschaftliche Einordung (Sachanalyse)
Die wichtigste Frage, die sich rein geographisch nun stellt, ist wie sich das Phänomen des Raumkonfliktes zwischen Israel und Palästina, vor dem Hintergrund verschiedener Raumkonzepte, fachwissenschaftlich aufschlüsseln lassen kann. Einerseits ist es von Bedeutung die objektive Beschaffenheit des Raumes besser beschreiben zu können und andererseits die Bedeutung für die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure, hier Palästinenser und Israelis, sowie die internationalen Interessengruppen, nachvollziehen zu können (Wadenga 2002:8ff).
In Abbildung 1 kann man ein Fließdiagramm erkennen, welches den zu betrachtenden Konflikt bildlich beschreibt und mit dem folgenden Fließtext, über die Raumkonzepte und die gesellschaftlichen Leitbilder, detailliert erörtert wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Sachanalyse nach P. Reuber: eigene Darstellung
Vor dem Hintergrund des ersten geographischen Raumkonzeptes, „dem Raum als Container“ lässt sich zunächst beschreiben, wie Räume als „Wirkungsgefüge natürlicher und anthropogener Faktoren […], als Ergebnis von Prozessen interpretiert, die die Landschaft gestaltet haben, oder als Prozessfeld menschlicher Tätigkeiten“ verstanden werden kann (Wardenga 2002:2). Somit betrachtet man in diesem Falle die historische Entwicklung des Raumes, den Ressourcenkonflikt beziehungsweise die materielle Ausstattung Palästinas, die Akteure, welche vor Ort agieren, sowie die vorherrschenden realen Besitzverhältnisse, ohne, in irgendeiner Hinsicht, eine subjektive Betrachtung einfließen zu lassen. In diesem Raumkonflikt steht hierbei die historische Entwicklung im Vordergrund, denn man könnte ohne jene nicht verstehen, weshalb das jüdische Heimatland in diesem Gebiet existieren sollte. Durch diesen, schon Jahrtausende, anhaltenden Konflikt kann man auch verstehen, welche Akteure sich vor Ort gegenüberstehen. Auf der einen Seite sind dies die Juden in Ihrem Staat Israel, welche von den internationalen Interessengruppen, wie den Zionisten, der UN, den USA und auch Deutschland, unterstützt wurden und werden. Auf der anderen Seite gibt es die Palästinenser, welche von den arabischen Staaten mit muslimischen Glauben, sowie der ehemaligen Sowjetunion (heute Russland) Unterstützung erhalten haben. Zudem beschreibt diese Betrachtungsweise den Konflikt um Ressourcen, wie den anhaltenden Wasserkonflikt. Hierbei werden die Ressourcen durch die vorhandene Mauer mehr oder weniger strikt getrennt. Somit beschreibt dieses Raumkonzept zwar die verschiedenen Akteure, die agieren, jedoch nicht die Interaktionen, die zur aktuellen Situation konkret geführt haben, bzw. welche aktuell von statten gehen und zum Mauerbau geführt haben. Es findet somit nur eine rein objektive Betrachtung der vorhanden und vergangen Besitzverhältnisse statt, jedoch können die Begriffe der Apartheitsgrenze und der Sicherheitsmauer keinesfalls nachvollzogen werden (siehe Abb. 1).
Räume als „System von Lagebeziehungen materieller Objekte“ (Dickel & Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:61) bezeichnet das zweite Raumkonzept, welches zur Beschreibung der objektiven Beschaffenheit des Raumes dient. Hierbei wird darauf geachtet, wie sich die geographische Lage der beiden Konfliktparteien zueinander, in der Geschichte, verändert haben und wie weit diese heutzutage voneinander entfernt voneinander liegen. Hierbei wird deutlich, dass sich die Lageverhältnisse sehr stark verschoben haben. Während Juden und Araber zunächst beide jenes Gebiet um Palästina besiedelten, verstreuten sich die Juden daraufhin in nahezu der gesamten Welt, währenddessen befinden sich die Konfliktparteien seit 1871 wieder unmittelbar nebeneinander (Johannsen 2009:9ff). In Abbildung 1 kann man diese unmittelbare Nähe dadurch erkennen, dass zu strikten Trennung beider Territorien eine Mauer notwendig scheint. Auch die Lage zu wichtigen Ressourcen, bzw. Handelswegen, zu denen beide Parteien Anspruch erheben, können mit Hilfe dieses Raumkonzeptes beschrieben werden. Hierbei wird in der Geschichte die Lage zum Wasser wichtig, welche eine wichtige Handelsstrecke darstellte und deren Zugang den Arabern verwehrt wurde. Für die Bevölkerung und die Situation in diesem Krisengebiet ist auch die Lage zur Mauer von enormer Bedeutung. Menschen, die in unmittelbarere Nähe zur Grenze leben, sind von Terroranschlägen häufig betroffener, als Menschen, die in größerer Distanz zum Nachbarstaat wohnen. Somit kann man bei diesem Raumkonzept erkennen, dass es im Vergleich zum Containerraum, einen Ort nicht isoliert betrachtet, sondern die räumliche Nähe zu anderen Gebieten ebenso als wichtiges Phänomen beschreibt (Dickel & Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:61). Insgesamt lässt sich sagen, dass man mit diesen beiden Raumkonzepten die materielle Verteilung zwischen beiden Gebieten, die historische Entwicklung, sowie die räumliche Nähe beschreiben kann. Beide Konzepte sind sinnvoll, um das Gebiet an sich zu betrachten und Probleme anhand der Lage zu verstehen. Jedoch werden somit keine sozialen Folgen und Handlungen nachvollzogen. Man kennt somit nicht alle Gründe für den Bau der Mauer, sowie für die beiden zentralen Begriffe im Fließdiagramm (Abb.1).
Um eine vollständige Betrachtung des Raumes und damit des Konflikts zu erhalten werden zwei weitere Betrachtungsweisen herangezogen. Die erste ist der Raum als Kategorie der Anschauung (Wardenga 2002:2). Hierbei wird eine subjektive Betrachtungsweise der Menschen berücksichtigt und nicht nur wie zuvor eine objektive, materielle Betrachtung der räumlichen Konstruktion (Dickel & Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:61). Dadurch entsteht eine pluralisierte Wirklichkeit. Im zu behandelnden Fallbeispiel kann man so die verschwommene Grenze zwischen Israel und Palästina (Abb. 1) erklären. Diese verläuft nicht linear, sondern verschwimmt durch die verschiedenen Ansichten der beteiligten Parteien. Dies kann man in der Literatur auch an verschiedenen Karten erkennen. Die Grenze zwischen beiden Staaten verlaufen auf Karten Israels anders, als auf Karten, die arabischen Ursprung haben. Bei diesem Raumkonzept werden somit Wahrnehmungen in räumliche Begriffe eingeordnet (Wardenga 2002: 6f). Es lässt sich erkennen, dass weder Raum noch Gesellschaft als wahrnehmungsunabhängige Konstanten aufgefasst werden können, da es zwar offiziell festgelegte Grenzen gibt, jedoch die Wirklichkeit vor Ort anders aussehen kann (ebd.). Dies lässt sich am Mauerbau Israels festhalten, da diese Grenzen von den unterschiedlichen Seiten verschieden angenommen werden (Dürr 2005: 16).
Das letzte Raumkonzept ist der „Raum aus Perspektive seiner sozialen, technischen und politischen Konstruiertheit“ (Wardenga 2002: 6ff). Diese Perspektive knüpft gleich an die subjektive Betrachtung an, sie geht jedoch vor Allem davon aus, dass Räume dauerhaft verändert und konstruiert werden (Dickel & Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:61). Im Beispiel wird der Konfliktraum von israelischen Medien anders reproduziert als von arabischen Medien. Es werden somit verschiedenen Wirklichkeiten konstruiert. Wenn man somit im Unterricht dieses Thema besprechen möchte, sollte man beide Perspektiven betrachten, um sich am Ende eine objektive Meinung bilden zu können und trotzdem die Wahrnehmung verschiedener Interessengruppen zu kennen. Auch durch die Politik, im Beispiel durch die internationalen Interessengruppen, welche zuvor genannt wurden, werden, durch verschieden Ansichten, Wirklichkeiten auf der ganzen Welt, über jenes Thema, erzeugt (Dickel & Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:62).
Wenn man sich nun alle vier Raumkonzepte gebündelt anschaut, dann kann man ein multiperspektivisches Verständnis über den Konflikt entwickeln. Nur mit allen Raumkonzepten ist es möglich das Fließdiagramm erklären zu können. Aus der Geschichte, den Lagebeziehungen, der subjektiven Wahrnehmung und der Reproduktion in Medien kann man sich nun erklären weshalb die Begriffe Apartheitsmauer und Sicherheitswall die zentralen Begriffe sind und weshalb es sich zum größten Teil um einen Ressourcenkonflikt handelt, der in Fremdenfeindlichkeit und kriegerische Aktivitäten ausgeartet ist. Zentral spielt hier natürlich der Begriff Macht eine wichtige Rolle, da man nur mit einer gewissen Macht die geforderten Ressourcen erobern oder verteidigen kann. Diese zentralen Begrifflichkeiten spielten in der Geschichte, sowie heute eine zentrale Rolle. Ungehört blieben hierbei allerdings Normen, wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und auch die Völkerrechte werden und wurden über lange Zeit verletzt. Wie sich die Wichtigkeit dieser Begriffe in Zukunft entwickeln wird kann man schlecht voraussagen, jedoch bleibt einem bei diesem Konflikt das Gefühl, dass sich durch aktuelle terroristische Aktivitäten und den Mauerbau keine signifikanten Veränderungen einstellen werden, solange man sich gegenseitig nicht akzeptiert und Frieden schließt.
Man kann bei dieser Sachanalyse erkennen, dass es sich insgesamt um ein Raum- Ressourcen- und Machtkonflikt handelt, wie er von Reuber thematisiert wird. Alle von ihm benannten Strukturen werden hierbei aufgeschlüsselt und berücksichtigt. Es werden das Machtpotenzial einzelner Akteure, deren individuellen Interessen und Ziele, deren Strategien, die gegeben Rahmenbedingungen und die „Spielregeln“ oder Strukturen untersucht. Durch diese „räumliche Perspektive“ sozialer Prozesse wird Geographie zu einem Prozess, „Geographie wird gemacht“ (Reuber 2016:109ff). Es wird somit deutlich, dass Menschen stets nach Nutzen handeln und Macht durch gesellschaftliche Prozesse gesteuert wird. Für den Prozess des „Geographie machens“ ist es von enormer Bedeutung hierbei Handlungsstrukturen zu erkennen und nachvollziehen zu können, welche jedoch niemals als allgemeingültige Muster, sondern als situationsspezifische Reaktionen und Prozesse angesehen werden müssen (grand theory). Ebenso kann man erkennen, dass geographische Raumkonflikte niemals losgelöst von sozialen und politischen Strukturen betrachtet werden kann. Somit bietet der, der Arbeit zu Grunde legende Konflikt ausreichend didaktisches Potential für den Geographieunterricht.
3 didaktisches Potential (didaktische Analyse)
Man kann dieses Thema auf der einen Seite multiperspektivisch, d.h. aus der Sicht der Israelis, der Palästinenser, der anderen arabischen Staaten, der Zionisten und anderer europäischer Akteure, betrachten. Dies kann im Bereich des emanzipatorischen Vermittlungsinteresses angesiedelt werden, da hierbei nach „Alternativen und Widersprüchen gefahndet wird“ (Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:192). Dadurch könnte eine gute Diskussionsrunde entstehen, wenn man die vorgegebenen Materialien so wählt, dass sie jeweils aus der subjektiven Perspektive der einzelnen Akteure verfasst wurden. Wenn man sich explizit auf die Meinungen aus Erfahrungsberichten oder Interviews bezieht kann man dies jedoch auch auf das praktische Vermittlungsinteresse eingrenzen. Mit den beiden genannten Arten der Vermittlung erfüllt der Lehrende das Kontroversitätsgebot, welches im Beutelsbacher Konsens als zentrale Forderung an die Lehrkraft festgelegt wurde (Wehling 1977 In: Schiele & Schneider 1977: 179f & May 2016: 233ff). Hierbei sollten die Lernenden auf einige Unstimmigkeiten stoßen. Schon wenn sie sich die Karten anschauen sollten sie feststellen, dass die Grenzen unterschiedlich dargestellt werden, je nach dem aus welcher Perspektive die Karte dargestellt wurde. Auf der anderen Seite bietet sich auch ein Lehrervortrag oder eine selbstständige Ausarbeitung bezüglich der Geschichte, also ein lineares Vermittlungsinteresse (kein reflektiertes Vermittlungsinteresse) an (Scharvogel 2013 In: Kanwischer 2013:192). Stellt man die heutige Situation in diesem Gebiet dar, muss man betrachten, weshalb beide lokalen Akteure Anspruch auf das Gebiet Palästinas erheben. Wenn man diesen kausalen Zusammenhang im Unterricht herstellt, geht dies über das nicht reflektierte Vermittlungsinteresse hinaus und der Lehrende wendet sich dem technischen Vermittlungsinteresse zu. Dies scheint auch durch die Betrachtung der Geschichte, welche die heutige Situation größtenteils erklären kann, sinnvoller zu sein, als ein nicht reflektiertes, lineares Vermittlungsinteresse. Somit würde ich dieses nicht reflektierte Vermittlungsinteresse größtenteils ausschließen bzw. es auf höchstens eine Aufgabenstellung begrenzen (ebd.). Meiner Meinung nach ist dieser Konflikt so komplex, dass man ihn auf viele alltägliche Probleme beziehen kann. Die Schüler- und Schülerinnen (im Folgenden mit SuS abgekürzt) können an diesem Beispiel erkennen, wie weitgehend sich eine gewisse Fremdenfeindlichkeit auf das Leben vieler Menschen auswirken kann. Außerdem lässt sich schlussfolgern, dass Menschen und deren Nationen Macht stehts durch Landbesitz ausdrücken und kriegerische Aktivitäten ausgeübt werden um diese Macht zu erweitern. Erstaunlich zu sehen ist, dass die kriegerischen Handlungen meist von arabischer Seite ausgingen und diese stets Land- und damit Machtverluste zu verzeichnen hatten. Dies sollte den SuS nahegelegt werden, damit sie für ihr späteres Leben, sei es privat oder im Job, erkennen, dass sich gewaltvolle Machterweiterungen oft nicht bezahlt machen, sondern nur Schaden für die Menschen im näheren Umfeld mit sich bringen. Wichtig ist es jedoch, dass die Lehrer- und Lehrerinnen (im Folgenden mit LuL abgekürzt) den SuS die Freiheit gewähren selbst zu dieser Einsicht zu gelangen. Somit würden die LuL das Überwältigungsverbot, welches ebenso im Beutelsbacher Konsens 1976 festgehalten wurde, einhalten (Wehling 1977 In: Schiele & Schneider 1977: 179f). Herausfordernd wird es für die Lernenden sein, den Themenkomplex in seinem ganzen Umfang zu erfassen. Dies liegt daran, dass der Konflikt seit Jahrtausenden anhält, viele Besitzverhältnisveränderungen mit sich bringt und mehrere Konfliktpunkte (Religion, Ressourcen, Macht, Zugang zu Handelswegen etc.) vorhanden sind, die sich jeweils gegenseitig beeinflussen (Johannsen 2009:9ff). Das Ziel muss sein diesen umfangreichen Komplex so zu erfassen, dass man bezüglich der erbauten Mauer die Begriffe Apartheitsgrenze und Sicherheitsmauer, aus der jeweiligen Perspektive, nachvollziehen kann. Es werden sich den SuS einige Fragen stellen, um das für sie unverständliche und erstaunliche zu begreifen. Fragen hierbei könnten sein: Warum erbaut Israel die Mauer und nicht die Palästinenser, um sich zu schützen?, weshalb können beide Nationen nicht in Frieden leben und sich die vorhandenen Ressourcen teilen? , Warum gibt heutzutage noch Raketenangriffe und Terroranschläge von unmittelbar benachbarten Ländern ausgehend? , warum haben es die europäischen Großmächte, sowie die USA mit ihren großen Einfluss nicht geschafft den Konflikt zu lösen, sondern haben ihn sogar noch angeheizt? und warum verloren die arabischen Staaten so viele Kriege gegen Israel, obwohl sie deutlich in Überzahl waren? und so weiter. Über einige dieser Fragen wird am Ende der Unterrichteinheit vermutlich jeder Schüler ein eigenes Bild haben, da viele Fragen aus subjektiven Erfahrungsberichten unterschiedliche Antworten zugeordnet werden können.
Im Folgenden soll eine Didaktisierung vorgenommen werden, also eine konkrete Unterrichtplanung, um Ziele, Aufgaben, Materialien und Erwartungshorizonte darzustellen, mit denen diese Fragen und Gedanken größtenteils beantwortet werden können.
4 Didaktisierung (didaktisches Drehbuch)
Die Folgende geplante Unterrichtssequenz soll einen Umfang von circa 7 Unterrichtsstunden einnehmen und sollte in Klassenstufe 12 behandelt werden, da dort das Thema „Natürliche Ressourcen und Konflikte“ im Lehrplan vorgesehen ist. Besonders praktikabel könnte das Thema sein, wenn es mit dem Geschichtsunterricht und der Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg im unmittelbaren Zusammenhang stände. Den SuS würde sich die Frage stellen was aus den überlebenden Juden geworden ist und wo sie sich niedergelassen haben (Thüringer Ministerium für Bildung, Wirtschaft und Kultur 2012:25). In Abbildung 2 kann man erkennen, wie sich der Unterrichtsverlauf grob gliedern soll und wie dabei der „Spannungsbogen“ verläuft. Die folgende Beschreibung des Unterrichtsverlaufs wird sich an der vorliegenden Abbildung orientieren. Danach werden drei Schlüsselstellen ausgewählt, welche explizit betrachtet werden und zu denen im Anhang Material, Aufgaben und Erwartungshorizonte vorhanden sein werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Unterrichtsdramaturgie: eigene Darstellung
Der Einstieg in die Unterrichteinheit soll mit Hilfe eines Videos erfolgen. Die SuS werden hierbei „in´s kalte Wasser geworfen“, da sie zuvor nicht wissen, um welche Konfliktregion es sich handelt. Auf dem Video sehen die Lernenden eine Grenze mit vielen Soldaten. Hierbei wird das Geschehen zweigeteilt, denn zunächst sehen sie zwei Männer mit einer Schulklasse, welche sich scheinbar mit den Soldaten anlegen und auch von ihnen beleidigt werden und die Grenze nicht passieren dürfen. Im zweiten Teil sieht man einen Jungen, welcher auf dem Heimweg ist und sein Haus liegt unmittelbar von ihm entfernt. Auf einmal kommen mehrere Soldaten auf ihn zu und schupsen ihn herum. Erst als sie bemerken, dass sie gefilmt werden hören sie damit auf. Der Junge scheint verängstigt zu sein und passiert das Gebiet erst nach langer Zeit. Die Aufgabe der SuS liegt hierbei darin, dass sie sich zunächst in die Lage der Personen versetzen sollen und deren Gefühle beschreiben sollen. Diese sollten anschließend innerhalb des Klassenverbandes diskutiert werden. Die zweite Aufgabe soll es sein, dass die SuS in einem Mindmap an der Tafel alle Fragen, die ihnen zu diesem Video einfallen, aufschreiben. Das folgende Mindmap soll dazu dienen, dass es im Verlauf der Erarbeitungsphasen im Unterricht chronologisch abgearbeitet wird und so der Unterrichtsplanung in Abbildung 2 entspricht.
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