Energie und Moral: Die gegenwärtige Energieproblematik und der Beitrag der theologischen Ethik


Tesis, 2000

134 Páginas, Calificación: sehr gut


Extracto


INHALT

VORWORT

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG
1.1 Zielsetzung der Arbeit
1.2 Energiefrage und theologische Ethik - Zur Rechtfertigung meines Themas
1.3 Zum Aufbau der Arbeit
1.4 Exkurs zum Streit um das Wasserkraftwerk Lambach
1.4.1 Allgemeine Vorbemerkungen
1.4.2 Darstellung des Konflikts
1.4.3 Die Argumente

2 PROBLEMDARSTELLUNG
2.1 Allgemeines zur Energie, Begriffsklärungen und Maßeinheiten
2.2 Energieversorgung und Energieverbrauch
2.2.1 Entwicklung
2.2.2 Ist-Stand und gegenwärtige Tendenzen
2.2.3 Berechnungen für die Zukunft
2.2.4 Einsparungspotentiale
2.3 Die verschiedenen Energieträger
2.3.1 Endliche Energieträger (fossile Energieträger, Kernspaltung, Kernfusion)
2.3.1.1 Fossile Energieträger
2.3.1.1.1 Stein- und Braunkohle
2.3.1.1.2 Erdöl
2.3.1.1.3 Erdgas
2.3.1.2 Kernenergie
2.3.1.2.1 Kernspaltung
2.3.1.2.2 Kernfusion
2.3.2 Erneuerbare Energieträger (Solarenergie, Gezeitenenergie und Geothermie)
2.3.2.1 Direkte Nutzung der Sonnenenergie
2.3.2.2 Indirekte Nutzung der Sonnenenergie
2.3.2.2.1 Wasserkraft
2.3.2.2.2 Windenergie
2.3.2.2.3 Biomasse
2.3.2.2.4 Umweltwärme
2.4 Ökologische und soziale Probleme
2.4.1 Verteilungsungerechtigkeit
2.4.2 Ressourcenknappheit
2.4.3 Beeinträchtigung der Umwelt durch Gewinnung, Transport und Verbrauch von Energie
2.4.4 Treibhauseffekt und Klimaveränderung
2.4.5 Risiken und Gefahren der Kernenergie
2.4.5.1 Strahlenschäden
2.4.5.2 Strahlenbelastungen kerntechnischen Ursprungs
2.4.5.3 Gefahren der Kernfusion

3 ANSÄTZE UND ORIENTIERUNGEN IN DER THEOLOGISCHEN ETHIK
3.1 Die ethische Herausforderung
3.1.1 Die ethische Frage
3.1.2 Ethische Grundkoordinaten
3.2 Bisherige Beiträge von Theologie und Kirche zur Energieproblematik
3.2.1 Die moraltheologische Auseinandersetzung mit der Energiefrage (Entwicklung der Thematik)
3.2.2 Kirchenamtliche Stellungnahmen zur Energiefrage
3.2.2.1 Römische Dokumente
3.2.2.2 Kirchliche Dokumente aus dem deutschen Sprachraum
3.2.2.3 Der konziliare Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
3.2.2.4 Kirchliche Stellungnahmen zur Kernenergiedebatte
3.3 Theologische Grundlagen
3.3.1 Verantwortung gegenüber der Schöpfung
3.3.2 Mitmenschliche Solidarität - das Liebesgebot als Moralprinzip
3.4 Ethische Entscheidungsfindung
3.4.1 Die Notwendigkeit der Güterabwägung
3.4.1.1 Kriterien zur Urteilsfindung
3.4.1.1.1 Fundierungskriterium
3.4.1.1.2 Integrationskriterium
3.4.1.1.3 Dringlichkeitskriterium
3.4.1.1.4 Vorsorgekriterium
3.4.1.1.5 Verursacherkriterium
3.4.1.1.6 Kooperationskriterium
3.4.1.1.7 Reversibilitätskriterium
3.4.1.1.8 Kreislaufkriterium
3.4.1.1.9 Regenerationskriterium
3.4.1.1.10 Sparsamkeitskriterium
3.4.1.2 Die Frage nach konkreten konsensfähigen Einzelnormen
3.4.2 Der ethische Kompromiß
3.5 Wege der Umsetzung
3.5.1 Der Glaube als Handlungsmotivation
3.5.2 Ebenen der Realisation
3.5.2.1 Forderungen an den Einzelnen
3.5.2.2 Forderungen nach strukturellen Veränderungen
3.5.2.3 Die Bedeutung der sozialen Bewegungen

VORWORT

In der vorliegenden Diplomarbeit war es mir möglich, meinem nunmehr schon langjährigen Interesse für ökologische Themen, insbesondere für die Energiefrage aus dem besonderen Blickwinkel der Moraltheologie nachzugehen.

Mein Dank gilt zunächst Prof. Dr. Alfons Riedl, der mich während der aufgrund meiner Berufstätigkeit als Religionslehrer langen Entstehungszeit dieser Arbeit sehr gut betreute und mich bis zu ihrem Abschluß wirklich bestmöglich unterstützte. Ein Danke auch an Ass. Mag. Josef Schwabeneder für so manchen Literaturhinweis aber auch für so manche provozierende Frage, die mich auch des öfteren über das von mir ursprünglich Gedachte hinausführte.

Erwähnen möchte ich hier auch meinen Lehrerkollegen HOL Andreas Prammer, von dessen praktischem Wissen über Alternativenergien ich viel für meine Arbeit profitieren konnte.

Bedanken möchte ich mich auch bei all jenen, die mir mein Studium ermöglicht und mich dabei geduldig und behutsam begleitet haben. Nicht zuletzt gilt mein besonderer Dank meiner Freundin Maria Dallinger, daß sie mich vor allem in der letzten sehr dichten Arbeitsphase an meiner Diplomarbeit auf so wohltuende Art ertragen und getragen hat.

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

LITERATURVERZEICHNIS

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WEIZSÄCKER, Ernst Ulrich von, Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt, Darmstadt 41994

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1 EINLEITUNG

1.1 Zielsetzung der Arbeit

Von der Ethik erwartet man Orientierung in Problembereichen, die verantwortliches menschliches Handeln erfordern und herausfordern.

Meine Diplomarbeit mit dem Titel 1 "Energie und Moral" befaßt sich mit dem Problembereich der Energieversorgung angesichts sich bereits abzeichnender lokaler und globaler ökologischer Probleme, die ja zu einem Großteil Konsequenzen unseres bisherigen Umgangs mit Energie sind und neben einer politischen, wirtschaftlichen und technischen jedenfalls auch eine ethische Dimension aufweisen.

Den Bergriff "Energieversorgung" verstehe ich hier sehr weit gefaßt und meine damit nicht nur im engeren Sinn den Aufgabenbereich unserer sogenannten "Energieversorgungsunternehmen"; vielmehr verwende ich diesen Begriff als Bezeichnung für das gesamte Spektrum angefangen von der Energiegewinnung über die verschiedensten Verfahren und Schritte der Energieumwandlung bis hin zum Energieverbrauch des Endverbrauchers.

In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, welche Orientierungen für menschliches Handeln sich aus der Reflexion dieses Problembereiches im Rahmen der theologischen Ethik ergeben.

Dieser letztere Aspekt sei im Folgenden noch näher begründet.

1.2 Energiefrage und theologische Ethik - Zur Rechtfertigung meines Themas

Schon seit einigen Jahren beschäftigen mich Themen der Ökologie, des Umweltschutzes und nicht zuletzt - bedingt durch mein Theologiestudium - der Bereich der Umweltethik.

Was den Zustand unseres Ökosystems Erde anbelangt, steht die Spezies Mensch heute wohl vor einer der größten - wenn nicht überhaupt der größten - Herausforderung seiner gesamten bisherigen Geschichte. Es geht um nicht weniger als das Leben der Menschen, vor allem der künftigen Generationen.

Die Art und Weise künftiger Energieversorgung nimmt dabei in der gegenwärtigen Ökologiedebatte eine Schlüsselstellung ein:2 Die Bereitstellung und der Verbrauch von Energie und die damit in Zusammenhang stehenden Verfahren gelten einerseits als Hauptverursacher unserer Umweltprobleme; andererseits ist ein Überleben und schon gar ein lebenswertes Weiterleben unserer Zivilisation ohne Energie nicht denkbar. Der deutsche Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, einer der herausragendsten Vorkämpfer in der Frage nach erneuerbaren Energien, analysiert in seinem Buch "Sonnenstrategie" die in der "Agenda 21"3 angeführten globalen Problemfelder. Er kommt dabei zum Schluß, daß nahezu alle gegenwärtigen ökologischen aber auch sozialen "Problemfelder vorrangig solche der Energieversorgung sind."4

Obgleich dieser Wichtigkeit der Energiefrage erregt mein Diplomarbeitsthema immer wieder Erstaunen: Was Energie mit Theologie, ja mit Moraltheologie zu tun haben könnte, ist nur den wenigsten ohne nähere Erläuterung einsichtig. (Und wenn jemand glaubt, einen Zusammenhang von Theologie und Energie gefunden zu haben, so meist auf dem Hintergrund, daß - wie könnte es im Kontext von Glaube und Kirche auch anders sein? - unter "Energie" die innere Energie, die Seelenkraft des Menschen verstanden wird.)

Daß theologische Ethik aber sehr wohl einen Ort hat in der Diskussion um die künftige Art der Energieversorgung, sollen die folgenden Ausführungen aufzeigen.

Zunächst erscheint mir dazu eine kleine Anmerkung zum Begriff "theologische Ethik" vonnöten:

Bei der Energiefrage handelt es sich letztlich um eine Problematik, die die Zukunft der gesamten menschlichen Zivilisation betrifft. Angesichts dessen muß die theologische Ethik, wenn sie sich dieses Bereiches annimmt, in ihrer Argumentation allgemein verständlich sein und darf sich nicht auf den Binnenraum einer nur unter der Voraussetzung des persönlichen Glaubens nachvollziehbaren Glaubensmoral zurückziehen. Was Walter Lesch bezugnehmend auf die Methoden der Ethik im Neuen Lexikon der christlichen Moral ganz allgemein von der theologischen Ethik sagt, daß diese sich nämlich "in ihrer Methodologie prinzipiell nicht von philosophischer Ethik unterscheiden"5 kann, das gilt auch insbesondere in diesem konkreten Fall, wo theologische Ethik von der Energiefrage gefordert ist, die letztlich die ganze Menschheit betrifft.

Die Folgerungen, die die theologische Ethik aus der Beschäftigung mit der Energieproblematik für das menschliche Handeln zieht, unterliegen somit dem Kriterium der Kommunikabilität; sie müssen also mitteilbar und mittels der Vernunft nachvollziehbar sein, natürlich auch für Nicht-Christen. Mit Franz Böckle gesprochen ist es also nicht relevant, "ob die vom Christentum für das Zusammenleben der Menschen erhobenen sittlichen Normen originär oder gar exklusiv christlich sind; uns interessiert letztlich vor allem ihre Kommunikabilität."6 Für Böckle geht es in der Moraltheologie darum, "die Konsequenzen für das zwischenmenschliche Verhalten, die sich aus unserem Glauben an Gott und an die Macht seiner befreienden Liebe ergeben, allen [Hervorhebung des Verf.] Menschen erfahrbar zu machen."7

Wenn aber dennoch von theologischer Ethik die Rede sein soll, so darf man natürlich die Antwort auf die Frage nicht schuldig bleiben, was denn nun das Theologische bzw. das spezifisch Christliche an einem solchen ethischen Entwurf sein soll. Hier ist sicherlich zunächst "das mit dem Schöpfungsglauben gegebene Vorverständnis, mit dem der theologische Ethiker an die Probleme herangeht"8 anzuführen. Weiters ist in diesem Zusammenhang die dem Glauben entspringende christliche Handlungsmotivation zu nennen, die letztlich nicht wenig dazu beitragen kann, daß auf die theoretische Einsicht für die Notwendigkeit einer bestimmten Handlung auch die praktische Umsetzung derselben folgt. Ein Grund für unsere gegenwärtige prekäre Situation ist ja, daß wir nicht tun, was wir bereits wissen.

Wir Menschen sind heute herausgefordert, einschneidende Entscheidungen herbeizuführen und Taten zu setzen, um das durch unser Tun aus den Fugen geratene Ökosystem Erde wieder ins Lot zu bringen. Der Versuch, das Problem allein durch einzelne technologische Maßnahmen in den Griff zu bekommen, ist wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt: Zu komplex und verfahren ist dazu die gegenwärtige Problematik, was sich auch immer wieder in den überaus emotional geführten Diskussionen über Umweltschutzmaßnahmen zeigt. Die eine und zugleich einfache Lösung zum anstehenden Umweltproblem schlechthin gibt es (noch) nicht. Aufgrund der Komplexität des Problems, die sich aus dem Zusammenspiel von wirtschaftlichen, politischen, sozialen, ökologischen und persönlichen Interessen ergibt, wäre wohl jede einfache zugleich auch eine allzu sehr vereinfachende und somit am eigentlichen Problem vorbeigehende Lösung.

Wenn sich auch "alle Menschen guten Willens" darin einig sind, daß gegen den drohenden ökologischen Kollaps etwas getan werden muß, so unterscheiden sich die Ansichten, was getan werden sollte, oft erheblich. Hier gilt es also in einem gemeinsamen Diskurs Sachargumente gegeneinander abzuwägen, um zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen. Dieser Diskurs, in dem gemeinsam nach einer Entscheidung gerungen wird, ist nun auch der Ort, wo die Ethik bzw. in unserem Fall die theologische Ethik gefragt ist und auch immer wieder gefragt wird.9 Daß die theologische Ethik an der Ökologiedebatte nicht vorbeigeht, zeigt auch die große Zahl an Buchveröffentlichungen zu diesem Thema in den letzten Jahren.

Was heute gefordert ist, ist eine Lösung "im Großen", eine globale Lösung. Ein Flickwerk aus einzelnen, wenn auch gut gemeinten Umweltschutzmaßnahmen reicht dazu nicht aus. Auch aus diesem Grund hat die Ethik einen Ort in der Diskussion um eine lebenswerte Zukunft. Wie wichtig einzelne Maßnahmen bzw. Maßnahmen des Einzelnen - was ja nicht dasselbe ist - auch sind: Eine globale Problematik verlangt nach einer globalen Lösung. So müssen heute in der Ökologiedebatte auch - meines Erachtens sogar vor allem - Strukturen unserer bereits etablierten Lebensweisen und weltweiten Systeme hinterfragt werden. Es geht um bisherige Wertungen und Zielsetzungen unserer Zivilisation, die vor dem Hintergrund einer neuen und weithin erst zu entwickelnden ökologisch verträglichen Lebensweise hinterfragt und teilweise auch korrigiert werden müssen. Hier hat die Ethik und auch die theologische Ethik ihre Dienste zu erweisen. Daß sie sich dabei nicht aufdrängen muß, sondern vielmehr als kompetenter Gesprächspartner gesucht wird, mag auch jenes, bereits aus dem Jahre 1972 stammende Zitat des Exekutiv-Komitees des Club of Rome10 verdeutlichen:

"Wir sind ... überzeugt, daß jeder vernünftige Versuch, einen dauerhaften Gleichgewichtszustand durch geplante Maßnahmen herbeizuführen, letztlich nur bei grundsätzlicher Änderung der Wertund Zielvorstellungen des einzelnen, der Völker und auf Weltebene von Erfolg gekrönt sein wird.

Vielleicht liegen diese Änderungen schon in der Luft, wenn auch nur andeutungsweise. Aber unsere herrschenden Traditionen, unsere Erziehung, unsere gewohnten Tätigkeiten und Interessen machen eine derartige Änderung zu einem sehr schmerzhaften und langwierigen Vorgang. Nur ein echtes Verständnis der Bedingungen, unter denen die Menschheit an diesem Wendepunkt der Geschichte steht, kann die notwendigen Triebkräfte freisetzen, welche die Menschen dazu bringen können, persönliche Opfer zu bringen und die notwendigen

Änderungen politischer und wirtschaftlicher Machtstrukturen anzuerkennen, um einen Gleichgewichtszustand zu erreichen."11

In diesem Zitat kommt auch zum Ausdruck, daß der notwendige Eingriff in Strukturen und der damit in Verbindung stehende Abschied von so manch Liebgewonnenem nicht ganz glatt und reibungslos über die Bühne gehen wird. Vielmehr braucht es große Überwindung, diese Schritte zu setzen. Hier ergibt sich vor allem für die theologische Ethik Handlungsbedarf, die allen entmutigenden und zu Resignation führenden Horrorvisionen eines schon beinahe unabänderlichen ökologischen Holocausts12 den hoffnungsvollen und ermutigenden Glauben an die trotz allem von Gott getragene Schöpfung entgegenhalten kann.

Mit der Ökologiedebatte aufs Engste verbunden erweist sich so auch die Energiefrage heute immer mehr als eine ethische Fragestellung, und so gibt auch Wilhelm Korff seinem Buch über "Die Energiefrage" den Untertitel: "Entdeckung ihrer ethischen Dimension".

Gerade in Fragen der Energieversorgung gibt es keine einfachen Lösungen: Dies zeigen unter anderem die "heißen" Auseinandersetzungen um das Kernkraftwerk Zwentendorf, das Wasserkraftwerk Hainburg oder Lambach13. Die Aufgabe der Ethik ist es, sich in solche Diskurse einzubringen und Kriterien bereitzustellen, die zu einer objektiven Abwägung von Sachargumenten, von Für und Wider beitragen. Dabei verfügt auch die Ethik über keine letzte Weisheit, sondern muß sich stets in ihren Überlegungen von neuen Erkenntnissen und geänderten Umständen herausfordern lassen.

Wichtig ist es hier anzumerken, daß es die Ethik Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik nicht abnimmt, Entscheidungen zu treffen. Im Kontext von Entscheidungsprozessen liegt der Schwerpunkt ethischer Reflexion, "in der Herausarbeitung allgemeiner Kriterien, die eine vernünftige und d.h. überprüfbare Entscheidung möglich machen, nicht so sehr in den konkreten Einzelresultaten, zu denen die Anwendung von den jeweils berücksichtigten Sachprämissen her führt."14 Diskurspartner kommen zu ihren Argumentationen aufgrund eigener Wertungen und persönlicher Interessen. Nicht immer stehen daher reine Sachargumente im Vordergrund. "Lobbyismus" ist heutzutage allgegenwärtig und führt nicht selten zu - im wahrsten Sinne des Wortes - "einseitigen" Lösungen: Eine Seite profitiert maximal, während die andere den Preis dafür zu zahlen hat. Solche "Lösungen" widersprechen schon vom Prinzip her einer ökologischen Denkweise und Lösungsstrategie. Ökologie als Lehre vom rechten Haushalten15 fordert vernetztes Denken, das möglichst viele Wirkzusammenhänge berücksichtigt, hat also immer das gesamte "Haus" im Blick. Hier ist das Gesamtsystem "Sieger", nicht irgendein potenter Teil desselben, der die stärkste Lobby hinter sich hat.

- Dies gilt es u.a. durch die Ethik offenzulegen und zu hinterfragen.

Faßt man die bisherigen Ausführungen zur "Rechtfertigung" des von mir gewählten Diplomarbeitsthemas zusammen, so ergeben sich für mich im Wesentlichen drei Bereiche, in denen die Ethik von der Problematik künftiger Energieversorgung gefordert wird.

- Zunächst sei festgehalten, daß der Energiefrage in der gegenwärtigen Ökologiedebatte eine zentrale Stellung zukommt. Verschiedenste Argumente, die ja meist irgendeinem Interesse entspringen, verursachen bei der Diskussion um diese ungemein komplexe - weil globale - Problematik immer wieder Konflikte, oft sehr emotionale. Da man davon ausgehen muß, daß es auf diese äußerst diffizile Frage der künftigen Energieversorgung keine einfache und endgültige Antwort geben wird, wird ein Diskurs anzustreben sein, in dem die einzelnen Argumente von den dahinterliegenden Interessen entflechtet und gegeneinander abgewogen werden. Der Ethik kommt es nun zu, für eine solche Güterabwägung Kriterien und Grundorientierungen bereitzustellen.

- Ein zweites Aufgabengebiet für die Ethik öffnet sich dort, wo man auf die Frage stößt, inwiefern bei der Erarbeitung von Lösungsvorschlägen für die Energieproblematik eine Korrektur der Wert- und Zielvorstellungen des einzelnen aber auch der Gesamtgesellschaft nötig sein wird.

- Drittens kann gerade die theologische Ethik einen positiven Beitrag dort leisten, wo sich auf Grund der fortgeschrittenen Umweltzerstörung Angst, Frustration, Entmutigung und ein Gefühl der Ohnmacht breitmachen. Mit der Glaubensmetapher "Schöpfung", die auch das gegenwärtige und nicht bloß das vergangene Handeln Gottes bezeichnet16, drücken wir unsere Hoffnung aus, daß unsere Welt trotz allem durch die Zeiten hindurch getragen wird.17

In diesem Zusammenhang muß auch der uns in die Pflicht nehmende Glaube an Gott als "den Schöpfer des Himmels und der Erde"18 erwähnt werden. Die Schöpfung ist nicht der Willkür von uns Menschen ausgeliefert, vielmehr haben wir uns, die wir als Geschöpfe Gottes selbst Teil dieser Schöpfung sind, gemäß der uns zugedachten Rolle als Bebauer und Behüter (Gen 2, 15) zu verhalten.

1.3 Zum Aufbau der Arbeit

In meiner Arbeit möchte ich anhand einschlägiger Literatur zum Themenbereich Ethik und Energie nach Orientierungen suchen, die Grundlage eines ethisch vertretbaren Umgangs mit Energie sein können.

Meine Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile.

Im ersten Hauptteil, der Problemdarstellung, werde ich die nötige Sachinformation zum Themenbereich der Energieproblematik referieren. Da die Energieversorgung eine Schlüsselstellung in der gegenwärtigen ökologischen Krise darstellt und somit ein ungemein komplexer Problem- und Konfliktbereich ist, erscheint es mir für eine Reflexion der Energiefrage vor dem Hintergrund ethischer Überlegungen, wie sie in dieser Arbeit geschehen soll, wichtig, die wesentlichen Aspekte und Sachfragen zu dieser Problematik aufzuzeigen.

So werde ich nach einigen Begriffsklärungen (2.1) über die wichtigsten Daten zum Energieverbrauch informieren (2.2) und die wichtigsten Energieformen und -quellen auflisten und beschreiben (2.3). Zentraler Punkt der Problemdarstellung wird dann die Behandlung der eigentlichen ökologischen und sozialen Probleme sein, die als Konsequenzen unseres Umgangs mit Energie ausgemacht werden können (2.4).

Der gesamte erste Hauptteil ist sozusagen das sachliche Fundament für die ethischen Ausführungen im zweiten Hauptteil, wo Ansätze und Orientierungen zur Energiefrage in der theologischen Ethik aufgezeigt werden sollen.

In einem ersten Punkt werde ich daher auf die ethische Herausforderung durch die Energieproblematik eingehen und die sich aus der Problemdarstellung ergebenden ethischen Grundkoordinaten benennen (3.1).

Als Überblick sollen dann bisherige Beiträge von Theologie und Kirche zur Lösung der Energieproblematik skizziert werden (3.2), gefolgt von einem Kapitel über die theologischen Grundlagen, die mir bei der Behandlung des Problembereiches Energie im Rahmen der theologischen Ethik als unverzichtbar erscheinen (3.3). Danach werde ich mich dem Problem der ethischen Entscheidungsfindung und des Näheren der Frage nach den Kriterien der Güterabwägung in Entscheidungsprozessen bezüglich der Energiefrage zuwenden. Die Frage, inwieweit sich bereits ganz konkrete konsensfähige und einforderbare Einzelnormen zur Energiefrage von Seite der Ethik definieren lassen, und - kann doch in energiepolitischen Entscheidungen immer nur ein bestmöglicher Kompromiß erzielt werden - ein paar wesentliche Anmerkungen zum ethischen Kompromiß sollen dabei ebenfalls zur Sprache kommen (3.4).

Um in dem klassischen Dreischritt Sehen, Urteilen und Handeln dem letzten Bereich, dem des Handelns, zumindest ansatzweise gerecht zu werden, wird in einem letzten Kapitel noch nach Wegen der Umsetzung gefragt, wo zum einen auf die handlungsmotivierende Eigenschaft des Glaubens und zum anderen auf die Unterscheidung verschiedener Umsetzungsebenen hingewiesen wird (3.5).

Bevor nun mit der Problemdarstellung begonnen wird, sei noch in einem Exkurs zum Konflikt um das Wasserkraftwerk Lambach an der Traun in Oberösterreich gezeigt, wieviel Staub Konflikte im Kontext der Energiefrage bereits auf lokaler Ebene aufwirbeln. Außerdem wird an diesem Beispiel deutlich, wie schwierig es ist, zu Lösungen - ja sogar nur zu kleinen Partiallösungen wie in diesem Fall - in der Energiefrage zu kommen und welch' großes Konfliktpotential in dieser Problematik schlummert.

1.4 Exkurs zum Streit um das Wasserkraftwerk Lambach

Wie brisant die Beschäftigung mit dem Thema Energieversorgung ist, zeigt die heftige Auseinandersetzung, die um das Wasserkraftwerk Lambach an der Traun in Oberösterreich geführt wurde.

1.4.1 Allgemeine Vorbemerkungen

Am Beispiel Lambach läßt sich gut erkennen, daß bei politischen, in diesem Fall energiepolitischen Entscheidungsprozessen nicht immer nur Argumente, die die eigentliche Sache betreffen, ins Spiel gebracht werden. Im Konfliktfall Lambach ging es keineswegs nur darum, ob dieses Kraftwerk aus energiepolitischer Erwägung für die Zukunft notwendig ist oder nicht. Es wurden vielmehr auch Argumente eingebracht, die unschwer erkennen lassen, daß hier Machtfragen, Demokratieverständnis, Kritik am Gesellschaftssystem, Parteipolitik, Wahlwerbung, Arbeitsmarktpolitik und sicher auch der Profilierungsdrang einzelner Politiker und Aktivisten maßgebliche, wenn nicht sogar die eigentlichen Konfliktherde waren.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Wolfgang Kluxen in seinem Beitrag "Moralische Aspekte der Energie- und Umweltfrage" im Handbuch der christlichen Ethik, wenn er für die Auseinandersetzung in der Energiefrage festhält, daß sich darin "die streitenden Positionen nicht mehr als konträre Stellungnahmen zu einer 'Sachfrage', sondern als unvereinbare Lebensentwürfe"19 zeigen. Daß dieser Umstand weitgehend der Grund dafür ist, daß es so ungemein schwer fällt, in diesem Problembereich für alle Beteiligten befriedigende Lösungsstrategien zu entwickeln, erscheint wohl evident. Eine weitere Gegebenheit, die die Schweizerische Nationalkommission Justitia et Pax in einer bereits 1983 erschienenen Publikation zur Energiefrage feststellt, wirkt sich ebenfalls erschwerend auf eine Konfliktlösung aus und gilt auch ganz massiv für den hier beschriebenen Streit in der Causa Lambach: So läßt sich immer wieder bei Auseinandersetzungen zur Energiefrage beobachten, daß "die öffentliche Diskussion" dabei geprägt ist "durch Argumentationsrituale, d.h. die Abfolge von Argument und Gegenargument wirkt starr und schematisch. Der Austausch von Argumenten geschieht selten im Interesse, Verständigung zu erzielen. Vielfach dient er der Selbstrechtfertigung und der Disqualifizierung der jeweils andern Seite."20

Mir geht es hier nicht darum, ein Plädoyer für die eine oder die andere Seite des Konflikts zu sprechen. Diese Ausführungen sollen in erster Linie - wie schon einleitend erwähnt - die Brisanz der in dieser Arbeit behandelten Thematik unterstreichen und aufzeigen, wie komplex energiepolitische Entscheidungsprozesse sind und welchen unterschiedlichen Interessen die dabei vorgebrachten Argumente entspringen.

1.4.2 Darstellung des Konflikts

Im Gespräch war die Errichtung 21 eines Wasserkraftwerkes an der Traun bei Lambach schon seit dem Jahr 1986. Das Land Oberösterreich wollte dadurch seinem Ziel, der Eigenständigkeit der oberösterreichischen Energieversorgung, ein Stück näher kommen. Die ersten Verhandlungen für das Kraftwerk fanden dann im Oktober und November 1989 statt.

Nachdem bereits 1993 in erster Instanz durch den Freiheitlichen Landesrat Achatz ein negativer Wasserrechtsbescheid für das Projekt erlassen wurde, erläßt am 14. März 1995 das Landwirtschaftsministerium (ÖVP) in zweiter Instanz einen positiven Bescheid.

Ähnlich verläuft das Verfahren auch bezüglich der naturschutzrechtlichen Genehmigung: Da die Naturschutzlandesrätin (SPÖ) Bedenken gegenüber dem Kraftwerksbau hat, wird ihr für dieses Projekt die Zuständigkeit entzogen und am 10. Juli 1995 von der ÖVP-dominierten Landesregierung durch einen positiven Naturschutzbescheid grünes Licht für den Bau gegeben.

Am 9. Jänner 1996 beginnen sodann die Rodungsarbeiten am Kraftwerksgelände in Lambach. Bereits am Tag darauf starten Umweltaktivisten von GLOBAL 2000, dem WWF und der Bürgerinitiative Traun mit der Besetzung der Baustelle. Der Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern wird immer heftiger, bis schließlich der Verwaltungsgerichtshof am 11. April 1996, auf Grund von Mängeln im Wasserrechtsverfahren den Wasserrechtsbescheid aufhebt und einen sofortigen Baustopp verfügt.

Grund für dieses Urteil ist, daß einst das Wasserrechtsverfahren nur für das Doppelkraftwerk Lambach-Saag durchgeführt worden ist. Die OKA verzichtete dann allerdings auf den Bau des Kraftwerkes Saag und hielt nur mehr am Bau von Lambach fest, ohne allerdings ein neues Wasserrechtsverfahren für das geänderte Projekt einleiten zu lassen. Dies hätte aber nach Ansicht des Verwaltungsgerichtshofes geschehen müssen, da es nun durch die Änderung des Projekts zu anderen Auswirkungen für die Betroffenen kommen könnte. Durch den Verzicht auf ein neuerliches Verfahren wurde aber verhindert, daß die Bedenken der Anrainer, die durch den Bau des Wasserkraftwerkes negative Auswirkungen auf ihre Hausbrunnen befürchten, erneut einer Prüfung unterzogen wurden.22

Gegnern des Kraftwerksprojekts kam dieser Entscheid natürlich sehr gelegen. So wurde geltend gemacht, daß gerade die Kraftwerksbefürworter, die in diesem Konflikt immer wieder als die Verteidiger des Rechtsstaates auftraten, selbst durch ein Instrument des Rechtsstaates in die Schranken gewiesen wurden.23

Ganz anders verhielt sich nach diesem Urteil die Stimmungslage beim Baugewerbe, das - für's Erste zumindest - einen großen Auftrag verlor. So wurde mitgeteilt, daß durch den verfügten Baustopp Bauarbeiter entlassen werden müßten, die Verluste in Millionenhöhe gingen und einige kleine Zulieferfirmen vor dem Ruin stünden.24 Auch daran läßt sich unschwer erkennen, daß die Argumente in der Lambach- Diskussion keinesfalls rein energiepolitischen Überlegungen entsprangen, sondern daß - um bei diesem Beispiel zu bleiben - in der Pro-Argumentation auch die Beschäftigungssituation und die Auftragslage in der Bauwirtschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten.

Auf die Politik übertragen, bedeutet das dann, daß die Lambach-Diskussion auch dafür herhalten mußte, um in Fragen der Arbeitsmarktpolitik beim Wähler zu punkten25. Lambach war zu einem Politikum geworden und bestimmte wesentlich die oberösterreichische Landes- und Parteipolitik mit. Freilich stand dieses parteipolitische "Hickhack" - die Österreichische Volkspartei mit Landeshauptmann Pühringer an der Spitze trat als einzige Partei für den Bau des Traunkraftwerkes ein - ohne Zweifel auch im Schatten der im Herbst 1997 in Oberösterreich abgehaltenen Landtagswahl.26

Nach dem erneut positiven Wasserrechtsbescheid des Landwirtschaftsministeriums vom 23. Oktober 1996 ist schließlich wieder etwas Ruhe eingekehrt im Streit um Lambach. So wurde mit der Fortsetzung der Bauarbeiten noch so lange gewartet, bis alle möglichen rechtlichen Fragen und Einwände gegen das umstrittene Projekt eindeutig entschieden waren.

Nach dieser Unterbrechung wurden die Bauarbeiten dann aber doch wieder aufgenommen und mittlerweile bereits ohne weitere größere Konflikte zu Ende geführt, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, daß bei Bau und Anlage des Kraftwerks Lambach aufgrund der äußerst brisanten Konfliktvergangenheit größter Wert auf ökologische Begleitmaßnahmen gelegt wurde.

1.4.3 Die Argumente

Versucht man die Diskussion um das Kraftwerk Lambach zusammenzufassen, so kann man festhalten, daß die Befürworter des Kraftwerks Lambach vor allem folgende Argumente vorbringen:27

- Oberösterreich soll in seiner Energieversorgung unabhängig werden. So stellt auch Landeshauptmann Pühringer in einem Fernsehinterview fest:

"Oberösterreich kauft 50 Prozent des Stromes zu ... wir wollen unabhängig sein."28

- Man könne nur glaubhaft gegen Atomstromimporte aus dem Ausland und das Atomkraftwerk Temelin (CR) auftreten, wenn man für die Alternative "Wasserkraftwerk Lambach" eintritt.

- Die Stromgewinnung aus der Wasserkraft trägt zur Verminderung des Treibhausgases CO2 bei.

- Beim Lambach-Konflikt ist "der Rechtsstaat auf die Probe gestellt"29. Ein Projekt, das alle notwendigen Genehmigungen besitzt, die das Gesetz vorschreibt, soll auch verwirklicht werden können. "Politik" - so Landeshauptmann Pühringer - dürfe "keine Dauerdiskussion sein"30.

- Durch den Bau von Lambach werden Arbeitsplätze geschaffen und die sich in Schwierigkeiten befindende Bauwirtschaft gefördert.31

Nun noch im Folgenden zur Argumentation der Gegner des Kraftwerkes Lambach:32

- Das wohl - zumindest vordergründig - wichtigste Argument ist der Schutz eines Ökosystems mit seltenen und schützenswerten Tier- und Pflanzenarten. Das Kraftwerk Lambach würde "eine der letzten größeren freien Fließstrecken in Oberösterreich zerstören".33 Über 90 Prozent des Wasserkraftpotentials in Oberösterreich seien ohnehin bereits ausgebaut.
- Es gäbe durch den Kraftwerksbau unabsehbare Auswirkungen auf die Hausbrunnen der Anrainer.
- Auch demokratiepolitische Bedenken gegen das kompromißlose Durchziehen des Kraftwerksprojektes werden angeführt. Vor allem das Übergehen des negativen

Naturschutzbescheides durch die ÖVP-Mehrheit in der Landesregierung wird scharf kritisiert.34 Für Herbert Huss, den Gründer der Bürgerinitiative Traun ist "der Kampf gegen Lambach ... längst schon ein Symbol und ein demokratisches Signal ... gegen die politische Willkür"35 geworden.

- "Energiepolitisch" - so die Umweltorganisation Greenpeace - "ist das 750-Millionen teure Projekt ... mehr als fragwürdig: Die oberösterreichische Energiegesellschaft OKA verzeichnet seit Jahren einen landesweiten Rückgang des Stromverbrauches. Besonders im Sommer muß Österreich den Überschuß an Wasserkraftstrom billig exportieren. Die Leistung des Traunkraftwerkes Lambach würde aber vor allem im Sommer verfügbar sein und im Winter - wo Österreich auf Importstrom angewiesen ist [Erg. d. Verf.] - bis auf 15 Prozent abfallen."36 Ähnlich argumentiert auch GLOBAL 2000 und streicht hervor, daß Österreich übers Jahr gesehen ein Netto- Stromexporteur ist und allein 1995 umgerechnet 34 Lambach-Jahresproduktionen auf dem mit "Strombergen" gesättigten "europäischen Markt weit unter dem Produktionspreis verschleudert werden"37 mußten. Zudem käme der OKA der Zukauf von Strom vom österreichischen Verbundkonzern viel günstiger als durch die Eigenproduktion in Lambach.38 Fazit: Für den Bau des Wasserkraftwerkes Lambach bestehe keine energiepolitische Notwendigkeit.
- Dem Argument, daß Lambach eine Alternative gegen das im Bau befindliche Kernkraftwerk Temelin sei, hält GLOBAL 2000 entgegen, daß "Lambach gerade 0,5% der geplanten Temelin-Produktion ersetzen"39 könnte.
- Entgegen der Berechnungen der OKA betrage laut GLOBAL 2000 die durch das Kraftwerk Lambach zu erziehlende CO2-Reduktion nicht 58.000 Tonnen sondern nur 3272 Tonnen pro Jahr.40 Zur CO2-Reduktion erschienen den Gegnern des Kraftwerksprojektes andere Maßnahmen sehr viel effizienter.
- Der Bau des Kraftwerkes würde nur kurzfristig während der Bauphase Arbeitsplätze schaffen, nicht aber langfristig.41

Nur am Rande sei erwähnt, daß auch die katholische Kirche in den Konflikt um Lambach mithineingezogen worden ist. So hat sich der Arbeitskreis Ökologie des Pastoralamtes der Diözese Linz öffentlich dazu bekannt, den von GLOBAL 2000 mitinitiierten Protest gegen das geplante Wasserkraftwerk Lambach42 mitzutragen. Der Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern hat sich damals hingegen eher vermittelnd zwischen die Fronten in diesem Konflikt gestellt. Davon überzeugt, daß "nur das aufrichtige Gespräch weiterhelfen" kann, appellierte er "an alle Kontrahenten, die Auseinandersetzung in gegenseitigem Respekt auszutragen."43

Die eben dargelegte Argumentation zeigt, daß hier auf sehr unterschiedlichen Ebenen argumentiert, gefordert und begründet wird. Versucht man eine Analyse, so ergeben sich im Grunde drei Kategorien von Argumenten:

- So werden Argumente gebracht, die auf Sachfragen basieren. Mit Fakten, Zahlen und Berechnungen (Energiebedarf in Oberösterreich, voraussichtlicher Energiegewinn durch das Kraftwerk, CO2-Einsparung, (un-)möglicher Ersatz für das Atomkraftwerk Temelin...) wird versucht, die Notwendigkeit des Kraftwerks Lambach zu begründen bzw. zu widerlegen. Eigentlich sollte es möglich sein - so würde man meinen - auf dieser Ebene der Argumentation einen Sachkonsens zu erzielen, ist es doch letztlich nicht möglich, daß für ein und dieselbe Sache zwei vollkommen verschiedene Zahlen bzw. Fakten gelten.
- Die zweite Kategorie von Argumenten wurzelt in Interessen, Wertungen und Lebensentwürfen44, wo oft große Unterschiede zwischen den Konfliktparteien bestehen. So ist beispielsweise die Forderung nach Unabhängigkeit der Energieversorgung oder nach Arbeitsplatzsicherung durch den Kraftwerksbau, aber auch der Ruf zur Bewahrung einer natürlichen Flußlandschaft nicht schon von sich heraus ein Argument in der Kontroverse um den Kraftwerksbau, sondern erst dann, wenn man damit einen Wert oder ein bestimmtes Interesse verbindet. Auf dieser Ebene spielt dann auch die Güterabwägung eine besondere Rolle, da es eben beim Versuch, einen Konsens zu erzielen, abzuwägen gilt zwischen verschiedenen Werten und Gütern, wie z.B. zwischen dem Wert gesicherter Arbeitsplätze und dem Wert einer intakten Flußlandschaft.45
- Eine dritte Kategorie von Argumenten im dargestellten Konflikt um Lambach ist politischen Ursprungs. Hier geht es in erster Linie um eine demokratiepolitische Kontroverse, die ebensogut andere Auslöser haben kann, als den Streit um einen Kraftwerksbau.

Soll es also nun darum gehen, einen ausgewogenen Konsens in energiepolitischen Kontroversen, wie auch jene um das Kraftwerk Lambach eine darstellte, zu erzielen, so muß man sich zuallererst dessen bewußt sein, daß Argumente auf verschiedenen Ebenen ihren Ursprung haben, d. h. man muß zunächst die Argumente nach ihren Kategorien unterscheiden, um sie richtig gewichten und zuordnen zu können.

So unterstreicht dieser Exkurs zum Konflikt um Lambach nicht nur die Brisanz des in dieser Arbeit behandelten Themas, sondern läßt auch bereits die besondere Tragweite und Dimension von Diskursen im Kontext der Energieproblematik durchblicken.

2 PROBLEMDARSTELLUNG

Wenn sich die Moraltheologie eines Themas wie der "Energieversorgung" annimmt, so erscheint es mir unverzichtbar, zunächst einige Sachinformationen dazu zu referieren. Zumal es sich bei diesem Thema fürs erste um ein Gebiet handelt, das nicht gerade zu den Hauptbeschäftigungsgebieten der Theologie gehört.

2.1 Allgemeines zur Energie, Begriffsklärungen und Maßeinheiten

Was ist eigentlich "Energie"? Welche physikalischen 46 Grundgesetze und Begriffe müssen wir uns in Erinnerung rufen, wenn wir das Problem, das uns die Energieversorgung heute bereitet, auch verstehen wollen?

Der Begriff "Energie" stammt aus dem Griechischen und nimmt seinen Ursprung bei dem griechischen Philosophen Aristoteles (geb. 384 v. Chr.). Aristoteles bezeichnet mit "Energie" eine "Tätigkeit, die das Mögliche in die Wirklichkeit treibt und so Werke hervorbringt".47

Physikalisch definiert man heute "Energie" als "die Fähigkeit eines Systems ..., Arbeit zu leisten"48, sie kann in verschiedenen Energieformen vorliegen, wie beispielsweise Wärme, mechanische oder chemische Energie.

Energie ist sozusagen das Maß für den Arbeitsvorrat eines Systems. Ein einfaches Beispiel macht das deutlich: Ein Kraftfahrzeug benötigt, um zu fahren - oder in anderen Worten: um zu "arbeiten" -, Energie. Je mehr Treibstoff im Tank ist, desto größer ist der "Arbeitsvorrat" oder der "Energiegehalt" des Systems, desto weiter läßt sich mit dem Auto fahren, bzw. desto mehr "Arbeit" kann das System verrichten.

[...]


1 In den Anmerkungen dieser Arbeit werden in der Regel Kurzzitate verwendet. Die vollen bibliographischen Angaben sind dem Literaturverzeichnis zu entnehmen.

2 Neben dem in dieser Arbeit erörterten Problem der Energieversorgung kommt dem weltweiten Problem der Trinkwasserversorgung eine wohl kaum geringere Bedeutung zu.

3 Die "Agenda 21" wurde als umfangreiches Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert auf der UN- Konferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet. Sie enthält u.a. eine Zusammenfassung aller gegenwärtigen Erde und Menschheit bedrohenden globalen ökologischen und sozialen Problembereiche. (Vgl. dazu: SCHEER, Hermann, Sonnenstrategie, 9-13; Der Fischer Weltalmanach 1999, 1203f.)

4 SCHEER, Hermann, Sonnenstrategie, 14.

5 LESCH, Walter, Methoden der Ethik, 494.

6 BÖCKLE, Franz, Fundamentalmoral, 234.

7 Ebd., 234.

8 VIRT, Günter, Christliche Verantwortung, 21.

9 Vgl. KORFF, Wilhelm, Kernenergie und Moraltheologie, 10f.

10 Der Club of Rome wurde 1968 in der Accademia dei Lincei in Rom gegründet. Diese Vereinigung umfaßt etwa 70 Wissenschaftler der verschiedensten Fachrichtungen und Wirtschaftsleute aus 25 Staaten der Erde, die das gemeinsame Ziel haben, die sich immer stärker abzeichnende Krise der Menschheit zu ergründen und darauf aufbauende Lösungsstrategien zu entwickeln. In weiterer Folge sieht es der Club of Rome als seine Aufgabe, auf die politischen Entscheidungsträger in aller Welt Einfluß auszuüben, um sie für die gegenwärtigen Probleme der Menschheit zu sensibilisieren. Gleich in den ersten Jahren seines Bestehens beauftragte der Club of Rome das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den Vereinigten Staaten mit der Erstellung eines Berichts über die Lage der Menschheit. Anhand eines Computermodells errechnete ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Dennis L. Meadows Prognosen für die Zukunft der Menschheit in dieser Welt. 1972 erschien dieser Bericht des Club of Rome in Buchform mit dem bekannten Titel 'The Limits to Growth' oder auf Deutsch 'Die Grenzen des Wachstums' (MEADOWS, Dennis u.a., Die Grenzen des Wachstums). [Vgl. zu dieser Fußnote Eduard Pestels Vorwort im eben zitierten Buch.]

11 Zitat aus der "Kritischen Würdigung" des u.a. von Dennis Meadows verfaßten, ebd. zitierten Berichts zur Lage der Menschheit durch den Club of Rome: Ebd., 199.

12 Mag die Verwendung des Begriffes "Holocaust" in diesem Kontext auch etwas verwundern, so erscheint er mir als Bezeichnung für eine ökologische Katastrophe globalen Ausmaßes doch sehr treffend. Auch Günter Altner verwendet diesen Begriff in gleichem Zusammenhang (vgl. ALTNER, Günter, Bewahrung der Schöpfung und Weltende).

13 Vgl. dazu Kapitel 1.4 Exkurs zum Streit um das Wasserkraftwerk Lambach

14 KORFF, Wilhelm, Kernenergie und Moraltheologie, 11.

15 Vgl. gr.: οικοσ = Haus, λογοσ = Lehre

16 Vgl. VIRT, Günter, Christliche Verantwortung, 22.

17 Aus dieser Hoffnung, die zum Handeln motivieren möchte, allerdings abzuleiten, daß es auf unseren Einsatz für die Umwelt nicht ankomme, wäre wohl eine Pervertierung derselben. Schöpfung bedeutet Gabe und Aufgabe zugleich.

18 Apostolisches Glaubensbekenntnis.

19 KLUXEN, Wolfgang, Moralische Aspekte der Energie- und Umweltfrage, 381f.

20 Unsere Verantwortung in der Energiefrage, 12.

21 Vgl. dazu: News 35 (29.8.1996), 59; OÖN 281 (MI, 4.12.1996), 5; Das Kraftwerk Lambach zwischen Planung und Bau (Informationen zum Kraftwerk aus erster Hand, Nr. 1/96), hrsg. von: Oberösterreichische Kraftwerke AG, Linz; Panda. Offizielles Mitteilungsblatt des WWF Österreich (1/1996), 4; Panda. Offizielles Mitteilungsblatt des WWF Österreich (2/1996), 26f.; Land der Ströme. Österreichische Energiepolitik am Beispiel Lambach, hrsg. von: GLOBAL 2000, Wien 1996, 10f.

22 Vgl. OÖN 86 (FR, 12.4.1996), 1 und OÖN 123 (MI, 29.5.1996), 1.13.

23 Vgl. OÖN 89 (DI, 16.4.1996), 2.

24 Vgl. OÖN 89 (DI, 16.4.1996), 1.7.

25 Dies ging auch aus einer Anzeige des ÖAAB, des ÖVP-Bundes für Arbeiter und Angestellte, und der ÖVP-nahen Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Neuen Kronen Zeitung für OÖ vom Mittwoch, den 1.5.1996 (Seite 13) hervor: So wurde in diesem Inserat verkündet, daß sich Fritz Hochmair, der damalige oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende mit seiner Haltung gegen den auch Arbeitsplätze schaffenden Bau des Kraftwerkes Lambach "endgültig von einer ehrlichen Arbeitnehmerpolitik abgemeldet und die Interessen der Arbeiter seiner Parteitaktik geopfert" hat. Von einer energiepolitischen Notwendigkeit des Kraftwerkes wurde in diesem pikanterweise am Tag der Arbeit veröffentlichten Inserat nicht gesprochen.

26 Vgl. OÖN 92 (FR, 19.4.1996), 3. Vgl. dazu auch die von den OÖN beim Meinungsforschungsinstitut SPECTRA in Auftrag gegebene Befragung im April/Mai 1996, wonach Landeshauptmann Pühringer gegenüber Oktober 1995 um 10 Prozent auf 55 Prozent in der Gunst der Bevölkerung zurückfiel (Frage: "Haben Sie von diesem Politiker eine gute Meinung?"). SPECTRA-Chef Dr. Klaus Nemetz sah darin ganz klar eine Lambach-Reaktion, nicht zuletzt weil Pühringers politische Widersacher in diesem Konflikt Barbara Prammer um 5 Prozent, Fritz Hochmair um 2 Prozent (beide SPÖ) und Rudi Anschober (GRÜNE) ebenfalls um 2 Prozent zulegen konnten (vgl. OÖN 114 (FR, 17.5.1996), 3).

27 Vgl. dazu OKA-Web-Site, "Für Wasserkraft. Für Lambach" [http://www.zika.co.at/oka/wasserkraft.htm], 16.1.1997; Das Kraftwerk Lambach zwischen Planung und Bau (Informationen zum Kraftwerk aus erster Hand, Nr. 1/96), hrsg. von: Oberösterreichische Kraftwerke AG, Linz; Land der Ströme. Österreichische Energiepolitik am Beispiel Lambach, hrsg. von: GLOBAL 2000, Wien 1996, 13-15.

28 Der Report, ORF 2 (DI, 24.9.1996, 21.15-22.00 Uhr).

29 Zit. nach: OÖN 132 (MO, 10.6.1996), 15.

30 Zit. nach: OÖN 203 (MO, 2.9.1996), 2.

31 Siehe oben.

32 Vgl. dazu GLOBAL 2000-Web-Site, "Argumente gegen das KW Lambach" [http://www.t0.or.at/~global2000/lambarg.htm], 16.1.1997; Land der Ströme. Österreichische Energiepolitik am Beispiel Lambach, hrsg. von: GLOBAL 2000, Wien 1996.

33 Panda. Offizielles Mitteilungsblatt des WWF Österreich (2/1996), 27.

34 Vgl. Panda. Offizielles Mitteilungsblatt des WWF Österreich (1/1996), 4.

35 Panda. Offizielles Mitteilungsblatt des WWF Österreich (2/1996), 27.

36 Greenpeace InfoService [Greenpeace@inmedias.ping.at], "Lambach", in [GP Media Service (magnetCITY-Forum)], 12. Jänner 1996.

37 Land der Ströme. Österreichische Energiepolitik am Beispiel Lambach, hrsg. von: GLOBAL 2000, Wien 1996, 3. Vgl. dazu auch Wirtschaftswoche 41 (3.10.1996), 43.

38 Vgl. OÖN 250 (MO, 28.10.1996), 23; OÖN 251 (DI, 29.10.1996), 14.

39 Land der Ströme. Österreichische Energiepolitik am Beispiel Lambach, hrsg. von: GLOBAL 2000, Wien 1996, 13.

40 Allein schon diese Zahlen weisen darauf hin, wie weit auseinander die Positionen der Konfliktparteien lagen und wie sehr hier sogar vermeintliche Sachargumente - zumindest von einer Konfliktpartei - von einem Interesse geleitet waren.

41 Vgl. OÖN 254 (SA, 2.11.1996), 20.

42 Vgl. Aussendung von GLOBAL 2000, in: GLOBAL 2000 [global2000@t0.or.at], "RETTET LAMBACH", in [ÖB-Global 2000 (magnetCITY-Forum)], 12. Jänner 1996.

43 Zit. nach: KIZ 51 (Nr. 11, 14.3.1996), 3.

44 Vgl. dazu auch KLUXEN, Wolfgang, Moralische Aspekte der Energie- und Umweltfrage, 381f. bzw. das Zitat aus diesem Beitrag auf Seite 11 in der vorliegenden Arbeit.

45 Gerade dieses Beispiel zeigt die besondere Schwierigkeit und Konflikthaftigkeit einer solchen Abwägung, da einem wohl beides als hoher Wert erscheint, wobei jedoch schon festzuhalten ist, daß Arbeitsplätze auch durch andere Bauvorhaben gesichert werden können und die Beschäftigungssicherung durch den Bau eines Kraftwerks auch nur eine sehr kurzzeitige bedeutet. Umgekehrt ist es aber auch so, daß die durch den Kraftwerksbau mitentstehende Freizeitlandschaft ebenso einen Wert und keinesfalls einen "Un-Wert" darstellt.

46 Vgl. dazu: HILLERBRAND, Max, Energieszenarien: Optimierung des Möglichen, 27ff.; Das Umweltlexikon, 207ff.; HEINRICH, Dieter; HERGT, Manfred, dtv-Atlas zur Ökologie, 260; BAUMGART, Gert, Countdown für die Energie, 11-17.

47 Zit. nach: HILLERBRAND, Max, Energieszenarien: Optimierung des Möglichen, 27.

48 Das Umweltlexikon, 207.

Final del extracto de 134 páginas

Detalles

Título
Energie und Moral: Die gegenwärtige Energieproblematik und der Beitrag der theologischen Ethik
Universidad
Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz  (Institut für Moraltheologie)
Calificación
sehr gut
Autor
Año
2000
Páginas
134
No. de catálogo
V44238
ISBN (Ebook)
9783638418812
Tamaño de fichero
2215 KB
Idioma
Alemán
Notas
Die Diplomarbeit befaßt sich mit dem Problembereich der Energieversorgung angesichts sich bereits abzeichnender lokaler und globaler ökologischer Probleme. In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, welche Orientierungen für menschliches Handeln sich aus der Reflexion dieses Problembereiches im Rahmen der theologischen Ethik ergeben.
Palabras clave
Energie, Moral, Energieproblematik, Beitrag, Ethik
Citar trabajo
Mag. theol. Christian Hein (Autor), 2000, Energie und Moral: Die gegenwärtige Energieproblematik und der Beitrag der theologischen Ethik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44238

Comentarios

  • visitante el 15/8/2006

    aktualitätsbezug verbreiteter aktueller theologischer Ehtik.

    Kompliment lieber Student,

    Sie scheinen als (ja nahezu) Einziger im kirchlichen Raum diese Frage von
    Sein und Nichtsein der Schöpfung
    als Beitrag theologischen Ethik erkennen zu können.

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Título: Energie und Moral: Die gegenwärtige Energieproblematik und der Beitrag der theologischen Ethik



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