Schon seit Jahrzehnten beschäftigen sich immer wieder Wissenschaftler mit der „Lingua Tertii Imperii“ [LTI]. Dass der gezielte Einsatz von Sprache ein wichtiger Bestandteil der
Manipulation des deutschen Volkes durch die Nationalsozialisten war, ist kein Geheimnis. Grundlage der faschistischen Ideologie war die angebliche Ungleichheit der Völker beziehungsweise der menschlichen „Rassen“. Das Propagandakonzept Hitlers, welches er in „Mein Kampf“ ausführlich erläutert, hatte das Ziel, der Bevölkerung den Gegensatz zwischen den „Untermenschen“ und der „Herrenrasse“ klarzumachen und sie damit zum Kampf gegen den „Feind“ zu mobilisieren. Dieses Freund-Feind-Schema spielte eine Hauptrolle im Propagandakonzept der Nationalsozialisten, Ziel war dabei das Überzeugen der Masse von
ihrer „Idee“. Dass sich die Feindbildkonstruktion nicht auf parteioffizielle Schriften beschränkte, sondern in nahezu alle öffentlichen Texte Einzug erhielt überrascht nicht, waren
doch alle Medien seit der „Machtübernahme“ 1933 gleichgeschaltet und erhielten klare Anweisungen für das „Was“ und „Wie“ des Schreibens. Besonders die Presse war ein Medium, dem nahezu alle Freiräume entzogen wurden. Daher lohnt sich ein Blick auf die
sprachliche Gestaltung des Freund-Feind-Konzeptes in den Printmedien der damaligen Zeit. Für eine Untersuchung solcher Art ist es erforderlich, ein theoretisches Fundament zu legen.
Dabei muss eingangs geklärt werden: Was ist ein Feindbild, welche Funktionen besitzt es und welche Bedeutung kam ihm im Hitler’schen Propagandakonzept zu? Weiterhin stellt sich die Frage, welches Feindbild für Hitler besonders wichtig war und wie sich dies historisch erklären lassen kann. Schließlich sollen die auffälligsten sprachlichen Mittel zur Darstellung des Freund-Feind-Schemas in öffentlichen Texten vorgestellt werden, bevor sich die
Untersuchung ausgewählter Texte anschließt. Die Analyse wird sich auf Artikel parteinaher Zeitungen beschränken, da diese Textsorte starken Reglementierungen durch das Regime unterworfen war und daher zu vermuten ist, dass sich die Journalisten streng an den
vorgeschriebenen Sprachgebrauch hielten. Dabei soll geprüft werden, inwiefern sich die „gemäßigten“ Blätter für das allgemeine Volk in ihrer sprachlichen Darstellung des Freund-Feind-Schemas von den radikalen Hetzzeitschriften unterschieden.
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Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Das Feindbild
- II.1. Wesen und allgemeine Funktionen des Feindbildes
- II.2. Das Feindbild im Rahmen des NS-Propagandakonzepts
- II.2.1. Propaganda – ihre Bedeutung für die Nationalsozialisten
- II.2.2. Entwicklung und Bedeutung des Feindbildes Jude
- III. Das Selbstbild der Nationalsozialisten
- IV. Die Sprachliche Realisierung des Freund-Feind-Schemas
- IV.1. Zur Geschichte der sprachlichen Realisierung des „Feindbildes Jude“
- IV.2. Die sprachliche Gestaltung des Freund-Feind-Schemas im Nationalsozialismus
- IV.2.1. Lexikalische Mittel
- IV.2.2. Weitere sprachliche Mittel
- V. Die Darstellung des Freund-Feind-Schemas in der Berichterstattung der Printmedien am Beispiel der Reichskristallnacht
- V.1. Die Reichskristallnacht
- V.2. Die Presse
- V.3. Korpus, Methoden und Ziele der Untersuchung
- V.4. Überregionale Zeitungen
- V.4.1. Der Stürmer
- V.4.2. Völkischer Beobachter
- V.5. Regionale Zeitungen
- V.5.1. Rostocker Anzeiger
- V.6. Vergleich der Textanalysen
- VI. Fazit
- VII. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Konstruktion des Freund-Feind-Schemas in Printmedien der NS-Zeit. Ziel ist es, die sprachlichen Mittel und Strategien der NS-Propaganda aufzuzeigen, die zur Schaffung und Verbreitung dieses Schemas dienten. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung des Feindbildes „Jude“ und den Vergleich der Berichterstattung in überregionalen und regionalen Zeitungen während der Reichskristallnacht.
- Sprachliche Mittel der NS-Propaganda zur Konstruktion des Feindbildes
- Funktion des Feindbildes im Kontext der NS-Ideologie
- Vergleichende Analyse der Berichterstattung in unterschiedlichen Zeitungen
- Der Einfluss der NS-Propaganda auf die öffentliche Meinung
- Die Rolle der Printmedien in der Verbreitung des Freund-Feind-Schemas
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der sprachlichen Manipulation durch die Nationalsozialisten ein und benennt die „Lingua Tertii Imperii“ (LTI) als zentralen Aspekt. Sie skizziert die Ziele der Arbeit: die Klärung des Begriffs „Feindbild“, dessen Funktion im NS-Propagandakonzept und die Analyse der sprachlichen Mittel zur Darstellung des Freund-Feind-Schemas in Printmedien. Die Fokussierung auf die Reichskristallnacht als Fallbeispiel wird begründet, sowie die Auswahl parteinaher Zeitungen als Untersuchungsgegenstand.
II. Das Feindbild: Dieses Kapitel definiert den Begriff Feindbild und beschreibt seine allgemeinen Funktionen. Es wird betont, dass das Feindbild nicht den Feind selbst repräsentiert, sondern eine konstruierte Darstellung, die oft wenig mit der Realität zu tun hat. Die Bedeutung des Feindbildes zur Rechtfertigung eigenen Handelns und zur Stärkung des Gruppengefühls wird hervorgehoben. Die typischen Merkmale eines Feindbildes nach Kurt Spillmann, wie Misstrauen und Schuldzuschiebung, werden erläutert.
III. Das Selbstbild der Nationalsozialisten: (Kapitelzusammenfassung fehlt im Ausgangstext und muss ergänzt werden. Hier wäre eine Interpretation des Selbstbildes der Nationalsozialisten basierend auf dem gegebenen Text nötig.)
IV. Die Sprachliche Realisierung des Freund-Feind-Schemas: Dieses Kapitel analysiert die sprachlichen Mittel, mit denen das Freund-Feind-Schema im Nationalsozialismus konstruiert wurde. Es untersucht die historische Entwicklung der sprachlichen Darstellung des „Feindbildes Jude“ und beleuchtet lexikalische und weitere sprachliche Mittel der Propaganda.
V. Die Darstellung des Freund-Feind-Schemas in der Berichterstattung der Printmedien am Beispiel der Reichskristallnacht: Dieses Kapitel beschreibt die Reichskristallnacht und analysiert die Berichterstattung in überregionalen (Der Stürmer, Völkischer Beobachter) und regionalen (Rostocker Anzeiger) Zeitungen. Es werden die Methoden der Untersuchung erläutert und ein Vergleich der verschiedenen Darstellungen des Ereignisses vorgenommen, um den Grad der Abweichung von objektiver Berichterstattung zugunsten der Propaganda aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Freund-Feind-Schema, NS-Propaganda, Feindbild, „Jude“, Printmedien, Reichskristallnacht, Sprachliche Mittel, Lexik, Manipulation, Mein Kampf, Lingua Tertii Imperii (LTI).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der NS-Propaganda in Printmedien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Konstruktion des Freund-Feind-Schemas in der nationalsozialistischen Propaganda, insbesondere die sprachlichen Mittel und Strategien zur Verbreitung dieses Schemas in Printmedien. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Feindbildes „Jude“ und einem Vergleich der Berichterstattung über die Reichskristallnacht in überregionalen und regionalen Zeitungen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit möchte die sprachlichen Mittel und Strategien der NS-Propaganda aufzeigen, die zur Schaffung und Verbreitung des Freund-Feind-Schemas dienten. Sie untersucht die Funktion des Feindbildes im Kontext der NS-Ideologie und vergleicht die Berichterstattung verschiedener Zeitungen, um den Einfluss der Propaganda auf die öffentliche Meinung zu beleuchten.
Welche Zeitungen werden untersucht?
Die Analyse umfasst überregionale Zeitungen wie „Der Stürmer“ und den „Völkischen Beobachter“ sowie die regionale Zeitung „Rostocker Anzeiger“. Die Auswahl konzentriert sich auf parteinahe Medien, um die propagandistische Darstellung zu untersuchen.
Was ist die Bedeutung der Reichskristallnacht in dieser Analyse?
Die Reichskristallnacht dient als Fallbeispiel, um die sprachliche Darstellung des Freund-Feind-Schemas in der NS-Presse zu analysieren und den Unterschied zwischen objektiver Berichterstattung und Propaganda aufzuzeigen.
Welche sprachlichen Mittel der Propaganda werden untersucht?
Die Arbeit analysiert lexikalische Mittel und weitere sprachliche Strategien, die in der NS-Propaganda zur Konstruktion des Feindbildes verwendet wurden. Die historische Entwicklung der sprachlichen Darstellung des „Feindbildes Jude“ wird ebenfalls untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, Das Feindbild, Das Selbstbild der Nationalsozialisten, Die sprachliche Realisierung des Freund-Feind-Schemas, Die Darstellung des Freund-Feind-Schemas in der Berichterstattung der Printmedien am Beispiel der Reichskristallnacht, Fazit und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Thematik.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Freund-Feind-Schema, NS-Propaganda, Feindbild, „Jude“, Printmedien, Reichskristallnacht, Sprachliche Mittel, Lexik, Manipulation, Mein Kampf, Lingua Tertii Imperii (LTI).
Wie wird das Feindbild definiert?
Das Feindbild wird als konstruierte Darstellung definiert, die oft wenig mit der Realität zu tun hat und zur Rechtfertigung eigenen Handelns und zur Stärkung des Gruppengefühls dient. Typische Merkmale sind Misstrauen und Schuldzuschiebung.
Wie wird das Selbstbild der Nationalsozialisten behandelt?
Dieser Aspekt erfordert eine weiterführende Interpretation basierend auf dem gegebenen Text, da eine explizite Zusammenfassung im Ausgangstext fehlt. Die Analyse würde sich vermutlich auf die in der Propaganda dargestellte Selbstwahrnehmung der Nationalsozialisten konzentrieren.
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- Berit Stehr (Author), 2005, Zur Konstruktion des Freund-Feind-Schemas in Printmedien der NS-Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44266