Die Volksrepublik China, das mit 1,37 Milliarden Einwohnern bevölkerungsstärkste Land der Erde, gilt als sozialistischer, autoritärer Staat. Ein de facto vorherrschendes Einparteiensystem gewährleistet der kommunistischen Partei die alleinige politische Entscheidungskraft. Durch den autoritären Ansatz beeinflusst die politische Ausrichtung Medienmarkt und -inhalte deutlich.
Aufgrund dieser engmaschigen Verflechtung von Regierung und Mediensystem ergibt sich eine Vielzahl landesspezifischer Besonderheiten. Die Regierung sichert sich hinsichtlich der nationalen Medien die ideologische Kontrolle. Diese sollen in erster Linie der Erziehung des Volkes im Sinne der KPCh und damit der Gewährleistung der nationalen Sicherheit und gesellschaftlicher Einheit dienen. Unter der Staats-Präsidentschaft von Xi Jinping seit 2013 wurden Zensur- und Kontrollmaßnahmen vor allem im Bereich der digitalen Kommunikation weiter verschärft. Das Aufgabenverständnis der Medien weicht somit stark von liberaleren Modellen, wie sie meist in der westlichen Welt anzufinden sind, ab.
Die Regierung überlässt den chinesischen Medien trotz ihrer Legitimation von rabiaten Eingriffen zunehmend Freiheiten zur Kommerzialisierung und Wachstum – Das Wirtschaftssystem wird in seiner Ausrichtung häufig als “sozialistische Marktwirtschaft” bezeichnet. So konnten sich die nationalen Medien unter der KPCh trotz Einschränkungen divers und vielfältig entwickeln. Medien- und IT-Märkte sind mittlerweile die am stärksten wachsenden des Landes. Vor Allem das Medium Internet wuchs als später Teil des Mediensystems erst unter diesen paradoxen Rahmenbedingungen heran. D
urch frühes Eingreifen der Regierung in Kombination mit den besonderen wirtschaftlichen Strukturen wurde das Netz in seiner Beschaffenheit nach und nach verändert. So stellt es heute eine modifizierte, auf China zugeschnittene Variante des World Wide Web dar – online und national zugleich. Auf die Frage, ob und welche Alleinstellungsmerkmale sich bis heute kristallisiert haben und auf welchen Bedingungen diese begründet sind, will diese Arbeit Antworten liefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung - Das Internet als Teil des medienpolitischen Systems Chinas
- 2. Theoretische Grundlagen und Methodik
- 3. Qualität und Eigenart des chinesischen Internets
- 3.1 Infrastrukturelle Bedingungen
- 3.2 Legitimation und Regulierungen des E-Government
- 3.3 Zensierende Strukturen der “Great Firewall of China”
- 3.4 Ökonomische Besonderheiten
- 4. Konklusion und Ausblick
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Alleinstellungsmerkmale des Internets in China und beleuchtet, wie die Beschaffenheit und Besonderheit des chinesischen Netzes durch nationale Bedingungen geprägt sind. Sie analysiert das Internet als Teil des medienpolitischen Systems Chinas und untersucht, wie die Regierung durch Zensur und Regulierung das Netzwerk gestaltet. Die Arbeit fragt nach der Einzigartigkeit des chinesischen Internets im Vergleich zu anderen Ländern und hinterfragt die Eigenschaften und Strukturen, die zu dieser Besonderheit führen.
- Die Rolle des Internets im chinesischen Mediensystem
- Die Bedeutung der nationalen Bedingungen für die Entwicklung des Internets in China
- Die Auswirkungen von Zensur und Regulierung auf die Beschaffenheit des chinesischen Internets
- Die Rolle des E-Government und der “Great Firewall of China”
- Die ökonomischen Besonderheiten des chinesischen Internets
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und stellt das Internet als Teil des medienpolitischen Systems Chinas vor. Es beleuchtet die politische Situation und die Rolle der Regierung in der Medienlandschaft. Kapitel 2 stellt die theoretischen Grundlagen und die Methodik der Arbeit vor. Es geht auf das asiatisch-karibische Kommando-Modell von Blum ein und definiert die Begriffe chinesisches Internet (CI) und nicht-chinesisches Internet (NCI). Kapitel 3 analysiert die Qualität und Eigenart des chinesischen Internets. Es untersucht die infrastrukturellen Bedingungen, die Legitimation und Regulierungen des E-Government, die zensierenden Strukturen der “Great Firewall of China” und die ökonomischen Besonderheiten.
Schlüsselwörter
Chinesisches Internet, Medienpolitik, Zensur, Regulierung, “Great Firewall of China”, E-Government, nationale Bedingungen, Alleinstellungsmerkmale, Infrastrukturelle Bedingungen, Ökonomische Besonderheiten, Medienlandschaft.
- Arbeit zitieren
- Nicolas Weiß (Autor:in), 2017, Die Alleinstellungsmerkmale des Internets in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442737