Das vom amerikanischen Psychologen Garry Prouty erarbeitete Konzept der Prä-Therapie ist eine der wichtigsten Weiterentwicklung der personzentrierten Psychotherapie. Prä-Therapie ermöglicht einen therapeutischen Zugang zu Menschen, die im Allgemeinen als „nicht therapiefähig“ gelten, wie zum Beispiel langjährig hospitalisierte, chronische Psychiatriepatienten, Menschen mit schwerer geistiger Behinderung und solche mit Dualdiagnosen. Eine Dualdiagnose ist z.B. ein Mensch mit geistiger Behinderung und Psychose. Prouty setzt bei der Tatsache an, dass bei diesen Menschen der „psychologische Kontakt“ fehlt, den Carl Rogers als erste Bedingung für eine therapeutische Beziehung bezeichnet hat. Prouty hat eine Methode entwickelt, die auf dem Prinzip der „Reflexion“ beruht, das heißt, der Therapeut spricht das an, was er beim Klienten wahrnimmt. Carl Rogers hat Reflexionen benutzt, um das emotionale Erleben genauer zu erfassen, und Prouty hat dieses Prinzip weiter ausdifferenziert, indem er verschiedene Formen der Reflexion entwickelte, die den Klientinnen helfen, in verschiedenen Bereichen schrittweise Kontakt aufzunehmen, wie zur Realität, zu sich selbst und zu anderen. „Prä-Therapie arbeitet mit dem konkreten, wahrnehmbaren, unmittelbaren Erleben – es geht um diesen bestimmten Stuhl, um dieses spezifische Geräusch, um genau dieses Gefühl.“ Rogers bezeichnet den psychologischen Kontakt als die erste Bedingung für eine therapeutische Beziehung. Diese „erste Bedingung“ wird im Allgemeinen übersehen; die Forschung befasst sich vorwiegend mit den „drei Bedingungen der Grundhaltung“. Prouty stellt fest, dass Rogers den Begriff „psychologischer Kontakt“ im Sinne einer Annahme verwendet und ihn weder genauer definiert noch eine Methode beschreibt, wie er herzustellen sei. Auf diesem Hintergrund wurde mit Prä-Therapie eine Theorie und Praxis des psychologischen Kontaktes entwickelt. Prä-Therapie kommt bei Klienten zur Anwendung, die keine Beziehung aufnehmen können, weil sie kontaktbeeinträchtigt sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Prä-Therapie
- Meine Ansichten zur Prä-Therapie
- Entwicklung des Selbst
- Die Kontaktfunktionen
- Kontaktverhalten
- Zusammenfassung
- Ausblick
- Literaturhinweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beschäftigt sich mit dem Konzept der Prä-Therapie, einer Weiterentwicklung der personzentrierten Psychotherapie, die sich auf Menschen fokussiert, die als „nicht therapiefähig“ gelten. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis und der Herstellung von „psychologischem Kontakt“ als Grundlage einer therapeutischen Beziehung, besonders bei Menschen mit Kontaktbeeinträchtigungen.
- Die Prä-Therapie als Therapieform für Menschen mit Kontaktbeeinträchtigungen
- Die Bedeutung von „psychologischem Kontakt“ in der therapeutischen Beziehung
- Die Prinzipien der Reflexion und die Anwendung von Reflexionsformen
- Die drei Ebenen des psychologischen Kontakts: Kontaktreflexion, Kontaktfunktion und Kontaktverhalten
- Die drei Richtlinien zur Anwendung der Prä-Therapie: Wahrnehmen des unmittelbaren Erlebens, Bestätigung des naturalistischen Realitätssinns, genaue Beobachtung von Verhalten und Sprache.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text beginnt mit einer persönlichen Einleitung des Autors, der die Erfahrungen mit seinem Sohn, der Trisomie 21 und Epilepsie hat, schildert. Es werden Herausforderungen und intuitive Kommunikationsformen mit seinem Sohn beschrieben, die als Ausgangspunkt für die Erläuterung der Prä-Therapie dienen.
Prä-Therapie
Das Konzept der Prä-Therapie von Garry Prouty wird als eine Weiterentwicklung der personzentrierten Psychotherapie vorgestellt. Die Prä-Therapie soll den therapeutischen Zugang zu Menschen ermöglichen, die als „nicht therapiefähig“ gelten. Der Text betont die Bedeutung des „psychologischen Kontakts“ als Bedingung für eine therapeutische Beziehung und erläutert die Methode der Prä-Therapie mit ihrem Fokus auf Reflexion und die drei Ebenen des psychologischen Kontakts.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind Prä-Therapie, psychologischer Kontakt, Reflexion, Kontaktbeeinträchtigungen, personenzentrierte Psychotherapie, Kontaktreflexion, Kontaktfunktion, Kontaktverhalten, naturalistischer Realitätssinn und die drei Richtlinien der Prä-Therapie.
- Citar trabajo
- Sonja Friedwagner (Autor), 2018, Therapeutische Präsenz am Beispiel der Prä-Therapie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443197