Furchtbare Juristen. So der Titel von Ingo Müllers bekannter Monographie. Vor mittlerweile 30 Jahren ist diese veröffentlicht worden und erfreulicherweise hat seitdem mehr Forschung in diesem Bereich stattgefunden. Jedoch erscheint es wichtiger denn je, dass auch neue Generationen von Juristen sich der Vergangenheit der deutschen Justiz bewusst sind. Viel zu selten wird gefragt, woher eigentlich Handlungs- und Verfahrensweisen kommen, was ihre Hintergründe sind und ob man sie vielleicht überdenken sollte. Einer ganzen Generation von Juristen ist gelungen, sich vor ihrer Strafe und auch ihrer Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit zu verstecken. Nicht nur, dass sie straffrei ausgingen. Nein, es war ihnen oftmals sogar möglich, ihre Karriere fortzusetzten und ihr Gedankengut weiter zu verbreiten. Die Auswirkungen dieser personellen Kontinuität auf die Rechtsprechung und die Urteile der NS-Justiz in der jungen BRD sollen in dieser Arbeit untersucht werden. Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst der Verlauf der Entnazifizierungsbemühungen der Alliierten und ihre Ergebnisse dargestellt werden. Daran anschließend soll beleuchtet werden, wie weitreichend am Bundesgerichtshof und im Justizministerium der jungen BRD aus dem Nationalsozialismus „belastete“ Juristen beschäftigt waren. Die Darstellung soll auf diese beiden Bereiche beschränkt werden, da ansonsten der Rahmen dieser Arbeit gesprengt werden würde. Im folgenden und letzten Kapitel sollen die Auswirkungen des Wirkens dieser Juristen auf die Rechtsprechung und auf den Umgang mit den Urteilen aus der Zeit des Nationalsozialismus untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von Entnazifizierung zu Renazifizierung
- Personelle Kontinuität zwischen Drittem Reich und BRD
- Kontinuität am Bundesgerichtshof
- Kontinuität im Justizministerium
- Folgen der Kontinuität
- Rechtsprechung
- Urteile der NS-Justiz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die personelle Kontinuität zwischen dem Dritten Reich und der jungen Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Strafjustiz. Sie analysiert, inwieweit ehemalige NS-Juristen in den deutschen Gerichtshöfen und dem Justizministerium der BRD tätig waren und welche Auswirkungen diese Kontinuität auf die Rechtsprechung und den Umgang mit NS-Urteilen hatte.
- Die Entnazifizierungsbemühungen der Alliierten und ihre Ergebnisse
- Die personelle Kontinuität am Bundesgerichtshof und im Justizministerium der BRD
- Die Auswirkungen der Kontinuität auf die Rechtsprechung und den Umgang mit NS-Urteilen
- Die Rolle der NS-Vergangenheit in der Entwicklung des deutschen Rechtssystems
- Die Frage der Strafbarkeit und der Verantwortlichkeit von NS-Juristen in der Nachkriegszeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der personellen Kontinuität in der Strafjustiz nach 1945 dar und gibt einen Überblick über die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird der Verlauf der Entnazifizierungsbemühungen der Alliierten und ihre Ergebnisse dargestellt. Das dritte Kapitel beleuchtet die personelle Kontinuität am Bundesgerichtshof und im Justizministerium der jungen BRD. Hierbei werden die unterschiedlichen Kontinuitätsformen und die Gründe für die Beibehaltung von NS-belasteten Juristen in leitenden Positionen analysiert. Das vierte Kapitel untersucht die Folgen dieser Kontinuität für die Rechtsprechung und den Umgang mit NS-Urteilen. Hierbei werden die Schwierigkeiten der NS-Aufarbeitung und die Auswirkungen der Kontinuität auf das deutsche Rechtssystem im Detail dargestellt.
Schlüsselwörter
Personelle Kontinuität, NS-Justiz, Entnazifizierung, Renazifizierung, Bundesgerichtshof, Justizministerium, Rechtsprechung, NS-Urteile, Strafbarkeit, Verantwortlichkeit, Nachkriegszeit, deutsche Rechtsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Mathias Klimesch (Autor:in), 2017, Strafjustiz nach 1945. Personelle Kontinuität in der jungen BRD und ihre Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443277