Gegenstand der Arbeit ist die Absicherung der medizinischen Versorgung der Untersuchungsgefangenen der MfS Bezirksverwaltung Rostock. Dies war Aufgabe des Zentralen Medizinischen Dienstes (ZMD) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) Rostock. Das Ziel der Arbeit besteht in der Darstellung der gesetzlichen Grundlagen, ihrer praktischen Anwendung und Analyse. Neben dem Aufbau und der Personalstruktur des ZMD sind die alltäglichen Haftbedingungen und die sich daraus ergebenden Problemfelder für die medizinische Versorgung Schwerpunkt der Untersuchung. War die Organisation des Medizinischen Dienstes geeignet, die erforderlichen Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit der Inhaftierten zu gewährleisten? Welche Qualifikation und Struktur hatte das medizinische Personal? Gab es Widersprüche zwischen den schriftlichen Leitlinien und der tatsächlichen Ausführung? Welche psychischen Auswirkungen hatte die regelhaft angeordnete Einzelhaft im Ermittlungsverfahren? Darüber hinaus werden Arretierung und als drastische Folge Suizid geschildert. Schließlich soll beispielhaft die Motivation der ärztlichen Mitarbeiter von Ärzten zur Mitarbeit im Medizinischen Dienst des MfS betrachtet werden. Im Sinne eines Fazits soll geklärt werden, ob die medizinische Versorgung nach den vorliegenden Akten Teil des Repressionsapparates oder sachgerechte Medizin unter Haftbedingungen war.
Die Arbeit stützt sich auf Auszüge aus Gesundheitsunterlagen, die bei Auflösung der Bezirksverwaltung Rostock alphabetisch geordnet übernommen werden konnten. Die Unterlagen des Medizinischen Dienstes der Bezirksverwaltung Rostock des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) waren im Dezember 2016 zu 100% erschlossen und hatten einen Umfang von 20 laufenden Metern. Sie beinhalteten sowohl Unterlagen zur Sicherung der medizinischen Versorgung der Mitarbeiter als auch die medizinische Betreuung von Inhaftierten der Untersuchungshaftanstalt. Aus diesem voluminösen Pool an Quellen wurden 9 Jahrgänge der Krankenbücher mit 183 Fällen der Abteilung XIV des Medizinischen Dienstes auf Auffälligkeiten stichprobenartig durchgesehen. Erfasst wurden die Gesundheitsbücher, Röntgenaufnahmen, Untersuchungsbefunde, fachärztliche Gutachten und Gesundheitsunterlagen der Inhaftierten. Akten der Personalstruktur des Medizinischen Dienstes wurden herangezogen, ebenso Anwerbungsunterlagen zur Mitarbeit von Ärzten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fragestellung
- 3. Forschungsstand
- 4. Die Untersuchungshaftanstalt der MfS-Bezirksverwaltung (BV) Rostock
- 5. Formale Richtlinien des Zentralen Medizinischen Dienstes (ZMD)
- 6. Die Organisation der medizinischen Maßnahmen
- 6.1. Gesundheitsbesichtigung
- 6.2. Ärztliche Aufnahmeuntersuchung
- 6.3. Überwachungsuntersuchung
- 6.4. Ambulante und stationäre Behandlung
- 7. Spezielle gesundheitliche Aspekte
- 7.1. Die Einzelhaftbedingungen und psychische Folgen
- 7.2. Arrest als extreme Form der Einzelhaft
- 7.3. Suizid
- 8. Die Personalstruktur des medizinischen Dienstes der MfS-Bezirksverwaltung (BV) Rostock
- 9. Ärztliche Mitarbeit im MfS
- 10. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit analysiert die medizinische Versorgung von Untersuchungsgefangenen in der DDR am Beispiel der MfS-Bezirksverwaltung Rostock. Sie untersucht die formalen Richtlinien des Zentralen Medizinischen Dienstes (ZMD) und die konkrete Organisation der medizinischen Maßnahmen. Darüber hinaus betrachtet die Arbeit die Auswirkungen der Untersuchungshaftbedingungen auf die Gesundheit der Gefangenen, insbesondere im Hinblick auf Einzelhaft und Suizid.
- Die medizinische Versorgung von Untersuchungsgefangenen in der DDR
- Die Rolle des Zentralen Medizinischen Dienstes (ZMD)
- Die Auswirkungen der Untersuchungshaftbedingungen auf die Gesundheit der Gefangenen
- Die Organisation und die Personalstruktur des medizinischen Dienstes der MfS-Bezirksverwaltung Rostock
- Die politische Einflussnahme des MfS auf das Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung erläutert den historischen Kontext der DDR als Diktatur und die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie beschreibt die Entstehung des MfS und dessen Aufgaben, insbesondere die Verhaftung und Untersuchungshaft von politischen Gefangenen.
- Kapitel 2: Fragestellung
Die Fragestellung der Arbeit wird hier definiert und präzisiert. Die Arbeit konzentriert sich auf die medizinische Versorgung von Untersuchungsgefangenen in der DDR, wobei die MfS-Bezirksverwaltung Rostock als Fallbeispiel dient.
- Kapitel 3: Forschungsstand
Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zum Thema der medizinischen Versorgung von Untersuchungsgefangenen in der DDR. Es werden wichtige Publikationen und Forschungsergebnisse vorgestellt.
- Kapitel 4: Die Untersuchungshaftanstalt der MfS-Bezirksverwaltung (BV) Rostock
Dieses Kapitel beschreibt die Struktur und Organisation der Untersuchungshaftanstalt der MfS-Bezirksverwaltung Rostock. Es wird die Aufgaben der verschiedenen Abteilungen, insbesondere der Abteilung XIV (Vollzug der Untersuchungshaft) und der Hauptabteilung IX (Verfahrensrechtliche Kompetenzen), erläutert.
- Kapitel 5: Formale Richtlinien des Zentralen Medizinischen Dienstes (ZMD)
Kapitel 5 präsentiert die formalen Richtlinien des ZMD, die die medizinische Versorgung der Untersuchungsgefangenen regeln. Es werden die verschiedenen medizinischen Maßnahmen, wie Gesundheitsbesichtigung, Aufnahmeuntersuchung und Überwachungsuntersuchung, detailliert beschrieben.
- Kapitel 6: Die Organisation der medizinischen Maßnahmen
Dieses Kapitel beschreibt die praktische Organisation der medizinischen Maßnahmen in der Untersuchungshaftanstalt. Es werden die verschiedenen Arten der Behandlung, sowohl ambulant als auch stationär, und die involvierten Akteure dargestellt.
- Kapitel 7: Spezielle gesundheitliche Aspekte
Kapitel 7 widmet sich den speziellen gesundheitlichen Problemen von Untersuchungsgefangenen. Es analysiert die Auswirkungen der Einzelhaftbedingungen, die extreme Form des Arrests sowie das Problem des Suizids.
- Kapitel 8: Die Personalstruktur des medizinischen Dienstes der MfS-Bezirksverwaltung (BV) Rostock
Dieses Kapitel stellt die Personalstruktur des medizinischen Dienstes der MfS-Bezirksverwaltung Rostock vor. Es werden die verschiedenen Positionen und die Aufgabenbereiche des medizinischen Personals beschrieben.
- Kapitel 9: Ärztliche Mitarbeit im MfS
Kapitel 9 beleuchtet die Rolle und die Motivation von Ärzten, die im MfS tätig waren. Es untersucht die politische Einflussnahme des MfS auf das Gesundheitswesen und die Schwierigkeiten, die mit der Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst verbunden waren.
Schlüsselwörter
Untersuchungshaft, Medizinische Versorgung, MfS-Bezirksverwaltung Rostock, Zentraler Medizinischer Dienst (ZMD), Einzelhaft, Suizid, DDR, Politische Gefangene, Gesundheitswesen, Geheimdienst, Politische Einflussnahme.
- Arbeit zitieren
- Ulrich Müller (Autor:in), 2017, Die Absicherung der medizinischen Versorgung von Untersuchungsgefangenen am Beispiel der MfS-Bezirksverwaltung Rostock, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445234