„Am Kamin“ ist eine Art kleine Spukgeschichtensammlung, in der Theodor Storm von einem Erzähler, genannt „alter Herr“, in geselliger Runde sechs unheimliche Geschichten vortragen lässt. Der alte Herr dominiert als Haupterzähler den äußeren Erzählrahmen. Die komplexe, zyklische Erzählstruktur von Rahmen und Binnenhandlung findet sich in vielen von Storms Novellen wieder. Die Besonderheit von „Am Kamin“ liegt darin, dass der äußere Erzählrahmen ausschließlich in Dialogform verfasst wurde. Somit erfährt der Leser lediglich über die Sprechebene, was auf der Handlungsebene stattfindet. Storm verzichtet konsequent auf einen personalen Erzähler und neben dem Haupterzähler treten zwei weitere Erzählerinnen auf: die „gnädige Frau“ und „Clärchen“. Diese sind nicht nur Gesprächsteilnehmerinnen, sondern geben selbst zwei Geschichten zum Besten. Eine solche Erzählform hat Storm später nie wieder versucht.
Die Arbeit folgt der Leitfrage: Welche Erzählstrategien verfolgt Theodor Storm, um beim Leser ein Gefühl des Unheimlichen hervorzurufen und welche Rolle spielen die internen Reaktionen der drei Erzähler im Dialog? Dabei wird das Unheimliche in erster Linie als Konzept, nicht als Phänomen betrachtet. Es soll die Hypothese bestätigt werden, dass Storm bestimmte narrative Strategien verfolgt, um beim Leser ein Gefühl des Unheimlichen hervorzurufen und dass die Dialogform, in der sich die Reaktionen der internen Hörerschaft widerspiegelt, für den Aufbau dieses unheimlichen Gefühls unterstützend wirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund
- Einordnung des Textes in die Epoche des Realismus
- Phantastisches Erzählen im Realismus: eine Antiprogrammatik?
- Das Unheimliche: Begriffsbestimmung und Definition
- Das Unheimliche als Konzept: Erzählstrategien in Theodor Storms „Am Kamin“
- „Der Gespensterbesen“
- „Frau van A...“
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Theodor Storms Novelle „Am Kamin“ im Kontext der Epoche des Realismus und beleuchtet die erzählerischen Strategien, die zum Erschaffen eines unheimlichen Gefühls beim Leser eingesetzt werden. Dabei steht das Unheimliche als Konzept im Vordergrund, wobei auch seine phänomenologische Dimension berücksichtigt wird.
- Einordnung der Novelle in den Realismus
- Das Unheimliche als literarisches Konzept und seine Rezeption
- Die Rolle des Dialogs in der Erzählstruktur
- Analyse ausgewählter Binnengeschichten und ihrer Wirkung auf die Leser
- Die Bedeutung der internen Reaktionen der Erzählerfiguren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Unheimlichen in Storms Werk ein und beleuchtet die Entstehungsgeschichte der Novelle „Am Kamin“. Der theoretische Hintergrund erläutert die Epoche des Realismus und die programmatischen Anforderungen dieser Epoche. Des Weiteren wird das Unheimliche als Konzept nach Freud und Todorov definiert. Der Hauptteil der Arbeit untersucht die Erzählstrategien in „Am Kamin“, die zum Erschaffen eines unheimlichen Gefühls beim Leser eingesetzt werden. Dazu werden zwei Binnengeschichten, „Der Gespensterbesen“ und „Frau van A...“, exemplarisch analysiert. Im Fazit werden die Ergebnisse zusammengetragen und bewertet.
Schlüsselwörter
Theodor Storm, „Am Kamin“, Realismus, Unheimliches, Erzählstrategie, Dialogform, Phantastisches, Gespenstergeschichten, Binnengeschichten, Leserreaktion.
- Citation du texte
- Malin Poggemann (Auteur), 2018, Das Unheimliche als Konzept. Erzählstrategien in Theodor Storms "Am Kamin", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445264