Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Das Adjektiv im Deutschen
1.1 Die Gebrauchsweisen des Adjektivs im Deutschen
1.2 Die Deklination des Adjektivs im Deutschen
1.3 Die Komparation des Adjektivs im Deutschen
2 Das Adjektiv im Englischen
2.1 Die Gebrauchsweisen des Adjektivs im Englischen
2.2 Die Deklination des Adjektivs im Englischen
2.3 Die Komparation des Adjektivs im Englischen
3 Das Adjektiv im Lateinischen
3.1 Die Gebrauchsweisen des Adjektivs im Lateinischen
3.2 Die Deklination des Adjektivs im Lateinischen
3.3 Die Komparation des Adjektivs im Lateinischen
Fazit
Einleitung
Kinder lernen bereits in der Grundschulzeit im Deutschunterricht grundlegende Wortarten kennen – darunter auch die Adjektive. Ob nun Adjektive in den frühen Schuljahren auch schon als solche bezeichnet werden oder nicht, zeigt dies doch bereits deutlich deren Relevanz. Innerhalb dieser Hausarbeit soll nun die Frage beantwortet werden, was sich auf einer wissenschaftlichen Ebene über Adjektive aussagen lässt. Grob gesagt: Was zeichnet sie aus, welche Eigenschaften und Besonderheiten weisen sie auf?
Der Bogen soll in dieser Arbeit aber weiter gespannt werden als dass ausschließlich Aspekte des Deutschen betrachtet werden. Das Adjektiv wird darüber hinaus in der englischen wie in der lateinischen Sprache beleuchtet.
Bei der Betrachtung des Adjektivs im Deutschen wird zunächst auf dessen formale Eigenschaften eingegangen. Im Anschluss erfolgt eine vertiefende Betrachtung der Merkmale in Form einer Aufteilung in die Bereiche Gebrauchsweisen, Deklination und Komparation.[1] Die zu untersuchende Wortart wird in Bezug auf die Sprachen Englisch und Latein ebenso in den Gebieten Gebrauchsweisen, Deklination und Komparation betrachtet.
1 Das Adjektiv im Deutschen
Adjektive im Deutschen zeichnen sich zunächst einmal durch mehrere grundlegende formale Eigenschaften aus. Sie lassen sich beispielsweise deklinieren. Dies ist nach Kasus, Numerus und Genus möglich. Vergleicht man diese Eigenschaft der Adjektive aber mit der Deklination von Substantiven, kann man feststellen, dass bei den Nomen lediglich eine Deklination nach Kasus und Numerus möglich ist (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68)[2]. Das Genus ist bei Substantiven fest (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68), somit ist die Deklination bei Adjektiven „freier“, weil drei statt zwei „Deklinationsparameter“ vorliegen.
Eine weitere formale Eigenschaft von Adjektiven ist, dass deren Endungen jeweils aus zwei Formenreihen heraus verwendet werden können. Jedes Adjektiv besitzt somit mögliche Wortendungen aus einer starken und aus einer schwachen Formenreihe. Ein Beispiel für eine starke Endung findet sich in ein heißer Kaffee, wobei das -er von heißer aus der starken Formenreihe entnommen wurde. Eine schwache Endung ist das -e im Adjektiv heiße innerhalb der Phrase der heiße Kaffee (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68).
Während die beiden genannten formalen Eigenschaften in Gallmann/Sitta 2007: 68 in ihrem Auftreten nicht eingeschränkt werden – bei der an zweiter Stelle genannten Eigenschaft ist sogar explizit von „[j]ede[m] Adjektiv“ (Gallmann/Sitta 2007: 68) die Rede –, treffen die zwei weiteren im „Überblick“ genannten Merkmale lediglich auf einen Großteil der Adjektive zu. So besitzt eine Vielzahl dieser Wörter eine nichtdeklinierte Form (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68). Bezieht man diese Eigenschaft auf das „Heißer-Kaffee-Beispiel“, könnte man das Merkmal am Satz Der Kaffee ist heiß darstellen (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68). heiß ist in diesem Fall die nichtdeklinierte Form, wie man sie beispielsweise auch als Lemma in Wörterbüchern findet. Ebenso verfügen die meisten Adjektive über die Fähigkeit, kompariert, also gesteigert[3], zu werden – die Bildung von Vergleichsformen ist möglich. Ein Kaffee kann also heiß sein, ein anderer heißer und ein dritter noch heißer, also am heißesten (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68). Auf die Komparation der Adjektive im Deutschen wird im Laufe dieser Hausarbeit noch genauer eingegangen. Dies geschieht im Unterpunkt 1.3.
Adjektive unterscheiden sich von Pronomen und Artikeln innerhalb der Veränderbarkeit, der Flexion, sowie durch die Möglichkeit, zwischen Artikeln und Substantiven zu stehen. Eine Konstruktion aus Artikel, Adjektiv und Nomen, wie der vordere Eingang ist demnach zweifelsohne grammatisch. Mit dem Partikel vorn ist jene Wortstellung allerdings nicht umsetzbar: der *vorne Eingang ist ungrammatisch, die richtige Stellung lautet der Eingang vorn (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 68).
1.1 Die Gebrauchsweisen des Adjektivs im Deutschen
Im Deutschen werden vier Gebrauchsweisen des Adjektivs unterschieden: Der attributive Gebrauch, der nominalisierte Gebrauch, der prädikative Gebrauch und der adverbiale Gebrauch. Ein attributiv gebrauchtes Adjektiv steht bei einem Nomen und bestimmt dieses näher. Besitzt ein Nomen einen Begleiter, so steht das attributive Adjektiv zwischen Begleiter und Nomen. Das Adjektiv steht bei dieser Anwendungsweise zumeist vor dem Substantiv. Die Deklination von Nomen und Adjektiv stimmt in Kasus, Numerus und Genus überein (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 69). Es liegt in diesen typischen Fällen des attributiven Gebrauchs also eine KNG-Kongruenz vor.
Seltener treten die Fälle des attributiven Gebrauchs vor, in denen keine Deklination erfolgt. Dieses Phänomen gibt es zum einen in der Stellung nach und zum anderen in der Stellung hinter dem Substantiv. Für die Stellung hinter dem Substantiv ist ein Whiskey pur ein mögliches Beispiel, für die Voranstellung kann man viel Zeit und wenig Geld exemplarisch nennen (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 70).
Wird das Substantiv, auf das sich das Adjektiv bezieht, direkt an der Stelle des Adjektivs weggelassen, aber an einer anderen Stelle im Text genutzt, so spricht man ebenfalls von einem attributiven Gebrauch. Im Satz Von den Rechenaufgaben hast du ja nicht einmal die einfachsten gelöst sind mit den einfachsten die einfachsten Rechenaufgaben gemeint, was sich aus dem Gesamtsatz ergibt. Das Wort Rechenaufgaben ließe sich hinter einfachsten problemlos einsetzen, der Satz würde dann höchstens als stilistisch schlechter angesehen werden. einfachsten wird in diesem Beispiel also zu den attributiven Adjektiven gezählt (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 70). Jedes Adjektiv kann attributiv gebraucht werden (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 74).
Wird das Bezugsnomen eingespart und ist dabei auch keines im übrigen Text vorzufinden, spricht man nicht von attributivem, sondern von nominalisiertem oder substantiviertem Gebrauch. Dekliniert werden Adjektive mit dieser Gebrauchsweise meist genauso wie attributive. Beispiele hierfür sind Sinnloseres im Satz Etwas Sinnloseres als diesen Job kenne ich nicht oder Schreckliches in Sie müssen Schreckliches erlebt haben. Manche Nominalisierungen werden allerdings gar nicht dekliniert. Diese können als selbstständige Nomen angesehen werden. Ein Beispiel ist das Wort Blau im Satz Ich finde, Blau steht Ihnen sehr gut. Betrachtet man allerdings den Satz Ich finde, Blaues steht Ihnen sehr gut, so ist hier Blaues wiederum als nominalisiertes Adjektiv anzusehen (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 70 f.).
Prädikative Adjektive stehen für sich alleine, aber beziehen sich auf Subjekt oder Objekt. Eine Deklination tritt bei ihnen nicht auf. In Hinblick auf den Subjektbezug ist ein Beispiel für prädikativen Gebrauch der Satz Der Mann ist dick. Das prädikative Adjektiv dick bezieht sich auf das Subjekt Der Mann. Bezieht sich das prädikativ gebrauchte Adjektiv auf ein Objekt, lässt sich folgender Satz als Beispiel anbringen: Der Sonnenuntergang stimmte mich nachdenklich. nachdenklich ist hierbei das prädikative Adjektiv, welches sich auf das Akkusativobjekt mich bezieht (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 71). Nicht alle Adjektive lassen sich prädikativ verwenden (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 74). So ist es beispielsweise sprachlich nicht korrekt, folgenden Satz zu verwenden: Diese Zeitung ist *heutig. Das Adjektiv heutig lässt sich nicht prädikativ gebrauchen. Stattdessen nutzt man in diesem Fall das Adverb heute mit vorangestelltem von: Diese Zeitung ist von heute (vgl. Gunkel et al. 2017: 387).
Adverbial gebrauchte Adjektive können sich auf ein Verb, eine Partikel, ein weiteres Adjektiv oder auf einen ganzen Satz beziehen. Dekliniert werden sie nicht. Ein Beispielsatz mit einer ebensolchen Verwendung eines Adjektivs lautet Der Lehrer isst schnell. schnell ist hierbei das adverbial gebrauchte Adjektiv, welches sich auf das Verb isst bezieht. Ein anderer Beispielsatz ist Herr Müller liest ein unwahrscheinlich schönes Buch. Eines der zwei Adjektive in diesem Satz ist unwahrscheinlich. Dieses bezieht sich in seinem hier vorliegenden adverbialen Gebrauch auf das andere Adjektiv schönes (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 72). Beim adverbialen Gebrauch von Adjektiven liegen Beschränkungen vor – nicht alle Wörter dieser Wortart lassen sich auf diese Art und Weise verwenden (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 74).
1.2 Die Deklination des Adjektivs im Deutschen
Wie bereits[4] erwähnt wurde, verfügt jedes Adjektiv im Deutschen über Endungen aus einer schwachen und eine starken Formenreihe. Eine schwache Endung wird dann verwendet, wenn dem Adjektiv ein Pronomen mit einer deutlichen, einer starken Endung voransteht. Befindet sich ein Pronomen ohne Endung oder gar kein Pronomen vor dem Adjektiv, so besitzt das Adjektiv eine starke Endung. Die Endungsreihe, die Anwendung findet, richtet sich also stets nach dem vorhergehenden Pronomen (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 74).
Die Konstruktion heißer Kaffee besteht aus Adjektiv und Nomen, ein Pronomen kommt nicht vor. Demzufolge besitzt das Adjektiv „heiß“ hier eine starke Endung. Da das Bezugsnomen Kaffee im Nominativ Singular steht und maskulin ist, lautet die entsprechende Endung -er. Im Falle der Beispielphrase der heiße Kaffee ist ein Pronomen vorhanden; die Konstruktion besteht aus Pronomen, Adjektiv und Nomen. Die Endung -er des Pronomens der ist eine starke, somit bekommt das Adjektiv heiß eine schwache Endung, -e (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 75).
Die starken Endungen sind immer jene, die auch das vorangestellte Pronomen hätten, nur dass das vorangehende Pronomen bei den Adjektiven mit starken Endungen eben entweder nicht vorhanden ist oder keine Endung besitzt. Die schwachen Endungen bei Adjektiven können nur -e oder -en sein, je nach Kombination aus Numerus, Kasus und Genus (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 75).
1.3 Die Komparation des Adjektivs im Deutschen
Es wurde innerhalb dieser Hausarbeit bereits geklärt, dass Adjektive kompariert werden können. Die Ausgangsform wird als Positiv bezeichnet. Die „nächsthöhere“ Form ist der Komparativ mit der Endung -er. Die höchste, nicht zu überbietende Form ist der Superlativ. Er wird mit der Endung -st gebildet (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 76). Der Superlativ besitzt keine unflektierte Form (vgl. Gunkel et al. 2017: 369). Positiv, Komparativ und Superlativ lassen sich an diesem Beispiel darstellen: Angenommen, man vergleicht drei große Männer, Tim, Joachim und Hans, anhand ihrer Körpergröße. Der Positiv ist dabei in folgendem Satz enthalten: Tim ist groß. Sagt man Joachim ist größer als Tim, verwendet man in diesem Satz die Komparativform größer. Die vergleichende Konjunktion ist hierbei als. Im Satz Hans ist der größte Mann unter den dreien spielt die Superlativform, größte, eine Rolle und macht deutlich, welcher der drei Männer der unüberbietbar größte ist (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 76).
Dass beim Komparativ als als vergleichende Konjunktion genutzt wird, konnte man bereits im genannten Beispielsatz zur Komparativform sehen. Stellt man allerdings mit einer Positivform einen Vergleich an, so nutzt man nicht als, sondern wie als Konjunktion: Ich bin genauso groß wie du (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 76).
Ein besonderer Fall des Komparativgebrauchs tritt auf, wenn der Komparativ nicht den Positiv steigert, sondern den Positiv des Gegenteils. Mit der ältere Mann ist oft nicht ein Mann gemeint, der älter ist als ein alter Mann, sondern einer, der älter ist als ein junger Mann. Manche Adjektive können nicht kompariert werden, da dies inhaltlich keinen Sinn ergeben würde. Ein Beispiel hierfür ist einzig – wenn etwas bereits einzig ist, kann es nicht noch *einziger oder *am einzigsten werden; das verbietet der Inhalt des Wortes (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 76).
Manche einsilbigen Adjektive bilden ihre Komparative und Superlative mit Umlauten. So lauten zum Beispiel der Komparativ von fromm frömmer und der Superlativ am frömmsten. Die Formen frommer und am frommsten sind allerdings auch korrekt. Ein anderes Beispiel ist die Positivform kurz: Der Komparativ ist hier kürzer und der Superlativ am kürzesten. Auch noch stärkere Unregelmäßigkeiten können auftreten: Aus hoch im Positiv wird im Komparativ höher und im Superlativ am höchsten. Komparativ und Superlativ bekommen also nicht nur einen Umlaut, der Komparativ wird zudem mit h statt ch gebildet (vgl. Gallmann/Sitta 2007: 76).
Die bisher in dieser Hausarbeit aufgeführten Komparationsformen beziehen sich auf einen implizit oder explizit versprachlichten Vergleichsstandard. Komparativ und Superlativ können wie im Fall von größer und am größten über dem Wert dieses Standards liegen. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, das nachfolgende Konstrukt zu verwenden: groß – weniger groß – am wenigsten groß. Der Positiv ist hierbei wie gehabt, jedoch wird sowohl der Komparativ als auch der Superlativ unter dem Wert des Vergleichsstandards verortet. Diese Fälle werden als Inferioritätskomparative und -superlative bezeichnet. Möchte man explizit darauf verweisen, dass man von Komparativen und Superlativen redet, welche über dem Wert des Vergleichsstandards liegen, so kann man hierbei die Begriffe „Superioritätskomparative“ und „Superioritässuperlative“ benutzen. Superioritätsformen werden im Deutschen synthetisch gebildet, wohingegen die Bildung der Inferioritätsformen analytisch erfolgt (vgl. Gunkel et al. 2017: 365). Weißt ein Aspekt einer Sprache synthetische Bildung auf, bedeutet dies, dass syntaktische Zusammenhänge durch morphologische Markierungen am Wortstamm entstehen (vgl. Bußmann 2008: 711). Bei der analytischen oder isolierenden Bildung (vgl. Bußmann 2008: 40) werden syntaktische Zusammenhänge nicht durch morphologische Markierungen geschaffen. Stattdessen erzeugt man jene Beziehungen im Satz durch die Wortstellung oder es werden Hilfswörter genutzt (vgl. Bußmann 2008: 310).
[...]
[1] Dieser Aufbau wurde von dem Beitrag zum Thema des deutschen Adjektivs in Gallmann/Sitta 2007 inspiriert.
[2] Literaturangaben beziehen sich in dieser Hausarbeit nicht immer ausschließlich nur auf die vorangehende Wortgruppe oder den vorangehenden Satz. Sie können sich auch auf den letzten inhaltlich zusammengehörenden Abschnitt beziehen. Sinn dieser Vorgehensweise ist es, eine Masse an übermäßig vielen Literaturangaben zu vermeiden.
[3] Die Begriffe „komparieren“ und „steigern“ lassen sich allerdings auch voneinander differenzieren. Während man von Komparation ausschließlich bei der Steigerung durch grammatikalisierte Marker spricht, ist der Begriff der Steigerung oder der Graduierung weiter gefasst. Hierzu zählen alle sprachlichen Verfahren, welche eine Steigerung markieren. Dazu können grammatische und lexikalische Vorgehensweisen zählen. Nicht nur Adjektive lassen sich steigern (vgl. Gunkel et al. 2017: 365).
[4] Auf Seite 4 dieser Hausarbeit wurde bereits in einführender Weise auf die Deklination der Adjektive im Deutschen eingegangen. Dieses Unterkapitel 1.2 enthält nun noch ergänzende Informationen zu besagter Deklination in Bezug auf die verschiedenen Endungsreihen.