Missbrauch der Marktmacht in Oligopolen


Dossier / Travail de Séminaire, 2016

19 Pages, Note: 2,3


Extrait


I Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1. Oligopol
2.2. Abgrenzung zum Monopol und Polypol

3. Klassische Theorien zur Bildung von Oligopolen
3.1 Das Modell von Cournot
3.2 Das Modell von Bertrand
3.3 Das Modell von Stackelberg
3.4 Das Modell von Kreps-Scheinkman
3.5 Das Hotelling-Modell

4. Marktmacht
4.1 Definition und Messung von Marktmacht
4.2 Auswirkungen von Marktmacht

5. Funktionsweisen von Oligopolen
5.1 Arten der Strategiebildung in Oligopolen
5.2 Am Beispiel des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland

6. Rechtliche Regelungen in Deutschland

7. Fazit

II. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Durch den aktuellen Fall von Edeka und Kaiser’s Tengelmann, ist die Thematik von Oligopolen in den Medien und der Politik wieder stärker in den Fokus getreten. Tatsächlich sind verschiedene Arten von Oligopolen in weiten Teilen der Wirtschaft vertreten. Bekannte Beispiele hierfür wären Preisabsprachen bei Tankstellen oder bei Stromanbietern. Beides Bekannte Beispiele, die jedoch einen komplett anderen Ansatz verfolgen. Gerade deswegen steht diese Marktform vor allem bei Politikern und Verbraucherschützern häufig in der Kritik. Da es aufgrund von der Beschaffung der Marktform oftmals zu Preiserhöhungen kommt, die über dem Marktüblichen Niveau liegen und denen nur schwer entgegengewirkt werden kann. Bei sehr engen Oligopolen wird deswegen auch häufig von Kartellen geredet. Diese verhalten sich wie Monopolisten um so den Preis und das Angebot frei gestalten können und so den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland massiv schadet.

Deswegen versucht die vorliegende Arbeit, die vorherrschenden Theorien und Vorgehensweisen von Oligopolen darzustellen und setzt sich mit den daraus resultierenden Problemen auseinander. Zur Veranschaulichung wird sich auch mit der aktuellen Thematik von Edeka und Kaiser’s Tengelmann auseinandergesetzt. Daher wird zu Beginn der Arbeit der Begriff Oligopol definiert und die Entstehungsgeschichte/-entwicklung dargestellt. Im nachfolgenden Kapitel wird diese Marktform von Polypolen und Monopolen abgegrenzt. Im vierten Abschnitt, werden die sechs vorherrschenden Theorien dargestellt und Stärken und Schwächen der jeweiligen Modelle aufgezeigt. Auf der Basis wird analysiert wie die Marktmacht Zustanden kommt, sie beeinflusst wird und wie man diese Veränderungen messbar macht. Danach wird auf die verschiedenen Arten von Oligopolen eingegangen und ihre Auswirkungen auf den Markt betrachtet. Dies wird am Beispiel von Edeka und Kaiser’s Tengelmann veranschaulicht. Abschließend wird auf die rechtliche Problematik von Oligopolen in Deutschland eingegangen und wie sehr sich die Regelungen im internationalen Vergleich unterscheiden. Zum Schluss wird sich im Fazit kritisch mit den Auswirkungen von Oligopolen auseinandergesetzt und erörtert, welche Gefahren wirklich von Oligopolen ausgehen.

2. Definitionen

Im nächsten Kapitel werden die Begriffe Oligopol, Monopol und Polypol definiert und voneinander abgegrenzt.

2.1 Oligopol

Die Bezeichnung Oligopol stammt aus dem griechischen1 und setzt sich zusammen aus den Wörtern oligoi und polein und bedeutet wenige Verkäufer. Ein Oligopol ist eine Marktform, bei der wenige große Anbieter, einer Vielzahl von Käufern gegenübersteht. Man unterscheidet grob zwischen Angebots- und Nachfrageoligopol.2 Die sich jeweils darin unterscheiden von welcher Position das Oligopol den Markt beeinflusst. Da es keine strikte Abgrenzung gibt, wann man von vielen und wenigen Anbietern auf einem Markt spricht, wird die oligopolistische Interdependenz3 als Beurteilungskriterium verwendet. Das bedeutet, dass die Veränderung des Preises bei einem Anbieter einen unmittelbaren Einfluss auf den Preis und die Nachfrage bei den anderen Anbietern hat. Diese werden dann wiederum mit Preisangleichungen reagieren um das Defizit auszugleichen und Einfluss auf die anderen Anbieter zu nehmen. Dies hat zur Folge dass er nicht nur die Reaktionen der Nachfrager mit in seine Gewinn- und Preisfunktion mit einrechnen muss. Es müssen auch Parameter mit einbezogen werden auf die man nur indirekt Einfluss nehmen kann und Aktionen der Wettbewerber mit einkalkulieren muss um den Gewinn zu maximieren. Durch den aufkommenden Preiskampf4, kann es dazu kommen, dass die Anbieter ihre Strategie anpassen und durch Preisabsprachen ihre Marktmacht maximieren und Verluste minimieren wollen. Der eigentliche Wettbewerb verlagert sich dann auf die Produktdifferenzierung und die Qualität der Produkte.

Die Preisstrategien richten sich vor allem danach ob sich die Anbieter auf einen homogenen oder heterogenen Markt befinden. In homogenen Märkten gilt für alle Oligopolisten ein einheitlicher Preis. Im Gegensatz dazu stehen in heterogenen Märkten die Preisstrategie mehr im Vordergrund, weil in diesem Markt die Kundenorientierung im Fokus steht.5

2.2 Abgrenzung zum Monopol und Polypol

Dargestellt werden die Unterschiede in dem morphologischen Marktformenschema. Für die Unterscheidung ist die Menge der Anbieter, der Nachfragern und deren relativer Marktanteil entscheidend.6 Grundlegend werden drei Marktformen7: Monopol, Oligopol und Polypol unterschieden, die jeweils noch um drei weitere Spezifikationen ergänzt werden können. Somit kommt das Modell insgesamt auf neun Möglichkeiten. Bei einem Monopol8 handelt es sich um die Marktform, bei der einem einzigen Anbieter viele Kunden gegenüberstehen. Aufgrund der Alleinstellung des Anbieters, konzentriert sich der komplette Markt auf ihn, der somit komplett den Markt beherrscht und Preise autonom gestalten kann. Im Gegensatz dazu stehen in einem Polypol9 viele Anbieter vielen Nachfragern gegenüber. Der Preis wird durch eine ständige Wechselwirkung zwischen Angebot und Nachfrage gebildet. Durch die hohe Anzahl von Anbietern, ist der relative Marktanteil sehr gering, was zur Folge hat dass auch die Marktmacht gering ist.

Obwohl sich das morphologische Markformenschema durchgesetzt hat, hat es doch auch einige Schwächen.10 Es lässt sich zwar klar Unterscheiden wann ein Markt nur einen Teilnehmer hat und wann mehr als einen, aber eine nicht wann es viele oder wenige Anbieter gibt. Hierfür benötigt man weitere Kriterien. Ein Instrument ist die Spürbarkeit der Aktionen. Wenn ein Anbieter eine geringe Marktmacht hat und seine Aktionen kaum Einfluss auf den Markt oder seine Wettbewerber hat, befindet man sich in einem Polypol. Ansonsten befindet man sich in einem Oligopol.

Zusätzlich gibt das Modell keinen Aufschluss darüber, was als relevanter Markt zu verstehen ist. Auch hierfür gibt es eine ergänzende Theorie, die sich mit den Substitutionslücken beschäftigt und versucht diese Schwäche zu beheben. Sie besagt, dass im Grunde alle Konsumgüter miteinander konkurrieren, denn alle stehen in Konkurrenzkampf um die Kaufkraft der Kunden. Sie lassen sich lediglich in verschiedene Substitute unterteilen. Die Konkurrenz zwischen Anbietern auf einem Markt ist lediglich größer als zu Anbietern zu einem anderen Markt, Konkurrenz besteht aber trotzdem. In gewissem Maße lässt sich so der relevante Markt grob sachlich, räumlich und zeitlich Abgrenzen. Jedoch liefert auch diese Methode kein ganzheitliches Bild bei komplexeren Märkten.

3. Klassische Theorien zur Bildung von Oligopolen

Im folgendem Kapitel, werden die vorherrschenden Theorien zu Oligopolen dargestellt und die Stärken und Schwächen erörtert.

3.1 Das Modell von Cournot

Die Ansätze des französischen Mathematikers Antoine Cournot bilden das Fundament für moderne Preistheorien.11 Er modellierte einen einstufigen Wettbewerb in homogenen Märkten mit wenigen Anbietern.12 Betrachtet wird das Cournot-Modell im Duopol (zwei Anbieter) in denen beide Anbieter darauf Bedacht sind ihren Gewinn zu maximieren.13 Beide Anbieter legen ihre Produktionsmengen unabhängig voneinander fest und anschließend werden Gewinne und Preise auf dem Markt festgelegt. Jedoch wird die Produktionsmengenentscheidung von dem anderen Anbieter beeinflusst. Hierfür stellt Cournot die Reaktionskorrespondenz auf, in dem er für beide Anbieter eine Reaktionsgleichung aufstellt. Es wird versucht das Cournot-Nash-Gleichgewicht herzustellen. Dies ist der Punkt in der sich beide Anbieter in der bestmöglichen Lage befinden. Das ist die Situation die von beiden Anbietern angestrebt wird. Sobald dieses Gleichgewicht erreicht wird, die Strategie nicht mehr verändert um eine stabile Situation beizubehalten.

Hieraus ergeben sich jedoch schnell einige Kritikpunkte. Die Darstellung, dass Oligopolisten im Mengenwettbewerb auftreten ist eher die Ausnahme und findet deshalb kaum Anwendung.14 Zudem kalkulieren Unternehmen ihre Preise nicht auf Basis ihrer Absatzmengen und legen dann ihre Preise fest. Für gewöhnlich setzen Unternehmen erst die Preise fest und kalkulieren auf dieser Basis ihre Absatzmengen. Also genau andersherum. Und reagieren entsprechend der Mitbewerber und Kunden auf Preisanpassungen oder Mengenanpassungen. Dies sorgt dafür, dass die Annahme, dass Wettbewerber nicht aufeinander reagieren realitätsfern ist.

3.2 Das Modell von Bertrand

Ebenso gilt die Theorie des französische Mathematikers Joseph Bertrand als zweites Fundament für moderne Preistheorien.15 Die grundsätzlichen Annahmen sind dieselben wie bei Cournot. Auch Bertrand modellierte einen einstufigen Wettbewerb mit nur wenigen Anbietern auf einem homogenen Markt. Sie unterscheiden sich darin, dass die Absatzpreise im Bertrand-Modell festgesetzt werden und sich aus ihnen die Produktionsmenge und der Gewinn ergeben. Es wird davon ausgegangen, dass beide Anbieter identische Grenzkosten haben und sich die Marktnachfrage gleichmäßig auf die Anbieter verteilt. Reduziert nun einer der Anbieter seinen Preis, richtet sich die ganze Marktnachfrage auf den geringeren Preis. Im Preiswettbewerb16 von Bertrand würde nun wiederum der andere Anbieter seinen Preis soweit reduzieren um den anderen Anbieter zu unterbieten um so die Marktnachfrage wieder auf sich zu lenken. Die alleinige Bedienung der Marktnachfrage hätte eine Gewinnmaximierung zur Folge. Sie würde somit höher liegen als wenn beide Anbieter den gleichen Preis verlangen würden. Die gegenseitige Unterbietung des Preises wird solange erfolgen, bis einer der beiden Anbieter seine Grenzkosten erreicht. Ein Gleichgewicht zwischen den Anbietern liegt erst vor, wenn sich ein Anbieter nicht mehr besser stellen kann. Dies wird dadurch erreicht, dass man sich durch die Grenzkosten nicht weiter unterbieten kann ohne Verlust zu machen. Würde man in diesem Punkt den Preis wieder erhöhen, würde man die komplette Nachfrage wieder verlieren.

Dies führt zum größten Kritikpunkt an dem Modell von Bertrand. Das sogenannte Bertrand-Paradoxon.17 Es sagt aus, dass keiner der Anbieter Marktmacht besitzt oder ausüben kann, da beide Anbieter ihre Produkte zu ihren Grenzkosten verkaufen müssen. Dies führt dazu, dass dieses Modell so nicht anwendbar ist. Um diese Restriktionen aufzulösen, gibt es verschiedene Weiterentwicklungen dieser Theorie. Eine davon wurde von Francis Edgeworth (1897) aufgestellt. Diese beschränkt die Kapazitäten der einzelnen Anbieter. Dies führt wiederum dazu, dass der kleinere Anbieter bis zu seiner Kapazitätengrenze die Nachfrage zu seinen Grenzkosten befriedigen kann. Ab diesem Punkt kommt es zur sogenannten Residualnachfrage.18 Ab diesem Punkt wird der größere Anbieter seinen Preis erhöhen um so sein Gewinnmaximum zu erreichen. Dies führt zu positiven Gewinnen abseits der Grenzkosten und ermöglicht so die Ausübung von Marktmacht.

3.3 Das Modell von Stackelberg

Das Modell von dem deutschen Heinrich von Stackelberg ist eine Weiterentwicklung der Modelle von Cournot.19 Im Gegensatz zu ihnen modelliert Stackelberg einen zweistufigen Wettbewerb mit wenigen Anbietern auf einem homogenen Markt. Ausgangsbasis ist, dass der eine Anbieter auf der ersten Stufe, seine Produktionsmenge festsetzt. Auf der zweiten Ebene wartet der andere Anbieter das Ergebnis des Outputs ab und kalkuliert seine Produktionsmenge auf dieser Basis. Dies bringt den ersten Anbieter in eine vorteilhafte Lage, denn er kann doppelt soviel produzieren und macht doppelt soviel Gewinn.20 Denn egal wie sich der andere Anbieter entschieden hätte, wäre die Produktionsmenge immer hoch gewesen. Dies muss der andere Anbieter als gegebene Tatsache akzeptieren21 und sich anpassen und weniger produzieren.

Auch an diesem Modell gibt es Kritik22, da im realen Markt nicht eindeutig geklärt ist wer Marktführer und wer Marktfolger ist. Zudem müsste selbst bei der Beantwortung des vorherigen Kritikpunkts hinterfragt werden, wieso es dann nicht zu einem Verdrängungswettbewerb kommen würde.

3.4 Das Modell von Kreps-Scheinkman

Das Modell von Kreps und Scheinkman (1983)23 ist eine der am häufigsten zitierten Theorien. Ebenso wie Stackelberg modellierten sie einen zweistufigen Wettbewerb im homogenen Markt mit wenigen Anbietern. 24 Auf der ersten Stufe legen beide Anbieter unabhängig voneinander ihre Kapazitäten fest. Mit diesem Wissen legen beide ihre Preise auf der zweiten Stufe fest. Wenn man sich das Ergebnis betrachtet fällt auf, dass die Gewinnfunktion exakt wie beim Cournot-Modell ausfällt nur mit dem Unterschied dass kein Auktionator benötigt wird.25 Eingeschränkt wird diese Theorie dadurch, dass ein Nash-Gleichgewicht teils nur erreicht wird, in dem man gemischte Strategien anwendet.

3.5 Das Hotelling-Modell

Das von dem amerikanischen Statistiker Harold Hotelling entwickelte Modell (1929)26 beschreibt die Standortpositionierung von Anbietern in heterogenen Märkten. Beide Anbieter positionieren sich räumlich unabhängig voneinander. Häufig wird Hotelling mit dem „Eisverkäufer am Strand“-Problem 27 erklärt. Bei diesem Problem geht es

[...]


1 Vgl. Neumann (1997), S.38 ff

2 Vgl. Gabler (2017) Oligopol

3 Vgl. Löchel (2003), S.164 ff

4 Vgl. Neumann (1997), S.38 ff

5 Vgl. Löchel (2003), S.164 ff

6 Vgl. Wied-Nebbeling (1997), S.6ff

8 Vgl. Gabler (2017) Monopol & Neumann (1997), S.38

9 Vgl. Gabler (2017) Polypol & Neumann (1997), S.38

10 Vgl. Wied-Nebbeling (1997), S.9ff

11 Vgl. Richter (1954), S.13

12 Vgl. Gerlach (2010), S.27

13 Vgl. Riechmann (2014), S.114

14 Vgl. Gerlach (2010), S.28

15 Vgl. Gerlach (2010), S.27

16 Vgl. Gerlach (2010), S. 29

17 Vgl. Schmidt (2012), S. 11-12

18 Vgl. Gerlach (2010), S. 30

19 Vgl. Pindyck/Rubinfeld (2009), S.589 ff.

20 Vgl. Pindyck/Rubinfeld (2009), S.589 ff.

21 Vgl. Pindyck/Rubinfeld (2009), S.589 ff.

22 Vgl. Lorenz (2011), Modell von Stackelberg

23 Vgl. Bako/Tasnadi (2014), S.1

24 Vgl. Norman/Chisholm (2014), S.183

25 Vgl. Gerlach (2010), S.30-31

26 Vgl. Schöler (2013), S.26

27 Vgl. Bröcker/Fritsch (2012), S.99 ff.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Missbrauch der Marktmacht in Oligopolen
Université
Fresenius University of Applied Sciences Dusseldorf
Note
2,3
Auteur
Année
2016
Pages
19
N° de catalogue
V445661
ISBN (ebook)
9783668828988
ISBN (Livre)
9783668828995
Langue
allemand
Mots clés
missbrauch, marktmacht, oligopolen
Citation du texte
Kevin Schulte (Auteur), 2016, Missbrauch der Marktmacht in Oligopolen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445661

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