Bei Shakespeares Narren und die Tradition des Hofnarrentums handelt es sich um eine 1995 veröffentlichte und jetzt neu illustrierte Dissertation aus dem Fachbereich Anglistik. Sie deckt die enge Verflechtung des Komödienwerks Shakespeares mit der Tradition des Hofnarren auf, indem sie sowohl die sozialgeschichtliche Tradition des Hofnarren als auch die des Bühnennarren untersucht.
Zum Verständnis der Rolle der Hofnarren in Shakespeares Dramen sind Informationen über ihren Ursprung, ihr Leben, ihr Aussehen, ihre physische und psychische Kondition, das Verhältnis der Gesellschaft zu ihnen, ihre Funktionen am Hof, das Lachen über sie und mit ihnen, sowie über den Untergang des Narrenphänomens vonnöten. Neben dem sozialgeschichtlichen Aspekt werden des Weiteren der Symbolwert der Narrenfigur im Mittelalter und in der Renaissance, sowie der Einfluss der Karnevalstradition auf den Hofnarren beleuchtet. Bei der Darstellung des geistesgeschichtlichen Wandels der Narrenidee in Ikonographie und Literatur kontrastiert das mittelalterliche Konzept des Sündernarren mit dem erasmischen Renaissancebild des Narren.
Die Geschichte des 'stage-fools' von der antiken Atellane über den Mimus, die Commedia dell'arte, Mysterienspiele und Moralitäten bis hin zum Elisabethanischen Drama lässt die Größe der Shakespearenarren noch evidenter werden. Doch bei der Kreation seiner Narren war Shakespeare nicht nur der Tradition der realen Hofnarren und der der 'fools' und 'clowns' der Bühne verpflichtet. Der Einfluss der komischen Schauspieler Will Kempe und Robert Armin bestimmte ebenfalls die Evolution der Lachgestalt in seinem Bühnenwerk.
Es folgt eine eigenständige, aus dem sozial- und literaturgeschichtlichen Teil erwachsene Analyse und Interpretation der vier Hofnarren in Shakespeares Komödien: Costard (LLL), Lavatch (AWEW), Touchstone (AYL) und Feste (TN) werden einmal als Hofnarren - also ihre Lebensbedingungen, soziale Position, ihre Erscheinung und Benehmen, sowie ihre Hofnarrenfunktionen - und zum anderen als Bühnennarren analysiert. Beleuchtet werden auch das Lachen über sie, sowie ihre Position in der Evolution der 'stage fools' im Allgemeinen und innerhalb des Bühnenwerks Shakespeares.
Die gesamte Analyse dient letztendlich dem Zweck, den Lesern die Superiorität und Singularität der Kreation des im erasmischen Sinne 'weisen Narren' Shakespeares vor Augen zu führen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Der Hofnarr
- Die Sozialgeschichte des Hofnarren
- Die Ursprünge des Amtes
- Die antiken Hofnarren
- Die autochthonen Narren Englands
- Die Verbindung beider Ströme
- Die Herausbildung des Amtes im Mittelalter und seine Entwicklung in der Renaissance
- Die Karnevalstradition
- Die Ursprünge des Amtes
- Der Wandel der Narrenidee vom Mittelalter bis zur Renaissance
- Die Sozialgeschichte des Hofnarren
- Der Bühnennarr
- Die Atellane und der antike Mimus
- Die Commedia dell’arte
- Mysterienspiele und Moralitäten
- Die Bühnennarren vor und zur Zeit Shakespeares
- Shakespeares Bühnennarren
- Shakespeares Einfluss auf die Entwicklung des Bühnennarren
- Robert Armins Einfluss auf Shakespeares Narren
- Die Entwicklung der Clowns und Bühnennarren innerhalb des Bühnenwerks Shakespeares
- Der Untergang der Bühnennarren
- Die vier Hofnarren in den Komödien Shakespeares
- Costard, der Narr aus Love’s Labour’s Lost
- Lavatch, der Narr aus All’s Well That Ends Well
- Touchstone, der Narr aus As You Like It
- Feste, der Narr aus Twelfth Night
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die enge Verbindung zwischen Shakespeares Komödien und der Tradition des Hofnarren. Sie zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Narrenidee zu präsentieren und zu analysieren, wie dieses Phänomen in Shakespeares Komödien reflektiert wird. Der Fokus liegt auf den Schnittmengen zwischen der Geschichte der Narren und Shakespeares Werk. Die Arbeit berücksichtigt nicht alle Aspekte des Narrenphänomens gleichmäßig, sondern konzentriert sich auf die für die Untersuchung der Hofnarren in Shakespeares Komödien relevanten Punkte.
- Die Sozialgeschichte des Hofnarren (Ursprünge, Entwicklung, Funktionen)
- Der Wandel der Narrenidee vom Mittelalter zur Renaissance
- Die Entwicklung des Bühnennarren
- Shakespeares Beitrag zur Entwicklung des Bühnennarren
- Analyse ausgewählter Hofnarrenfiguren in Shakespeares Komödien
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Dieses Vorwort erläutert die Zielsetzung der Dissertation, die darin besteht, die Verflechtung von Shakespeares Komödien mit der Tradition des Hofnarren aufzuzeigen und die Narrenidee umfassend darzustellen. Es wird betont, dass der Fokus auf den relevanten Aspekten für die Analyse der Hofnarren in Shakespeares Komödien liegt, und dass ein umfassender Forschungsbericht zum Thema nicht angestrebt wird. Stattdessen werden die wichtigsten Werke der Sekundärliteratur direkt im Hauptteil kritisch diskutiert.
Der Hofnarr: Dieses Kapitel behandelt die Sozialgeschichte des Hofnarren, beginnend mit den Ursprüngen des Amtes in der Antike und England, über seine Blütezeit in der Renaissance bis zu seinem Niedergang im 17. Jahrhundert. Es werden die soziale Position, die Lebensbedingungen, die Funktion des Hofnarren sowie die Reaktion seines Publikums analysiert.
Der Wandel der Narrenidee vom Mittelalter bis zur Renaissance: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der Narrenidee vom Mittelalter zur Renaissance, basierend auf zeitgenössischen Bildern und Literatur. Es werden die Kontrastierung von Narr und König als Typus und Antitypus, der Sündernarr, der Narr als Symbol für Tod und Vergänglichkeit und der Wandel zum weisen Ratgeber und Warner beleuchtet.
Die Karnevalstradition: Dieses Kapitel beschreibt die Karnevalstradition und ihren Einfluss auf die Narrenidee. Es werden die Charakteristika, Funktionen und die Bedeutung des Karnevals sowie karnevaleske Feste wie das „Feast of Fools“ und die „fool societies“ behandelt. Bachtins Betrachtung des Karnevals und der Lachkultur wird eingeordnet.
Der Bühnennarr: Dieses Kapitel verfolgt die Entwicklung des Bühnennarren von den antiken Theaterformen (Atellane, Mimus) über die Commedia dell’arte und Mysterienspiele/Moralitäten bis zur Zeit Shakespeares. Es werden die verschiedenen Narrentypen, ihre Funktionen und ihr Einfluss auf den elisabethanischen Bühnennarren analysiert.
Shakespeares Bühnennarren: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Shakespeares Einfluss auf die Entwicklung des Bühnennarren, insbesondere auf den Einfluss von Robert Armin. Es wird die Entwicklung der Clowns und Bühnennarren in Shakespeares Werk sowie der Untergang der Bühnennarren im 17. Jahrhundert besprochen.
Die vier Hofnarren in den Komödien Shakespeares: Dieses Kapitel analysiert vier ausgewählte Hofnarrenfiguren aus Shakespeares Komödien (Costard, Lavatch, Touchstone, Feste), indem es ihre sozialen Positionen, Funktionen, ihr Verhältnis zum Publikum und ihre Rolle in der Entwicklung des Bühnennarren untersucht.
Schlüsselwörter
Hofnarr, Bühnennarr, Shakespeare, Commedia dell’arte, Mysterienspiel, Moralität, Renaissance, Mittelalter, ‚natural fool’, ‚artificial fool’, Komik, Satire, Parodie, Narrenfreiheit, ‚wise fool’, Robert Armin, Will Kempe, Karneval, Lachkultur, Symbol, Ikonographie, Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu: Shakespeare's Hofnarren in seinen Komödien
Was ist der Gegenstand dieser Dissertation?
Die Dissertation untersucht die enge Verbindung zwischen Shakespeares Komödien und der Tradition des Hofnarren. Sie analysiert die Narrenidee und ihre Reflexion in Shakespeares Werken, fokussiert auf die Schnittmengen zwischen der Geschichte der Narren und Shakespeares Komödien. Der Fokus liegt auf ausgewählten Aspekten, die für die Analyse der Hofnarren in Shakespeares Komödien relevant sind.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Sozialgeschichte des Hofnarren (Ursprünge, Entwicklung, Funktionen), den Wandel der Narrenidee vom Mittelalter zur Renaissance, die Entwicklung des Bühnennarren, Shakespeares Beitrag zur Entwicklung des Bühnennarren und eine Analyse ausgewählter Hofnarrenfiguren in Shakespeares Komödien.
Welche Kapitel umfasst die Dissertation?
Die Dissertation gliedert sich in folgende Kapitel: Vorwort, Der Hofnarr (inkl. Unterkapitel zu Ursprüngen, Mittelalter/Renaissance und Karnevalstradition), Der Wandel der Narrenidee vom Mittelalter bis zur Renaissance, Der Bühnennarr (inkl. Atellane, Commedia dell'arte, Mysterienspiele/Moralitäten), Shakespeares Bühnennarren (inkl. Einfluss von Robert Armin), Die vier Hofnarren in den Komödien Shakespeares (Costard, Lavatch, Touchstone, Feste) und Nachwort.
Welche Narrenfiguren werden im Detail analysiert?
Die Dissertation analysiert im Detail vier Hofnarrenfiguren aus Shakespeares Komödien: Costard (Love’s Labour’s Lost), Lavatch (All’s Well That Ends Well), Touchstone (As You Like It) und Feste (Twelfth Night). Die Analyse umfasst deren soziale Position, Funktionen, Verhältnis zum Publikum und Rolle in der Entwicklung des Bühnennarren.
Wie wird die Entwicklung des Bühnennarren dargestellt?
Die Entwicklung des Bühnennarren wird von den antiken Theaterformen (Atellane, Mimus) über die Commedia dell’arte und Mysterienspiele/Moralitäten bis zur Zeit Shakespeares nachgezeichnet. Es werden verschiedene Narrentypen, ihre Funktionen und ihr Einfluss auf den elisabethanischen Bühnennarren analysiert, inklusive des Einflusses von Shakespeare selbst und Robert Armin.
Welche Bedeutung hat die Karnevalstradition?
Die Karnevalstradition und ihr Einfluss auf die Narrenidee werden beleuchtet. Die Charakteristika, Funktionen und Bedeutung des Karnevals, karnevaleske Feste (wie „Feast of Fools“ und „fool societies“) und Bachtins Betrachtung des Karnevals und der Lachkultur werden eingeordnet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hofnarr, Bühnennarr, Shakespeare, Commedia dell’arte, Mysterienspiel, Moralität, Renaissance, Mittelalter, ‚natural fool’, ‚artificial fool’, Komik, Satire, Parodie, Narrenfreiheit, ‚wise fool’, Robert Armin, Will Kempe, Karneval, Lachkultur, Symbol, Ikonographie, Literatur.
Was ist das Ziel der Dissertation?
Die Dissertation zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Narrenidee zu präsentieren und zu analysieren, wie dieses Phänomen in Shakespeares Komödien reflektiert wird. Es wird die Verflechtung von Shakespeares Komödien mit der Tradition des Hofnarren aufgezeigt.
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- Dr. phil. Beate Langenbach-Flore (Autor), 1994, Shakespeares Narren und die Tradition des Hofnarrentums, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446291