Brechts Interesse für die Massenmedien, besonders den Film, ist gleichzeitig auch auf sein Vorhaben, ein großes episches Theater zu begründen, zurückzuführen. Film und Massenmedien haben einen wesentlichen wirkungs- und produktionsästhetischen aber auch politischen Einfluss auf Brechts Theorie des epischen Theaters. So urteilt bereits Walter Benjamin: „Die Formen des epischen Theaters entsprechen den neuen technischen Formen, dem Kino sowie dem Rundfunk. Es steht auf der Höhe der Technik.“ Benjamin kann in diesem Zusammenhang getrost als Pionier bezeichnet werden. Denn von einem Medientheoretiker wie -praktiker Brecht zu sprechen,ist erst möglich, seitdem die Medientheorie einen Paradigmenwechsel in der Literatur- und Theatergeschichtsschreibung angestoßen hat. Wurden bereits verschiedenste Facetten der deutschsprachigen Literaturgeschichte medientheoretisch perspektiviert und beleuchtet, so fällt das Resümee
hinsichtlich des Schaffens Brechts immer noch unzureichend aus – auch wenn entsprechende Forschungsliteratur vorliegt: Als präziser Beobachter der brechtschen Ästhetik (aber auch einflussreicher Kunsttheoretiker) geben Benjamins Schriften noch heute viel Aufschluss über ein ‚mediales Apriori‘ bei Brecht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- 1. „Der Film macht dem Drama das Bett.“ Reflexion auf Medienwandel wie -differenz und die Medialität des Theaters.
- 2. Doppelte Medialität des Epischen. Der frühe Film und das Gestische
- 3. Kampf um die „Apparate“ in der Kulturindustrie. Technifizierung und Umfunktionierung der Literatur.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Bertolt Brechts Theorie des epischen Theaters und dem Film, insbesondere die medienästhetischen und politischen Auswirkungen, die der Film auf Brechts Theaterkonzeption hatte.
- Die wechselseitige Beziehung zwischen Film und Theater in Brechts Werk
- Die Rolle der Massenmedien und des Films in Brechts epischer Theorie
- Brechts Reflexionen auf Medienwandel und -differenz
- Die Bedeutung des Gestischen in Brechts Theater und die Verbindung zum frühen Film
- Die gesellschaftlichen und politischen Implikationen von Brechts medientheoretischen Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit Brechts Reflexion auf den Medienwandel und die Auswirkungen des Films auf das Theater. Es beleuchtet die spezifischen Herausforderungen, die der Film für die Theaterkunst stellt, und zeigt, wie Brecht diese Herausforderungen in seine epische Theorie integriert.
Das zweite Kapitel untersucht die Doppelte Medialität des Epischen, indem es die Verbindung zwischen dem frühen Film und dem Gestischen in Brechts Theater beleuchtet. Es analysiert, wie Brecht Elemente der Filmästhetik in seine Theaterpraxis einbezog.
Das dritte Kapitel erörtert Brechts Auseinandersetzung mit der Kulturindustrie und der Rolle der Medien in der Gesellschaft. Es analysiert die Technifizierung und Umfunktionierung der Literatur im Kontext der neuen Massenmedien und zeigt, wie Brecht das epische Theater als eine mediale und gesellschaftliche Kategorie begreift.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen episches Theater, Film, Massenmedien, Medialität, Kulturindustrie, Gestisches, Medienwandel, Brecht.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Trilling (Autor:in), 2016, "Funktionsloser Abgrund?" Film und Massenmedien in Brechts Theorie des epischen Theaters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446341